
Von den ersten kabelgebundenen Stöpsel-Kopfhörern bis zu den True Wireless In-Ear Headphones war es ein langer Weg. Bei vielen Leuten haben sich die negativen Erinnerungen mit den Stöpsel-Kopfhörern bis heute gehalten. So stehen viele Musikhörer den neuen In-Ear-Kopfhörern sehr kritisch gegenüber und können es sich nicht vorstellen, dass hier highfidele Klänge zu hören sein könnten. Wir haben genauer hingehört und sieben True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer im Test verglichen.
Highfidele Klänge aus Ohrstöpseln?
Doch wer hier mal intensiver reingehört hat, wird eines Besseren belehrt: In-Ear-Kopfhörer können verblüffend gut klingen, und einer davon – und das war die riesengrosse Überraschung dieses Tests – sogar ausgezeichnet! Natürlich sind solche Hörer eher für unterwegs, im Zug, auf Reisen oder bei sportlichen Aktionen gedacht und können grosse Spitzenkopfhörer nicht ernsthaft konkurrenzieren. Doch sind die Zeiten der grell quäkenden Ohrstöpsel, wenigstens wenn man das Niveau dieses Testfeldes in Betracht zieht, wohl endgültig vorbei.
Leider noch nicht durchgehend bei allen Herstellern angekommen sind klangverbessernden Bluetooth-Codes wie AAC, aptX, aptX HD und LDAC. Einige Anbieter verwenden immerhin neben dem meist nur mässig gut klingenden SBC-Codec den doch etwas besseren AAC-Codec. AptX kommt leider nur bei einem In-Ear-Hörer dieses Tests zum Einsatz. Auf aptX HD sowie den noch besser klingenden LDAC-Codec muss man leider noch etwas warten bis sie (hoffentlich) in der nächsten Generation eingesetzt werden. Andrerseits muss bemerkt werden, dass ein Hörer, bei dem nun wirklich alles stimmt (aber wirklich nur dann!), auch mit einer schnöden SBC-Übertragung auf Bluetooth 5.0 ganz anständig klingen kann.
Meist gut funktionierende Headsets
Alle True-Wireless-Hörer dieses Tests sind mit Mikrofonen ausgerüstete Headsets und eignen sich demzufolge perfekt zum Telefonieren. Zudem unterstützen sie Siri und Google Now.
Gestandene Musikhörer(innen) können es wahrscheinlich auch kaum glauben, dass True-Wireless-In-Ear Kopfhörer, die nur noch via Bluetooth angesteuert werden können, inzwischen einfach zu bedienen sind. Man erinnert sich an die kläglichen Einwählbemühungen der ersten Bluetooth-Produkte. Doch wer die neuen True-Wireless-In-Ear-Teile aus den teilweise verblüffend kleinen Behältern, sprich Lade-Cases nimmt und bemerkt, wie elegant und zuverlässig sie sich mit dem Player paaren, wird den Fortschritt nicht leugnen können ...
Alle Hörer dieses Tests sind nicht absolut wasserdicht, dafür schweissresistent und so für sportliche Tätigkeiten bestens geeignet. Wichtig ist, dass sie gut am Ohr sitzen, sich nicht lösen und auch bei heftigen Bewegungen nicht aus den Ohren fallen. Trotzdem sollen sie hohen Tragkomfort bieten. Alle diese Eigenschaften perfekt zu kombinieren, ist nicht leicht, wie dieser Test zeigt.
Die Jury
Bei diesem Test wurden drei Generationen einbezogen: Zwei junge Leute, sogenannte Digital Natives im Alter von 14 bis 16 Jahren, deren Eltern mittleren Alters und dann noch meine Wenigkeit als gestandener Musikhörer der audiophilen Gilde.
So hatten sich die True-Wireless-In-Ears bei den unterschiedlichsten Altersgruppen und damit auch sehr unterschiedlichen Ohr-Formen zu bewähren, was nicht immer positiv ausfiel. Zudem war es auch hochinteressant, hier die Meinungen von «Nicht-Experten», also Alltagskonsumenten, zur Kenntnis zu nehmen.
Die True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer wurden bezüglich Klang, Tragekomfort, Abschirmung gegen Umgebungslärm, Handling, Verarbeitung und Preis beurteilt.
Da das Ermitteln der Spieldauer pro Ladung sehr zeitaufwendig ist und gewisse Hörer beim Herausnehmen aus dem Gehörgang in den Ruhezustand gehen, waren wir der Ansicht sind, dass man in dieser Zeit Sinnvolleres testen kann. So wurden in Treu und Glauben die Herstellerangaben übernommen. Und im Laufe des Tests wurde festgestellt, dass diese Angaben auch in etwa zutreffen.
Zur Spieldauer ist zu bemerken, dass die Hörer ja nach einer Hörsession ins Ladecase wandern, wo sie automatisch aufgeladen werden. Probleme kann es jedoch dann geben, wenn die Hörer im semi- oder gar professionellen Einsatz über ein längere Dauer spielen sollten. Dann wäre das Kabel eine sinnvolle Ergänzung.
Wer misst, misst ...?
Unser Motto bei avguide.ch lautet: Wer misst, misst nicht immer Mist! Ein sicheres Urteil über die Klangcharakteristik eines Gerätes ergibt sich dann, wenn die Ergebnisse des Hörtests mit denjenigen von Messungen übereinstimmen.
Wird ein Kopfhörer als basslastig und in den Höhen grell bezeichnet und kann man das dann auf dem Messprotokoll ganz klar nachvollziehen, ist die Sicherheit gross, dass man diesen Hörer richtig beurteilt hat. Andererseits zeigt die Messkurve bei einem ausgewogen klingenden Hörer auch eine dementsprechend lineare Kurve an.
Da Messungen an Kopfhörern, je nach Art und Weise wie gemessen wird, interpretationsbedürftig sind, werden die Messprotokolle hier nicht abgebildet, sondern, wie bereits bei früheren avguide.ch-Kopfhörer-Tests, vor allem zu Vergleichszwecken unter den Testobjekten benutzt.
