Test Beats Studio 2 Wireless
Am 28.5.2014 war in Spiegel Online Folgendes zu lesen: Es ist die grösste Übernahme in der Firmengeschichte von Apple – der IT-Konzern kauft Dr. Dres Kopfhörer- und Streamingdienst-Firma Beats für drei Milliarden Dollar.
Dr.-Dre-Kopfhörern gebührt die zweifelhafte Ehre, den Dröhnbass im Kopfhörerbereich eingeführt zu haben. So durfte man denn auch gespannt auf den bereits unter der Apple-Fuchtel entstandenen Beats Studio 2 Wireless sein, der nun in den Farben Titan Silber, Schwarz, Weiss und Gold zu einem Auslaufpreis von rund 300 Franken erhältlich ist, denn der Beats Studio 3 Wireless wartet bereits in den Startlöchern und wird bald zu einem Preis von 349.- Franken erhältlich sein. Doch bis es so weit ist, ist der Beats Studio 2 Wireless noch überall zu haben.
Und so soll dieser Test aufzeigen, ob es sich lohnt, auf den Studio 3 zu warten, oder den Studio 2 noch zu ergattern, solange er im Handel ist.
Der ohrumschliessende Hörer ist tadellos verarbeitet und macht rein optisch eine gute Figur. Der Akku spielt von 12 bis 20 Stunden. Sein adaptives Noise Cancelling ist eine sogenannte Zweifach-Geräuschunterdrückung und soll sich der Art des Lärms anpassen können. Als typisches Apple-Gerät verfügt er nicht über das klangverbessernde aptX.
Zu bedienen ist der Hörer sehr einfach und dennoch komfortabel. Er besitzt nur eine Drucktaste zum Ein-und Ausschalten, dafür sind an der linken Muschel Funktionen für Lautstärke, Steuerung des Players und der Annahme von Telefongesprächen vorhanden. Wird das Kabel eingesteckt, läuft das Gerät automatisch an. Vergisst man, den Hörer nach der Hörsession auszuschalten, macht er mit leerem Akku keinen Piepser mehr.
Am Kabel nur monofon
Der Hörer offenbarte gleich zu Beginn einen peinlichen Fehler: Er spielt am Kabel nur monofon! Das wurde dem Hilfedienst von Apple mitgeteilt und der Hörer wurde zur Reparatur eingeschickt. Er kam zurück mit einem Kommentar, der hier auszugsweise wiedergegeben werden soll: «Die Techniker haben Ihr Produkt einem umfassenden Diagnosetest unterzogen. Sie haben festgestellt, dass Ihr Produkt nun den Anforderungen von Apple an Leistung, Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität entspricht. Beide Kanäle (links und rechts) geben den Ton in gleicher Lautstärke aus.» Der Hörer spielte auch weiter am Kabel nur monofon!
Die ganze Sache lässt den Apple-Service nicht gerade im besten Licht dastehen. Um auch wirklich sicherzugehen, dass unser Exemplar kein einzelner Ausreisser ist, besuchte ich den Apple-Shop an der Bahnhofstrasse in Zürich. Eine nette Blondine erklärte mir, dass sie den Hörer nicht vorführbereit hätten. Ich könne ihn aber kaufen und dann bei Nichtgefallen innert 2 Wochen zurückgeben. Man kann mir nun vorwerfen, dass ich den Hörer hätte kaufen sollen, um ihn dann nach einem 2-Minuten-Mono-Stereo-Test wieder zurückzugeben, was ich leider nicht tat...
Messungen
Die Messresultate des Noise Cancelling und der Dämpfung durch die Muscheln alleine ergeben ein klares Bild. Die Muscheln dämpfen Frequenzen in der unteren Mittellage bei 400 Hz ungenügend und das Noise Cancelling versagt hier vollends. Lediglich im Tieftonbereich kann das es punkten. So ist zu erwarten, dass gerade in der so wichtigen Mittellage relativ viele Lärmteile zu hören sein werden.
Der Frequenzgang (hier kein Diagramm!) verrät sofort, dass dieser Hörer nicht dem Superbass huldigt, sondern recht ausgewogen klingen wird. Mit einer dezenten Anhebung des Obertonbereichs oberhalb 10 kHz täuscht man eine scheinbar hohe Auflösung und Feinzeichnung vor. Doch das geübte Gehör erkennt solche Tricks an einem etwas gläsernen Klang bei Streichern, Zischeln bei Sprache und bei betont hellen Beckenschlägen.
Hörtest
Das Erste, was man hier am Kabel zu hören kriegt, ist ein relativ gut hörbares Grundrauschen, das wahrscheinlich vom nicht abschaltbaren Noise Cancelling herrührt. Und wie schon erwähnt, spielt der Hörer am Kabel nur monofon! Und über einen Hörer, der nur monofon spielt, brauchen wir hier ja kaum noch was zu schreiben.
Doch die Bluetooth-Wiedergabe erfolgt erfreulicherweise in Stereo! Abgesehen von diesem Grundrauschen ist der Klang jedoch ausgewogen und brillant. Die Feinzeichnung ist trotz sehr präsentem Obertonbereich nur mässig, was wiederum dem nicht abschaltbaren Noise Cancelling angelastet werden kann.
Bei anspruchsvoller Klassik, insbesondere bei Streicherwerken, zeigte der Hörer einen insgesamt ausgewogenen brillanten Klang, aber keine exzellente Feinzeichnung. Das war aufgrund vom fehlenden aptX auch nicht anders zu erwarten. Trotzdem ist der Klang nicht ohne, und wenn man nicht gerade audiophile Ansprüche hat, kann man hier mit Freude Musik hören. Jazz- und Folk-Ensembles werden aber sauber und recht dynamisch gebracht und bei rockig-poppigen Sounds wird der Bass nicht aufgebläht, sondern bleibt stets knackig und impulsfest. Aber auch hier ist die Feinzeichnung via Bluetooth ohne aptX begrenzt. So kommt Dough MacLeods typische Blues-Stimme ohne den rauchigen Charakter. Feinheiten werden glatt wegpoliert wie bei einer MP3-Aufnahme.
Die Muscheln samt Noise Cancelling sind in Sachen Lärmdämpfung in der Mittellage, wie es die Messungen schon klar zeigten, glatte Fehlkonstruktionen, denn Lärmanteile in der Mittellage kommen nicht nur bei den statischen Messungen, sondern auch in der harten Praxis fast ungedämpft zum Gehör durch. Was der Beats Studio 2 Wireless gut kann, ist, ganz tiefe Geräusche auszublenden. So sind von einem Rasenmäher keine Brummgeräusche, dafür sehr störende, mitteltönige Knattereffekte zu hören.
Fazit
Wer meint, Dr.-Dre-Kopfhörer müssten alle dem basslastigen Sound huldigen, wird hier eines Besseren belehrt. Der Beats Studio 2 Wireless klingt recht ausgewogen. Was gefällt, sind der ausgewogene Klang, die Verarbeitung und die Bedienbarkeit. Was stört, sind das zu hohe Grundrauschen, die schlechte Dämpfung der Muscheln samt Noise Cancelling und natürlich die unglaubliche Tatsache, dass der Hörer am Kabel nur monofon zum Konzert aufspielt. Es ist zu hoffen, dass der Nachfolger, der Beats Studio 3 Wireless, die erwähnten, sehr peinlichen Mängel nicht mehr aufweist.