MAGAZIN
Seite 3 / 3

Der Nulltest für die Kategorisierung von Audiogeräten

In der Wechselwirkung mit Hörtests ist der Nulltest hilfreich zur Einordnung von Geräten in ein Qualitätsraster – unabhängig von deren Preisklasse. Unterschiedliche Korrelationswerte in dB und grafische Darstellungen geben Hinweise auf die Hörbarkeit von Abweichungen zum Original. Die genauen Ursachen für die Differenzen müssen aber über die eingangs genannten Messkriterien erfolgen. Dies dürfte in erster Linie Produktentwickler interessieren.

Ergänzend zum vorherigen Test, hier die erwähnten Grundveränderungen durch das System (Wiedergabe und Aufnahmekette). Verglichen wird die Originaldatei mit der Wellenform am analogen Ausgang des Vorverstärkers.Ergänzend zum vorherigen Test, hier die erwähnten Grundveränderungen durch das System (Wiedergabe und Aufnahmekette). Verglichen wird die Originaldatei mit der Wellenform am analogen Ausgang des Vorverstärkers.
Die nahezu einwandfreie Grünfläche belegt eine Wiedergabe auf High-End-Niveau.Die nahezu einwandfreie Grünfläche belegt eine Wiedergabe auf High-End-Niveau.

Schon nach kurzer Einlaufzeit offenbarte der CXA81 seine ausgeprägten klanglichen Tugenden. Diskreter Charme mit einer tendenziell zurückhaltenden, äusserst kultivierten Gangart in den Höhen prädestinieren diesen Verstärker zum Zusammenspiel mit ausgeglichen bis brillant abgestimmten Lautsprechern. Sein harmonischer Klangcharakter erweist sich bei sämtlichen Musikarten als positiv. Er lässt sich selbst bei harter Rockmusik nie zu effektvoller Übertreibung oder gar billiger Anmache hinreissen. Dabei gefällt er mit voluminösem, tiefreichendem Bass und ermüdungsfreier Spielweise beim Lauthören. Die Dynamikreserven sind für einen Vollverstärker dieser Preisklasse absolut beachtlich. Bei akustischem Jazz gefällt wiederum das satte, recht gut konturierte Tieftonfundament, welches der Wiedergabe viel «Bauch» verleiht. Perkussion, wie etwa Schlagzeugbecken, wirkt perfekt ins musikalische Geschehen eingebettet und nicht – wie sonst oft – prominent hervorgehoben. Piano gefällt mit schön perlendem, rundem Diskant. Bläser kommen wunderbar natürlich mit typischen Klangfarben. Ganz klar ein Verstärker für Musikliebhaber, die ganzheitlichen Genuss dem analytischen Sezieren vorziehen.

Zur weiteren Einordnung von Null-Test-Resultaten: der Vergleich zwischen der Originaleinspielung und einem späteren Remaster von Max Lässers «After the Battle».Zur weiteren Einordnung von Null-Test-Resultaten: der Vergleich zwischen der Originaleinspielung und einem späteren Remaster von Max Lässers «After the Battle».
Typisches Remaster-Ergebnis. Die Dynamik wird komprimiert und die Aufnahme auf Laut getrimmt (7,38 dB lauter als die CD von 1987). Erkennbar an der Signalwellenform und dem gemessenen DR-Wert (Dynamic Range).Typisches Remaster-Ergebnis. Die Dynamik wird komprimiert und die Aufnahme auf Laut getrimmt (7,38 dB lauter als die CD von 1987). Erkennbar an der Signalwellenform und dem gemessenen DR-Wert (Dynamic Range).
Es werden nur die Dateien verglichen; das Wiedergabesystem ist nicht involviert.Es werden nur die Dateien verglichen; das Wiedergabesystem ist nicht involviert.
Die Abweichungen sind als deutliches Farbmuster erkennbar, die klangliche Differenz klar hörbar.Die Abweichungen sind als deutliches Farbmuster erkennbar, die klangliche Differenz klar hörbar.
Für den Nulltest – und das muss auch für den Hörvergleich gelten – muss die Lautstärke des Remasters um 7.38 dB reduziert werden.Für den Nulltest – und das muss auch für den Hörvergleich gelten – muss die Lautstärke des Remasters um 7.38 dB reduziert werden.

Die Korrelationsbewertung «sehr gut» im Bild oben bezieht sich nur auf die Klangveränderungen, respektive die Übereinstimmung der beiden Dateien. Die Pegelanhebung wurde ausgeglichen/normalisiert. Diese Dynamikkompression vernichtet Klangfeinheiten. Wie stark dies nun unsere emotionelle Wahrnehmung der Musik beeinflusst, kann nur der Hörtest vermitteln.

Fazit

Hören und Messen ergänzen sich. Beide Prozesse haben Stärken und Schwächen. Der Nulltest ist ein ideales Hilfsmittel, um die Subjektivität von reinen Hörtests in akzeptablen Grenzen zu halten und Diskussionen zu versachlichen. Hörtests sind nicht selten mit Durchführungsmängeln behaftet, sie haben systematische Fehler. Ist dem so, fehlen die Relevanz und Reproduzierbarkeit, es bleibt nur eine subjektive Aussage ohne – oder mit lediglich geringem Wert – für Dritte. Dennoch kann am Ende nur der Höreindruck ein integrales und integres Resultat liefern. Dazu ist das Messfundament notwendig.

Fritz Fabig Gastautor

Fritz Fabig ist passionierter Musikliebhaber mit Schwerpunkt in der Klassik-Epoche. Nach einer elektrotechnischen Ausbildung und Management/Marketing Weiterbildung erfolgte ein Wechsel in die Audio Branche. Beinahe zwei Dekaden war Fritz Fabig Geschäftsführer der B&W Group Schweiz. Seit Ende 2021 ist er als freischaffender Berater tätig.