Gut angepasst ist ganz gewonnen
Die bei allen Hörern (ausser bei den Airpods) mitgelieferten Anpass-Stücke verschiedener Grössen werden von jedem Hersteller unterschiedlich benamst. Bei Jabra heissen die Teile EarGels, bei Sennheiser Ohradapter und bei JBL Silicon-Ohrstöpsel. Weiter sind folgende Bezeichnungen zu finden wie Passstücke, Ohrpolster etc.
Drei Dinge entscheiden, ob ein Kopfhörer richtig sitzt und damit angenehm zu tragen ist – und zudem die bestmögliche Klangqualität liefert:
Es sind erstens die zum Musikhörer passenden Exemplare unter den beigelegten Ohradaptern zu wählen – ohne die geht es nicht. Werden zu kleine Ohradapter gewählt, werden Umgebungsgeräusche schlecht abgeschirmt und der Bass ist praktisch abwesend. So war es denn leicht verständlich, dass der Junior unsere Tests mit seinen noch nicht ganz ausgewachsenen Gehörgängen jeweils die kleinsten Ohradapter wählte, die meisten Erwachsenen jedoch die mittlere Grösse.
Zweitens werden die In-Ears erst mit dem «richtigen Dreh» so perfekt in den Gehörgang geführt, dass sie wie verriegelt im Ohr sitzen und die Ohradapter auch wirklich abdichten.
Und drittens muss die Form des Hörers mit den Formen des der Ohren harmonieren. So gab es In-Ear-Hörer, die bei allen Testpersonen drückten und als unangenehm empfunden wurden. Andere wiederum passten auf praktisch alle Ohren.
Tragekomfort und Cerumen
Es ist interessant, wie die verschiedenen Hörer(innen) auf den Tragekomfort mit In-Ear-Hörern reagieren. Manche klagen schon rasch über ein unangenehmes Gefühl. Andere vermelden auch nach längerem Hören keine Lästigkeitserscheinungen.
Doch Hand aufs Her(t)z, jede Kopfhörerart kann auf die Dauer unangenehm werden – seien es die geschlossenen Hörer bei Hitze, oder seien es die ohraufliegenden Hörer durch den unbedingt notwendigen Anpressdruck. Anders die Jecklin Floats oder die Ergo-Kopfhörer von Precide, welche jedoch recht grosse Abmessungen haben und für die Reise oder gar sportliche Tätigkeiten nicht in Frage kommen.
Ein anderes, etwas unappetitliches Thema ist das Cerumen, im Volksmunde auch Ohrenschmalz genannt, kennen wir doch alle. Mit ihm werden alle Musikhörer die In-Ear-Hörer benutzen, wohl ständig konfrontiert werden. Eine sorgfältige Reinigung von In-Ear-Hörern und Gehörgang (hier vor allem aufgepasst!) von Zeit zu Zeit, ist Pflicht.
Optoma NuForce BE Free5

Der NuForce BE Free5 ist für rund 100 Franken zu haben und ist trotz seines günstigen Preises gut verarbeitet. Voll geladen spielen die Hörer laut Hersteller 4 Stunden. Wer in Eile ist, kann den Hörer in der Station schnell mal 15 Minuten aufladen und danach rund eine Stunde Musik hören. Unterwegs, also ohne Nachlademöglichkeit der Station, beträgt die Betriebsdauer dann 16 Stunden. Die Ladebox kann die Hörer – man rechne – viermal aufladen.
Obwohl hier noch mit Bluetooth 4.1 gearbeitet wird, steht für guten Klang neben SBC auch das besser klingende AAC-Komprimierungsverfahren zur Verfügung. An den Hörern selber können Lautstärke, Play/Pause, Skippen und Apple Siri sowie Google Assistant gewählt werden.
Das Handling des Hörers wurde von allen Testpersonen mit sehr einfach beurteilt. Zwei Testpersonen empfanden den Hörer als etwas «zu dick». So gab es bezüglich Tragekomfort unterschiedliche Ansichten: Eine Testperson empfand die Hörer als «bequem», eine andere meinte, sie «liegen gut im Ohr». Andrerseits schrieben zwei Testhörer «passen nicht richtig ins Ohr» beziehungsweise «im Ohr».
Bei mir persönlich sassen die Hörer, richtige Passstücke vorausgesetzt, sehr satt und unverrückbar im Gehörgang. Daraus resultiert auch eine sehr gute Abschirmung gegen Umgebungslärm. Doch begannen sie auch bei mir auf die Dauer etwas zu drücken. Nun wurden die kleineren Passstücke montiert, und der Bass war weg. Was blieb also noch übrig, als mal die grössten Passstücke zu probieren? Und siehe da, die passten am besten. Der Hörer sass nun doch etwas angenehmer am Ohr, und der Bass war wieder voll und brachial tief präsent.
Loudness eingebaut ...

Vor allem der betont kräftige und tiefe Bass wurde allgemein als positiv beurteilt, doch bei den Mitten und vor allem bei den Höhen gab es geteilte Meinungen. Zwei Testpersonen empfanden den Klang als eher grell. Nicht abzuleugnen ist eine gewisse Loudness-Charakteristik mit sehr kräftigen Bässen und bevorzugten Höhen. Diese wird auch durch die Messungen bestätigt. Bässe und Höhen erscheinen auf dem Protokoll massiv angehoben, die Mitten werden zurückgedrängt. Das kann je nach Geschmack gefallen, oder auch nicht. Als verfärbungsarm oder gar linear kann man diesen Klang aber gewiss nicht bezeichnen.
