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Der Zweck eines Displays ist, einen Betriebszustand zu erkennen.Der Zweck eines Displays ist, einen Betriebszustand zu erkennen.

Von absoluter High End Elektronik erwartet man Klangeigenschaften wie Transparenz, Schnelligkeit, Präzision und Neutralität. Es gilt die Devise, nichts hinzu zu fügen und nichts weg zu nehmen. Ein Musikerlebnis spielt sich aber auch jenseits des Erfahrbaren ab. Im Konzertsaal wie im Hörraum.

Im Hörraum hören wir die Musik mit elektronischen Geräten, was uns per se misstrauisch stimmt. Wer die Zusammenhänge der Verstärkung von Tonfrequenzen so versteht wie Soulution, vermag uns auch zu begründen, weshalb die Beherrschung von Phase, Linearität und Impulsleistung nach einem beinahe irrwitzigen Aufwand verlangen kann.

Bei Soulution kann man sich dem Nicht-Erfahrbaren annähern. Man kann es, obwohl paradox, in gewisser Weise erfahren.

Warum der absolute Sound nicht nur vom Lautsprecher abhängt, und was die digitale Zukunft im High End Audio bringt, erfahren Sie in diesem Porträt.

Von Elektromotoren und Audio-Elektronik

Mit Cyrill Hammer von Soulution sprach Christian Wenger von avguide.ch

avguide.ch: Wie kommt es, dass ein Hersteller von kundenspezifischen Elektromotoren eines Tages damit begann, High End Audiogeräte herzustellen? Das Hobby des Chefs ?

Ja und nein (lacht). Die Spemot gehörte früher zu Jura und produzierte nebst Elektromotoren auch Haushaltgeräte für Grossverteiler wie Migros und Coop. Ende der 90er Jahre, als mein Vater zusammen mit dem damaligen Management die Spemot AG kaufte, war dies unser wichtigstes Geschäftsfeld. Intensiver Wettbewerb aus Fernost hat die Weiterführung des Geschäftsbereiches Haushaltgeräte mit Entwicklungs- und Produktionsstandort Schweiz verunmöglicht. In der Folge hatten wir den Geschäftsbereich Elektromotoren intensiviert und weiter ausgebaut, ausserdem waren wir mit professionellen Geräten für die Spitzengastronomie mit einem weiteren Geschäftsfeld am Start. Damals wusste allerdings niemand, ob sich die erheblichen Investitionen in die Restrukturierung der Spemot AG langfristig auszahlen würden. Auf der Suche nach einem dritten Geschäftsfeld entstand die Idee, im High End Audio etwas aufzubauen. Meine Passion dafür und auch die des CEO von Spemot bildeten die Grundlage für den Entscheid. Wir machten den Vertrieb von Audiolabor Elektronik für die Schweiz, die dann aber aus finanziellen Gründen nicht weitermachen konnten. Wir beschlossen zu investieren und haben den damaligen Entwickler von Audiolabor zu uns in die Schweiz geholt und ihn beauftragt, Vorstufe, Endstufe und CD-Player für Soulution zu entwickeln. Kostenvorgabe gab es keine, er sollte einfach kompromisslos auf besten Klang optimierte Geräte entwickeln. Als wir nach zwei Jahren noch fernab unserer Zielsetzung waren, machten wir dennoch weiter, im Wissen, dass wir nicht mehr zurück können. Sechs Jahre nach dem Start war dann die erste Gerätegeneration parat. Um die getätigten Investitionen, welche wesentlich höher waren als erwartet, wieder zurückführen zu können, waren wir damit mehr oder weniger gezwungen, Soulution zu einem Erfolg zu machen.

avguide.ch: Das war im Jahr..?

Das war dann 2005. Damals verkauften wir die ersten Geräte und hatten die ersten Testberichte in den Fachmedien. Der erste offizielle Messeauftritt war dann 2006 auf der High End in München.

avguide.ch: Wie kam das an? Ihr wart ja völlig neu im Geschäft?

