
Die Herkunft verpflichtet. Das Erbe des Rock’n’Roll ist bei den beiden Marshall-Lautsprechern offensichtlich: Das schwarze Gehäuse in Leder-Optik, das Metallgitter vor dem Lautsprecher und der weisse «Marshall»-Schriftzug erinnern wie bei den meisten Lautsprechern dieses Herstellers an die Gitarren-Amps, für die Marshall seit Jahrzehnten bekannt ist. Das Design der beiden Lautsprecher Stockwell II und Tufton ist unverwechselbar, die Abstammung augenscheinlich. Doch auch ihr Klang zeugt nicht von schlechten Eltern sowie auch ihre Robustheit gegenüber unzimperlichem Umgang. Letztere haben sie wohl von ihren Bühnentechnik-Vorfahren geerbt.
Beide Geräte verfügen über die Verbindungsmöglichkeit per Bluetooth 5.0, sind AptX-fähig und bieten eine Akkulaufzeit (unter optimalen Bedingungen) von ungefähr 20 Stunden. Beide gehören nicht zu den günstigsten Geräten ihrer Art, doch liefern sie eine gute Qualität – sowohl im Klang als auch betreffend ihrer Hardware.
Der Kleine: Marshall Stockwell II

Der Nachfolger des Marshall Stockwell eignet sich dank seiner geringen Grösse von 17,8 x 15,2 x 7 cm und seinem geringen Gewicht von 1,38 kg, um ihn überall hin mitzunehmen. Er findet Platz im Rucksack oder in der Tasche und sorgt bei Bedarf überall für Instant-Musik. Dazu trägt auch seine Robustheit bei. Das Gehäuse besteht zwar für Marshall eher ungewohnt teilweise aus Silikon, doch macht dieses Material das Gerät wasserabweisend, rutschfest und relativ sicher vor Beschädigungen – inklusive Wasserschäden: Der Stockwell II ist gemäss IPX4-Standard gegen «Strahlwasser aus allen Richtungen» geschützt. In den Pool oder in die Badewanne fallen sollte das Gerät besser nicht.
Das Design lehnt sich zwar wie bei anderen Marshall-Geräten wie erwähnt an Gitarrenverstärker an. Doch sorgt der durchaus praktische, grosse Tragegriff dafür, dass der Stockwell II auch etwas von einem Handtäschchen-Look mitbekommen hat. In der Praxis zeigt sich der Tragegriff jedoch als etwas überdimensioniert: Das kleine, leichte Gerätchen lässt sich durchaus auch ohne Tragegriff problemlos einpacken, aus der Tasche nehmen, umplatzieren und herumtragen. Einzig, wer mit der Box über längere Zeit spazieren geht und sich dabei mit Musik beschallen lassen möchte, profitiert wirklich von diesem Handgriff an der Oberseite des Lautsprechers.

Manuelle Einstellungsmöglichkeiten
Auf der Oberseite des Geräts befinden sich drei Drehregler für Lautstärke, Bass und Höhen. Es ist recht speziell für einen Bluetooth-Lautsprecher, dass er die Möglichkeit bietet, Bass und Höhen manuell am Gerät zu verstellen. Normalerweise kann dies höchstens an der Musikquelle vorgenommen werden, wenn überhaupt. Da es für den Stockwell II keine spezielle App gibt, ist dies die einzige Möglichkeit, um diese Einstellungen vorzunehmen. Ausgenommen ist natürlich die Lautstärke, die jederzeit über die Musikquelle wie Smartphone oder Musikplayer reguliert werden kann.
Mit dem Stockwell II hat man unterwegs auch immer eine Powerbank für das Handy mit dabei. Kleingeräte wie Smartphones oder auch Tablets lassen sich nämlich per USB-Kabel an der Box aufladen. Dies zehrt zwar etwas an der Kapazität des Lautsprecher-Akkus, doch beträgt die offizielle Einsatzzeit 20 Stunden. In der Praxis zeigt sich zwar, dass dieser Wert im normallauten Betrieb kaum erreicht wird, doch hat man Zugang zu einer Steckdose, ist der Lautsprecher in rund 20 Minuten bereits wieder geladen.

