
35 Jahre für den guten Klang
Die schwedische Firma Audio Pro wurde 1978, also vor rund 35 Jahren gegründet und hat einige Juwelen in ihrer Erfolgsgeschichte vorzuweisen.
Da war einmal der legendäre Subwoofer B2-50, der beim Autor dieses Berichtes anno dazumal mit den ebenfalls legendären Quad ESL-Elektrostaten kombiniert wurde. Es kamen zahlreiche weitere Produkte, wie zum Beispiel erstklassig klingende und kompakte Aktiv-Lautsprecher, die Audio Pro weltweit bekannt machten.
Guter Klang aus Schweden
Mit der Aufschrift „audio pro Sound of Scandinavia“ auf Verpackung und Prospekten macht diese Firma rasch klar, woher ihre Produkte stammen. Doch halt, was heisst hier „stammen“? Werden diese Produkte tatsächlich in Skandinavien entwickelt und sogar dort produziert? Die Aufschrift „Designed and Engineered by Audio Pro AB. Sweden“ schafft leider nur die halbe Klarheit. Also weiter auf die Suche nach einem „Made in Scandianvia“.
Doch Audio Pro wird wohl kaum so „verrückt“ (!?!) sein, ein solches Ding, in Skandinavien zu produzieren, sondern - wie alle anderen Hersteller - aus Kostengründen in Fernost?
Nun wird die Schachtel geöffnet. Als erstes erscheint ein Paar weisse Handschuhe, und es wird klar: Da drin muss ein schwarzes, hochglänzendes und exotisches Lifestyle-Produkt schlummern, auf dem Fingerabdrücke fürchterlich stören können.
Kistenförmig - trotzdem hochelegant!

Doch weit gefehlt: Was da aus der Verpackung kommt, gleicht weder einem designmässig aufgepeppten Straussen-Ei noch einem stilisierten UFO. Nein, das recht schwere, lederbespannte Ding hat eine konventionelle, viereckig Kistenform und wirkt trotzdem hochelegant!
Und dann kommt das helle Erstaunen: Nimmt man das Ding in die Hände, so entsteht der Eindruck, als trage man hier einen professionellen Abhörmonitor ins Aufnahmestudio.
Und gleich möchte man hinter die Kulissen - sprich die Frontabdeckung – blicken. Diese lässt sich, dank Magnethalterung und einer zum Abnehmen einladenden und hervorstehenden Lasche leicht entfernen und gibt den Blick auf ein Display, einige Bedientasten und zwei echte Zweiweg-HiFi-Lautsprecher-Systeme in ein und demselben Gerät frei.
Auch ein schöner Rücken...

Nach dem Motto „Auch ein schöner Rücken kann entzücken“ wird das Teil gedreht und man entdeckt eine metallene Rückplatte, die auch als Kühlkörper für die interne Elektronik dient. Zu finden sind hier zwei Bassreflexöffnungen, ein Powerschalter und folgende Anschlüsse: USB, Toslink und Line In mit 3,5 mm Klinkenbuchse und Subwoofer Out.
Über Kabel lassen sich somit Geräte über folgende Anschlüsse betreiben: USB (mit Ladefunktion), Toslink und analogem Line In.
Das in schwarz, rot und weiss erhältliche Air One kann auch als Teil eines kompletten Multiroom-Systems verwendet werden und kostet genau einen Franken weniger als CHF 800.
Und dann macht der klitzkleine Aufdruck „Assembled in China“ klar, wo das Gerät aus Teilen, die irgendwo in der Welt hergestellt werden, zusammengebaut wird.
Innere Werte
In diesem AirPlay-Speaker stecken zwei echte Aktiv-Zweiweg-HiFi-Lautsprecher, die in je einem eigenen Bassreflexgehäuse arbeiten. Ein DSP (Digital Signal Processor) übernimmt die Kontrolle der Trennfrequenzen der 24 dB-Weichen und andere Dinge wie Frequenzgang-Entzerrung, Lautstärkeregelung, etc.
Beim Lesen der technischen Daten nimmt man erfreut zur Kenntnis, dass hier nicht weniger als vier separate 25 Watt Class-D-Endstufen (im Volksmunde fälschlicherweise „Digitalverstärker genannt“) stecken, welche die beiden 10 cm Woofer und die 2,5 cm Soft-Dome anfeuern.
Mehrere Betriebsarten

Es gibt bekanntlich zwei Methoden, wie man ein Gerät in Betrieb nehmen kann: Die mit Intuition arbeitende „Trial and Error-Methode“, die aber nur mit den Computer-Gehirnen der jungen Generation problemlos funktioniert oder die „Manual-Lesen-Methode“, für weniger begabte Personen, mit der ich persönlich bisher mehr Erfolg hatte.
Für ganz Ungeduldige, die wirklich nicht mehr warten können, bis endlich die ersten Sounds aus der neuen Wundertüte erschallen, hat man deshalb das „Super Quick Wi-Fi-Set-Up“-Blatt geschaffen. Und genau dieses Blatt wird jetzt hervorgeholt. Der iMac samt WLAN ist bereits in Betrieb und der Reihe nach werden alle sieben Schritte des Setup-Blattes befolgt. Nach rund einer Minute erscheinen die ersten Klänge, die sogar einen abgebrühten HiFi-Fan erstaunen - doch davon später.
Es sei gleich hier schon erwähnt, dass auch andere Betriebsarten, wie etwa DirectLink, also die direkte drahtlose Verbindung zwischen iPhone und Air One, sofort und problemfrei funktionierten.
Angesichts all dieser Möglichkeiten erscheint es als jammerschade, dass das Air One nicht ohne Netzspannung, sondern auch an einer Batterie, betrieben werden kann.
Sozusagen als „Trösterli“ legt Audio Pro dem Air One eine Mini-Fernsteuerung und einen Sockel bei. Letzterer hebt das Air One etwas von der Unterlage ab und neigt es leicht nach oben. Dies verbessert den Klang des Systems ganz wesentlich.
Magere App
Viele moderne Menschen sind heute der Ansicht, dass es ohne eine App einfach nicht mehr gehen darf. Das hat AudioPro erkannt und bietet via AppStore eine Gratis-App an. Wer aber denkt, dass diese App die Spieltriebe der jungen Gamer-Generation und der verspielten Oldies befriedigen kann, hat sich getäuscht. Diese an und für sich sehr schön gemachte App bietet eigentlich nur einen Setup-Assistenten und ist also sowas wie eine interaktive Bedienungsanleitung und weiter nichts. Ob die App ganz und gar überflüssig ist, muss jeder selber beantworten. Eventuell wird sie in Zukunft ja noch erweitert.
Last but not least: Der Klang!