Bei klassischen Werken wirkten Cembalozupfer wie Nadelstiche. Die Streicher erklingen sehr obertonreich und je nach Aufnahme etwas grell und kratzbürstig. Bei Gesang neigen die S-Laute zum Zischeln. Bei Harry James Big Band Sounds erfreute der kräftige in den Vordergrund tretende Zupf-Kontrabass und die hell zischelnden Becken. Solotrompete und die Band-Trompetensektion erstrahlen in hell-silbernem Glanz, nahe an der Grenze zu grell.
Auf die Dauer kann der Hörer bei erhöhter Lautstärke und bei an und für sich brillanten Aufnahmen sensible Personen doch etwas nerven. Doch Freunde ausgeprägter Bässe und ausgesprochen präsenter Höhen werden diesen Klang mögen.
Fazit
Der Optoma NuForce BE Free5 ist ein preisgünstiger, gut verarbeiteter Hörer. Bezüglich Tragekomfort und Klang bekam er nicht von allen Testpersonen gute Noten. Klanglich glänzt er auch nicht durch absolute Verfärbungsfreiheit, sondern polarisiert durch seine Loudness-Charakteristik mit kräftigen Bässen und einem angehobenen Obertonbereich. Gefallen wird der Hörer vor allem Personen, die beim Musikhören, sei es über Lautsprecher oder Kopfhörer, meist Bässe und Höhen am Verstärker anheben.
JBL Free

Als James B. Lansing im Jahre 1946 die Firma JBL in Los Angeles gründete, hätte er sich wahrscheinlich kaum vorstellen können, dass seine Firma, die sich über Jahrzehnte einen Namen durch teilweise gigantische Lautsprechersysteme machte, einst winzig kleine True Wireless In-Ear Headphones herstellen würde. Doch bei JBL ist man dem guten Klang treu geblieben, wie dies der JBL Free beweist.
Die Hörer, welche zu einem Preis von etwas weniger als 160 Franken zu haben sind, kommen in einem relativ grossen, kreisrunden Case. Die Hörer benötigen 2 Stunden für eine volle Ladung und spielen nach Herstellerangaben 4 Stunden. Die potente Ladestation bietet Energie für 20 Stunden Musikhören und kann die Hörer somit fünfmal(!) aufladen. Auch bei diesem System kann mit einer Schnellladung von 15 Minuten eine Stunde Musik gehört werden.
Was den Testern auffiel, ist die Tatsache, dass die Hörer nicht immer ganz an ihrem Ruhe- und Ladeort einrasten, wenn sie etwas achtlos ins Case gelegt werden. Doch unser junger Digital Native meinte dazu spasseshalber: «Das ist dann aber doch schon Kritik auf hohem Niveau!»
Alle Hörer waren mit dem Tragekomfort zufrieden, und keiner klagte über ein unangenehmes Drücken. Die Bedienung ist einfach und wurde nicht kritisiert, obwohl am Hörer die Lautstärke nicht regelbar ist, dafür diverse andere Funktionen bedient werden können.
Ausgewogen und breitbandig

Dieser Klang unterscheidet sich ganz klar von seinem Vorgänger in diesem Test, dem Optoma BE Free5. Zwar verfügen beide Hörer über einen abgrundtiefen und sehr kräftigen Bass, doch in den Mitten und Höhen gibt sich der JBL wesentlich ausgewogener. Diese Hörtest-Erfahrungen werden untermauert durch die Messungen. Klar sichtbar ist ein etwas betont kräftiger und tiefer Bass. Die Mitten kommen ausgewogen, die Höhen diskret. Bei klassischen Streicheraufnahmen offenbaren die Hörer sogar einen eher sanften Klang mit dezent zurückhaltenden Obertönen.
So ist Klassik wirklich zu geniessen, obwohl die Auflösung und Feinzeichnung gerade im Hoch-und Obertonbereich nicht gerade audiophil ist, wie man das eben von einer Bluetooth-Übertragung 4.2 ohne AAC, aptX oder gar LDAC erwarten kann. Trotzdem überzeugt hier ein sauberer, ausgewogener Klang ohne grobe Klangverfärbungen.
Und wenns dann um rockig-poppigen Sound geht, dann drückt der Hörer ganz tüchtig ab und wirkt auch bei höheren Pegeln nie schreiend oder gar aggressiv, sondern angenehm kraftvoll und ausgesprochen breitbandig. Die diversen Testhörer waren denn auch vom Klang dieses Hörers sehr angetan. Kein einziges negatives Urteil verunzierte die Bewertungsblätter. Sowohl Jung als auch Gestanden bezeichneten den Klang einheitlich als «sehr gut».
Fazit
Der JBL Free überzeugte im Test durch einen von allen Testpersonen gelobten Tragekomfort und einer ebenfalls bei allen Testhörern gut angekommenen Klangqualität. Der Preis erscheint angesichts dieser durchwegs guten Bewertungen als gerechtfertigt.
AirPods der 2. Generation

Unterschiede von der 1. zur 2. Generation
Die Hörer sind bezüglich Design und Abmessungen absolut gleich geblieben. Die klanglichen Unterschiede sollen minimal sein. Die Lade- und Spieldauer wurde kaum verändert, lediglich die Sprechdauer hat sich um 50 % verlängert. Die Lautstärke kann immer noch nicht an den Hörern selber verändert werden. Dafür ist das nun mit Siri sprachlich möglich.
Neu ist das kabellose Aufladen der Ladestation, was aber auch gehörig die Kasse belastet. Nach wie vor überzeugen die Airpods durch eine Topverarbeitung. Wie präzise und elegant die Hörer magnetisch ins unglaublich kompakte Gehäuse zurückgezogen werden, erstaunt immer wieder. Schön ist, dass die Wiedergabe der Musik beim Herausnehmen der Hörer aus den Ohren automatisch stoppt.
