Parrot Zik

Kopfhörer mit Gedächtnis
Marantz setzt im Übrigen keine industriellen DAC-Chips von der Stange ein, sondern kreierte einen eigenen, diskret aufgebauten Wandler, der bevorzugt auf das DSD-Format setzt. Dieses bringt nach Ansicht der Marantz-Soundmaster gegenüber PCM klangliche Vorteile mit sich. Dass da etwas dran ist, hatte bereits der SACD 10 im Hörtest bewiesen, wobei hier die SACD als Tonträger von Haus aus ein DSD-Signal anliefert.
Jedenfalls werden auch beim Link 10n eintreffende HiRes-Streams, die im FLAC-Format ankommen, erst auf DSD umgerechnet: Die Wandlung von digital zu analog erfolgt in einem zweistufigen Prozess: Erst wird der digitale Datenstrom mittels eines 32-Bit-Fliesskomma-Signalprozessors in hochauflösendes DSD-Format konvertiert, um dann in einer zweiten Stufe mit einem Tiefpassfilter von der «schonenden» Wandlung von DSD zu einem analogen Signal zu profitieren. Besonderes Augenmerk wurde auf die Minimierung digitaler Taktschwankungen gelegt. Ein spezielles Jitter-Reduktionssystem soll für eine nahezu perfekte Signalreinheit sorgen. Der DAC unterstützt DSD-Signale bis 11,2 MHz und PCM-Signale bis 384-kHz/32-Bit.

Der aus der Schachtel genommene und via USB-Kabel geladene Hörer wird in der Hitze des Tests erst mal so auf die Schnelle und ohne Studieren eines Manuals (!) an unserem High-End-Verstärker im passiven Modus angehört.
Erster Eindruck: schlecht! Die Mitten dominieren, der Bass versteckt sich, und Obertöne fehlen fast gänzlich. So also klingt der Hörer passiv, sozusagen schmucklos ohne jegliche Elektronik.
Doch das ist noch kein Grund, ihn gleich wegzuschmeissen. Also wird erst mal die On-Taste gedrückt und ein völlig anderer Sound ist zu hören, der für meine Ohren ebenso schrecklich klingt: Grell und messerscharf kommen die Höhen, der Bass dröhnt. Die Becken zischen derart stark, dass sie fast Harry James Solo-Trompete, samt seiner Big Band übertönen.
Nun kommen doch erste Bedenken auf, was die Kompetenz der Firma Parrot in Sachen Audio betrifft. Doch der Test wird bis zum bitteren Ende (?) weitergeführt. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt ...
... Ende gut!
Also wird der Zik mit dem iPhone via Bluetooth gepaart, was reibungslos vonstatten geht. Anschliessend werde ich aufgefordert, eine App mit Namen Parrot Audio Suite von Apple Store gratis (!) herunter zu laden. Also beim AppStore angeklopft, wo ich selbstverständlich einen Account habe, und die App schlüpft in mein iPhone.
Der Zik wird nun via Audio Suite und dem Equalizer auf linear eingestellt. Und siehe – oder besser höre – da: Der Klang ist nun wie durch Zauberhand ausgewogen und klar! Der Vorbenutzer dieses Hörers musste wohl einen etwas extremen Geschmack gehabt haben. Der Zik hatte sich seine gewählte Equalizerstellung gemerkt ...
Jetzt wird getüftelt, und ich stelle mit „mein“ Klangbild für Klassik ein. Das heisst, ich senke den Bereich um 2,4 kHz um 1 dB und den Bereich um 6 kHz um 4 dB ab, was zu einem warmen, natürlichen Klang bei klassischer Musik führt. Aber bei Rock-Pop darf's dann doch eine etwas härtere Gangart sein, und der Hörer wird auf linear gestellt. So klingt er hell, frisch, obertonreich, dynamisch, einfach sehr gut!
Nun wird das Sound Programm Concert Hall der Audio Suite angewählt. Hier können verschiedene Räume angewählt werden, von der leicht halligen Concert Hall bis zum akustisch neutralen „Silent Room“. Zudem kann die Basisbreite des Stereoklangbildes verstellt werden. Bei optimaler Stellung wandert das Klangbild sogar „aus dem Kopf“ und wirkt (fast) wie bei exzellenten Lautsprechern. Ein wirklich ernst zu nehmender Klangprozessor!
Zu guter Letzt wird noch das Noise Cancelling aktiviert. Dabei wird keine deutlich hörbare Klangverschlechterung festgestellt. Die Geräuschunterdrückung ist effizient und verdient das Prädikat sehr gut.
Audiophil
Wer den Hörer absolut audiophil, das heisst ohne die Bluetooth Komprimierung, anhören möchte, kann dies mit beigelegtem Kabel tun. So heisst es, am iPhone samt Audio Suite die gewünschten Einstellungen vorzunehmen, die im Hörer abgespeichert werden und dann – wie bereits erwähnt - weiterhin an jedem Player/Verstärker zur Verfügung stehen.
Nun bietet der Zik via Kabel an einem HiFi-Verstärker betrieben eine durchaus audiophile Klangqualität. Gerechterweise muss aber erwähnt werden, dass der Zik auch via iPhone und Bluetooth, zwar nicht mehr ausgezeichnet, aber immer noch sehr gut klingt.
Fazit
Der Zik von Parrot ist ein HiTech-Gerät, das, wie auch die Parrot Drohne, richtig bedient werden will. Es gilt, die zahlreichen Möglichkeiten des an und für sich „genial“ zu bedienenden Hörers zu ergründen und richtig anzuwenden. Wer den Zik richtig einstellt, erhält einen erstklassig klingenden Hörer mit tadelloser Geräuschunterdrückung. Wermutstropfen: Geht dem Zik mal die Puste aus - sprich der Akku ist erschöpft – klingt er passiv betrieben nicht mehr ganz so überzeugend. Doch mit einem Preis von CHF 449.- ist er jeden Rappen wert.
