TESTBERICHT
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Publikationsdatum
8. Januar 2025
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Die deutsche Firma Kii Audio mit Sitz im Hamminkeln wurde 2014 gegründet und hat seither erfolgreich ihre zwei Produkte vertrieben: die aktive Kii Three entweder mit oder ohne BXT-Basserweiterung. Das 15-köpfige Team inklusive der Leitungsetage mit Bruno Putzeys (CTO), Chris Reichardt (CEO), Bart van der Laan (COO) und Tom Jansen (PM) haben nun zum zehnjährigen Firmenjubiläum einen neuen Lautsprecher, die Kii Seven, auf den Markt gebracht. Dieser soll vor allem auch ein jüngeres, audiophiles Publikum ansprechen.

Gemäss Tom Jansen soll die Kii Seven so einfach und stabil wie die bekannten Sonos-Produkte in der Konnektivität und in der Handhabung funktionieren und gleichzeitig die klanglichen Qualitäten eines Kii-Lautsprechers aufweisen. Dank technischer Entwicklungen und Reduzierung der Bass-Chassis von vier auf zwei, kann die Kii Seven diese Mehrleistung für 7500 Franken, also zum halben Preis der bisherigen Kii Three, anbieten. Neu kann man die Lautsprecher auch einzeln kaufen und zu einem Mehrkanal- oder Heimkino-Setup erweitern, was das Konzept preislich nochmals attraktiver gestaltet.

Bewährte Haptik

Die Formsprache der neuen Kii-Seven-Lautsprecher wurde von der Kii Three adaptiert. Klare, geometrische Linien, abgerundete Ecken, glatte Flächen. Sie ist 20 cm breit, 31 cm hoch und 31 cm tief. Dadurch wirkt sie etwas bulliger, hat zwei Bass-Chassis weniger und bringt mit 14 Kilogramm somit 10 Pfund weniger Kampfgewicht auf die Waage als die Kii Three und ist – weil kleiner – auch einfacher in die Wohnlandschaft zu integrieren. Zurzeit sind die Lautsprecher in den Farben Weiss oder Dunkelgrau verfügbar. Die Farbpalette wird, gemäss Tom Jansen, in absehbarer Zeit noch weiter ausgebaut.

Die Formensprache der neuen Kii-Seven-Lautsprecher wurde von der Kii Three adaptiert.Die Formensprache der neuen Kii-Seven-Lautsprecher wurde von der Kii Three adaptiert.

Die Haptik und Anfassqualität der beiden Lautsprecher sind weitgehend identisch – nach wie vor darf man keine Kunststoff-Allergie haben. Die aus Polyurethan (PU) gegossenen Gehäuse sind aber hochwertig und perfekt verarbeitet. Durch die Verwendung von PU ist eine äusserst präzise Formgebung möglich. Auch die klar berechenbaren Eigenschaften (Skalierbarkeit) wie der Steifigkeit sprachen gegenüber der «Lebendigkeit» von Holz dafür, so die Entwickler. Zudem ist dieser Werkstoff wesentlich günstiger als Aluminium und einfacher verfügbar. Weiter spricht für die Hersteller bei Kii Audio auch die gute Verfügbarkeit von PU, denn nicht unweit ihres Firmensitzes steht die Zulieferfirma, das Familienunternehmen Thieme GmbH, welche u.a. auch renommierte deutsche Autohersteller im Luxusbereich bedient.

Beim Betrachten der Kii Seven fällt sofort auf, dass man ihr ein paar zusätzliche Lüftungsschlitze am Heck zur Kühlung verpasst hat. Obwohl man Class-D-Verstärker für die Bass-Chassis verwendet, erzeugen diese spürbare Wärme – doch mehr als handwarm werden sie auch nach intensiver Nutzung nicht.

Die Kii Seven musste auch im Innern neu aufgebaut werden, nicht zuletzt deshalb, damit die erweiterte Konnektivität über WiFi oder Bluetooth in einem geschlossenen Gehäuse und ohne zusätzliche Antenne störungsfrei arbeitet.

Innovatives Basssystem

Die Kii Seven ist ein aktiver, geschlossener Dreiweg-Lautsprecher, mit einem 3-cm-Hochtöner inklusive Wave-Guide, einem 12-cm-Mitteltöner und zwei 16-cm-Tieftönern. Das grosse Alleinstellungsmerkmal aller Kii-Audio-Lautsprecher ist die keulenartige Abstrahlung im Bassbereich, welche den Raum weniger zu Resonanzen anregt.

Die Kii-Audio-Lautsprecher nutzen dazu ein innovatives Basssystem namens «Active Wave Focusing». Es arbeitet mit einer fortschrittlichen DSP-Technologie, die auch bei grossen Live-Konzerten in Hallen genutzt wird, um den Bass gezielt zu lenken und ein Dröhnen zu vermeiden. Dank einer nierenförmigen statt der üblichen kugelartigen Bass-Abstrahlung wird die Schallabgabe nach hinten minimiert, der Raum weniger angeregt und eine präzise, druckvolle Basswiedergabe erzielt. Der Lautsprecher verhält sich so im Raum kontrollierter, verursacht weniger störende Raummoden und bietet ein aussergewöhnlich klares Klangbild, auch in akustisch schwierigen Umgebungen.