Der Markt hatte wenig Verständnis für „Spinner“, die in dieser hohen Preiskategorie mit Verstärkern aufwarteten. Darauf schien niemand gewartet zu haben. Entgegen unseren Vorstellungen bestand vertriebsseitig kein Interesse in Deutschland und der Schweiz, aber wir konnten Vertriebe in Japan, Hong Kong, Taiwan und den USA gewinnen. Die sprangen sofort auf. Es ging mit einem Paukenschlag los, aber die Pauke war nicht dort, wo wir sie erwartet hätten. Dafür hatten wir dann gleich das Problem, dass wir für Japan, Taiwan und die USA Versionen mit 120 V (AC) oder gar 100 V (AC) liefern mussten, die wir noch nicht hatten. Dann hatten wir noch keinen CD-Spieler, und als wir den schliesslich lancierten, kam die Forderung nach einer preiswerteren Modellreihe. Das war eine stürmische Phase, aber das machte auch Spass.

Digitale Turbulenzen

Der 745 SACD-PlayerDer 745 SACD-Player

avguide.ch: Stichwort CD-Spieler:  Es gibt bei beiden Serien von Soulution CD/SACD-Spieler. Dann gibt es noch eine USB-Schnittstelle und einen DAC. Wie wird sich das bei euch entwickeln?

2005 war das Netzwerkthema noch in den Kinderschuhen. Deshalb liessen wir das aussen vor und konzentrierten uns konsequent auf die CD-Geräte. Dann benötigten wir mit der Zeit eine hochwertige USB-Schnittstelle um PC/Mac als Quelle zu ermöglichen. In der 5er Serie ist die Schnittstelle im CD-Spieler nun integriert und neustens auch ein Netzwerk-Anschluss. Beim SACD-Player der 7er Serie lohnt sich das Re-Design nicht, weil die Stückzahlen einfach zu klein sind.

Kommt hinzu dass TEAC/Esoteric beschloss, die hochwertigen Laufwerke für Drittanbieter nicht mehr zu produzieren. Das ist seit Januar 2013 beschlossen. Eine Eigenentwicklung mit Partnern erwies sich als zu teuer. Deshalb haben wir nun für beide Serien einen DAC und stellen den neuen 760 in München vor. Die Kunden können damit ein eigenes Laufwerk oder den PC/Mac nutzen und wir haben die Flexibilität, auf neue Marktbedürfnisse einzutreten. Ich habe im Moment nicht das Gefühl, dass die Discs wirklich eine Zukunft haben.

avguide.ch: Ich denke, dass die CD tatsächlich verschwinden wird und dass sie letztlich von allen gerippt werden, um sie zu erhalten.

Viele sträuben sich noch, fürchten den Zeitaufwand. Doch dann ist es gemacht. Entscheidend ist die Erfahrung, dass niemand zurück will. Die Schallplatte und das Streaming werden überleben. Die Schallplatte hat diese Aura und es gibt viele tolle Aufnahmen, z.B. der 1960er Jahre, die in dieser Qualität nur noch auf Vinyl existieren. Ein Re-Mastering ist manchmal möglich, aber die Lebensdauer der Masterbänder ist beschränkt. Da sind Grenzen gesetzt.

Die Zukunft der digitalen Musikquelle

Präzisionslaufwerk von EsotericPräzisionslaufwerk von Esoteric

avguide.ch: Wird es von Soulution einen Netzwerkplayer oder Musikserver geben?

Unsere DACs sind heute netzwerkfähig mit UPNP. Wir investieren aber nichts in die Controller und die Apps. Meiner Meinung nach gehört das nicht zu unserer Branche. Das ist nicht unsere Kompetenz. Das können Synology, QNAP und andere besser als wir. Unsere Kompetenz besteht darin, die Klangqualität im Gesamtsystem besser abzustimmen (Stromversorgung, Signalweg usw.). Die Software macht Linux oder Windows. Man kann zwar einen Musikserver bauen (Bsp. Burmester und andere) und braucht dafür eine PC-Karte. Man kann eine Gute nehmen, die Unterschiede sind erheblich, aber die Software dazu machen andere und besser als wir. Die Lösungen, die es noch nicht gibt, werden von Unternehmen kommen, die nicht in der Audio-Branche ansässig sind. Man stelle sich nur mal vor, Apple würde iTunes Hires kompatibel ausgestalten. Die Frage nach der optimalen Hardware für die Speicherung oder der optimalen Control App für die Steuerung von digitalen hochauflösenden Medien wäre damit wohl auf einen Schlag erledigt. Das muss keine audiophile Träumerei bleiben, denn das neue Kodierungsverfahren MQA von Meridian, welches erlaubt, Hires Audiofiles mit wesentlich geringeren Datenraten verlustfrei zu speichern, scheint auch bei Apple und Microsoft auf Interesse zu stossen.

avguide.ch: Man sehnt sich ja nach einem modernen Gerät, das irgendwie physisch die digitale Musikquelle darstellt. Auch in Zukunft.

