Die Ferien gehen los. Mit welcher Kamera soll man seine Erinnerungen festhalten? Die perfekte Reisekamera für jedermann gibt es nicht. Die individuellen Ansprüche und Wünsche sind so unterschiedlich wie die Reiseziele.
Zum Vergleich treten an: Die Canon Powershot SX720 HS, die Nikon Coolpix P900, die Olympus Tough TG-4, die Panasonic Lumix DMC-TZ81 und die Sony Cyber-shot DSC-HX90V.
Die fünf Kameras sprechen verschiedene Zielgruppen an und weisen dennoch einige Gemeinsamkeiten auf. Sie besitzen alle einen CMOS-Aufnahmesensor in der Grösse 1/2,3 Zoll. Die Bildauflösung der einzelnen Modelle liegt zwischen 16,7 und 20,3 Megapixel.
Jede Kamera ist auf ihre Weise kompakt. Das heisst, bei keiner lassen sich die Objektive wechseln, sie haben alle fest eingebaute Zoomoptiken. Auch beim Speichermedium herrscht Übereinstimmung. Alle verwenden SD-Kärtchen, Sony wahlweise auch die eigenen Memory Sticks. Olympus besitzt als einzige noch einen eingebauten Speicher.
Fotos werden als JPEG-Dateien aufgenommen. Bei Olympus und Panasonic steht auch das RAW-Format zur Auswahl.
Filmen können alle in Full-HD-Auflösung, wenn auch mit unterschiedlichen Datenraten. 4K- bzw. UHD-Video gibt es nur bei Panasonic.
Gut gelöst ist die Stromversorgung. Alle Akkus lassen sich über USB-Anschlüsse aufladen. Weniger gut: Alle haben einen Micro-HDMI-Anschluss für die Wiedergabe am TV, doch bei keiner Kamera liegt ein entsprechendes Kabel dabei.
Worauf achten?
Digitale Fotokameras sind wahre Alleskönner und bieten umfangreiche Funktionen. Bei der Wahl einer Reisekamera sollte man neben seinen eigenen Anforderungen auf ein paar generelle Punkte achten.
Am besten nimmt man das Objekt der Begierde beim Fachhändler seines Vertrauens erst mal selber in die Hände. Kann ich alle Knöpfe, Tasten und Drehringe gezielt bedienen oder greife ich oft daneben oder drücke auf zwei Tasten gleichzeitig? Winzig ist zwar in, doch allzu klein nervt bald einmal.
Bietet die Kamera einen festen Halt oder rutscht sie mir aus den Händen? Decke ich mit meinen grossen Fingern wichtige Teile ab?
Die Panasonic TZ81 hatte ich dank eines lederähnlichen Aufsatzes zwar gut im Griff, doch verdeckte ich meist das gleich darüber liegende Blitzlicht und wunderte mich im Nachhinein, dass die Fotos so dunkel wurden.
Liegt mir die Bedienung per Touch-Display oder bin ich mehr der "Hardware-Typ"? Packe ich mit beiden Händen zu oder schiesse lieber lässig aus einer Hand?
Sonne, Meer und grelles Licht – und auf dem Display sieht man nichts. Zeigte der Monitor im Geschäft das Motiv noch klar und deutlich an, taugt er draussen vielleicht höchstens noch als Rasierspiegel.
Die Displaytechnik hat zwar Fortschritte gemacht, doch ein Sucher ist immer noch Gold wert. Es sei denn, man verbringt seine Ferien mit Klettern in Tropfsteinhöhlen.
Drei der fünf Kameras im Vergleich haben fest eingebaute Bildschirme. Beim Sony HX90V lässt er sich vertikal hochklappen und bei der Nikon P900 ist er auch horizontal schwenkbar. Ich bevorzuge zwar letzteres, doch bedingt dies etwas grössere Kameragehäuse.
Die Frage, ob eine Kamera ein schwenkbares Display haben soll oder nicht, ist in letzter Zeit etwas aus dem Blickfeld gerutscht. Alle getesteten Kameras lassen sich drahtlos mit Smartphone oder Tablet verbinden, die sich als externe Monitore verwenden lassen.