Zum Test diente ein iPhone, das mit in Apple Lossless aufgenommenen Teststücken bespielt war. Zudem wurden Klangvergleiche via Line-In angestellt und festgestellt, dass das AirPlay und Apple Lossless-Verfahren in der Tat als klanglich hochwertig bezeichnet werden können.
Jedem Lautsprechersystem, egal ob passiv oder aktiv, sollte man eine gewisse Einspielzeit gönnen, bevor man es hart auf die Probe stellt. Das ist kein Witz, sondern eine Tatsache, die sogar mit Messgeräten nachprüfbar ist. Die Aufhängung der Membranen müssen erst mal nach der Produktion und Lagerung „weichgeklopft“ werden und erhalten dann ihre vom Konstrukteur beabsichtigte Nachgiebigkeit und Flexibilität. Vor allem der Bass spielt nach der Einspielzeit kräftiger und tiefer.
Also wird dem Air One erst mal ein paar Stunden Einspielzeit gegönnt und dann wird gnadenlose Kritik geübt.
Die erste Kritik betrifft natürlich die von einem solchen System zu erwartende Stereo-Perspektive, die nie so breit sein kann, wie bei getrennten Lautsprechern.
Während andere Hersteller mit elektronischen Tricks, die mit mehr oder weniger raffinierter Phasenmanipulation ein künstliches Raumempfinden aus einer Kiste hinzaubern sollen und die nach kurzer Zeit fürchterlich nerven, hält sich AudioPro zurück.
Der Klang des Air One klingt für einen Solo-Klangproduzierer doch verblüffend offen, breit und vom System gelöst. In Sachen Sauberkeit und Transparenz kann es sogar einigen kleinen HiFi-Lautsprechern tüchtig an den Karren fahren. Und das ist schon eine kleine Sensation, wenn man sich zum Vergleich andere Docking-Stations und rein optisch so wunderbar attraktive Lifestyle-Audio-Systeme anhört.
Mehr als nur ein Hauch von High Fidelity
Das Air One bringt sogar heikle klassische Streicherklänge mit schöner Zeichnung, sehr sauber und wirklich angenehm. Da sind, dank sauberer Abstimmung und hochwertiger Chassis, absolut keine Härten oder gar grobe Verfärbungen zu hören.
Nicht nur Klassik klingt auf dem Air One sehr ansprechend, sogar Orgelmusik kommt, abgesehen vom begrenzten Raumempfinden, sehr breitbandig mit echten, aber natürlich nicht gerade abgrundtiefen Bässen. Für solche Spässe gibt es ja den Subwoofer-Ausgang!
Auch Rebecca Pidgeons glockenreine Stimme erscheint sauber und resonanzfrei. Bei jazzigen Klängen geht die Post ganz locker ab und poppig-rockige Sounds erklingen knackig und auch im Bass erstaunlich dynamisch.
Qualität vor Quantität
An der Leistungsgrenze setzen die Audio-Pro-Leute dann gekonnt schützende Limiter ein, welche die Pegelspitzen weich begrenzen und so grässlich klingende Verzerrungen und sogar Beschädigungen des Systems (und des Gehörs!) verhindern. So liefert das Air One ganz beachtliche, unverzerrte Schallpegel, die auch mal an der Hausparty tüchtig Stimmung bringen können. Zudem ist es ein Vergnügen, den „tanzenden“ Tieftonmembranen bei den Bassimpulsen einer David Sanbornes Time Again bei ihrer Arbeit zuzusehen und sich an den Resultaten der verblüffend grossen Auslenkungen der Langhub-Tieftöner auch klanglich zu erfreuen.
Fazit
Ganz klar erkennt man beim Allroom Air One die Handschrift von Audio Pro, einer Firma, die sich in der HiFi-Domaine seit Jahrzehnten bestens auskennt und immer wieder herausragende Produkte auf den Markt gebracht hat.
Das Air One besticht weniger durch Augenwischerei und Lifestyle-Hysterie, als durch echte HiFi-Technik, verbunden mit tadelloser Funktionalität.
Wenngleich das Air One aufgrund seiner kompakten Bauweise eine echte HiFi-Stereoanlage mit getrennten Boxen gerade puncto Räumlichkeit natürlich nicht konkurrenzieren kann, so bietet es als drahtlos zu betreibende Zweitanlage einen sehr sauberen, transparenten Klang, der sowohl den Freund der klassischen Muse wie auch die Lover rockig-poppiger Sounds voll und ganz zufrieden stellen kann.