Ja klar, aber woraus besteht denn so ein Musikserver mit Festplatte, DAC usw.? Im Grunde ist das einfach ein Industrie-PC in einem schönen Gehäuse. Ob man nun die Festplatte auch noch einbaut und noch den DAC ist nur eine Frage, ob man das dort integriert oder in einem anderen Gerät. Deshalb haben wir unsere DACs, die man ansteuern kann. Ich bin überzeugt, dass Streaming die Zukunft ist. Sollte es dennoch wieder „Discs“ geben, dann können wir immer noch ein passendes Laufwerk dafür bauen.

avguide.ch: Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass digitale „Tonträger“ wieder haptisch werden?

Eher klein. Dass Esoteric nur noch SACD-Laufwerke für den Eigenbedarf herstellt, wurde letztlich durch den Entscheid von Sony provoziert, die Produktion von SACD Decoder-Chips einzustellen. Damit könnte letztendlich ausgerechnet Sony hochqualitativen SACD-Laufwerken den Todesstoss versetzt haben.

avguide.ch: Gibt es eine Alternative?

Es gibt andere Chips, die den DSD-Datenstrom der SACD dekodieren können (z.B. Mediatec), die man mit einem Laufwerk verbinden kann, welches die notwendigen Laser enthält. Die Chips sind für Kombi-Laufwerke ausgelegt (Blue Ray, DVD, CD usw.). Wer die Chips einsetzen will, muss also Lizenzen auf Dolby Digital und DTS bezahlen. Das ist teuer und macht keinen Sinn. Das lohnt sich nur für Hersteller, die das mit ihren Produkten im AV-Bereich ohnehin benötigen und die das mit hohen Stückzahlen finanzieren können.

avguide.ch: Ist es nicht verwirrend, dass Sony DSD als Download-Format unterstützt, als SACD abwürgt und Sony Music gibt ihre umfangreichen DSD-Kataloge nicht zum Download frei?

Das ist schade. Das hochwertige SACD-Laufwerk wird wahrscheinlich verschwinden. Im Low-Level-Bereich wird es sie vermutlich noch geben, aber wir (und auch andere Hersteller von High End Audiogeräten) können diese „billigen“ Laufwerke, von denen alle wissen, dass sie 20 CHF kosten, doch nicht in unseren Geräten verwenden. Einige Mitbewerber werden wahrscheinlich auf ein hochwertiges CD-Laufwerk zurückgehen, sofern ein solches denn verfügbar sein wird. Sonys Ausstieg aus der Produktion des SACD Decoder-Chips betrifft nicht nur Esoteric: Viele andere namhafte Hersteller sind von dem Entscheid genauso betroffen. Niemand lüftet den Deckel, aber die SACD wird mit grösster Wahrscheinlichkeit noch weiter an Bedeutung verlieren. Wenn sich jemand mit dem Gedanken trägt, einen hochwertigen SACD-Player zu kaufen, wäre jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, dies noch zu tun.

Bewusst gegen den Strom schwimmen

Ein Musik-Center (alles in einem Gerät) wird es von Soulution aus gutem Grund so schnell nicht geben.Ein Musik-Center (alles in einem Gerät) wird es von Soulution aus gutem Grund so schnell nicht geben.

avguide.ch: Integration ist ein Trend. -  Weniger Geräte, Lautsprecher mit Digitaleingängen usw. Soulution macht das genaue Gegenteil, und das wohl sehr bewusst.

Wir müssten die Komplexität so massiv reduzieren, dass wir das Qualitätsniveau nicht mehr aufrecht erhalten könnten. Wir haben bisher keinen Weg gefunden, wie wir das Niveau der Serie 7 kleinräumiger machen könnten.

avguide.ch: Eine andere Technologie einsetzen, z.B. Schaltverstärker?