Brennweite, Lichtstärke und Grösse
Wie robust muss eine Reisekamera sein? Ich spreche hier nicht von den Anforderungen eines Kamikaze-Mountainbikers mit einer GoPro am Helm. Es genügt schon, wenn die Kamera am Strand im Sand nicht gleich den Geist aufgibt.
Hier kann die Olympus Tough TG-4 – nomen est omen – punkten. Sie ist so ziemlich gegen alle Umwelteinflüsse gewappnet. Dafür hat sie nur einen vierfachen optischen Brennweitenbereich.
Damit sind wir gleich beim nächsten Punkt: Eine Reisekamera soll kompakt sein und einen möglichst grossen Zoombereich haben. Okay, aber was heisst das?
Der Weitwinkel soll möglichst «tief» hinuntergehen für Landschaften, Bergwelten, weite Prärien, aber auch Gruppenaufnahmen, ohne dass der Fotograf einen Kilometer weit nach hinten rennen muss, bis alle im Bild sind.
Die Modelle in diesem Vergleich beginnen alle bei 24 mm Brennweite im Weitwinkelbereich. Das ist ein akzeptabler Wert und für die meisten Situationen ausreichend.
Den Telebereich von 2000 mm dominiert mit einer wahnsinnigen 83-fachen optischen Vergrösserung eindeutig die Nikon P900.
Der Rest des Feldes liegt bei 720 und 960 mm. Davon weit entfernt ist die Olympus mit 100 mm. Doch diese Zahlen sagen noch nichts über die Lichtstärke aus, also die maximale Blendenöffnung des Objektivs.
Kurz und knapp: Die Lichtstärke bestimmt erstens, wie stark verrauscht die Fotos bei schwachem Licht werden, zweitens verändert sie sich je nach Zoomfaktor und drittens hängt sie von der Objektivkonstruktion ab.
Dabei gilt: Je kleiner der f-Wert ist, desto besser. Die erste Zahl steht für den Weitwinkel-, die zweite für den Tele-Bereich.
Die Olympus Tough führt das Test-Quintett mit einer Lichtstärke von f2,0 bis 4,9 an. Die kompakte Kamera ist völlig eingekapselt. Das Zoomobjektiv hat nur wenig Freiraum, es ragt auch nicht hervor. Eine Brennweite von 25–100 mm ist deshalb ein guter Kompromiss.
Die Nikon P900 ist das andere Extrem. Bei einem Brennweitenbereich von 24 bis 2000 mm bringt sie immer noch eine sehr gute Lichtstärke von f/2,8 bis 6,5.
Wie ist das möglich? Die Nikon ist eine klobige Bridgekamera mit genügend Platz für ein dickes, langes und lichtstarkes Objektiv.
Bei den übrigen drei Kompaktkameras mit 30- und 40-fachem Zoom beginnt die Lichtstärke bei f3,3 und f3,5. Unsere Schlussfolgerung daraus: Eine grosse Brennweite und sehr gute Lichtstärke in kompaktem Gehäuse schliessen sich gegenseitig aus.
Einen Versuch in genau diese Richtung unternimmt dennoch der grosse Bruder der Panasonic Lumix TZ81, die TZ101. Mit 849 Franken jedoch zu einem rund 300 Franken höheren Preis. Den Einzeltest findet man im Testbericht.
GPS und RTFM
Mit GPS (Global Positioning System) ordnet die Kamera dem Foto die genauen Aufnahme-Koordinaten zu. Diese lassen sich mit passender Software auslesen und auf einer Landkarte darstellen. Wer viel unterwegs ist und ein Reisetagebuch führt, wird diese Funktion zu schätzen wissen.
Die Kameras von Nikon, Olympus und Sony haben eingebaute GPS-Empfänger und schreiben die Daten direkt in die Foto-Datei. Bei Canon und Panasonic können die Informationen mittels App über eine drahtlose Smartphone- oder Tablet-Verbindung "nachgereicht" werden.
Die Funktionen zur Koordinatenaufzeichnung laufen selbst bei ausgeschalteter Kamera weiter. Der Akku entlädt sich damit schneller als gewohnt. Wer nach China reist, sollte vor einer Positionsdaten-Speicherung erst die Genehmigung der chinesischen Regierung einholen. Dies rät das Nikon-Handbuch.
