Samsung Galaxy S9+ – Mechanischer Blender
Das Galaxy S9+ von Samsung ist mit 158 mm das längste Smartphone im Vergleich. Das Huawei ist 3 Millimeter kürzer, mit 74 mm aber gleich breit wie das Samsung. Mit je 180 Gramm wiegen beide gleich viel.
Mechanische Tasten gibt es wie beim iPhone nur an den Seiten. Das Display ist am Rand leicht gebogen und zieht sich etwas über die beiden längeren Kanten. Mit 2960 x 1440 Pixel übertrifft das Galaxy S9+-Display die Auflösung aller übrigen Bildschirme im Vergleich. Oben und unterhalb des Displays befinden sich 7 Millimeter breite Rahmen. Im oberen sind LED-Anzeige, Lichtsensoren, Iris-Erkennung, Lautsprecher und Selfie-Kamera untergebracht.
Samsung gibt seinem Top-Modell zwei 12-Megapixel Hauptkameras mit optischer Bildstabilisierung mit. Das Weitwinkel-Modul mit 26 mm Brennweite verfügt über eine mechanische Blende mit Öffnungs-Werten von f/1.5 und f/2.4. Dies ist zurzeit einzigartig bei Smartphones. Wer genau hinhört wird ein leises Klicken beim Umschalten ausmachen. Das von Samsung als Tele-Kamera bezeichnete Objektiv besitzt eine Lichtstärke von f/2.4 und eine Brennweite von 52 mm, was eher einem Normal-Objektiv entspricht.
Zwischen den beiden Objektiven lässt sich im Auto-Fotomodus hin- und herschalten. Damit hat man ein zweifaches optisches Zoom bis maximal 52 mm Brennweite. Darüber hinaus wird digital vergrössert. Fotos speichert das S9+ mit 4032 x 3024 Pixel als JPEG- und im Pro-Fotomodus auch noch im RAW-Format als DNG-Datei.
Praktischer Einsatz
Das Samsung Smartphone bringt gleich zehn verschiedene Foto-Modi mit. Seine Favoriten kann man getrennt nach Haupt- und Frontkamera auswählen. Sie stehen immer nach Starten der Kamera-App bereit. Im automatischen Betrieb werden durch Tippen auf den Bildschirm Fokusbereich und Belichtung bestimmt. Letztere kann via Lampen-Symbol noch manuell angepasst werden, ebenso der Blitzlicht- und Fotofilter-Einsatz.
Der «Live-Fokus» des Galaxy S9+ ist mit dem Blenden-Modus von Huawei vergleichbar. Dabei lässt sich vor oder nach der Aufnahme die Hintergrundunschärfe in 7 Stufen verändern. Die Freistellung erfolgt dabei nicht immer so sauber wie beim Huawei. Dafür lässt sich die natürliche runde Form des Bokehs in Herzchen, Sternchen, Blümchen oder Kaninchen(!) umwandeln.
Wer im «Live-Fokus» die Dual-Aufnahme einschaltet, kann danach in der Fotogalerie auf das Tele- und das Weitwinkelbild getrennt zugreifen. Die meisten manuellen Einstellmöglichkeiten bietet der Pro-Modus. Nur hier lassen sich die beiden mechanischen Blenden anwählen. Bei dunklem Bild aufgrund zu tiefer Belichtungskorrektur warnt die Kamera-App mit roter Anzeige des Korrektur-Wertes.
Samsung erkennt auch mehrere Gesichter gut und markiert sie mit einem gelben Kreis. Der Autofokus arbeitet zügig, und auch der Verfolgungs-AF krallt sich an den angetippten Bereich und verfolgt ihn bis zum Bildrand. Leider ist seine Auswahl-Grösse nicht veränderbar und kleinere Motive sind schwieriger zu treffen.
Was hingegen nicht nur mir gehörig auf den Keks ging ist das überempfindliche Display-Verhalten beim Auswählen von Foto-Modi oder Parameter-Einstellungen. So nervt man sich einfach, wenn beim geringsten Berühren und Ziehen unbeabsichtigt der Modus gewechselt und zum Beispiel auf Selfie-Betrieb geschaltet wird. Da durch horizontales Wischen sowohl die Foto-Modi wie auch die Aufnahme-Einstellungen angepasst werden, kommen sich die beiden oft in die Quere.
Hinzu kommt noch, dass viele Symbole und Skalen ins Aufnahmebild eingeblendet werden und je nach Motiv kaum noch erkennbar sind.
Bildqualität und Fazit
Dank den beiden umschaltbaren Optiken ist beim Galaxy S9+ eine zweifache optische Vergrösserung ohne digitale Bildstörungen möglich. Bei genügend Licht aufgenommene Fotos werden auf dem Samsung-Display sehr gut wiedergeben. Sie verblüffen zum Teil mit unglaublicher Schärfe und Detailauflösung. Hier lohnt es sich, den automatischen Foto-Modus zu verlassen und mit den Pro-Einstellungen zu experimentieren.
Die Farben kommen bei den meisten Motiven knackig, frisch und kräftig bunt daher, vergleichbar mit den Aufnahmen des Huawei-Handys. Da wie dort wirken Fotos mit dem Weitwinkel-Objektiv aufgenommen oft natürlicher und weniger digital bearbeitet als die Tele-Objektiv-Bilder.
Bei Innenaufnahmen mit höheren ISO-Werten bringt Huawei mit seiner Ausstattung erwartungsgemäss die besseren Fotos. Hier setzt bei Samsung die Rauschunterdrückung mit Weichzeichnung früher ein.
Mit dem Samsung Galaxy S9+ lässt sich sehr gut fotografieren und filmen, wenn man die Foto-App mit der nervenden Umschaltung in den Griff gekriegt hat.
Die Smartphone-Grösse wird nicht jeden überzeugen, doch das sehr hochauflösende Display ist eine Klasse für sich und dank Tageslichtfunktionen lassen sich auch am sonnenüberfluteten Badestrand die Bikini-Schönheiten ins Visier nehmen.