Gleiche Hörer – unterschiedliches Beigemüse
Die Airpods 2 gibt es als Standard-Version mit drahtgebundenem Ladecase inklusive Lightning-USB-Buchse für rund 180 Franken. Ein kabelloses Ladecase kostet separat 89 Franken. Für rund 230 Franken sind die Airpods 2 zusammen mit kabellosem Ladecase zu haben. Um das kabellose Ladecase wirklich ausnützen zu können, benötigt man das Belkin Boost Up Spacial Edition Wireless Charging Pad, welches das Budget nochmals um rund 65 Franken belastet.
Mit einer Ladung spielen die Hörer bis zu 5 Stunden und bieten bis zu 3 Stunden Sprechdauer. Mit geladenem Case steht eine Betriebsdauer von 24 Stunden zur Verfügung und bis zu 18 Stunden Sprechdauer. Mit 15 Minuten Schnellladung sind bis zu 3 Stunden Musikhören möglich.
Keine Ohrstöpsel

Die Airpods unterschieden sich von den klassischen Ohrstöpseln, die in den Gehörgang eingefügt werden müssen. Sie hängen ganz locker am Ohr und fallen, wenn die Ohrform stimmt, auch nicht aus den Ohren. So gibt es auch keine Silikon-Passstücke, die auf die Dauer nerven können.
Durch die fehlende Abdichtung kann Umgebungslärm jedoch ungehindert den Weg zum Ohr finden, was im Strassenverkehr sogar positiv sein kann. Nachteilig ist, dass uns kein In-Ear-Hörer bekannt ist, der ohne abdichtende Passstücke in der Lage ist, einen wirklich satten und druckvollen Tiefst-Bass zu liefern. Ob dies auch für die Airpods zutrifft, zeigt eine Hörprobe mit tiefbassreichem Klangmaterial sofort.
Unterschiedlicher Sitz
Bezüglich optimalem Sitz in den Ohren gab es durchwegs gute Noten. Nur unsere junge Testhörer-Lady war mit dem Sitz der Hörer nicht ganz glücklich. Laut Apple sollen die Airpods 2 bei rund 80% aller Musikhörer(innen) passen.
Bei mir persönlich gab es nichts am Sitz der Hörer zu meckern. Auch bei heftigen Bewegungen flogen sie, trotz des angenehm lockeren Sitzes, nicht aus dem Ohr, was mich doch sehr erstaunte. Bezüglich Tragekomfort sind die Airpods, wenn die Ohrform stimmt, absolut ungeschlagen.
Ausgewogen, aber ohne Tiefbass
Der Klang der Airpods wurde generell mit «gut» bezeichnet. Auch der Bass wurde nicht bemängelt. Bei mir resultierte jedoch im Vergleich zu den anderen Hörern ein eher dünner Klangeindruck. Kann ja sein, dass meine Ohrform halt doch nicht perfekt für diese Art von Hörern geeignet ist. Bei rockigen Sounds kam wohl Midbass, aber kein Tiefstbass. Der Druck und damit der ganze Punch von Rockbands wollte sich bei mir nicht einstellen. Anders eine Big Band, bei welcher der Zupfbass gar nicht mal so unterbelichtet wirkte. Generell sind Mitten und Höhen sauber und verfärbungsarm.
Was auch allgemein festgestellt wurde, ist die fehlende Abschirmung gegen Umgebungsgeräusche. Das kann beim Joggen ja sehr positiv sein, da man Gefahren rechtzeitig akustisch erkennen kann. Andrerseits ist es fast unmöglich, Musik im Garten nahe einer auch nur einigermassen belebten Strasse anzuhören, ohne empfindlich gestört zu werden.
Fazit
Die Airpods der zweiten Generation warten mit wenigen Verbesserungen auf, sind aber nach wie vor die Wireless-In-Ear-Kulthörer der obersten Klasse. Wer sehen und auch damit gesehen werden will, muss sie einfach haben! Obwohl ihnen der wirkliche Tiefstbass fehlt, klingen sie recht sauber und ausgewogen. Der Tragekomfort ist, wenn die Ohrform stimmt, sehr hoch. Durch diesen lockeren, angenehmen Sitz am Ohr werden Umgebungsgeräusche jedoch voll durchgelassen.
Sennheiser Momentum True Wireless

Wow! Ja das muss man sagen, wenn man das noble, stoffbezogene Ladecase dieser Hörer sieht. Man begreift sofort: Da kommt etwas Aussergewöhnliches daher, das nicht wie eine Zahnseidenverpackung aussieht und auch nicht billig sein kann! Packt man dann die Hörer aus, so stellt man eine sehr gute Verarbeitung fest, aber punkto Design nichts Aussergewöhnliches. Also kann der Hörer eigentlich nur noch bezüglich Klangqualität aus dem Testfeld herausragen. Und das tut er auch ...
Um die Spannung etwas zu lindern, sei bereits jetzt gesagt, dass die Momentum-True-Wireless-Premium-Kopfhörer die Überflieger in diesem Test sind. Sie sind zwar mit einem von Sennheiser angegebenen Verkaufspreis von CHF 349 mehr als dreimal teurer als die preisgünstigsten Hörer dieses Vergleichs, doch was sie klanglich leisten, ist der absolute Hammer und sprengt den Rahmen heutiger True Wireless In-Ear Headphones. Dieser von Sennheiser angegebene Preis wird auch von den Online-Discountern erstaunlich gut eingehalten.
Dass hier grössten Wert auf die Klangqualität gelegt wird, erkennt man auch daran, dass Bluetooth 5.0 mit aptX (hohe Klangqualität) und aptX Low Latency (geringe Zeitverzögerung zwischen Bild und Ton bei Gaming und Multimedia-Anwendungen) arbeitet. Dass man noch kein aptX HD einsetzt, ist für einen True-Wireless-Kopfhörer gewiss (noch) entschuldbar. Mit einer Ladung spielen die Hörer 4 Stunden, die Ladebox mit USB-C-Buchse kann sie dreimal aufladen.