Zusätzlich werden mit der DSP-Steuerung die einzeln verstärkten Chassis perfekt aufeinander abgestimmt. So wird unter anderem der Zeitversatz in der Schallauslösung von Hoch- und Mitteltöner korrigiert und somit das Impulsverhalten optimiert. Bei Bedarf können zudem diverse Anpassungen an den Raum vorgenommen werden. Insbesondere die Profis in der Studiotechnik werden die detaillierten Anpassungsmöglichkeiten beim Einsatz als Nahfeldmonitor schätzen

Anschlussfeld

Am Anschlussboard der Lautsprecher stehen analoge symmetrische XLR- und professionelle digitale AES/EBU-Eingänge zur Verfügung. Etwas schade finde ich, dass man beim angepeilten Zielpublikum auf asymmetrische Cinch-Buchsen und einen S/PDIF-Digitaleingang verzichtete. Mit Adapterkabel lassen sich asymmetrische Quellen natürlich trotzdem nutzen.

Rückseite der Kii Seven mit diversen Einstellmöglichkeiten.Rückseite der Kii Seven mit diversen Einstellmöglichkeiten.

Per Ethernet verbinden sich die Kii Seven mit dem heimischen Netzwerk. Zahlreiche Verbindungen und Musikdienste können so demnächst genutzt werden: Spotify Connect, Tidal Connect und Qobuz Connect. Da wartet man bei Kii Audio noch auf die anschliessende Absegnung durch die Lizenzhalter. Danach können die Musikdienste per App über das Netzwerk und WLAN direkt mit den besagten Musikdiensten verbunden werden.

Jeder der Kii-Seven-Lautsprecher hat eine eigene MAC-Adresse und kann von Kii Audio individuell upgedatet oder gewartet werden – ein zeitgemässer und praktischer Service.

Aufbau und Bedienung

Der Aufbau ist, so wie von Kii Audio versprochen, erdenklich einfach. Eine Bedienungsanleitung sucht man zwar vergebens, braucht man aber auch nicht wirklich. Wer möchte, kann sich diese via QR-Code auf der Verpackung aufs Handy oder Tablet laden. Doch die meisten Einstellmöglichkeiten sind intuitiv vorzunehmen und bedürfen keiner weiteren Erklärungen. Diese sind an der Rückseite des Lautsprechers einfach vorzunehmen.

Noch etwas differenzierter lassen sich die Einstellungen mittels der zusätzlichen, eingeschleiften Kontroller-Einheit erreichen. Die Anschaffung eines solchen Kontrollers (1650 Franken) kann, wenn überhaupt, aber auch erst im Nachgang getätigt werden.

Die Kontroller-Einheit funktioniert wie eine digitale Vorstufe und bietet zusätzliche Eingänge über USB und Toslink. Nebst der Regelung der Lautstärke und der Quellenanwahl lassen sich sämtliche Einstellungen vornehmen und abspeichern. Für Versierte gibt es die «Prov-Einstellungen», wo man Latenzzeiten, Polarität, Volume-Limiter oder Filterfunktionen anpassen kann.

Controller-Einheit für Kii Seven.Controller-Einheit für Kii Seven.

Die Kommunikation zwischen den beiden Lautsprechern erfolgt über WiFi oder LAN-Kabel (Kii Link). Beides funktioniert problemlos. Empfohlen wird die Kabel-Verbindung, weil sie den Fluss höherer Datenströme erlaubt (bis zu LPCM 24/384 kHz oder DSD64/128 über USB) und weniger störungsanfällig ist. Wie bei den meisten ähnlichen Systemen ist einer der beiden Lautsprecher als «Master» und der andere als «Slave» zu definieren. Die Einstellungen können dann entweder synchron für beide Lautsprecher gleichzeitig oder einzeln vorgenommen werden.

Alle für den Betrieb benötigten Strom- und LAN-Kabel werden in ausreichender Länge mitgeliefert. Bei Kii Audio wird davon ausgegangen, dass man diese auch so verwendet und keine zusätzlichen teuren Kabel benötigt. Gemäss Aussagen von Roland Spalinger, der die Kii-Produkte in der Schweiz vertreibt, reagieren die Kiis ganz allgemein nur gering auf «Tuning-Massnahmen».

Für dicke Stromstecker hätte es ohnehin keinen Platz, denn es passen nur angeflanschte Stecker. Die LAN-Kabel-Eingänge sind extrem nahe übereinander platziert. Beim Master-Lautsprecher benötigt man die beiden Eingänge und kann sie dann ohne die Hilfe eines flachen Werkzeugs wie z.B. eines Schraubenziehers kaum mehr entfernen.

Auf die Beigabe einer Fernbedienung wurde verzichtet. Wer nicht ohne sein will, kann sich eine handelsübliche, mit Philips-Codes programmierte oder anzulernende Fernbedienung beschaffen. Üblicherweise wird die reine Lautstärkenregelung ohnehin meist über die Quell-Geräte-Steuerung (DAC/Vorstufe, Tablet, etc.) vorgenommen.

Zukünftig werden wohl die meisten Nutzer die Ansteuerung über die Kii-Home-App vornehmen, über die man auch den Musikdienst und die Liederwahl trifft. Zahlreiche Verbindungen und Musikdienste stehen zur Verfügung: Spotify Connect, Tidal Connect und Qobuz Connect, Dante Audio, Apple Airplay 2. Ebenfalls ist die Kii «Roon getestet» und wird erkannt. Wie erwähnt, sind zurzeit noch nicht alle Nutzungsrechte über die Verbindungsdienste restlos geklärt und die Kii Audio wartet noch mit der Veröffentlichung der Kii-Home-App. Mit dieser können auch die Einstellungen mehrerer Lautsprecher und Hör-Zonen getätigt werden. Darüber werden wir zu einem späteren Zeitpunkt berichten.

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