Huawei P20 Pro – künstliche Intelligenz knipst mit
Das Topmodell von Huawei bringt gleich drei Kameramodule mit. Stolz prangt auch der Leica-Schriftzug auf der Oberfläche. Der 40-Megapixel-Sensor kriegt seine Aufnahmen über eine 27-mm-Weitwinkel-Optik mit Lichtstärke f/1,8. Beim 8-Megapixel fotografiert eine bildstabilisierte Optik mit f/2,4 und einer Brennweite von 83 Millimeter. Schliesslich gibt es noch ein 20 Megapixel grosses Monochrom-Modul mit 27 mm Brennweite und f/1,6.
Bei der Aufnahme arbeiten meist alle Module gleichzeitig. Je nach Situation werden die Resultate miteinander verrechnet. Im Standard-Fotomodus sind Weitwinkelaufnahmen mit 10 oder 40 Megapixel Auflösung möglich. Zoomen lässt sich jedoch nur bei 10 MP, dafür als echtes 3-faches optisches Zoom bis 81 mm Brennweite. Digital geht es dann weiter bis zur 10-fachen Vergrösserung.
Das 20-MP-Modul liefert schon ab Kamera sehr schöne Schwarzweiss-Bilder, seine Informationen werden als zusätzliche Detailangaben auch in die übrigen Fotos eingebunden. 40-MP-Bilder werden mit 7296 x 5472 Pixel, 10-MP-Fotos mit 3648 x 2736 Pixel als JPEG-Dateien gespeichert. Das Huawei P20 Pro kann auch RAW-Bilder im DNG-Format aufzeichnen, jedoch nur im Pro-Aufnahmemodus und nur mit der Weitwinkel-Optik.
Praktischer Einsatz
Als ich die Einstellmöglichkeiten im Porträtmodus durchging, wollte ich das Huawei gleich in Barbie- oder Tussi-Handy umbenennen. «Wollen Sie auf Ihren Selfies immer fantastisch aussehen? Sie können verschiedene Verschönerungseinstellungen vornehmen und eine Datenbank für benutzerdefinierte Verschönerung erstellen» sind noch die harmloseren Versprechungen. Da gibt es verschiedene «Beauty-Ebenen» und «grössere Werte wirken sich deutlich verschlankender aus und erzeugen Verschönerungs-Effekte».
Bislang sind mir Chinesinnen eigentlich nicht als unattraktiv aufgefallen. Aber lassen wir das. Jedenfalls werkelt im Huawei standardmässig eine künstliche Intelligenz (KI) in Form eines Kamera-Assistenten für automatische Szenen- und Objekterkennung. Das funktioniert bei vielen Motiven gut bis sehr gut, bei anderen wiederum überhaupt nicht.
Der Kamera-Assistent wird im Handbuch nicht erwähnt, man stösst eher zufällig auf ihn, um ihn auszuschalten. Wenn nicht, wundert man sich, dass er im Portrait-Modus oder sobald er Haut «sieht», diese «ums Verrecken» glattbügeln will. Der Beauty-Salon lässt grüssen, aber das hatten wir ja schon.
Huawei stellt die Schärfe per Lasertechnik ein, Gesichter werden damit gut erkannt und mit Rahmen markiert. Wem der Fokusbereich nicht gefällt, drückt den Auslöser etwas länger, um den Autofokus zu sperren. Die Belichtung kann ebenfalls manuell verändert werden, indem das Sonnen-Symbol nach oben oder unten gezogen wird.
Der Porträt-Modus erlaubt es, die Beleuchtungsart und -intensität auch nach der Aufnahme anzupassen. Im Blenden-Modus simuliert das Smartphone Blendenveränderungen zwischen f/0,95 und f/16 und den damit verbundenen Unschärfegrad. In beiden Modi ist eine gute Gesichtserkennung nötig, um den Hintergrund sauber zu separieren. Dann bietet er das beste Freistellungs-Resultat der vier verglichenen Smartphones.
Bildqualität und Fazit
Mit seinem 40-Megapixel-Sensor übertrifft das Huawei P20 Pro bei der Auflösung seine Mitstreiter locker. Auch Bilder mit 10 Megapixel und interpolierte Fotos aus den drei Kameramodulen sind überzeugend, teils sogar detailreicher als die 12-MP-Bilder aus dem Samsung.
Dank des Tele-Objektivs ist ein echter 3-facher Zoombereich vorhanden. Auch der 5-fache Hybridzoom bringt kaum Verschlechterungen im Bild. Huawei muss damit erst viel später als seine Vergleichspartner auf digitale Vergrösserung umschalten.
Bei wenig Licht können die Huawei-Fotos ebenfalls von den Zusatzinformationen aus allen Modulen profitieren. Hinzu kommt der Vorteil des flächenmässig grössten Sensors aller vier Smartphones.
Die JPEG-Bilder sehen sehr knackig und scharf aus, die Farben wirken brillant und satt, manchmal für meinen Geschmack schon zu unnatürlich und bunt. Doch das kommt bei den Smartphone-Fotografen anscheinend sehr gut an. Und wie erwähnt, die Web-Darstellung der Bilder lässt sich nicht mit dem exzellenten Huawei-Display vergleichen.
Die künstliche Intelligenz des Kamera-Assistenten kann man lieben oder hassen. Wer von den manchmal unvorhersehbaren Resultaten unabhängig sein möchte, schaltet ihn ganz aus und erkundet das Huawei-Smartphone im Pro-Modus.
Über alles betrachtet kriegt man mit dem Huawei P20 Pro zurzeit das beste Foto-Handy. Die Ferienbekanntschaft wird sich bestimmt auch über die tollen Bilder freuen.