Die App Sennheiser Smart Control dient vor allem dafür, um die neuste Firmware herunterzuladen. Über die «Transparent Hearing»-Funktion ist es möglich, dass die Umgebungsgeräusche via eingebauter Mikrofone gut hörbar gemacht werden. Dies kann fürs Joggen auf belebten Verkehrswegen ja schon fast lebenswichtig sein. Des Weiteren hat man in der App einen allerdings etwas seltsamen Equalizer zur Verfügung.
Die Hörer liegen satt und dennoch ohne zu drücken am Ohr. Deshalb gab es von allen Testhörern – ausser unserem Youngster, der die Hörer nicht ganz so bequem fand – bezüglich Tragekomfort nur Bestnoten. Hinzu kommt eine sehr gute Abschirmung gegen Umgebungslärm.
Süchtig machend

Wie dieser Titel es schon andeutet: Der Klang haute jeden der Testhörer aus den Socken. Eine sonst nicht highfidel angehauchte Hörerin meinte «macht süchtig!» und traf damit den Nagel auf den Kopf!
Sei es anspruchsvolle Klassik oder knallharter Rock, diese Hörer zaubern einen Sound herbei, der unter die Haut geht. Das Klangbild ist derart weiträumig, dass man geneigt ist zu glauben, die Sennheiser-Klangmagier hätten hier mit Sound-Prozessoren noch tüchtig nachgeholfen. Aber da wirkt auch nichts künstlich oder nervt auf die Dauer, wie das mit künstlichen Effekten so ist. Im Gegenteil, der «süchtigmachende» Effekt ist stets präsent. Streicherwerke kommen mit Charme, abgrundtiefen Kontrabässen und feinen Obertönen. Bei Cello-Konzerten allerdings zeigt sich eine gewisse Betonung des Midbassbereiches, der diesem Instrument eine fast überdimensionale «Brust» verleiht. Blechbläser erstrahlen in goldener Brillanz und wirken trotz ihres warmen, edlen Charakters sehr vital.
Und dann das Erlebnis: Wie diese Hörer eines meiner Lieblingsstücke von Asia, «Through my Veins», wiedergibt, lässt mir den kalten Schauer den Rücken heruntergleiten. Dieses weiträumige Klangbild, diese geballte Kraft und diese Klangfülle scheinen mich einzuhüllen. Vergessen ist, dass es ja «nur» Ohrstöpsel sind, welche den Sound ganz simpel in meine Ohren pumpen. Auch höhere Pegel kommen angenehm und nerven nicht – ein echtes Erlebnis! Doch genug des Schwärmens, es kommen noch andere Hörer mit guten, jedoch nicht vergleichbaren Leistungen an die Reihe.
Bestätigt werden diese Höreindrücke durch die Messung des Frequenzganges. Dieser zeigt einen kräftigen, sehr tiefen Bass, ausgewogene Mitten und Höhen, sowie eine Andeutung einer Anhebung im Obertonbereich.
Kein 3D-Audio-Processing
Nach den fast unglaublichen Klangergebnissen tauchte die Frage auf, ob die Sennheiser-Klangmagier hier mit DSPs, also mit digitalen Sound-Prozessoren tüchtig nachgeholfen haben, um die Räumlichkeit und die Dynamik der Aufnahmen zu steigern. So wurde Frank Foppe, Product Manager Consumer Electronics Division bei Sennheiser, die Frage gestellt, ob tatsächlich hier mit DSPs Räumlichkeit und Dynamik aufgepeppt wurden, um dieses beeindruckende Klangbild zu erzielen.
Frank Foppes Antwort:
«Der Momentum True Wireless hat einen DSP integriert. Dieser wird unter anderem für die Bluetooth-Audio-Decodierung (aptX, AAC) und die Equalizer-Funktion verwendet. Ein spezielles 3D-Audio-Processing wird damit nicht gemacht. Die empfundene Räumlichkeit sowie die Dynamik werden durch die aussergewöhnlichen Schallwandler erreicht. Verwendet wird ein 7 mm dynamischer Wandler, welcher in Deutschland von unseren Audiophile-Akustikern entwickelt wurde. Das Bauelement wird übrigens in Deutschland in unserem Werk hergestellt und der Produktion beigestellt. Dies ist etwas Besonderes in der Branche und quasi ein Alleinstellungsmerkmal von Sennheiser.»
Fazit
Die Momentum-True-Wireless-Hörer überraschen in allen Belangen. Die Verarbeitung und die eher konventionelle Formgebung der Hörer ist perfekt geglückt. Der Tragekomfort ist für ausgewachsene Personen exzellent. Punkto Klang kann man sich hier in Superlativen verlieren. Ganz einfach gesagt: Die Sennheiser True Wireless spielen in diesem Testfeld eine Liga höher, sind aber auch die teuersten Hörer dieses Vergleichs.
Jabra Evolve 65t MS Stereo

Die Jabra Evolve 65t fällt etwas aus dem Rahmen der anderen Testhörer. Laut Hersteller ist er der weltweit ersten UC-zertifizierten True-Wireless-Kopfhörer für den Geschäftsbereich. Im Vordergrund steht neben Musikgenuss eine hochwertige Kommunikationsqualität, sprich Sprachverständlichkeit beim Telefonieren. Dazu bekam er dann auch gleich vier Mikrofone auf den Weg. Damit soll er auch bei schwierigen akustischen Verhältnissen wie am Flughafen optimale Gesprächsverständlichkeit bieten. Die Akkulaufzeit wird mit bis zu 15 Stunden angegeben. Wichtig auf einer Geschäftsreise. Aussengeräusche blendet er dezent aus. Um eine wirkliche Geräuschunterdrückung handelt es sich aber nicht. Beim Jabra Evolve 65T wird Tragkomfort gross geschrieben. Schliesslich ist er für reisenden Manager gedacht, der den Hörer eventuell den ganzen Tag trägt.
Preis wird vom Importeur Suprag mit 347 Franken angeben wird. Die Hörer werden im Handel allerdings um die 242 Franken inklusive eines Bluetooth-Adapters (für die Kombination mit Geräten ohne Bluetooth) angeboten.