Das ist ein gutes Stichwort: Den Kameras liegt meist nur noch eine Kurzanleitung bei. Ausführliche Handbücher müssen von den Hersteller-Webseiten heruntergeladen werden. Niemand liest in den Ferien gerne dicke Bedienungsanleitungen. Man sollte sie trotzdem im PDF-Format auf dem Smartphone oder Tablet mitnehmen. Besonders dann, wenn man die neue Kamera kurz vor den Ferien gekauft hat.
Bei den vielen Funktionen wäre es doch schade, wenn vor einem einmaligen Motiv genau die Einstellung blockiert, mit der man es optimal aufnehmen könnte. Oder eine bestimmte Funktion geht einem auf den Keks, und man weiss nicht, wie sie abzuschalten ist. Ein Blick ins Handbuch löst das Problem.
Oftmals liegt es an kleinen Dingen, die behoben oder verändert werden müssen. Deshalb gilt: Handbuch lesen. Oder auf gut Deutsch: RTFM - Read the fucking manual!
Auf den nächsten Seiten geht's zu den einzelnen Kameras. Schöne Ferien und wundervolle Erinnerungen – auch in digitaler Form!
Canon Powershot SX720 HS - die Allrounderin
Die neue Powershot SX720 HS ist die bislang kompakteste und leistungsstärkste Superzoom-Kamera von Canon. Gegenüber ihrer Vorgängerin wurde der optische Brennweitenbereich von 30- auf 40-fach erweitert. Damit gehts noch näher ans Motiv heran. Damit dabei möglichst wenig verwackelt, ist ein intelligenter Bildstabilisator eingebaut.
Im Testfeld hat die Canon mit 20,3 Megapixel die grösste Bildauflösung. Ein DIGIC-6-Prozessor sorgt für einen schnellen Autofokus und eine zügige Bildverarbeitung. Interessant ist der erweiterte Zoom-Assistent. Er passt den Zoombereich automatisch dem Motiv an, so dass es konstant im Bildausschnitt bleibt.
Fotografieren kann man unbekümmert in Vollautomatik, im Szenen- und im Kreativ-Modus. Oder man übernimmt im manuellen Modus selbst die Kontrolle über die Kamera. Full-HD-Videoaufnahmen und eine Filmtagebuch-Funktion sind ebenfalls an Bord.
Praktischer Einsatz
Die Kamera vermittelt einen wertigen Eindruck und verfügt trotz ihrer kompakten Abmessungen über angenehm grosse Bedienelemente. Ein gerippter, lederähnlicher Aufsatz an der Vorderseite bietet sicheren Halt.
Die aufgeräumte Oberseite mit Ein/Aus-Schalter, Zoom-Regler und Videotaste bleibt angenehm flach. Nur wenn der filigrane Blitz ausgeklappt wird, sollte etwas vorsichtiger mit der Kamera umgegangen werden, um nichts abzuknicken.
Die Aufnahme-Modi stellt man auf der Rückseite an einem griffigen Drehrad ein. Das zweite Einstellrad kann man drehen oder direkt mit Cursortasten bedienen. Das kann zu Beginn etwas verwirrend sein, da für viele Einstellungen beides funktionierte oder gar nichts.
Direkttasten gibt es für Wiedergabe, WiFi, Menüaufruf und Info. Cursortasten gibt es für häufig benötigte Funktionen. Mit der übersichtlichen Menüführung gelingt die Bedienung auf Anhieb.
Mit dem 7,5 cm grossen Bildschirm lässt sich gut arbeiten. Er ist etwas weniger kontrastreich als seine Mitbewerber und bei grellem Sonnenlicht weniger gut abzulesen. Hier wünschte man sich einen zusätzlichen Sucher.
Am Tele-Anschlag kommt der Autofokus manchmal etwas ins Schleudern. Aufgefallen ist mir dies besonders bei Videoaufnahmen, bei denen öfters ein Pumpen auftrat.
Bildqualität und Fazit
Die Aufnahmen im Freien sind in Ordnung. In der Standardeinstellung könnten sie noch etwas mehr Schärfe vertragen. Die Farben sind wie von Canon gewohnt sehr realitätsnah und ansprechend.
