In der audiophilen Welt gibt es Namen, die mehr sind als Marken: Sie stehen für die wohl romantische Vorstellung, fernab von Massenmarkt und Zielgruppenstrategien eigene Wege zu gehen und lediglich dem Klang verpflichtet zu sein. Einer dieser Namen ist Stax.
Als spezialisierte Manufaktur konzentriert sich das Unternehmen ausschliesslich auf elektrostatische Kopfhörer und die dazugehörigen Verstärker. Diese Fokussierung auf eine einzige Technologie, kombiniert mit japanischer Fertigungskunst, hat Stax in der Audiophilen-Szene einen besonderen Status verschafft.
Gegründet 1938, stellte Stax zunächst Tonabnehmer und Lautsprecher her. Der entscheidende Durchbruch gelang 1959, als Stax den weltweit ersten elektrostatischen Kopfhörer entwickelte. Ein Jahr später, 1960, wurde der legendäre SR-1 der Öffentlichkeit präsentiert – ein Meilenstein in der Audiowelt.
Über die Jahrzehnte entstanden legendäre Produkte wie die Lambda-Serie oder der SR-Sigma. Stax prägte bewusst den Begriff «Earspeaker», um die aussergewöhnliche Klangqualität zu unterstreichen, die eher mit den besten Lautsprechern als mit herkömmlichen Kopfhörern vergleichbar ist.
Wie funktioniert ein Elektrostat?
Elektrostatische Wandler funktionieren nach einem völlig anderen Prinzip als herkömmliche dynamische Treiber: Sie erzeugen Schall durch die elektrostatische Anziehung und Abstossung einer leitfähigen, hauchdünnen Folienmembran zwischen zwei feststehenden, perforierten Elektroden. Das Musiksignal moduliert bei einer Betriebsspannung von 200 bis 600 Volt die Anziehungskräfte und regt die Membran zu präzisen Schwingungen an.

Der entscheidende Vorteil: Die praktisch masselose Membran reagiert ohne Trägheit und damit beinahe verzögerungsfrei auf das Musiksignal. Das Resultat ist eine extrem präzise Schallwiedergabe mit einem Detailreichtum, der dynamische Wandler oft übertrifft. Allerdings erfordern Elektrostaten spezielle Treiberverstärker, welche neben dem Musiksignal auch die Vorspannung der Membran bereitstellen, was die Systemkosten erhöht. Stax bietet diese «Energizer» als jeweils auf die Ohrlautsprecher abgestimmte Komplettlösungen an.
Die früher oft kolportierten Schwächen der Elektrostaten wie Knistern bei hoher Luftfeuchtigkeit oder eine gewisse mechanische Empfindlichkeit sind längst überwunden und dank moderner Fertigung kein Thema mehr.
Evolution einer Legende
1998 präsentierte Stax den SR-007, auch «Omega II» genannt, der schnell Kultstatus erreichte. Der grosse, runde Wandler hob sich deutlich von den kantigen Lambda-Modellen ab. Klanglich setzte man auf ein volleres, organischeres Timbre mit kräftigem Grundtonfundament. 2007 folgte der SR-007A, beziehungsweise der SR-007 Mk2, konstruktiv verfeinert und in der Abstimmung leicht heller ausgelegt.
Wie gesagt, ist bei Stax alles etwas anders. Es dauerte fast zwei Dekaden bis zur nächsten Evolutionsstufe. Der neue SR-007S bleibt dem ikonischen Design weitgehend treu, wurde jedoch in entscheidenden Details überarbeitet. Das technische Herzstück bilden die überarbeitete Membran und die neu entwickelten kreisförmigen Festelektroden, welche gegenüber den Vorgängermodellen die Belüftungsöffnungen um 20 Prozent reduzierten. Dank dieser engmaschigeren Präzisionsätzung soll sich gemäss Stax die Detailauflösung verbessern und gleichzeitig der sonore Grundtoncharakter der 007-Serie erhalten bleiben.

Eine wichtige Neuerung stellt die sogenannte Anti-Resonanz-Struktur des Kopfbügels dar, die bereits im Flaggschiff SR-009 Anwendung fand. Die ausgeklügelt verstrebte Edelstahlplatte soll die Gesamtkonstruktion stabilisieren und Vibrationen vom sensiblen Schallwandler fernhalten.

Die Ohrpolster bestehen aus hochwertigem Schafsleder und verfügen über eine drehbare Konstruktion, die sich über ihre variablen axialen Positionen an die Kopfform anpasst. Ein durchaus wichtiges Detail, denn nur exakt anliegende Hörmuscheln bieten eine präzise Basswiedergabe. Das Innenmaterial der Polster wurde laut Stax speziell zur Schallabsorption entwickelt und soll interne Reflexionen reduzieren. Die braune Färbung der Polster entspricht der traditionellen Ästhetik der 007-Serie.

Das 2,5 Meter lange Flachband-Verbindungskabel des SR-007S wird über eine Steckverbindung direkt an beide Hörerschalen angeschlossen. Stax setzt dabei auf langkristallines, sauerstofffreies Reinkupfer (PCOCC) für die Innenleiter, wodurch eine besonders geringe Kapazität erreicht wird. Die Signalübertragung an den Energizer erfolgt über einen fünfpoligen Steckverbinder.
Energizer und Preise
Gefertigt wird der SR-007S vollständig in Japan. In der Schweiz wird er für 2800 Franken angeboten. Der SR-007S lässt sich grundsätzlich mit sämtlichen aktuellen Stax-Kopfhörerverstärkern betreiben. Wer jedoch das gesamte klangliche Potenzial ausschöpfen will, sollte der Empfehlung von Stax folgen und zu einem der höher positionierten Modelle greifen – wie dem SRM-700S mit FET-Transistoren oder dem SRM-700T mit zwei 6SN7-Doppeltrioden am Ausgang.
Letzterer ist ein OTL-Röhrenverstärker, der ohne den üblichen, limitierenden Ausgangsübertrager auskommt (Output-Transformer-Less) und mit voller Röhrenbandbreite direkt die «Ohrlautsprecher» antreibt. Mit Einzelpreisen von 3650 Franken für den SRM-700S oder 3750 Franken für die Röhrenversion treiben sie das verlangte Budget spürbar nach oben.

Wer einen der «Energizer» zusammen mit dem SR-007S erwirbt, profitiert jedoch von den Paketangeboten des Schweizer Vertriebs Pawel Acoustics: 6100 Franken für die Transistor-Kombination, 6200 Franken für das Röhren-Set.
Der Stax SR-007S wird in einem hochwertigen Transportkoffer geliefert – eine durchaus sinnvolle Massnahme. Elektrostatische Wandler sind empfindliche Präzisionsinstrumente, die bei längerer Nichtbenutzung angemessenen Schutz vor Staub und mechanischen Einwirkungen benötigen.