Der erste Eindruck ist aufgrund des eleganten mitgelieferten Etuis für die Ladebox hocherfreulich. Doch der zweite ist irritierend: Die Ladebox scheint sich nicht öffnen zu lassen. Wie man auch drückt und reisst, das Gehäuse bleibt zu! Doch nach gehörigem Herumtasten kommt die Lösung: Man drückt hinten aufs Scharnier und vorne auf die Markierung am Deckel – dann gibt dieser unter gehörigem Kraftaufwand die Öffnung frei. Der Blick fällt nun auf sauber gestylte, elegante Hörer. Hat man das Öffnen etwas geübt, klappt das dann doch recht ordentlich. Vorteil: Dass das Gehäuse aus Versehen aufgeht, ist nahezu ausgeschlossen.
An den Hörern selber kann etliches bedient werden, wie zum Beispiel skippen, Telefonate annehmen und die Lautstärke regeln. Die Bedienung wurde bisweilen aber als mühsam bezeichnet, denn wer die Drucktasten der Hörer nicht genau am richtigen Ende bei der Mini-Markierung erwischt, kann so fest drücken wie er will, es passiert nichts. Hat man den Dreh raus, klappt aber auch das ohne Probleme.
Der Tragekomfort wurde von allen Testhörern gelobt. Die Hörer sitzen satt in den Ohren, schirmen sehr gut gegen Umgebungslärm ab und drücken dennoch kaum. Erfreulicherweise spielen die Hörer voll aufgeladen fünf Stunden, die Ladebox kann die Hörer jedoch zusätzlich zweimal aufladen. So kommt man insgesamt auf fünfzehn Stunde bis das Set zur nächsten USB-Ladestation muss. Nett ist, dass die Hörer die Wiedergabe stoppen, wenn sie aus den Ohren genommen werden. Mit der gelungenen App «Sound+» stehen ein Equalizer, eine Hear-Through-Funktion und diverse Bedienfunktionen fürs Telefonieren zur Verfügung.
Als auch für den Business-Einsatz konzipierter Hörer betreibt er als einziger einen hohen Aufwand beim Mikrofon. Die vier Mikrofone sorgen für eine exzellente Sprachverständlichkeit beim Gegenüber. Der Jabra Evolve 65t ist somit der True-Wireless-Kommunikationshörer im Testfeld, optimal geeignet für den Manager unterwegs.
Kein Bass-Brummer

Der Klang wurde von allen Testhörern als positiv beurteilt. Der Bass kommt recht tief und nicht so dominant wie bei andern Hörern. So präsentiert sich das gesamte Klangbild breitbandig und ausgewogen.
Dies wird auch durch das Messprotokoll des Frequenzganges untermauert. Der Midbass erscheint leicht angehoben, aber der eigentliche Tiefbass kommt eher zurückhaltend. Der Mitten- und der Hochtonbereich geben rein messtechnisch keinen Anlass zu Kritik und wirken ausgewogen.
Der Obertonbereich wirkt allerdings gehörmässig gerade bei Streichern nicht sehr edel. Gerade die hohen Tonlagen wirken je nach Aufnahme etwas kratzbürstig. Doch ist das auch gewiss nicht die Musik, die man über einen solchen Hörer zu geniessen denkt.
Stimmen kommen sauber und ohne grobe Klangverfärbungen. Bei jazzig-rockigen Sounds erfreuen brillante Beckenimpulse und generell vitale, perkussive Sounds. Gitarren haben tüchtig Power und der Blechsatz bei Big Bands strahlte hell und brillant, doch ohne durch Grellheit zu nerven.
Fazit
Die Jabra Evolve 65t wurden von allen Testhörern bezüglich Klang und Tragkomfort positiv beurteilt. Zu bemängeln ist die widerspenstig zu öffnende Ladebox und generell die etwas heikel zu bedienenden Tasten an den Hörern. Neben dem Musikhören ist er aber als einziger auch für den Business-Einsatz konzipiert. Hohe Sprachverständlichkeit und hochwertige Mikrofone sind da Voraussetzung. Das erklärt den etwas höheren Preis.
Sony WF-1000X

Der einzige True-Wireless Hörer dieses Testfeldes mit echtem aktivem Noise Cancelling ist der Sony WF-1000X. Mit einem von Sony ursprünglich empfohlenen Preis von CHF 249 gibt es denn Hörer aber zum Strassenpreis von CHF 130 bei fast allen Händlern. Somit liegt der Hörer auf der günstigen Seite dieses Testfeldes.
Bemängelt wurde das grosse und billig verarbeitete Ladecase. Zudem können die Hörer nicht einfach ins Case gelegt werden, wo sie geladen werden sollten. Man muss sie regelrecht in Position hinunterdrücken, damit der Ladevorgang überhaupt beginnt. Doch das sind alles Kinkerlitzchen, denn man darf hier gespannt sein auf den Klang und die Wirkung des Noise Cancellings.
An den Hörern selbst kann zwischen Geräuschunterdrückung On/Off und der Ambient-Sound-Funktion gewählt werden, in welcher die Umgebungsgeräusche gut hörbar werden. Dies kann bekanntlich auf verkehrsreichen Strassen überlebenswichtig sein.
Mit einer Ladung sollen die Hörer gut drei Stunden spielen. Doch wurde die Spielzeit von Testhörern in der Praxis im Vergleich zur Konkurrenz als eher bescheiden bezeichnet. Das Ladecase kann die Hörer lediglich dreimal aufladen.
Die App
Mit der Sony-App Headphones Connect kann erst mal die neuste Software heruntergeladen und so Fehler der ersten Version ausgemerzt werden.
Weiter bietet die App diverse Möglichkeiten wie Equalizer, unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten des Noise Cancellings, Skippen etc.