Du kannst natürlich das Beispiel Devialet Phantom anführen. Ich sehe aber noch keinen Weg, wie wir unsere Superlative-Qualität so massiv verkleinern können. Schaltverstärker sind für die massive Reduktion der Geräte-Volumen natürlich perfekt. Wenn wir auf einen Schaltverstärker gehen, müssen wir wegen der Taktrate ein Filter am Ausgang einbauen. Der 701 oder 711 Monoblock von Soulution kann 100 A Ausgangsstrom (Peak) liefern. Wie sieht ein solches Filter aus, welches dann bei 0,25 – 1,5 MHz (dies entspricht der derzeit typischen Taktrate von Class D Verstärkern) den Takt herausfiltert? Das enthält eine sehr grosse Spule, vielleicht 30 cm im Durchmesser. Das führt zu mehr Volumen, die wir auf Seite der Leistungstransistoren und Netzteile nicht einsparen können. Zudem hat ein solches Filter gerade wegen der relativ geringen Taktrate auch eine entsprechend tiefe Eck-Frequenz, was wiederum die Klangqualität entscheidend negativ beeinflusst.

avguide.ch: Will heissen, dass sich die Kerntechnologie der Soulution-Verstärker, von welcher ihr und eure Kunden überzeugt sind, nicht integrieren bzw. verkleinern lässt?

Ja. Zudem hat ein Soulution-Verstärker eine Bandbreite von 1-2 MHz. Das ist etwas viel, würde man meinen (beide lachen), und ich sage, das ist eher zu wenig. Es geht nicht um die Frequenz. Das Gehör ist auch auf die Phasenrichtigkeit sensibel, und ein Verstärker wirkt wie ein Tiefpass-Filter. Bei einem idealen Tiefpass-Filter beginnt die Phasendrehung bei etwa 10% der Eck-Frequenz massiv zu werden. Bei 200 kHz Bandbreite würde dann die Phase bereits bei unter 20 kHz nicht mehr stimmen, und genau das hört man. Deshalb brauchen wir mindestens 1 MHz Bandbreite. Das geht bei Schaltverstärkern noch nicht. Die müssten bei 1 GHz takten. Das gibt es im Moment noch nicht.

avguide.ch: Man kann die Phasendrehung digital in einem DSP ausgleichen. Bsp. Grimm LS1.

Das machen wir z.B. im CD-Player, und wir könnten das auch mit Schaltverstärkern machen. Das bei Schaltverstärker-Technologie benötigte Filter wäre trotzdem immer noch viel zu gross. Lautsprecher stellen keine konstante Last für den Verstärker dar, sondern diese verändert sich in Abhängigkeit vom Musiksignal. Will heissen, dass der „Phasenfehler“ des Lautsprechers, welcher mittels DSP kompensiert werden soll, nicht konstant ist, sondern sich in Abhängigkeit des Musiksignals ändert*. Dies macht die ganze Geschichte etwas komplizierter. Trotzdem, das wäre machbar. ( *gilt v.a. bei passiven Lautsprechern mit passiven Frequenzweichen und deren Phasenfehlern, weniger bei digitalen Frequenzweichen. Anmerkung des Autors.)

Wir kompensieren in den CD-Spielern eine Phasendrehung von 15° @ 20kHz, verursacht durch die üblichen Filter bei allen DACs (auch ein ungelöstes Problem), die bei ca. 100 kHz abklemmen, digital. Diese Kompensation hat eine signifikante Auswirkung auf die Klangqualität und es sind nur 15° Phasendrehung. Voraussetzung dafür ist natürlich, das Phasenverhalten des Filters exakt zu kennen. Wir setzen daher ein passives Filter ein, welches sich unabhängig vom Musiksignal oder anderen Einflüssen immer genau gleich verhält. Dennoch, der Rechenaufwand im DSP ist nicht ohne. Bei höheren Phasendrehungen und schlimmer noch bei dynamischer Veränderung der Filtereigenschaften braucht man sehr viel mehr Rechenleistung, um das zu kompensieren.

Die Kunst, anspruchsvolle Lautsprecher mit Musik zu versorgen

Alle(s) im Griff Alle(s) im Griff "bereits" mit dem Soulution 530 Vollverstärker

avguide.ch: Die passiven Lautsprecher, die man mit Soulution betreibt, produzieren aber mit Sicherheit signifikante Fehler?