Die 20,3 Megapixel sind zwar gut fürs Marketing, doch physikalisch kommt der kleine Bildsensor damit an den Anschlag. Vor allen detailreiche Bilder (Sträucher, Wiesen etc.) wirken verwaschener gegenüber den Fotos der anderen Testkandidaten mit gleich grossem Sensor, aber weniger Pixel.
Ab ISO 640 sind Artefakte und Bildrauschen deutlich sichtbar, einheitliche Farbflächen bekommen farbige Sprenkel. Wird in Innenräumen der Blitz hinzugeschaltet, verbessert sich die Situation etwas.
Die Kamera ist schnell einsatzbereit und verblüfft mit ihrem grossem Zoombereich und dem effizienten Bildstabilisator. Als Reisebegleiter trägt sie nicht auf und überzeugt mit logischer Bedienung trotz vieler Funktionen. Eingebautes WLAN und NFC lassen drahtlose Verbindungen schnell und einfach herstellen.
Wer möglichst unkompliziert Ferienerinnerungen sammeln möchte ist mit der günstigen Allrounderin gut bedient. Die Powershot SX720 HS ist in Schwarz und Rot für 369 Franken erhältlich.
Nikon Coolpix P900 – die lange Röhre
Mit seinem 83-fachen Zoombereich und dem massiven Objektiv-Rohr beeindruckt die Nikon P900 schon rein äusserlich. Damit schaut man auf der Safari ins Auge des Löwen oder fängt am Nachthimmel Details ein, die man von Auge nicht sieht.
Die lichtstarke Linse verspricht ausgezeichnete Bilder, und der 1/2.3 Zoll grosse Bildsensor mit 16 Megapixel ist eine gute Kombination.
Bei Fotografieren vergrössert eine eigene "Überblickstaste" vorübergehend den Blickwinkel, damit das Motiv leichter eingerahmt werden kann. Serienaufnahmen gibt es in acht Varianten. Inklusive einer "Pre-Shot-Cache" Funktion, um den perfekten Moment nicht zu verpassen.
Mit eingebautem GPS können Aufnahmeorte protokolliert und über Wi-Fi und NFC sofort freigegeben werden.
Praktischer Einsatz
Die bullige Bridgekamera liegt sehr gut in der Hand und lässt sich auch mit gröberen Wurstfingern sicher bedienen. Mit den vielen Direkt-Tasten und individuell belegbaren Funktionstasten sowie drei Wahlrädchen am Gehäuse lässt sich die Kamera zügig einstellen.
Der Bildschirm ist in alle Richtungen schwenkbar und erlaubt die unmöglichsten Aufnahmepositionen ohne körperliche Verrenkungen. Das Display lässt sich nach innen schliessen, sodass es beim Transport gut geschützt ist.
Dank elektronischem Sucher sieht man die Motive auch im Sonnenlicht. Er neigt jedoch baubedingt zu "Regenbogen-Blitzern", was jedoch nicht jedem Benutzer gleich störend auffällt. Ein weit hochklappender Blitz sorgt auch im Dunkeln für gute Bilder.
Aufnahmen aus freier Hand werden vom optischen Bildstabilisator wirkungsvoll entwackelt. Auch im vollen Tele-Anschlag bei 2000 mm erhält man erstaunlich scharfe Fotos. Da sich dabei die Lichtstärke verschlechtert (bis f6,5), sollte man speziell bei wenig Licht darauf achten, dass die ISO-Automatik kein Rauschen ins Bild bringt. Oder dass durch zu aggressive Rauschunterdrückung die Details in den Fotos "zuschmieren".
Der Autofokus hält das Motiv schnell und sicher in der Schärfe. Zumindest Beim Fotografieren. Wer Videoaufnahmen macht, merkt schnell, dass dies nicht unbedingt die Paradedisziplin der P900 ist.
Zum einen ist der Zoomantrieb klar und deutlich auf den Videos zu hören, zum andern hat der permanente Autofokus öfters Mühe scharfzustellen. Belichtungseinstellungen beim Filmen sind zudem stark eingeschränkt.
