Es ist ja nicht so, dass Wireless-Aktivlautsprecher gerade eine seltene Erscheinung wären. Im Gegenteil: Sie haben Konjunktur. Sie entsprechen dem Zeitgeist des kompakten, leistungsfähigen Lautsprechersystems, welches sich im Wohnraum – bevorzugt im Bereich des TV-Geräts – unaufdringlich aufstellen lässt und doch viel mehr HiFi zu bieten hat, als eine Soundbar oder ein einzelner Spasslautsprecher. Added Value. Die Treiber dieser Entwicklung sind eine effiziente, platzsparende Verstärkertechnologie mit wunderbaren Klangeigenschaften, der Verzicht auf Analogtechnik bis kurz vor den Lautsprechertreibern, maximale Integration und die ganze Streaming-Infrastruktur, die uns heute zur Verfügung steht – und die sowohl Tonträger als auch viele Zuspieler ins Abseits der Bedeutungslosigkeit gestellt hat. Ausser für die Leute, die jetzt gerade nach Luft schnappen.
Man darf sich darüber entsetzen, aber der Weg zur anspruchsvollen Musikwiedergabe zum Vernunftstarif führt nicht über die Technikverliebtheit der glorreichen Vergangenheit der 1980er-Jahre. Allen, die das vermissen, sei Folgendes gesagt: Es gibt auch für euch noch ein grosses Kinderzimmer mit ganz teuren Spielsachen auf dem Audiomarkt. Niemand will euch etwas wegnehmen, auch nicht eure unerschütterliche Überzeugung, die sich seit den 1980er-Jahren nicht geändert hat und zu einer Ideologie verkommen ist. Wer aber neugierig ist, erkennt die Bedeutung dieser neuen Art und Weise, sich ein eindrückliches Musik- oder Klang-Erlebnis nach Hause zu holen, mit allen Annehmlichkeiten der neuen Audio-Epoche.
Das neue Lautsprechersystem SC-CX700 Wireless ist ein Beispiel dafür – und vor allem, dem Vernehmen nach, auch ein Beispiel dafür, dass nicht alles in die Lautsprechergehäuse Eingepferchte immer von namenlosen OEMs aus Asien beigesteuert wird. Die Technologie kommt vom Hersteller selbst. Wir gingen der Sache auf den Grund und hörten ganz gut hin.
Ein Technologie-Statement von Technics
Technics beruft sich in der PR für das SC-CX700-Lautsprechersystem auf ihr «Orchestrierungskonzept». Mit Orchestrierung bezeichnen sie ein technisches Konzept einer Audiokomponente, die im täglichen Leben ihrer Besitzer eine zentrale Rolle spielt. Die Rolle des Dirigenten ist dabei, jede einzelne Technologie so zu integrieren, dass ein perfektes Ganzes entsteht (Zitat Ende). Das klingt gut und erinnert sehr bewusst an die musikalische Teamleistung schlechthin: das klassische Orchester und sein Dirigent. Mit dieser Analogie erklärt Technics das Zusammenspiel der Funktionen im Gehäuse und worauf man besonderen Wert gelegt hat.
Beim SC-CX700-System wurden die akustische Behausung und die Behausung des Verstärkerteils voneinander getrennt. Damit wird sichergestellt, dass die Verstärkerkonstruktion durch akustische Vibrationen der Lautsprecher nicht beeinflusst wird. Zwischen dem Verstärker-Abteil im hinteren Drittel des Gehäuses – gut erkennbar durch die Kühlschlitze auf der Gehäuseoberseite – und dem akustischen Abteil mit den Schallwandlern findet man einen fingerdicken Hohlraum, 8 mm, um genau zu sein, der die Entkopplung noch verstärkt.
Abgesehen von zahlreichen kleinen Raffinessen ist die raumbezogene «Gewaltentrennung» von Technics bei aktiven Lautsprechern nicht ungewöhnlich. Bei dieser Preislage treibt man solchen Aufwand aber selten. Die Wirkung kann man getrost abhaken: Auch bei höheren Pegeln konnte ich am Gehäuse keine nennenswerten Vibrationen erfühlen.
Der Koaxialtreiber des SC-CX700-Lautsprechers ist an einer weiteren Zwischenwand auf der Höhe seines Magneten befestigt. Letzterer ist praktisch in die Wand eingelassen und wird von innen an die Frontwand gefügt. Der Treiber ist an seinem Schwerpunkt beim Magneten fixiert und «hängt» nicht – wie gewöhnlich – an den Schrauben vorne beim Schallaustritt. Das ist technisch klug und hat auch optische Vorteile. Die Wirkung dieser Aufhängung wird nicht bewiesen, aber Technics ist überzeugt, dass die Summe aller Massnahmen entscheidend ist.
