MAGAZIN
Seite 1 / 3
ARTIKEL
Publikationsdatum
23. Juli 2025
Themen
Drucken
Teilen mit Twitter

«Besser spät als nie». Dieses Zitat aus Shakespeares «Der Widerspenstigen Zähmung», bei der die Braut schier endlos lange auf den Bräutigam warten musste, könnte mancher Qobuz-Nutzer ebenfalls aussprechen. Nun ist die direkte Verbindung (Konnektivität) zwischen dem Musik liefernden Server und dem konsumierenden Streamergerät auch bei Qobuz verfügbar, wie schon lange bei Spotify und Tidal.

Das Luxusproblem des modernen Musikliebhabers

Das audiophile Leben war früher übersichtlicher, transparenter: CD-Scheibe in die Schublade, Platte auf den Teller – basta. Den Rest bestimmte die Hardwarequalität im eigenen Haus und die Tonträger im Regal daneben. Heute hat der Musikfreund zahlreiche Optionen, wie und wo sich der Musikgenuss entfalten soll: CD oder Streaming? Welcher Transportweg, was für ein Tonformat? Welcher Streaming-Anbieter und welches Abo? Je nach Wahl ist das Resultat mal besser, mal schlechter. Und da wäre noch die Sache mit dem GUI – Graphic User Interface. Die Bedienoberfläche ist grafisch aufgepeppt vom HiFi-Gerät ins Tablet oder Smartphone gewandert, die Alben werden nicht mehr physisch im Regal gesucht. Man hat nicht nur die eigene Bibliothek zur Auswahl, sondern auch einen gigantischen Plattenladen in den Händen.

Der Streaming-Musikgenuss ist mit komplexer Bedienung verknüpft

Wenn wir die Klangqualität von Qobuz Connect mit den bisher verfügbaren Übertragungsverfahren vergleichen, steht auch unweigerlich diese GUI-Frage im Raum. Wie bediene ich das System? Was für Informationen, Suchfunktionen und Gliederungsmöglichkeiten (Playlists) sind verfügbar? Doch schauen wir zuerst, wie die Connect-Technik im Vergleich funktioniert:

Streaming mit Smartphone oder Tablet ist ein doppelter Flaschenhals. Datenempfang, Transformation und Weiterleitung der Musikdaten laufen über diese Mobilgeräte. Dies ist rechenintensiv, verbunden mit hohem Stromverbrauch und verkürzter Akkulaufzeit.Streaming mit Smartphone oder Tablet ist ein doppelter Flaschenhals. Datenempfang, Transformation und Weiterleitung der Musikdaten laufen über diese Mobilgeräte. Dies ist rechenintensiv, verbunden mit hohem Stromverbrauch und verkürzter Akkulaufzeit.
Der direkte Zugriff des Streamers auf den Server bringt erhebliche Vorteile, klanglich wie vom Handling her.Der direkte Zugriff des Streamers auf den Server bringt erhebliche Vorteile, klanglich wie vom Handling her.

Qobuz-Connect-Testgerät – als CD-Spieler getarnter Digital-Hub

Bemerkenswert: Mit dem Start von Qobuz Connect sind bereits zahlreiche Geräte mit diesem Feature verfügbar, unter anderem von Marken wie Marantz, Denon, McIntosh und Moon, aber auch von Digitalspezialisten wie Auralic und dCS.

Für unseren Test kam der Marantz CD50n zum Einsatz. Das Gerät ist seit Ende 2023 auf dem Markt. Qobuz-Connect kann hier mittels Firmware-Update installiert werden, wenn der CD50n schon älter ist. Die Typenbezeichnung CD ist für dieses Gerät eher unpassend, respektive sie verschleiert, was alles drinsteckt. Schwerfällig, aber passender wäre «DAC-Hub». An Bord sind neben dem CD-Laufwerk auch ein Streamer sowie Internetradio (TuneIn).

Dank HEOS und der Roon-ready-Zertifizierung ist das Gerät auch für den Multiroom-Betrieb geeignet. Der CD50n kann als USB-DAC genutzt werden, und ist fähig, digitale Signale über SPDIF- und HDMI-Schnittstellen zu empfangen und auch über diese auszugeben.