Stereo aus dem Monoblock
Der Stockwell II besitzt einen 10-Watt-Tieftöner und zwei 5-Watt-Hochtöner. Das Gerät ist zwar ein richtiger Stereolautsprecher, doch da die beiden Hochtöner vorne und hinten am Gerät angebracht sind, ist der Stereoeffekt kaum wahrnehmbar. Dafür verteilt sich die Musik relativ gleichmässig in alle Richtungen, was zumindest in nicht allzu grossen Räumen ganz gut klingt. In grossen Räumen oder im Outdoor-Einsatz hat der Stockwell II zwar etwas Mühe, einen fülligen Sound zu entwickeln. Doch für seine Grösse ist das Gerät enorm leistungsfähig und liefert einen kräftig, basslastigen Sound.
Somit hört man mit ihm besser Rock und Pop statt Klassik und Jazz, wo man gelegentlich die Details aus den Mitten etwas vermisst. Am besten, man stellt das Gerät in die Mitte des Zimmers oder inmitten einer Menschengruppe. Dreht man die Lautstärke zu sehr auf, kommt es selten vor, dass sich der Sound überschlägt. Das Frequenzspektrum ist recht gross, es reicht von 60 bis 20'000 Hertz. Und auch wenn man am Bassregler dreht, entstehen keine Verzerrungen.

Der Grosse: Marshall Tufton
Dem grösseren der beiden neuen Marshall-Lautsprecher, dem Tufton, nimmt man die Herkunft aus der Gitarrenverstärker-Verwandtschaft eher ab als dem kleinen Stockwell II. Mit seinen 22,9 x 16,3 x 35 Zentimetern ist der Tufton wahrlich riesig für einen Bluetooth-Lautsprecher. Da ist nichts mehr von Handtäschchen-Look oder Ähnlichem zu erkennen.
Der Marshall Tufton ist schwer, gross, wuchtig. Wer die Bluetooth-Box in der XL-Ausführung mitnehmen will, muss sich anstrengen. Im Rucksack hat sie keinen Platz, und weit tragen möchten das Gerät wohl nur die kräftigsten Musikfans. Immerhin eignet sich das Gerät dank seiner hochformatigen Bauweise und des praktischen Tragegriffs doch noch einigermassen gut, um es über kurze Strecken zu tragen.

Der Tragegriff hat beim Tufton denn auch eine zwingende Funktion: Ohne Tragegriff kann das 4,9 Kilogramm schwere Gerät kaum mit einer Hand umplatziert oder gar herumgetragen werden. Der Tragegriff ist bequem, kann aber auch abgenommen werden. Stattdessen lässt sich ein Gitarrengurt anbringen, mit dem sich das Marshall-Gerät nicht nur stilecht, sondern auch bequem über etwas längere Distanzen tragen lässt.
Der Tufton ist eine echte Boombox, die minimalistisch und ohne Schnickschnack daherkommt. Die Aussenhülle besteht wie bei vielen Amps aus Vinyl, zudem sind die Ecken zusätzlich durch Gummi geschützt, so wie man das etwa von Geräten aus der Bühnentechnik her kennt, die so einiges aushalten müssen. Auch sonst macht der Tufton einen sehr soliden, robusten Eindruck.
Er dürfte vor allem zuhause oder an der Gartenparty zum Einsatz kommen, aber auch an einer spontane Party draussen – allerdings wohl eher dann, wenn man ihn mit dem Auto transportiert und der Weg zum See nicht allzu lang ist. Für die feuchtfröhliche Party, an der auch mal ein Bier auf der Box ausleert, eignet sich die Box gerade noch. Sie bietet gemäss IPX2-Standard «Schutz gegen schräg fallendes Wasser (Tropfwasser), 15° gegenüber normaler Betriebslage. Allzu schräg und nass darf es also nicht werden.
Musikmix dank Bluetooth 5.0
Sowohl der Stockwell II als auch der Tufton können per Bluetooth oder per Kabel am AUX-Eingang mit einer Musikquelle verbunden werden. Die Pairing-Taste für die Bluetooth-Verbindung befindet sich an der Oberseite des Geräts. Drückt man zwei Sekunden darauf, stellen Smartphone oder Tablet eine Verbindung her. Dank dem neusten Bluetooth-Standard 5.0 können zwei Geräte gleichzeitig mit dem Marshall-Lautsprecher verbunden bleiben, sodass ein stetiger Wechsel der beiden Musikquellen möglich wird, ohne dass man jedes Mal die Verbindung neu herstellen muss. Falls also mehrere Personen abwechselnd mit ihren Smartphones Musik auf dem Lautsprecher abspielen möchten, ist dies ein sehr angenehmes Feature gegenüber früheren Bluetooth-Versionen ohne diese Möglichkeit.