Bildqualität und Fazit
Fotos werden mit der Nikon Coolpix P900 im Weitwinkelbereich farbtreu und bis in die Ecken scharf gezeichnet aufgenommen. Im Tele-Anschlag sind bei genügend Licht ebenfalls sehr gute Resultate erzielbar – so lange man die Rauschkorrektur im Auge behält.
Die P900 ist eine ideale Kamera für alle, die weit Entferntes nah heranholen möchten. Sei dies am Himmel, bei der Vogelbeobachtung oder auf Safari. Die ausgezeichnete Bildstabilisierung kann auf Reisen und in engen Umgebungen ein Stativ ersetzen.
Die sehr gute Bildqualität und der enorme Brennweitenbereich haben jedoch ihren Preis. So ist die Nikon-Kamera die grösste und mit über 900 Gramm auch die schwerste im Vergleich. Wer mehr als nur schnelle Urlaubs-Schnappschüsse im Sinn hat und das Mehrgewicht auf sich nimmt, wird mit der 648 Franken teuren Coolpix P900 sehr zufrieden sein.
Olympus Tough TG-4 – der tauchende Indianer
Etwas martialisch kommt sie daher, die Olympus Tough TG-4. Ein solider Metallrahmen mit robustem Hartplastikgriff und breiter Befestigungsöse für den strapazierfähigen Tragriemen warten nur darauf, dass es richtig dreckig abgeht.
Stolz zeigt die Kamera auf der Vorderseite, was sie alles draufhat: Wasserdicht bis zu 15 m Tiefe und stossfest bei Stürzen aus bis zu 2,1 m Höhe. Zudem ist sie bruchsicher bis zu 100 kg und frostsicher bis -10 °C.
Ein GPS-Empfänger, WiFi und eine LED-Leuchte sind eingebaut. Das Display kann Kompass, Manometer und Koordinaten anzeigen. Das 4-fach-Weitwinkelzoom beginnt bei 25 mm und ist zusammen mit der Lichtstärke von f2.0 ideal für Unterwasser-Fotografie und Aufnahmen bei wenig Licht.
Praktischer Einsatz
Bevor es losgeht, warnen Hinweise im Display vor offenen Klappen. Die abgedichteten Türchen für den Akku und die Kabelanschlüsse sind doppelt gesichert.
Die Kamera ist schnell startklar. Das Programmwahlrad reagiert zügig und über die Pfeiltasten lässt es sich leicht durch das Schnellmenü und das Einstellmenü navigieren. Der Unterwasser- und Mikroskop-Modus sind die Spezialitäten der Tough TG-4. Für Anfänger gibt es die intelligente Automatik.
Der Bildschirm ist nicht berührungsempfindlich. Man kann die Kamera für gewisse Befehle jedoch per Klopfzeichen steuern, indem man links, rechts, oben und hinten "anklopft". Nein, kein Witz, das ist echt wahr. Dies kann zum Beispiel im Modus "Schnee" beim Aufnehmen eines Fotos mit dicken Handschuhen ganz praktisch sein.
Die Bedienung der kleinen Zoomwippe ist gewöhnungsbedürftig. Sie benötigt relativ starken Druck. Ein/Aus-Schalter und Auslöser sind eingekapselt und sind so gegen zufälliges Betätigen geschützt.
Gut gefallen haben der schnelle Autofokus, der auch bei wenig Licht zügig scharfstellt. Auch die flexible Panoramafunktion mit Zielmarken macht Spass. Die vielen Hilfstexte in klarem Deutsch sind ebenfalls ein Plus.
Weniger günstig ist die Daumenauflage platziert. Hält man die Kamera an dieser Stelle, werden die meisten Bedienelemente an der Rückseite verdeckt.
Bildqualität und Fazit
JPEG-Fotos aus der TG-4 sind für diese Kameraklasse ok. Die Aufnahmen haben kräftige Farben und sind ausgewogen belichtet, in einigen Modi wie etwa "Landschaft" werden sie jedoch überschärft. Auf "Standard" wiederum gestellt wirken sie zu weich.
Ab ISO 400 werden JPEG-Bilder stark entrauscht und Kanten-Artefakte (Chromatische Aberration) werden entfernt. Viele Details gehen dabei verloren oder werden verschmiert.
Ein Tipp: Fotos im RAW-Format aufnehmen und in Lightroom oder einem ähnlichen RAW-Konverter bearbeiten. Es ist erstaunlich, was man dann noch aus den Bildern herausholen kann.
Die Videoclips sind zu gebrauchen, wenn während der Aufnahme nicht gezoomt wird. Ansonsten wabert es im Bild, und der Autofokus braucht oft Bedenkzeit, bis er die neue Schärfe gefunden hat.
Die Olympus Tough TG-4 ist sehr kompakt, auch im Einsatz. Kein Blitz poppt auf, kein Objektivrohr fährt aus, kein Sucher steht vor. Wer sich am kleinen Zoombereich nicht stört und eher die gute Weitwinkel-Optik schätzt, wird sie bald liebgewonnen haben.
Für alle Eltern mit Wasserratten, für Schnorchler, Strandnixen, Sandburgenbauer, Outdoor-Sportler und "Mikroskopler" ist die Tough TG-4 sowieso eine gute Wahl mit hohem Spassfaktor. Sie ist in Schwarz und Rot für 499 Franken erhältlich.
Panasonic Lumix TZ81 – der 4K-Reisekünstler
Bei den Travellerzoom-Kameras von Panasonic lautet das diesjährige Motto UHD-Video, 4K-Foto und Hybrid-Kontrast-Autofokus.
Die Lumix DMC-TZ81 ist mit 30-fachem Zoom, elektronischem Sucher, Touch-Display, 5-Achsen-Bildstabilisierung, Objektivring, zwei Einstellrädchen und vier Funktionstasten am Gehäuse reichhaltig ausgestattet.
Mit UHD-Video kommen qualitätsbewusste Reisefilmer auf ihre Kosten und dank 4K-Foto-Modi können gezielt einzelne Bilder aus Serienaufnahmen als 8 Megapixel grosse Fotos gespeichert werden. Der 4K-Post-Fokus erlaubt gar die nachträgliche Schärfeverlagerung im Bild.
Die höchste Fotoauflösung beträgt 18 Megapixel. Mit Lichtstärken von F3.3 – 6.4 liefert das Objektiv keine überragenden Werte, ist jedoch für die meisten Motive ausreichend.
Praktischer Einsatz
Hat man(n) sich an die etwas kleinen Bedienungselemente gewöhnt, lassen die Einstellungsmöglichkeiten der TZ81 über Tasten und Rädchen kaum noch Wünsche offen. Wer gerne herumfingert, kommt mit dem fest verbauten Touchscreen ebenfalls auf seine Kosten. Ein Druck genügt, und der Fokusbereich ist eingestellt, kann vergrössert, verkleinert und verschoben werden.
Per Fingerdruck lässt sich die Belichtung irgendwo im Bild messen und fixieren. Und per Touch-Auslöser wird auch gleich noch das Foto geschossen. Der neue Hybrid-Kontrast-Autofokus reagierte verblüffend schnell und stellte präzise scharf – genügend Licht und Kontrast vorausgesetzt.
Manuelles Scharfstellen gelingt am besten durch Drehen am griffigen Objektivring, unterstützt durch eine "Peak"-Anzeige. Diese hebt scharfe Kanten hervor. Scheint die Sonne aufs Display, hilft der fest eingebaute Sucher weiter. Leider ist er etwas gar klein geraten.
Beim Videofilmen darf man mit der TZ81 zoomen und schwenken. Fokus- wie Zoommotor arbeiten sehr leise. Die Touch-Eingabe ermöglicht auch hier sanfte Fokusübergänge. Das Ausprobieren der vielen 4K-Funktionen kann süchtig machen. Deshalb gilt: Die Ferienbegleitung und das Relaxen nicht vernachlässigen!
Bildqualität und Fazit
Bei Tageslicht liegen die 18-Megapixel-Fotos bei Kantenschärfe und Bildrauschen auf einem erfreulich hohen Niveau. Bei Dämmerlicht und Aufnahmen in Innenräumen ab ISO 800 fällt die Qualität sichtlich ab, vor allem im Telebereich. Weitwinkelaufnahmen sind meist noch zu gebrauchen. Wer die Fotos im RAW-Format aufnimmt, kann sie in einem externen Programm wie etwa Lightroom nachträglich noch verbessern.