Absolut. Trotzdem hört man den Unterschied relativ zu diesen Problemen dramatisch. Es ist nicht so, dass man die Phasenkorrektur bei hohen Frequenzen dann im Hochton hört, zuerst hört man sie im Bass. Der Bass wird viel kontrollierter (knorriger und präziser), weil die Oberwellen dieser Instrumente plötzlich phasenrichtig mit dem Grundton übereinstimmen. Das Gehör kann dann zuordnen.

Eine Platine in der Stromversorgung der 701 Monoblöcke versorgt eine Siebkapazität von mehr als einem Farad (!). Sie enthält eine massive Kupfer-Lage mit 3 mm Stärke. Die Stromversorgung kann Spitzenströme von 100 A liefern.Eine Platine in der Stromversorgung der 701 Monoblöcke versorgt eine Siebkapazität von mehr als einem Farad (!). Sie enthält eine massive Kupfer-Lage mit 3 mm Stärke. Die Stromversorgung kann Spitzenströme von 100 A liefern.

avguide.ch: Gibt es Lautsprecher, die selbst mit Soulution Elektronik Probleme bereiten?

Eigentlich nicht, ausser wenn sie nicht richtig entwickelt wurden. Es gibt Lautsprecher, die sehr problematisch sind und nur mit Soulution wirklich ihr Potenzial entfalten können. Ein Beispiel ist der leistungshunrige Magico Q5. Der klang mit Soulution viel besser und zeigte die vermeintlichen, in Foren und der Fachpresse oft diskutierten Defizite einfach nicht auf. Er ist einfach sehr anspruchsvoll anzutreiben und kam erst mit unserer Elektronik optimal zur Geltung. Wir bevorzugen Lautsprecher, welche schwierig anzutreiben sind oder kritisch auf die Elektronik reagieren, wie zum Beispiel die Focal Stella Utopia, um aufzuzeigen, wie gut sie sind, wenn man sie mit Soulution betreibt. Wir nutzten die Stella Utopia mehrmals in München und an der Rocky Mountain Show. Viele Besucher waren erstaunt, wie gut der plötzlich klingt, nachdem sie ihn aus Erfahrung kritisch beäugt hatten.

avguide.ch: Dann sollte Focal eure Elektronik für Vorführungen verwenden?

Das machen sie jetzt auch in St. Etienne (lacht).

Wann kommt die C-Klasse?

Perfektionierte Innenverkabelungen lösen die Probleme dort, wo sie entstehen.Perfektionierte Innenverkabelungen lösen die Probleme dort, wo sie entstehen.

avguide.ch: Welche neuen Produkte sind in der Pipeline?

Wir arbeiten an der Serie 3. Das wird ein modularer Vollverstärker mit Phono-Karte und/oder DAC im Preisbereich von vielleicht 25‘000 CHF.  Günstiger werden wir nicht werden, weil wir die Qualität nicht mehr nach unseren Vorstellungen hinbekommen.

Zudem straft uns die Erfahrung, dass wir günstigere Modelle nicht besser verkaufen.  Wir verkaufen die Serie 7 eher besser als die Serie 5. Insofern hat sich die Investition für die Serie 5 isoliert betrachtet noch nicht gelohnt. Es kann aber sein, dass wir gerade wegen der Serie 5 mehr Geräte der Serie 7 verkaufen. Wir haben aufgrund der Erfahrungen mit der Serie 5 die Serie 7 nochmals verbessern können (und müssen).

avguide.ch: Wer ist heute der Kopf der Entwicklung?

Das bin mittlerweile ich selbst mit punktueller externer Unterstützung.

Montage, Endkontrolle und Hörtest in einem grossen Arbeitsbereich.Montage, Endkontrolle und Hörtest in einem grossen Arbeitsbereich.

avguide.ch: Wie geht ihr mit der Erwartungshaltung um, stets das Beste zu haben, vor allem in der Situation des Widerspruchs?

Darum machen wir keinen Lautsprecher. Wir könnten die Erwartungshaltung nicht erfüllen oder wissen nicht, wie wir das zustande brächten.

Nach dem Roll-Off der 5er Serie bekamen wir das Feedback, dass man im Vergleich zur 7er Serie mehr erwartet hätte. Wir gingen über die Bücher und fanden Verbesserungspotenzial bei der internen Verkabelung und bei Einstreuungen, die durch ein Filter verursacht wurden. Nach der Optimierung der Verkabelung konnten wir auf das Filter verzichten. Das Resultat war so gut, dass wir anschliessend auch die 7er Serie verbessern mussten, auf ähnliche Weise.