Wichtig ist hier, dass man die Priorität der Bluetooth-Verbindung auf bestmögliche Klangqualität oder höchste Stabilität der Verbindung legen kann. Wird die bestmögliche Klangqualität gewählt, arbeitet die Übertragung mit AAC, bei bestmöglicher Stabilität das leider nicht ganz so gut klingende SBC gewählt.
Praxis

Trotz neuster Software kam es bei zwei bekannten Handy-Typen bei Priorität auf bestmögliche Klangqualität zu kurzen Aussetzern. Bei gewählter höchster Stabilität traten diese Aussetzer nicht mehr auf, dafür war die Klangqualität auf Bluetooth 4.1 mit SBC halt leider nicht mehr so toll. Einig war man sich über den guten Tragekomfort. Die Hörer sitzen nach der Wahl der optimalen Passstücke leicht und stabil am Ohr.
Das Noise Cancelling erinnert an die Leistungen des Lärmverminderers im HiRes-Player Sony NW-A35 und NW-A35HN.
Die lärmvermindernde Wirkung ist spürbar, aber dennoch weit unter der Wirksamkeit, die beim grossen Sony MDR-1000X anzutreffen ist. Berücksichtigt man den Preis dieser Hörer, so sollte man das Noise Cancelling als hübsches, aber nicht kaufentscheidendes Feature betrachten. Es gibt diesen True Wireless In-Ear-Kopfhörern in Sachen Lärmdämpfung einen hauchdünnen Vorsprung zur Konkurrenz.
Brillanter Klang
Der Klang wurde von allen Testhörern positiv beurteilt. Der Bass kommt tief und kräftig. Dennoch tritt der gezupfte Kontrabass bei Big-Band-Aufnahmen nicht in den Vordergrund, sondern bleibt dort, wo er meist hingehört, nämlich als Fundament unter das gesamte Klanggeschehen.
Blechbläser kommen mit hell strahlendem Charakter und wirken bei schon von Natur aus etwas hell geratenen Aufnahmen punkto Brillanz doch etwas überzeichnet. Der Obertonbereich des Hörers ist recht ausgeprägt. Also sicher nichts für Freunde wohlig warmer Sounds. Doch stehen für die sanfte Klangart geeignete Modi im Equalizer der App zur Wahl. Bei härteren Sounds ist der Hörer im Element und bringt Rockbands kraftvoll und mit gehörigem Punch.
Die Klangqualität ist bei «Priorität auf Klangqualität» im AAC-Modus deutlich besser als auf höchster Verbindungsstabilität mit SBC. Vor allem die Feinzeichnung im Hoch- und Obertonbereich klingt auf AAC deutlich besser. So muss jeder selber entscheiden, ob ihm die bessere Klangqualität oder die Stabilität der Verbindung wichtiger ist.
Die Messung des Frequenzganges bestätigt auch hier die Höreindrücke. Der Frequenzverlauf vom tiefsten Bass bis zum Obertonreich verläuft erfreulich linear.
Fazit
Die Sony-True-Wireless-Kopfhörer vom Typ WF-1000X, welche quasi zum halben von Sony ursprünglich empfohlenen Verkaufspreis gehandelt werden, bieten neben guter Klangqualität, untadeligem Tragekomfort auch echtes Noise Cancelling mit allerdings begrenzter Wirksamkeit. Ein Wermutstropfen sind die bei einigen Handys auftretenden, kurzen Aussetzer bei gewähltem bestem Klangmodus.
RHA TrueConnect

RHA ist eine Audio-Firma in der schottischen Hafenstadt Glasgow, die sich seit 2011 auf In-Ear-Hörer spezialisiert hat. Ihr Spitzenhörer, der CL2 Planar mit einem Preis von rund 850 Franken, ist wohl einer der teuersten In-Ear-Kopfhörer des heutigen Marktes. Mit diesem Hörer beweist die Firma auch, dass sie an das In-Ear-Prinzip glaubt und verbaut in diese Hörer die weltkleinsten magnetostatischen Treiber. Doch unsere In-Ear-Hörer, der True Connect, kostet erfreulicherweise nur rund 180 Franken.
Das erste Problem, das mit diesen Hörern auftauchen kann, ist, dass man den linken mit dem rechten Hörer verwechselt. Die Hörer sind nicht mit links oder rechts angeschrieben, lediglich ein winziger roter Punkt kennzeichnet den rechten Hörer. Auch verkehrt eingesetzt passen sie einigermassen ins Ohr, sie sind dann aber nicht richtig zu bedienen. Das sollte aber nicht passieren, wenn man die Ladebox so vor sich hinlegt, dass der RHA-Schriftzug lesbar ist und nicht auf dem Kopf steht. Hat man diese erste Hürde geschafft, funktioniert alles perfekt.
Die Hörer, welche mit Bluetooth 5, aber «nur» mit dem SBC-Codec, ohne AAC, aptX und dergleichen arbeiten, haben mit ihren Stäbchen, welche die Antennen beinhalten, gewisse Ähnlichkeiten mit den Airpods. Damit hat es sich aber schon, denn mittels zahlreicher Silikon-Ohrpassstücken können die Hörer perfekt an die Ohrform angepasst werden.
Voll geladen spielen die Hörer fünf Stunden und benötigen für einen Ladevorgang rund zwei Stunden. Das tadellos verarbeitete Ladecase mit USB-C-Ladekabel kann die Hörer viermal aufladen. An den Hörern selbst können Lautstärke und diverse andere Funktionen eingestellt werden.
Praxis
Alle Tester äusserten sich positiv zur Verarbeitung der Ladebox und zum Bedienungskomfort generell. Nur eine Testperson fand die Hörer nicht sonderlich bequem und stellte mit ihrem Samsung Galaxy A5 gelegentliche Aussetzer fest. Alle anderen Testpersonen und vor allem diejenigen, die sich die Mühe nahmen, unter den zahlreichen Passtücken auch das richtige auszuwählen, waren mit dem Tragekomfort sehr zufrieden.
