TESTBERICHT
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Klipsch Mode M40

Klipsch Mode M40Klipsch Mode M40

Der legendäre Paul W. Klipsch hatte schon immer ausgefallene Ideen, die er in ebenso ausgefallenen Produkten verwirklichte. Man denke an sein riesiges Klipsch-Horn aus den 40er Jahren, das heute noch produziert wird. Es folgten zahlreiche weitere hornbestückte Lautsprecher.

Schon immer klangen Klipsch-Produkte anders als alle anderen. So war denn auch zu erwarten, dass der M40 von Klipsch ganz gewiss nicht auf der Mainstream-Welle rocken würde. Und in der Tat nahm dieser Hörer eine Extremposition in unserem Testfeld ein.

Das Klipsch-Sortiment hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark gewandelt. Wo früher fast ausschliesslich kühlschrankgrosse Boxen gebaut wurden, werden heute auch kompakte Sound-Systeme für Computer, Flatpanel-Speaker, drahtlose Lautsprecher sowie Kopfhörer in allen Grössen angeboten, um nur einige zu nennen.

Noble Erscheinung

Man sieht es dem Hörer an und spürt es auch beim Anfassen: Das ist ein typisches Klipsch-Produkt. Und es werden Erinnerungen an legendäre US-Autos wie Studebaker, Naish, Dodge und andere wach. Trotz seiner Grösse und des mit 356 Gramm nicht gerade geringen Gewichtes wirkt der Hörer elegant und nobel und keineswegs schwerfällig.

Hartes Polster

Was weniger gefällt, ist das relativ harte Polster und der relativ hohe, vom kräftigen Bügel bewirkte Anpressdruck der Muscheln auf den Kopf. So schmiegt sich der Hörer nicht so liebevoll an das Gehör wie andere Hörer. Doch sein Sitz ist dafür stabil und unverrückbar.

Das verdankt der Hörer nicht zuletzt seiner aufwendigen Bügelkonstruktion,  die auch beim Soul-SL300 anzutreffen ist. Hier enthält jede Hörermuschel einen beweglichen Innenteil. So passt sich der Hörer perfekt jeder Kopfform an und drückt auch nicht unangenehm, wie anfänglich erwartet.

Saubere Technik

Dass Klipsch sein Handwerk versteht und nichts zu verbergen hat, sieht man an den technischen Angaben. Wo die SOUL-Leute mit grossspurigen Sprüchen aufwarten, erhält man bei Klipsch Facts.

So enthält jede Muschel ein Zweiweg-System mit einem 40 mm Tief-Mitteltöner und einem 15 mm-Hochtöner. Eine passive Frequenzweiche achtet darauf, dass jedes Chassis seinen Anteil bekommt. Der Hörer arbeitet somit auch passiv einwandfrei. Doch wer das Noise Cancelling einschaltet, erhält im aktiven Bereich nicht nur die Lärm-Reduktion, sondern auch noch eine Frequenzgang-Entzerrung. Wie das klingt, zeigt der Hörtest. Eine AAA-Batterie soll je nach Qualität und Hör-Pegel bis zu 45 Stunden Spieldauer ermöglichen.

Der relativ grosse Hörer lässt sich, dank cleverer Falt-Technik, gut zusammenklappen und in ein mittelgrosses Case verstauen und transportieren.

Nobler Klang

Wer sich zuvor einen Hörer von Sony oder Sennheiser angehört hat, wird vom Klangbild des M40 zunächst schockiert sein. Da scheinen ja im passiven Betrieb jegliche Höhen zu fehlen. Das  Klangbild erscheint dumpf und ohne jegliche Brillanz.

Ganz anders, wenn man umgekehrt verfährt und sich erst mal rund 15 Minuten in den M40 einhört: Ja, dann empfindet man einen Sony als grell, schrill und fürchterlich zischelig. Was ist nun richtig und was falsch?

Tatsache ist, dass der M40 in diesem Testfeld den extremsten Platz auf der warmen, dunklen Seite einnimmt. Und dies nicht nur im passiven Betrieb, sondern auch aktiv, wo der Hörer doch deutlich mehr Brillanz und Druck zum besten gibt. Aber auch so betrieben, klingen alle anderen Hörer deutlich heller.