Mit ihren 4K-Videoaufnahmen übertrumpft die TZ81 das übrige Kamera-Testfeld. Die Videobilder, bei genügend Licht gedreht, überzeugen durch ihre unglaubliche Schärfe und ihren Detailreichtum.
Die Panasonic Lumix TZ81 ist eine attraktive kleine Reisezoom-Kamera, die ihrem "Traveller"-Namen alle Ehre macht. Sie ist sehr umfangreich ausgestattet und fängt mit ihrem 30-fachen Zoom nahezu jedes Motiv ein.
Mit den kreativen 4K-Funktionen ist sie ein idealer Begleiter für alle, die neben Fotos auch Wert auf sehr gute Videoaufnahmen legen – in den Ferien und auf Reisen. Die Lumix TZ81 ist in Schwarz oder Silber-Schwarz für 549 Franken erhältlich.
Sony Cyber-Shot HX90V – der kleine Selfie-Meister
Die HX90V ist eine der kleinsten Superzoom-Kameras auf dem Markt. Mit einem 30-fachen Zoombereich, optischem Bildstabilisator, eingebautem GPS, Pop-Up-Blitz und einem bemerkenswerten OLED-Sucher ist sie üppig ausgestattet. Hinzu kommt ein 3-Zoll-Display ohne Touch-Eingabe, dafür mit 180-Grad-Klappfunktion. Damit sind Selfies im Handumdrehen erstellt.
Ein Moduswahlknopf oben, ein Einstellrad hinten und ein Objektivring ermöglichen trotz der winzigen Abmessungen eine sichere Bedienung. Full-HD-Videoaufnahmen sind in verschiedenen Formaten möglich. Mit WiFi und NFC sind schnell Kontakt zu Smartphone und Internet hergestellt.
Praktischer Einsatz
Per Schieberegler springt der Sucher aus dem Gehäuse. Ein Näherungssensor aktiviert ihn automatisch, sobald man sich mit dem Auge dem Sucher nähert. Im Test schaute ich durch und sah erst mal alles unscharf. Ach so, erst noch den Regler mit zwei Fingern weiter herausziehen, dann funktioniert es.
Danach war jeweils eine Wohltat, durch diesen winzigen OLED-Sucher zu blicken. Kräftige Farben und erstaunliche Schärfe machen das Fotografieren damit zum Vergnügen. Besonders, wenn durch grelles Sonnenlicht nichts mehr auf dem Bildschirm zu erkennen war.
Kleiner Nachteil: Wird der Sucher wieder eingefahren, schaltet sich die Kamera aus. Unter der kryptischen Menü-Einstellung "Fkt. f. geschloss. VF" kann diese Automatik abgeschaltet werden.
An einem geriffelten Aufsatz hält man die sonst etwas rutschige HX90V fest im Griff. Die Videotaste ist sehr nahe an der Daumenauflage platziert und kann deshalb schon mal ungewollt ausgelöst werden.
Mit der "intelligenten" und der "überlegenen Automatik" sind die ersten Fotos schnell geschossen. Mehr Kreativität bieten die manuellen PSAM-Modi, ein Schwenkpanorama sowie 28 Szenenprogramme und Filtereffekte. Den Funktionstasten und dem Steuerring können häufig benutzte Funktionen zugeordnet werden.
Besonders gefallen hat der grosse Zoombereich, der mit 24–720 mm so ziemlich alles einfängt, was einem im Urlaub vor die Linse gerät. Dank intelligentem Steady-Shot werden auch Videoaufnahmen im Telebereich wirkungsvoll stabilisiert. Wird dabei gezoomt, ist ein leises Surren auf den Videos zu hören. Der Nachführ-Autofokus beim Filmen arbeitet recht zügig und zuverlässig.
Der aufklappbare Bildschirm ist sehr praktisch und ermöglicht auch unauffällige Aufnahmen "aus der Hüfte".