Am USB-B-Anschluss lässt sich eine festplattenbasierte Musiksammlung direkt anschliessen. Befindet sich die Sammlung auf einem Musikserver im Netzwerk, erfolgt die Wiedergabe per DLNA. Auch Bluetooth und AirPlay 2 werden unterstützt.

Als hauseigene Steuerung fungiert die HEOS-App, die mit allen hierzulande unter Audiophilen relevanten Streamingdiensten verknüpft werden kann und generell als Steuerzentrale dient, auch für angedockte Quellen.

Somit ist der Marantz das ideale Gerät, um Qobuz Connect im Vergleich mit anderen Abspielvarianten zu testen. Zudem verfügt der CD50n über einen exzellenten ESS-SABRE-Wandler der 9038er-Serie. Er isoliert die digitale und analoge Sektion mit Isolations-ICs untereinander und verfügt über eine hochwertige, symmetrisch aufgebaute analoge Ausgangsstufe. Leider sind aber nur asymmetrische Cinch-Ausgänge vorhanden – dafür je ein Ausgangs-Paar mit fixer und variabler Lautstärke.

Ob Qobuz Connect Vorteile bringt, hängt von der Perspektive ab.

Schon vor der Einführung von Connect war HiRes-Streaming von den Qobuz-Servern möglich – etwa über Roon oder die Apps vieler Streaming-Geräte. Die Bewertung der neuen Connect-Funktion reicht jedoch über den reinen Direktzugriff hinaus: Wie stimmig ist das Gesamtpaket von Qobuz, insbesondere in Klang und Nutzererlebnis?

Die Apps der Gerätehersteller müssen verschiedene Streamingdienste integrieren und zugleich die eigenen Gerätefunktionen bedienen. Qobuz wiederum positioniert sich als inhaltsstarke Plattform für Streaming und Downloads – mit redaktionell betreuten Neuerscheinungen, Rezensionen, Künstlerporträts, Hintergrundberichten zu Musik, Festivals und Audiotechnik. Auch digitale Booklets gehören zum Angebot: bei Klassik fast durchgehend, bei Jazz fallweise, im Mainstream eher selten. Für manche Musikliebhaber bleibt das fehlende Booklet ein Grund, bei CD oder Vinyl zu bleiben.

Die redaktionelle Tiefe der Künstlerartikel und die Album-Zusatzinhalte wie Booklets sind – neben der bitgenauen Übertragung – ein überzeugendes Argument, beim Musikhören lieber zur Qobuz-App zu greifen als zu den meist funktionalen Hersteller-Apps.

Egal, ob auf Smartphone, Tablet oder Desktop – alle Qobuz-Apps ermöglichen den vollständigen Zugriff auf kuratierte Playlists, Hintergrundartikel und Album-Booklets, sofern diese vom jeweiligen Label bereitgestellt werden.Egal, ob auf Smartphone, Tablet oder Desktop – alle Qobuz-Apps ermöglichen den vollständigen Zugriff auf kuratierte Playlists, Hintergrundartikel und Album-Booklets, sofern diese vom jeweiligen Label bereitgestellt werden.

Für Streaming-Anbieter, wie Qobuz ist es einfacher, mit ihrer App die relevanten Gerätefunktionen zu steuern (Laufwerk und eventuell Lautstärke) als für eine Geräte-App die mehr oder weniger umfangreichen Bibliotheksfunktionen unterschiedlicher Streaming-Plattformen zu integrieren. Wollte man bisher den vollen Umfang des Qobuz-Angebots (Musik, Informationen und komplexe Suchfunktionen) ohne Klangkompromisse nutzen, blieb einem das Hin und Her zwischen der Qobuz- und Geräte-App nicht erspart. Mit «Connect» wird dies hinfällig.

Mit der Qobuz-Desktop-App (für PC und Mac) lässt sich ein Album auf jedem netzwerkkompatiblen Gerät abspielen. Ein nahtloser Wechsel zur Steuerung per Tablet oder Smartphone ist dank App-Synchronisierung problemlos möglich.Mit der Qobuz-Desktop-App (für PC und Mac) lässt sich ein Album auf jedem netzwerkkompatiblen Gerät abspielen. Ein nahtloser Wechsel zur Steuerung per Tablet oder Smartphone ist dank App-Synchronisierung problemlos möglich.
Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2:
Seite 3: