Etwas Technik: Messungen
Messungen sollen die Ergebnisse der Hörtests untermauern und bestätigen. Stimmen die Ergebnisse der Hörtests mit denjenigen der Messungen überein, ist die Sicherheit einer aussagekräftigen Beurteilung sehr gross. Ab und zu gibt es natürlich Ausreisser, wo sich die Hörtest- und Mess-Ergebnisse widersprechen. In diesem Test stimmen sie zu fast 100% überein.
Da Frequenzgangkurven von Kopfhörern eine ganz heikle Sache sind - da es fast unmöglich ist, den Gehörgang samt Trommelfell identisch nachzubilden - müssen diese aufgrund von Erfahrungswerten interpretiert werden. Deshalb verzichten wir auf das Veröffentlichen der Frequenzgangdiagramme und bringen dafür die Lärm-Dämm-Mess-Diagramme.
Die Lärm-Dämm-Kurven wurden genau wie im Test "Sound of Silence" durchgeführt und werden hier deshalb nur noch ganz kurz erläutert.
Unterhalb von 70 Hz wurde der Lärm-Pegel reduziert, um unseren Lärm-Generator - ein Lautsprecher! - nicht zu beschädigen. Die obere Kurve stellt den breitbandigen Lärm am Ohr dar, links die tiefen und rechts die hohen Frequenzanteile. Das Mess-Signal ist ein von 20Hz bis 20 kHz gleitendes 1/3 Oktav Rausch-Signal. Man stelle sich vor, man stehe vor einem Wasserfall, dessen Rauschen alle Frequenzen umfasst. Die rote Kurve zeigt, wie stark die jeweiligen Frequenzlagen durch das Aufsetzen des Hörers gedämpft werden. Bei den Hörern mit Noise Cancelling entspricht die unterste schwarze Kurve der Dämpfung mit eingeschalteten Noise Cancelling. Je tiefer die Kurven absinken, desto besser dämpft der Hörer.
Tatsache ist, das keiner der drei Test-Kopfhörer mit Noise Cancelling an unsere Referenz, den Bose QC 25 herankam (ohne Bluetooth), an dem sich die ganze heutige Noise Cancelling-Truppe zu messen hat.
Funk oder Kabel?
Interessant ist auch, ob ein Hörer via Funk oder Kabel gleich klingt. Viele Hersteller nutzen die Chance, im aktiven Betrieb, also mit eingeschaltetem Bluetooth, eine Frequenzgang-Korrektur vorzunehmen. So kann es vorkommen, dass ein Hörer über Funk recht ordentlich klingt, übers Kabel dann eher schlecht. Auch das werden wir hier berücksichtigen und in den Messungen und den Hörtests erwähnen.
Über Geschmack lässt sich nicht streiten
In diesem Test versuchen wir, die Hörer nicht nach einer "einzig richtigen" Klangvorstellung mit Noten zu bewerten, sondern aufzuzeigen, für welchen persönlichen Geschmack sich die Hörer eignen. So gibt es eigentlich keinen einzigen "richtig mies" klingenden Hörer in diesem Vergleich, obwohl die Klangunterschiede zwischen einem Philips SHB9250 und einem Backbeat Pro zum Beispiel riesig sind. Aber wie der Titel es ja schon andeutet, sind die Geschmäcker verschieden, und während puristisch hörende Musikhörer eher auf ausgewogene Klänge stehen, bevorzugen andere gigantische Gewaltsbässe mit aufpeitschenden Höhen.
Bose SoundLink on-ear Bluetooth
Der kleinste Hörer dieses Vergleichs ist mit einem Richtpreis von exakten 269.95 Franken nicht gerade billig, bringt dafür lediglich 152 Gramm auf die Waage. Er sitzt tadellos und schmuseweich an den Ohren und hinterlässt einen stabilen Eindruck.
Die Multipoint-Technologie ermöglicht es, mit einem oder zwei Geräten gleichzeitig an ein und demselben Player Musik zu hören. Beim Telefonieren kommen zwei Mikrofone zum Einsatz. Mit ihren Informationen wird ermöglicht, dass man auch in lärmiger Umgebung verstanden wird. Sogar die Lautstärke des Gesprächspartners wird dem Umgebungslärm angepasst. Aber ein aktives Noise Cancelling besitzt er nicht.
Hat man die rund 15 Stunden Spieldauer überschritten und ist knapp an Batterie-Power, so lässt sich bei einer kurzen Ladezeit von 15 Minuten die Spieldauer um zwei Stunden verlängern. Die Ohrmuscheln sind dank stabiler Gelenke einklappbar. So lässt sich das kleine Gerät locker in das mitgelieferte Case verstauen. Voice Prompts, deren Sprache man wählen kann, helfen beim Einrichten, und eine roboterhafte weiblich Stimme gibt Ratschläge.
Das Pairing verlief absolut problemlos, der Hörer funktionierte in jeder Beziehung tadellos.
Messungen
Der Frequenzgang verläuft insgesamt sehr linear, zeugt von guter Bass-Potenz und verspricht Ausgewogenheit des Klanges. In Sachen Abschirmung von Umgebungslärm benimmt er sich recht tüchtig und blendet bereits ab 200 Hz den Lärm aus. Die Frequzenzgänge via Bluetooth und Kabel unterscheiden sich leicht. So ist zu bemerken, dass via Bluetooth eine Frequenzgangentzerrung, sprich leichte Höhenanhebung vorgenommen wird. Wie sich das klanglich bemerkbar macht, zeigt der Hörtest.
Mini-Hörer mit grossen Sound
Mit diesen bereits etwas abgedroschenen Worten lässt sich der kleine Hörer jedoch bestens definieren. Dieser Winzling verblüfft mit einem Klang, den man ihm - auch ohne apt-X - nie und nimmer zugetraut hätte. Da kommen nicht nur bei David Sanbornes Tequila, sondern auch bei sakraler Orgelmusik sehr tiefe und erst noch saubere Bässe zu Gehör. Sogar Kammermusik erscheint mit ausgewogenem, angenehmen Klangcharakter. Stimmen - egal ob Solo oder im Chor - wirken ausgesprochen warm und schön. Die Feinzeichnung ist auch ohne apt-X gar nicht übel und hohe Violin-Passagen sowie perkussive Instrumente wie etwa Becken erscheinen mit angenehmer Brillanz.
Und wer den Hörer - aus welchen Gründen auch immer - passiv via Kabel betreiben will, der bekommt wiederum einen warmen, angenehmen Sound, der allerdings nicht mehr ganz die Brillanz der Bluetooth-Entzerrung aufweist, zu Gehör. Interessanterweise klingt der Hörer - trotz der Datenreduktion von Bluetooth - via Funk besser als mit Kabel!
Fazit Test Bose SoundLink on-ear Bluetooth
Ein in jeder Beziehung überraschendes, wohlklingendes Meisterwerklein für unterwegs.
Philips SHB9250
Der Philips SHB9250 kostet lediglich CHF 149 und gehört zu den kompakteren, ohraufliegenden Bluetooth-Kopfhörern. Er macht nicht gerade einen sehr wertigen Eindruck, ist aber dennoch anständig verarbeitet. Zudem sitzt er mit seinen weichen Polstern angenehm am Ohr. Der Anpressdruck ist nicht so stark, dass er lästig wirken könnte, aber dennoch so hoch, dass er stabil am Kopf sitzt und auch bei etwas heftigeren Bewegungen nicht gleich vom Kopf fällt.
Zwei Dinge könnte man hier vermissen, das apt-X und ein Case oder Beutel zur Aufbewahrung. Doch das lag bei dem recht günstigen Preis offenbar nicht mehr drin. Dafür wirbt Philips mit Features wie "Wireless precision Sound with digital bass boost", "Digitale Echo- und Rauschminderung", sowie NFC und Multipairing.
Wie bereits beim schon fast legendären ZIK von Parrot weist die rechte Ohrmuschel Smart Touch Bedienelemente auf. Das heisst, beim Auf- und Abstreicheln der Ohrmuschel wird die Lautstärke lauter oder leiser gestellt. Streicht man von vorne nach hinten und umgekehrt, wird nach vorne oder hinten geskippt. Zudem können hier die Play- und Pause-Funktion gewählt werden. Was für vergessliche Leute sehr angenehm ist, ist die automatisch Abschaltung wenn der Hörer eine gewisse Zeit nicht benutzt wird.
Messungen
Ausgewogen, weder höhen- noch bassbetont, präsentieren sich die praktisch identischen Frequzenzverläufe am Kabel und über Funk. Einen gewissen, allerdings geringen Höhenabfall lässt einen eher diskreten, warmen Sound erwarten. Vom angekündigten "Digital Bassboost" ist (noch) nichts zu erkennen. Der Bassverlauf ist lobenswert linear und reicht bis zu 20 Hz. Die Lärmdämmung erfolgt leider erst ab 1 kHz, aber dann dafür sehr effizient. Das kann damit zusammenhängen, dass die Hörermuscheln je über acht kleine Öffnungen verfügen, die sehr wahrscheinlich Teile eine ventilierten Bass-Systems sind.
Klang
Der Hörer bringt bei klassischer Musik einen ausgesprochen schönen, warmen Klang. Gerade Violinen klingen auch in den höchsten Lagen nie grell oder gar schrill. Solo- und Chorstimmen erscheinen betörend schön und von unnatürlicher Kehligkeit ist aber rein gar nichts zu hören. Bei sakraler Orgelmusik bringt er tadellos saubere und erst noch tiefe Bässe, könnte aber die hohen Register noch einen Tick brillanter bringen. Auch bei rockigen und knallharten Sounds zeigt es sich, dass dieser Hörer nichts für Freunde knalliger Sounds ist, die auf drastisch angehobene Bässe und aufpeitschende Höhen stehen. Nein, hier geht's eher sanft und gemächlich zu und her, obwohl der Hörer bei rockiger Musik und erhöhter Lautstärke einen echt sympathischen Power-Sound ohne Schärfe bieten kann. Der Hörer klingt sowohl über Bluetooth wie auch Kabel, abgesehen von einer minim besseren Feinzeichung in den Höhen im Kabelbetrieb, praktisch identisch.
Fazit Test Philips SHB9250
Sympathischer, kompakter On-Ear Hörer mit warmem, sattem Klang und eleganter Touch-Bedienung an der Ohrmuschel
Teufel Airy
Der in Weiss, Anthrazit und Ivory zu einem sehr günstigen Preis von 130 Franken erhältliche kleine, ohraufliegende Hörer lässt mit seinem hochwertigen apt-X, 20 Stunden Akkulaufzeit, integrierter Freisprecheinrichtung und etlichem mehr, die Erwartungen hochschnellen.
Bedienelemente sucht man zunächst am Hörer vergeblich und findet sie dann an der rechten Ohrmuschel bei einem Drehknopf für die Lautstärke und durch unterschiedliche Druckpunkte an der seitlichen, kleinen Deckplatte. Musik machen zwei hochwertige 40 mm-Linear-HD-Treiber mit Neodym-Magneten.
Die wechselbaren Ohrpolstern sind abwaschbar. Die Ohrmuscheln bestehen aus sehr weichem, aber robustem Kunstleder, das Bügelband aus weichem Silikon Dank geschlossener Bauweise schirmt der Hörer gut gegen Umgebungslärm ab. Mitgeliefert wird eine relativ grosses, aber überaus stabiles Case. Ein grosser Frequenzumfang des Mikrofons in Verbindung mit einer Rausch- und Echounterdrückung gewährleistet eine gute Sprachqualität. Zudem ist das Mikrofon so angeordnet, dass keine störenden Atemgeräusche übertragen werden.
Mit insgesamt nur 150 g Gewicht gehört der Airy zu den leichtesten Bluetooth-Kopfhörern und ist trotzdem sehr stabil:. Der Airy ist Fall-geprüft aus 1,5 m Höhe. Er liegt nicht ganz so schmuseweich am Ohr wie andere On-Ear-Hörer. Dafür sitzt er auch bei heftigen Bewegungen stabil und unverrückbar am Ohr und schirmt erst noch besser gegen Umgebungslärm ab, als Hörer mit grossen, fetten Ohrpolstern. Das Pairing funktioniert tadellos und die Bedienung an den "unsichtbaren" Bedienelementen hat man rasch im Griff.