Leinwandtücher mit speziellen Eigenschaften
Alle diese Ausführungen beziehen sich auf eine neutrale, weisse Projektionsfläche. Doch die Leinwandindustrie hat vor allem in den letzten Jahren neue Materialien auf den Markt gebracht, welche das Restlicht auf der Projektionsfläche durch spezielle Beschichtungen besser fernhalten. Der Trick dabei besteht einerseits darin, mehr vom Beamer reflektierten Licht zum Zuschauer zu lenken und gleichzeitig das in der Regel seitlich einfallende Fremdlicht zum Zuschauer hin zu dämpfen.
Solche Tücher hellen durch diese kontrollierte Reflexion das projizierte Bild auf, so dass die Projektion zum Beispiel doppelt so hell wird. Man spricht dann von einem Gainfaktor von 2.0. Im Bild 2 ist der Helligkeitsbereich derselben Projektoren auf einem Tuch mit Gainfaktor 2.0 eingezeichnet. Wenn das Tuch zumindest das Restlicht nicht verstärkt (wiederum bei 300 Lumen eingezeichnet), verdoppelt sich der sichtbare Kontrast (grüner Bereich). Für Präsentationzwecke ist dies von Vorteil, da nun der Kontrast und dadurch die Lesbarkeit erhöht wird.
Beim Heimkino ist das nicht gewünscht, da so auch die dunklen Bildinhalte heller dargestellt werden, wenn eben kein Restlicht vorhanden ist. Daher sind die sogenannten Highcontrast-Tücher fürs Heimkino dunkel eingefärbt, was den Helligkeitsbereich wiederum beispielsweise halbiert. Das heisst, der Gainfaktor hat dann wieder etwa den Wert 1.0, aber mit dem grossen Vorteil, dass auch das Restlicht um den Faktor 2 reduziert wurde (Bild 3).
Zum Vergleich zeigt Bild 4 noch eine Tuch-Variante mit Gainfaktor 0.8. Mittlerweile gibt es Hersteller wie Screen Innovations, welche diesen Effekt auf die Spitze treiben. Mit speziell beschichteten, nahezu schwarzen Oberflächen (BlackDiamond®) können auch in nicht abgedunkelten Räumen dunkle Szenen sehr gut dargestellt werden. Einen Haken hat die ganze Sache allerdings: Je höher der Gainfaktor einer Leinwand ist, desto mehr wird der Sichtwinkel eingeschränkt. Die Leinwand kann ja selbst nicht mehr Licht generieren, sondern nur das vom Beamer projizierte Licht fokussierter in eine Richtung «bündeln». Daher wird bei Leinwänden vielfach der Betrachtungswinkel angegeben. Bei mattweissen Tüchern ist das in der Regel 170 bzw. 180°, denn mattweisse Oberflächen reflektieren in alle Richtungen gleich viel Licht. Highcontrast-Tücher bewegen sich im Bereich um die 100°, bei sehr hellen Datentüchern ist der Abstrahlwinkel noch kleiner.
Unerwünschte Reflexionen
Ein weiterer positiver Effekt einer «Highcontrast»-Leinwand ist folgender: Da sie mehr Licht in Richtung des Betrachters befördert, wird weniger Licht in den Raum zurückgestrahlt. Genauer gesagt gelangt weniger Licht zur Wand links und rechts sowie zur Decke und zum Boden. Gerade in Wohnzimmern mit weissen Wänden wird dies auch im abgedunkelten Raum zum Problem. Das Reflektieren der angeleuchteten Wände auf die Leinwand zurück verringert den Kontrast. Mit anderen Worten: Das Licht vom Beamer stört sich selber. Daher bringt es auch in einem abgedunkelten Raum keinen Vorteil, einen helleren Beamer zu verwenden. Im Gegenteil, der Schwarzwert wird noch schlechter. Dunkle Wände reflektieren weniger Licht zurück auf die Projektionsfläche und stellen naturgemäss die beste Lösung dar. Daher gibt es auch keine kommerziellen Kinos mit weissen Wänden.