Ein neuer Stern am Himmel? Die amerikanisch-chinesische Firma AWOL Vision wurde erst vor drei Jahren gegründet und hat bereits drei verschiedene Ultra-Short-Distance-Projektoren (USD) sowie diverses Zubehör im Angebot – also sozusagen von null auf hundert innert 36 Monaten. Nun, den Konsumenten solls freuen, und uns als neugierige Tester sowieso!
Näher ran
Die Kategorie der USD-Projektoren erlebt im Moment eine Renaissance dank dem Aufkommen der Laserlichteinheiten, welche einerseits deutlich mehr Licht bringen und zudem im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtmitteln eine wesentlich längere Betriebsdauer aufweisen. Beim LTV-3500 Pro sind dies 25'000 Stunden, was eine Lebensdauer von über 20 Jahren erwarten lässt bei rund drei Stunden «Genuss» pro Tag.
Der Abstand zur Leinwand definiert wie bei allen Projektoren die Bildgrösse. Beim AWOL ist dies ein Viertel der Bildbreite. Oder etwas praktischer ausgedrückt: Will man 250 cm Bildbreite, so wird der Laserprojektor 62,5 cm weit – oder eben nah – bei der Leinwand positioniert (gemessen zur Linse hin). Eine weisse, glatte Wand eignet sich auch, doch der maximale Kontrast, vor allem bei nicht abgedunkeltem Raum, wird nur mit einer Highcontrast-Leinwand erreicht. Dazu finden sich Detailinformationen in diesem avguide-Artikel über Leinwände.
Da alle Ultra-Short-Projektoren wegen des steilen Projektionswinkels empfindlich auf nicht komplett ebene Projektionsflächen reagieren, kann dies beim LTV-3500 Pro elegant korrigiert werden. Dazu lässt sich in den Einstellungen ein entsprechendes Menü öffnen, dank welchem sich jede Ecke und jede Seite mittig verschieben lässt: nach links und rechts bzw. nach unten und oben. Dies geschieht ganz einfach mit der mitgelieferten Fernbedienung, so lange, bis die eingeblendeten Linien gerade erscheinen.
Noch heller
Ich muss gestehen, ich war etwas überrascht ab der Helligkeit, die der AWOL auf die Leinwand zaubert. Natürlich wirkt nahezu alles im abgedunkelten Heimkinoraum auf den ersten Augenblick hell, doch das Licht war eben noch an ... Der Projektor wurde ja auch für helle Räume entwickelt, als Ersatz für monströse Riesen-TVs.
Das Aufstellen und Einrichten geht denkbar schnell. Strom- und wenn vorhanden LAN-Kabel einstecken und etwa 15 bis 40 cm von der (Lein-)Wand platzieren. Der Projektor selber bietet primär Grundfunktionen. Mit dem mitgelieferten Fire-TV-Stick von Amazon entsteht aber ein ausgewachsener Riesen-Smart-Laser-TV. Dieser ist elegant im dafür vorgesehenen «patentierten» Fach rückseitig untergebracht, so dass ich ihn anfangs gar nicht entdeckte.
Natürlich ist es auch nicht verboten einen Apple TV anzuschliessen, je nachdem in welcher Welt man sich wohler fühlt. Es stehen weitere zwei HDMI-Anschlüsse zur Verfügung, wenn beispielsweise noch ein Blu-ray-Player vorhanden ist, ist man dankbar für den zweiten bzw. dritten HDMI-Slot. Erstaunlich ist, dass AWOL die 3D-Bildwiedergabe unterstützt und konsequenterweise dazu auch die entsprechenden Brillen anbietet. Ob das allerdings noch häufig genutzt wird, wage ich zu bezweifeln. Auch High-Dynamic-Range wird vom AWOL grosszügig unterstützt, und zwar sowohl HDR10+ als auch Dolby-Vision und HLG.
Interessant ist auch der Game-Mode, welcher die Latenz auf 8 ms verringert. Für mich persönlich spannender ist allerdings der 24-Hz-Kinomodus, der dieselbe Bildfrequenz wie im echten Kino ermöglicht. Für Freunde der Vernetzung unterstützt das Gerät die Steuerung via Control-4-Fernbedienungslösungen. Zusammenfassend lässt sich bis hierhin sagen, dass sich die Leute von AWOL schon einiges einfallen lassen haben.
Noch lauter?
Wenn solch ein Laser-TV als Ersatz für die flachen Mitbewerber gesehen wird, gehört auch ein Soundsystem dazu. Und hier haben die USD-Projektoren einen grossen Vorteil: Sie dürfen etwas dicker sein als ihre Wandkollegen und haben somit Platz für ein ausgewachsenes Soundsystem. Der LTV-3500 Pro beinhaltet ein Dolby-Atmos bzw. DTS-Virtual-X kompatibles Stereo-Musiksystem. Das ist zwar ein Widerspruch, wären doch für eine realistische 3D-Audioformat-Wiedergabe weitere Lautsprecher vonnöten. Doch immerhin werden diese wichtigen Formate durchgängig transportiert, und wie eARC kann auch eine Soundbar mit mehr Möglichkeiten angeschlossen werden. Wie üblich wird der Heimkinofan seinen 11.2.4-AV-Reciever anschliessen – und hat allenfalls noch ein mildes Lächeln übrig für die Schmalspur-Soundwiedergabe. Bitte entschuldigen Sie diesen leichten Zynismus, doch ein 350-cm-Bild macht mehr Spass mit einem echten Kinosound. Um Nachrichtensprecher und Show-Moderatorinnen zu lauschen, reicht das 36-Watt-System aber locker (Zwinker-Smiley) – und laut kann er.