Eine Lanze für den „warmen“ Klang

Wer nun grelle Sounds und zischende Höhen verabscheut und sich an warmen, fülligen Klängen erfreuen will, kommt hier voll auf seine Rechnung. Ich möchte hier eine Lanze für das runde, volle und warme Klangbild mit dezenten, zurückhaltenden Höhen brechen.

Leider kommt es immer wieder vor, dass Leute meinen, derjenige Hörer, der am meisten Höhen hätte, sei der Beste! Das ist natürlich grundfalsch! Man erinnere sich an das Klangbild im Konzertsaal: Da zischen keine Höhen und grell-aggressive Klangmuster sind kaum jemals zu hören. Lustige Begebenheit: Ein HiFi-Freak, der sich an das Klangbild seiner höhenbetonten Anlage gewöhnt hatte, meinte bei seinem ersten Besuch im Konzertsaal, die hätten dort ja kaputte Hochtöner gehabt!

Tatsache ist, dass wir HiFi- und High-End-Freunde meist mit zuviel Höhen Musik hören. Das beweisen Analysen von Klangspektren im Konzertsaal und bei bei HiFi-Anlagen immer wieder. Im Konzertsaal gibt es keine grell und scharf klingende Streicher! Dort klingen sie warm-brillant und nie und nimmer wie auf so vielen hell klingenden Boxen und Hörern sogar kreischend und metallisch. So lässt der Klipsch M40 gerade klassische Streichquartette herrlich fein und angenehm erklingen und auch gross-orchestrale Werke erscheinen mit fülligem, schönen und damit natürlichen Klangcharakter

Aber auch eine Big Band swingt warm-brillant und ohne bei höheren Pegeln durch Aggressivität zu nerven. Auf die Dauer könnte man geradezu süchtig nach diesem schönen, edlen aber eher dunkel gefärbten Klangbild werden.

Ganz klar, dass der M40 von Freunden härterer Sounds nicht sehr positiv beurteilt wurde. Einige jüngere Hörer bezeichneten sein Klangbild als dumpf und ohne Druck. Andere empfanden gerade den sanften Klangcharakter als positiv. Also ein Hörer, dessen Klangcharakter polarisiert: Entweder man liebt den Sound, oder verachtet ihn.

Bemerkenswerte Lärmreduktion

Bemerkenswert ist die Lärmreduktion des M 40 nicht, weil sie so effizient ist, sondern weil sie auf eine ganz unglaubliche Art und Weise zustande kommt. Die Hörer-Muscheln dämpfen, trotz der beweglichen Konstruktion, den Umgebungslärm auch im passiven Betrieb bereits stark ab. Das aktive Noise Cancelling hingegen ist, wie der Hör- und Messtest es überdeutlich zeigten, sehr gering aber doch noch hörbar. In Sachen Noise Cancelling sollte Klipsch nochmals über die Bücher gehen.

Fazit

Der Klipsch M40 bezieht klar Stellung: Er liegt klanglich in diesem Testfeld auf der Brillanz-Skala auf der dunkeln, warmen Seite. Man wendet sich somit an Hörer, die mit dem distanzierten Klangbild im Konzertsaal vertraut sind und vordergründige, grelle, ja gar zischende Sounds verabscheuen. Bezüglich Tragkomfort könnte er sich etwas liebevoller an das Gehör schmusen. Die Lärmreduktion ist dank der gut isolierenden Muscheln noch akzeptabel, doch sollte Klipsch das aktive Noise Cancelling verbessern. Mit 10 Rappen weniger als 370 Franken liegt der Hörer preislich in einem noch vertretbaren Rahmen.

Lärmkurven Klipsch Mode M40. Kommentar: Die Hörermuscheln dämpfen sehr gut, die Wirkung des Noise Cancelling ist minimal.Lärmkurven Klipsch Mode M40. Kommentar: Die Hörermuscheln dämpfen sehr gut, die Wirkung des Noise Cancelling ist minimal.