Der Koaxialtreiber wurde an mehreren Stellen überarbeitet und weiterentwickelt. Neu findet man als Hochtöner einen Ringradiator mit einem besonderen Phase-Plug anstelle einer Kalotte. Um Störungen der Wellenfronten zu minimieren, wurde die Sicke flacher gestaltet und an ihrer Rückseite unsichtbar mit Rippen verstärkt. Die Wellenfront-Analysen zeigen denn auch ein sehr unauffälliges Verhalten bezüglich Partialschwingungen. Man kann hier getrost von einem penibel durchentwickelten Koaxialtreiber sprechen. Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, wo man da noch etwas verbessern könnte. Famous last words.
Der Bassreflexkanal – besser Smooth Flow Port – wurde ebenfalls weiterentwickelt. Das Kunststoff-Formteil greift den relevanten Schall zur Bassverstärkung mit einer optimierten, breiten Öffnungsmündung hinter dem Treiber ab und kommuniziert mit der akustischen Aussenwelt über eine breite Austrittsöffnung. Die gefürchteten Strömungsgeräusche werden damit wirkungsvoll verhindert und der Lautsprecher kommt ganz ohne Dämmmaterial aus, wovon die Dynamik im Bass- und Mittelton-Bereich profitieren. Das Bassreflexsystem ist auf 50 Hz abgestimmt.
Der SC-CX700 ist ein 2-Wege-System Die Lautsprecher besitzen nicht etwa eine passive Frequenzweiche, sondern – bei aller Digitalität ganz konsequent – einen sog. «Digital Channel Divider». Dieser teilt das Audiospektrum direkt nach dem Eingang digital auf und steuert dann den Hochtöner direkt an und den Basstreiber über den MBDC-Schaltkreis.
Dazu gibt es mit der sogenannten modellbasierten Membrankontrolle eine Steuerung, welche die Membranauslenkung optimiert und linearisiert. Man würde das bei der eher übersichtlichen Membran des Treibers nicht für notwendig halten, aber es gab offensichtlich Optimierungspotenzial, denn bei kleinen Membranen ist die Auslenkung höher als bei grossen Membranen. Die optimale Membranbewegung wurde mathematisch modelliert und wird mit einem nichtlinearen Antrieb im Bassbereich sehr exakt nachgebildet. Ziel ist eine perfekte Basswidergabe bei allen Pegeln.
Wie bei allen Technics-Verstärkern kommt auch beim Lautsprechersystem SC-CX700 die volldigitale JENO-Engine zum Einsatz. JENO ist kein klassischer Schaltverstärker (Class D), worauf Technics viel Wert legt. Er wird ausschliesslich digital angesteuert. Damit will ich die Schaltverstärker nicht deklassiert wissen, selbst wenn es vom Hersteller so suggeriert würde. Ich will mich hier als «JENO-Erklärer» auch nicht in die Nesseln setzen und verwende eine von Technics redigierte Beschreibung am Beispiel des SU-GX70:
«Der SU-GX70 verfügt über einen volldigitalen Verstärker mit Technics' fortschrittlicher digitaler Audiotechnologie, die Signale vom Eingang bis zum Ausgang digital verarbeitet. Dadurch wird die Signalverschlechterung durch externe Geräusche minimiert und ein präziser, hochauflösender Klang erzeugt, während die Wärme analoger Aufnahmen erhalten bleibt. Darüber hinaus reduziert die JENO-Engine im HDMI ARC (Audio Return Channel) Jitter und sorgt so für kristallklaren Fernsehton.»
Noch ein paar Bullet Points:
Die beiden Lautsprecher können drahtlos (WiFi) oder kabelgebunden ans Heimnetzwerk angeschlossen und miteinander verbunden werden. Kabelgebunden ist eine maximale Samplingrate von 192 kHz erzielbar, drahtlos 96 kHz.
Die Stromversorgung ist in eine digitale Sektion und eine dedizierte Sektion für die Leistungsverstärkung unterteilt.
Auch der SC-CX700 verfügt über eine smarte Aktivierung/Deaktivierung seiner zahlreichen Funktionen. Nur die erwünschten Funktionen sind jeweils aktiv. Das trägt dazu bei, Interferenzen zwischen Baugruppen zu vermeiden.
Die Bedienung erfolgt am Primärlautsprecher (Quellenwahl und Lautstärke), mit der IR-Fernbedienung (Abspielfunktionen, Quellenwahl, Lautstärke) und mit der Technics Audio Center App (alles).