Drehen statt wischen
Wie beim Stockwell II stehen drei äusserst praktische Drehregler für Lautstärke, Bass und Höhen zur Verfügung, mit denen sich die Klangwerte stufenlos einstellen lassen. Die Haptik der Knöpfe ist sehr angenehm, der Griff zum Drehknopf ist zumindest für Digital Immigrants echter und ursprünglicher, als wenn man auf einem Touchschreen tippen und wischen muss.
Neben den Drehknöpfen gibt es übrigens auch eine LED-Anzeige, die über den aktuellen Akku-Stand informiert. Die Betriebsdauer des Akkus wird mit 20 Stunden angegeben. Sofern die Voraussetzungen gut sind, kommt das in der Praxis etwa hin. Dazu muss allerdings eine stabile Bluetooth-Verbindung vorhanden sein (also mit nicht allzu grossem Abstand zwischen den Geräten) und man sollte den Volume-Regler nicht allzu sehr aufdrehen. Der leere Akku ist etwa in zweieinhalb Stunden wieder voll.

Voller Sound mit viel Bass – oder auch wenig
Der Sound des 3-Weg-Lautsprechers ist voll, klar und wiederum etwas basslastig, wie es sich für einen Rock’n’Roll-Gerät gehört. Ausgerüstet ist der Bass mit einem 40-Watt-Class-D-Lautsprecher, dazu gibt es zwei Breitbandlautsprecher mit 15 Watt sowie einen 10-Watt-Hochtöner. Den Frequenzbereich gibt Marshall mit 40 bis 20’000 Hertz an. Doch ist der Sound auch ausgesprochen exakt und ausgewogen in den Höhen und Mitten.
Doch mit den erwähnten Drehknöpfen lässt sich der Sound ohnehin noch individuell verändern. Gerade bei nicht allzu lauter Musik zogen wir es im Test vor, die Höhen etwas anzuheben, sodass das Ganze etwas ausgewogener klingt. Bei Klassik wiederum drehten wir den Bass etwas zurück.
Nicht smart, aber clever
Die Verbindung über Bluetooth ist wie beim Stockwell II via Pairing-Taste schnell und unkompliziert hergestellt. Eine App gibt es nicht, aber die ist dank der cleveren Einstellungsmöglichkeiten am Gerät auch gar nicht nötig. Wer die auf dem Smartphone oder Tablet gespeicherte Musik ab Musikplayer spielt oder die Musik via App streamt, hat dort alle nötigen Steuermöglichkeiten sowie die Lautstärkeregelung aus der Ferne verfügbar.
Ein WLAN-Modul ist im Tufton nicht eingebaut, entsprechend lässt sich der Lautsprecher nicht in ein Netzwerk einbinden. Auch intelligente Dienste wie Google oder Alexa sind nicht kompatibel. Aber das braucht dieses wuchtige Gerät auch gar nicht. Sein Auftrag ist es, Musik in guter Qualität zu spielen. Und eine Freisprech-Funktion gibt es ebenfalls nicht. Denn wer will schon über eine fast 5 Kilo schwere Box im Gitarrenverstärker-Look ein Telefongespräch führen?
Fazit
Die beiden neuen Marshall-Lautsprecher überzeugen sowohl klanglich und optisch als auch bezüglich Bedienungsfreundlichkeit und Einsatzmöglichkeiten. Beim Stockwell II scheint der Tragegriff etwas überdimensioniert. Dieser wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Dem Klang dieses Modells ist nichts zu bemängeln, sofern man die Grösse des Geräts bedenkt. Wer mehr Sound will, muss auch ein schwereres, grösseres Gerät mittragen. Generell gilt: Weil man das Verhältnis zwischen Tiefen und Höhen per Drehregler nach Belieben verändern kann, lässt sich der Sound beider Boxen schnell und intuitiv einstellen.
Genau wegen seinem guten Kompromiss aus geringer Grösse und gutem Klang eignet sich der Stockwell II perfekt für Badi, Picknick oder Strand sowie für die spontane Party. Mit einem Preis von 249 Franken ist der Stockwell II nicht gerade günstig. Der Lautsprecher ist robust, ausdauernd und hat in jedem Rucksack oder in jeder Tasche Platz. Der Marshall Stockwell II ist in Schwarz oder in Grau erhältlich im Safarishop.ch
Wer Musik nicht hauptsächlich unterwegs, sondern stationär, aber für Indoor- oder Outdoor-Beschallung verwenden möchte, findet im Marshall Tufton ein geeignetes Gerät. Dieses gibt’s für 459 Franken ebenfalls im Safarishop.ch.