Bildqualität und Fazit
Die Fotos aus der HX90V können auf den ersten Blick voll überzeugen. Sie sind scharf, kontrastreich und sehr farbenfroh, wirken manchmal fast schon etwas künstlich. Wenn man sie bei genauer betrachtet, sieht man eine starke elektronische "Behandlung". Sie wirken dann wie auf Leinwand oder Raufasertapete gemalt.
Diese Hintergrundstruktur erscheint bereits bei Aufnahmen ab ISO 160. Bilder im Tele-Anschlag zeigen an harten Kanten oft pinke und blaugrüne Farbsäume. Verkleinert betrachtet oder in Standardgrössen ausgedruckt sind sie dennoch absolut alltagstauglich.
Die Farben in Videoclips brachte die Sony-Kamera auch sehr kräftig und natürlich zur Geltung. Im Telebereich ebenfalls mit den obigen Farbsäumen.
Wer gerne mit kleinem Gepäck reist, findet in der Sony Cyber-Shot DSC-HX90V eine starke Kamera mit umfangreicher Ausstattung in Hosentaschengrösse. Die HX90V ist für 479 Franken im Handel erhältlich.
Fazit und Empfehlungen
In diesem Vergleichstest gibt es keinen Sieger. Alle Kandidaten zeigten ihre Stärken und Schwächen, Tücken und Highlights. Alle gehen bildtechnisch vom gleich grossen Aufnahmesensor aus, aber jede einzelne macht daraus etwas anderes.
So bringt die grösste Menge an Megapixeln nicht automatisch die beste Bildqualität. Auch übertriebene interne Bildkorrektur kann nach hinten losgehen, wenn dabei neue Störungen entstehen. Umso mehr, wenn diese fest in einer JPEG-Datei gespeichert werden und keine unbearbeitete Kopie im RAW-Format vorliegt.
Im Weitwinkel-Bereich schenken sich die Teilnehmer nichts, hier sind gut belichtete Fotos miteinander vergleichbar. Erst bei weniger Licht, bei höheren ISO-Werten und vor allem im Telebereich treten deutliche Unterschiede zutage.
Bei der Bedienung wünschte man sich oft etwas kleinere Finger oder grössere Knöpfe. Ein Touch-Display ist da nützlich, aber nicht zwingend. Sonnenanbetern ist mit einem Sucher gut gedient. Ansonsten kann es vorkommen, dass der Bildschirm nur noch das eigene Konterfei zurückspiegelt.
Wie die Hersteller müssen auch Kaufinteressenten mit Kompromissen leben. Ferientauglich sind alle Kameras, und Spass machen sie auch alle. Nur manchmal fragt man sich, wieso hauptsächlich alle schwarz sind, wenn man sich daran unter der prallen Sonne beinahe die Pfoten verbrennt.
Mit der Canon Powershot SX720 HS lässt sich einfach losfotografieren. Die günstigste Kamera im Vergleich trumpft mit der grössten Bildauflösung. Sie ist als unkomplizierte Reisebegleiterin zu empfehlen.
Die Nikon Coolpix P900 spricht den "seriösen" Ferienmacher an. Ihr etwas klobiges Äusseres signalisiert Arbeit vor Vergnügen. Sei es bei Städtereisen, auf Bildungsurlaub, bei der Vogelbeobachtung oder auf einer Safari. Das Mehrgewicht für den 83-fachen Zoom nimmt man gerne in Kauf.
Die Olympus Tough TG-4 geht mit dem Fotografen durch Dick und Dünn, ins Wasser und aufs Eis. Outdoor-Sportler werden sie mögen, kleine Wasserratten und deren Eltern ebenso. Die gute Weitwinkel-Optik und der Spassfaktor überzeugen.
Mit UHD-Video und 4K-Foto ist die Panasonic Lumix DMC-TZ81 die "Königin des Bewegtbildes". Eine attraktive Ferienbegleitung für alle, die nicht nur fotografieren, sondern auch sehr gute Videoaufnahmen nach Hause bringen möchten.
"Das kleine Schwarze für die Ferien" – so könnte man die Sony Cyber-Shot DSC-HX90V auch bezeichnen. Ein ausgezeichneter Sucher und ein Klapp-Display für spielend einfache Selfies sind in dieser sehr kompakten Kamera inbegriffen. Gut filmen kann sie auch noch.