Die Erwartungshaltung war so gross, dass man vom günstigeren Produkt mehr erwartete als vom teuren Produkt. Das ist eigentlich nicht nachvollziehbar, führte aber zu einer Verbesserung beider Serien. Ich bin gespannt auf die Reaktionen bei der neuen 3er Serie …

avguide.ch: Welche Stückzahlen kann man sich vorstellen?

In den vergangenen Jahren haben wir ca. 200 Komponenten pro Jahr gebaut. Gegenüber Vorjahr liegen wir derzeit ca. 50% höher. Wir machen das mit zwei Mitarbeitern in der Produktion, einem Mitarbeiter für die Beschaffung und mir in der Entwicklung und auf Reisen.

avguide.ch: Die wichtigsten Märkte?

Hong Kong, China, dann USA und dann schwankend Italien und Brasilien. Europa macht ca. 30% aus, aber das schwankt sehr stark unter den Ländern.

avguide.ch: Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!

Rundgang und Klangeindrücke

Soulution Geräte werden vor der Auslieferung nicht nur messtechnisch auf Herz und Nieren geprüft. Sie werden auch direkt im Vergleich mit der Referenz gehört.Soulution Geräte werden vor der Auslieferung nicht nur messtechnisch auf Herz und Nieren geprüft. Sie werden auch direkt im Vergleich mit der Referenz gehört.

Die gesamte Fertigung inklusive Qualitätskontrolle in Dulliken ist in zwei grosszügige Räume gegliedert. Die Bewirtschaftung tausender Komponenten, davon viele kundenspezifisch, dürfte eine besonders grosse Herausforderung bedeuten. Jeder Handgriff sitzt. In der Ruhe liegt die Kraft.

Der geschulte Blick in die Geräte offenbart die Grundlage für höchste Qualitätsansprüche: Spezial-Kondensatoren, besonders rauscharme Widerstände, spezielle Halbleiter, Platinen und massgeschneiderte Verbindungselemente wie konfektionierte Kabel beherrschen das Bild.

An der vorderen Seite eines Raums findet man den Testaufbau für Hörtests. Die kritischen Focal Stella Utopia dienen als Lautsprecher und werden auch an Fachmessen eingesetzt. Deshalb werden auch die Schutzfolien immer wieder angebracht.

Die Akustik ist erstaunlich gut und tauglich für kritisches Hören. Das ist einer Akustik-Decke geschuldet und auch dem Umstand zu verdanken, dass da ziemlich viel rumsteht. Jede Menge natürliche Diffusion sozusagen ...

Klangeindrücke

Ich habe die Stella Utopia von Focal noch nie so gut gehört. Der Hochtonbereich wirkte auf mich bei jeder bisherigen Vorführung in der Tendenz agressiv und anstrengend. Das war mit Soulution Elektronik nicht einmal mehr ansatzweise wahrnehmbar. Einerseits finde ich es schade, diese Lautsprecher bisher unterschätzt zu haben, andereseits wäre es besser, wenn sie weniger empfindlich auf die Verstärkung reagierten.

Die digitale Phasenkorrektur der Zuspieler beider Serien beeindruckte mich ebenso. Der Unterschied war bemerkenswert deutlich. Die Exaktheit der Raumabbildung verbesserte sich markant und vor allem auch diese Aura und Luft um die Akteure. Es ist auch problemlos nachvollziehbar, dass es sich bei entsprechender Solvenz lohnt, in die 7er Serie zu investieren. Damit kling alles noch eine entscheidende Wenigkeit selbstverständlicher.

Die Basskontrolle ist mit nichts zu vergleichen, das mir bekannt ist.

Es mag auf dem Markt Verstärker geben, die mit der 5er Serie bei Qualität und Preis vielleicht mithalten können. Für deren Hersteller ist das ihre Referenz. Hier ist die Messlatte noch höher, mit der 7er Serie.

Fazit

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die beste Elektronik für High End Audio tatsächlich im schweizerischen Dulliken hergestellt wird. Sollte diese Vermutung nicht zutreffen, dann wüsste ich noch nicht so recht, wo suchen.

Ich bin gespannt auf die kommende 3er Serie. Da könnten noch viele das Fürchten lernen, wenn Soulution dann auch noch relativ bezahlbar werden wird.