TESTBERICHT
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Sennheiser Momentum True Wireless

Die Momentum True Wireless sind die Überflieger in diesem Test und spielen nicht nur im Preis eine Liga höher.Die Momentum True Wireless sind die Überflieger in diesem Test und spielen nicht nur im Preis eine Liga höher.

Wow! Ja das muss man sagen, wenn man das noble, stoffbezogene Ladecase dieser Hörer sieht. Man begreift sofort: Da kommt etwas Aussergewöhnliches daher, das nicht wie eine Zahnseidenverpackung aussieht und auch nicht billig sein kann! Packt man dann die Hörer aus, so stellt man eine sehr gute Verarbeitung fest, aber punkto Design nichts Aussergewöhnliches. Also kann der Hörer eigentlich nur noch bezüglich Klangqualität aus dem Testfeld herausragen. Und das tut er auch ...

Um die Spannung etwas zu lindern, sei bereits jetzt gesagt, dass die Momentum-True-Wireless-Premium-Kopfhörer die Überflieger in diesem Test sind. Sie sind zwar mit einem von Sennheiser angegebenen Verkaufspreis von CHF 349 mehr als dreimal teurer als die preisgünstigsten Hörer dieses Vergleichs, doch was sie klanglich leisten, ist der absolute Hammer und sprengt den Rahmen heutiger True Wireless In-Ear Headphones. Dieser von Sennheiser angegebene Preis wird auch von den Online-Discountern erstaunlich gut eingehalten.

Dass hier grössten Wert auf die Klangqualität gelegt wird, erkennt man auch daran, dass Bluetooth 5.0 mit aptX (hohe Klangqualität) und aptX Low Latency (geringe Zeitverzögerung zwischen Bild und Ton bei Gaming und Multimedia-Anwendungen) arbeitet. Dass man noch kein aptX HD einsetzt, ist für einen True-Wireless-Kopfhörer gewiss (noch) entschuldbar. Mit einer Ladung spielen die Hörer 4 Stunden, die Ladebox mit USB-C-Buchse kann sie dreimal aufladen.

Die App Sennheiser Smart Control dient vor allem dafür, um die neuste Firmware herunterzuladen. Über die «Transparent Hearing»-Funktion ist es möglich, dass die Umgebungsgeräusche via eingebauter Mikrofone gut hörbar gemacht werden. Dies kann fürs Joggen auf belebten Verkehrswegen ja schon fast lebenswichtig sein. Des Weiteren hat man in der App einen allerdings etwas seltsamen Equalizer zur Verfügung.

Die Hörer liegen satt und dennoch ohne zu drücken am Ohr. Deshalb gab es von allen Testhörern – ausser unserem Youngster, der die Hörer nicht ganz so bequem fand – bezüglich Tragekomfort nur Bestnoten. Hinzu kommt eine sehr gute Abschirmung gegen Umgebungslärm.

Süchtig machend

Trotz der Tatsache, dass die Hörer sehr gut gegen Umgebungslärm abschirmen, sind sie angenehm zu tragen.Trotz der Tatsache, dass die Hörer sehr gut gegen Umgebungslärm abschirmen, sind sie angenehm zu tragen.

Wie dieser Titel es schon andeutet: Der Klang haute jeden der Testhörer aus den Socken. Eine sonst nicht highfidel angehauchte Hörerin meinte «macht süchtig!» und traf damit den Nagel auf den Kopf!

Sei es anspruchsvolle Klassik oder knallharter Rock, diese Hörer zaubern einen Sound herbei, der unter die Haut geht. Das Klangbild ist derart weiträumig, dass man geneigt ist zu glauben, die Sennheiser-Klangmagier hätten hier mit Sound-Prozessoren noch tüchtig nachgeholfen. Aber da wirkt auch nichts künstlich oder nervt auf die Dauer, wie das mit künstlichen Effekten so ist. Im Gegenteil, der «süchtigmachende» Effekt ist stets präsent. Streicherwerke kommen mit Charme, abgrundtiefen Kontrabässen und feinen Obertönen. Bei Cello-Konzerten allerdings zeigt sich eine gewisse Betonung des Midbassbereiches, der diesem Instrument eine fast überdimensionale «Brust» verleiht. Blechbläser erstrahlen in goldener Brillanz und wirken trotz ihres warmen, edlen Charakters sehr vital.

Und dann das Erlebnis: Wie diese Hörer eines meiner Lieblingsstücke von Asia, «Through my Veins», wiedergibt, lässt mir den kalten Schauer den Rücken heruntergleiten. Dieses weiträumige Klangbild, diese geballte Kraft und diese Klangfülle scheinen mich einzuhüllen. Vergessen ist, dass es ja «nur» Ohrstöpsel sind, welche den Sound ganz simpel in meine Ohren pumpen. Auch höhere Pegel kommen angenehm und nerven nicht – ein echtes Erlebnis! Doch genug des Schwärmens, es kommen noch andere Hörer mit guten, jedoch nicht vergleichbaren Leistungen an die Reihe.

Bestätigt werden diese Höreindrücke durch die Messung des Frequenzganges. Dieser zeigt einen kräftigen, sehr tiefen Bass, ausgewogene Mitten und Höhen, sowie eine Andeutung einer Anhebung im Obertonbereich.

Kein 3D-Audio-Processing

Nach den fast unglaublichen Klangergebnissen tauchte die Frage auf, ob die Sennheiser-Klangmagier hier mit DSPs, also mit digitalen Sound-Prozessoren tüchtig nachgeholfen haben, um die Räumlichkeit und die Dynamik der Aufnahmen zu steigern. So wurde Frank Foppe, Product Manager Consumer Electronics Division bei Sennheiser, die Frage gestellt, ob tatsächlich hier mit DSPs Räumlichkeit und Dynamik aufgepeppt wurden, um dieses beeindruckende Klangbild zu erzielen.

Frank Foppes Antwort:
«Der Momentum True Wireless hat einen DSP integriert. Dieser wird unter anderem für die Bluetooth-Audio-Decodierung (aptX, AAC) und die Equalizer-Funktion verwendet. Ein spezielles 3D-Audio-Processing wird damit nicht gemacht. Die empfundene Räumlichkeit sowie die Dynamik werden durch die aussergewöhnlichen Schallwandler erreicht. Verwendet wird ein 7 mm dynamischer Wandler, welcher in Deutschland von unseren Audiophile-Akustikern entwickelt wurde. Das Bauelement wird übrigens in Deutschland in unserem Werk hergestellt und der Produktion beigestellt. Dies ist etwas Besonderes in der Branche und quasi ein Alleinstellungsmerkmal von Sennheiser.»

Fazit

Die Momentum-True-Wireless-Hörer überraschen in allen Belangen. Die Verarbeitung und die eher konventionelle Formgebung der Hörer ist perfekt geglückt. Der Tragekomfort ist für ausgewachsene Personen exzellent. Punkto Klang kann man sich hier in Superlativen verlieren. Ganz einfach gesagt: Die Sennheiser True Wireless spielen in diesem Testfeld eine Liga höher, sind aber auch die teuersten Hörer dieses Vergleichs.