Ausgewogen und brillant

Die Messung des Frequenzganges zeigt eine leichte Betonung des Mid- und Tiefbasses. Zu den Mitten fällt der Pegel etwas ab, um im Obertonbereich eine dezente Betonung aufzuzeigen. Dieser Frequenzgang verspricht ein angenehm warm-brillantes Klangbild.
Und in der Tat heimste der Hörer ausschliesslich gute Noten ein. Speziell lobte man den tiefen, satten und erst noch präzisen Bass. Aber auch das gesamte Klangbild wirkt, abgesehen von einem angehobenen Bass, ausgewogen und leicht warm angehaucht. Trotzdem kommt der Obertonbereich ganz und gar nicht zurückhaltend. So ist es eine wahre Freude, auch mal anspruchsvolle Klassik anzuhören. Streicher kommen angenehm und eher sanft, während Blechbläser edel und sonor wirken.
David Sanbornes «Tequila» bringt hier brachial tiefe Bässe. Ein echtes Erlebnis! Das Sopransax, das bei einigen True-Wireless-Hörern durch Grellheit nervt, erklingt hier mit gemässigter Brillanz und auch bei höheren Pegeln angenehm. Während der Hochtonbereich nie grell wirkt, setzt der Hörer aber im Obertonbereich noch einen drauf. Das führt dazu, dass Beckenimpulse sehr hell und frisch kommen und auch Gitarrenzupfer und sogar klassische Cembalowerke in schönem Glanz erstrahlen.
Die Feinzeichnung ist aufgrund der Tatsache, dass hier nur der SBC-Codec zum Einsatz kommt, erstaunlich gut. Offenbar ist auch der SBC-Codec bei Bluetooth 5.0 besser als früher. Bei knallharter Musik kann der Hörer ganz tüchtig Dampf machen, ohne auf die Dauer zu nerven.
Fazit
Beim RHA TrueConnect spürt man das grosse Know-how dieser auf In-Ear-Hörer spezialisierten Firma. Die Hörer samt Ladecase sind topverarbeitet, gut zu bedienen und bieten hohen Tragekomfort. Hinzu kommt, dass hier, trotz dem nur mässig guten SBC-Codec, ein bassfreudig-warm-brillanter Klang alle Testhörer erfreute.
Schlussbetrachtung
Wie bei den grossen Kopfhörern gibt es auch bei den In-Ear-Headphones grosse Unterschiede bezüglich Klang, Tragekomfort und Verarbeitung. Dieser Test zeigt aber auch, dass die Vorurteile gegenüber den sogenannten «Stöpsel-Kopfhörern» revidiert werden müssen. Das Niveau hat sich drastisch gesteigert, und vom dünnen Mickersound der ersten Generationen hat sich das Klangbild ganz klar in die highfidele Richtung entwickelt.
Allerdings hat das Kabel im Bereich der Kopfhörer noch lange nicht ausgedient. Wer seine Hi-Res-Aufnahmen in ihrer vollen Qualität geniessen will, sollte – trotz aptX HD und LDAC – momentan die Finger noch von Bluetooth lassen. Doch für die Reise und für sportliche Zwecke bieten die heutigen True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer ein durchaus akzeptables klangliches Niveau.
Der Optoma BE Free5 ist für 100 Franken ein preisgünstiger, gut verarbeiteter Hörer. Bezüglich Tragekomfort und Klang bekam er nicht von allen Testpersonen gute Noten. Klanglich glänzt er nicht durch absolute Verfärbungsfreiheit, sondern polarisiert durch seine Loudness-Charakteristik mit kräftigen Bässen und einem von einigen Testhörern mit «grell» bezeichneten Hochtonbereich.
Der JBL Free für circa 160 Franken überzeugte im Test durch einen von allen Testpersonen gelobten Tragekomfort und einer ebenfalls bei allen Testhörern sehr gut angekommenen Klangqualität. Der Preis erscheint angesichts dieser durchwegs sehr guten Bewertungen als absolut gerechtfertigt.
Die Airpods der zweiten Generation warten mit wenigen Verbesserungen auf, sind aber nach wie vor die Wireless-In-Ear-Kulthörer für iPhone-Benutzer. Obwohl ihnen der wirkliche Tiefstbass fehlt, klingen sie recht sauber und ausgewogen. Der Tragekomfort ist, wenn die Ohrform stimmt, sehr hoch.
Die Momentum-True-Wireless-Hörer um 350 Franken überraschten in allen Belangen. Die Verarbeitung ist sehr hoch und die eher konventionelle Formgebung ist perfekt geglückt. Der Tragekomfort ist für ausgewachsene Personen exzellent. Die Sennheiser True Wireless spielen klanglich in diesem Testfeld eine Liga höher.
Die Jabra Evolve 65t wurden von allen Testhörern bezüglich Klang und Tragekomfort positiv beurteilt. Zu bemängeln ist die widerspenstig zu öffnende Ladebox und generell die etwas gewöhnungsbedürftigen Tasten an den Hörern. Der 65T ist als einziger auch für den Business-Einsatz konzipiert, wo hohe Sprachverständlichkeit und ein hochwertiges Mikrofon Pflicht sind. Das erklärt seinen etwas höheren Preis.
Die Sonys True-Wireless-Hörer vom Typ WF-1000X bieten neben guter Klangqualität, untadeligem Tragekomfort auch noch echtes Noise Cancelling mit allerdings begrenzter Wirksamkeit. Ein Wermutstropfen sind die bei einigen Handys auftretenden, kurzen Aussetzer und die nicht gerade berauschende Spieldauer.
Beim RHA TrueConnect spürt man das grosse Know-how dieser auf In-Ear-Hörer spezialisierten Firma. Dank Topverarbeitung, guter Bedienbarkeit, hohem Tragekomfort verbunden mit tadellosem Klang heimste er durchwegs gute Bewertungen ein, überrascht aber durch seinen etwas happigen Preis.