Von unten, oben oder hinten?
Um das Ganze noch etwas zu komplizieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Projektion. Bei der herkömmlichen Projektion ist der Beamer an der Decke montiert. Dieser strahlt von oben auf die Leinwand. Der Zuschauer, der es sich auf dem Sofa bequem gemacht hat, betrachtet dann das Bild aus der Sitzposition. Für diese Anwendung sind «Highcontrast»-Tücher notwendig, welche das Licht möglichst im Einfallswinkel = Ausfallswinkel verstärken (Spiegel-Prinzip).
Anders bei einem Ultrashort-Distance-Beamer. Dieser wird relativ nahe unter der Leinwand platziert und strahlt gegen oben. Hier muss die Leinwand nicht gegen oben möglichst viel Licht reflektieren, sondern nach unten. Aber auch solche Tücher sind heute erhältlich und machen es möglich, bei moderatem Restlicht im Raum mit einem vernünftigen Kontrast Filme zu geniessen.
Heute nicht mehr so verbreitet ist die Rückprojektion. Dabei wird die Leinwand von hinten angeleuchtet, was ein halbtransparentes Tuch voraussetzt. Dieses wird umgangssprachlich als Rückpro-Tuch bezeichnet. Der Vorteil dieser Methode ist vor allem, dass niemand Schatten auf die Leinwand wirft, wenn er sich vor dem Projektor aufhält. Ideale Anwendungszwecke sind hier Anwendungen in Museen oder bei Vorführungen, bei denen sich Leute hin- und herbewegen.
Welches Tuch für wen?
Für dunkle Heimkinoräume ist nach wie vor ein mattweisses Tuch mit Gainfaktor 1.0 das Nonplusultra. Die Farbtreue ist am höchsten und der Preis für ein gutes Tuch hält sich in Grenzen. Es gibt auch schalldurchlässige Tücher, mikroperforierte und gewobene Tücher, bei welchem die Lautsprecher auch hinter dem Tuch platziert werden können. Diese Tücher erreichen aufgrund ihrer Oberflächenbeschaffenheit bzw. der Preforierung nicht mehr ganz einen Gainfaktor von 1.0, was in der Praxis aber meist keine Rolle spielt. Wichtig ist bei einem solchen Tuch, dass das gleichmässige Muster der Perforierung bzw. des Gewebes nicht zusammen mit dem Raster der Pixelstruktur des Projektors einen Moirée-Effekt generiert. Hier kann der Hersteller der Leinwand Auskunft geben.
Für das Wohnzimmer-Heimkino ist ein Highcontrast-Tuch sehr zu empfehlen. Der etwas höhere Preis macht sich auf jeden Fall bezahlt. Der Gainfaktor sollte irgendwo zwischen 0.8 und 1.3 liegen, bei einem hellen Heimkinobeamer eher bei 0.8, bei einem weniger hellen helfen 1.3 Gain vor allem bei einer grösseren Bilddiagonalen. Der grosse Vorteil dieser Leinwände ist, das zum Teil Fremdlicht sehr gut herausfiltern.
Für Business-Anwendungen sind entweder mattweisse Tücher (wenn genügend Helligkeit vom Projektor vorhanden ist) oder ein aufhellendes Tuch mit Gain von 1.5 und mehr empfehlenswert. Dabei sollte beachtet werden, wie das Publikum zu sitzen kommt. Wenn eine breite Abstrahlung verlangt wird, sollte auf jeden Fall ein mattweises, neutrales Tuch eingesetzt werden, damit die Zuschauer ganz links und ganz rechts keinem allzu starken Helligkeitsverlust ausgesetzt sind.
Weitere Kriterien
Nebst der Oberfläche von Leinwandtüchern gibt es noch weitere Qualitätsmerkmale. Entscheidend ist auch der Träger bzw. die Dicke des Leinwandtuches. Dieses hat die Eigenschaft, sich im Laufe der Zeit zu wölben oder zu verziehen, wenn das Tuch zu wenig stabil gebaut wurde. Qualitätstücher sind daher meistens eher dick oder haben zum Beispiel einen glasfaserverstärkten Träger. Rollbare Leinwände sollten zudem auf der Rückseite schwarz beschichtet sein, damit kein Licht durch die Leinwand hindurch projiziert wird. Ansonsten kann das Licht von der Wand dahinter reflektiert werden oder Fremdlicht von hinten kann den Kontrast vermindern.