Betrachten, bearbeiten, fernsteuern
Einmal mehr hat mich – und nicht nur mich – die Bildqualität direkt aus einer Fujifilm-X-Kamera sehr positiv überrascht. Die Aufnahmen im JPEG-Format wirken sehr natürlich und haben eine angenehme Farbabstimmung. Sie kommen nicht so «elektronisch» daher wie bei anderen Systemen.
Das liegt zum einen an den tollen Analogfilm-Simulationen – ein Alleinstellungsmerkmal von Fujifilm – und mag zum andern am guten Objektiv liegen. Schliesslich leistet auch in der X-H1 ein X-Prozessor Pro zusammen mit dem von Fujifilm selbst entwickelten X-Trans-CMOS-Sensor in APS-C-Grösse ganze Arbeit.
Die Besonderheit dieses Sensors liegt darin, dass statt des sonst üblichen Vierermusters (Bayer-Matrix) ein 6x6-Raster bei der Farbfilteranordnung verwendet wird. Dies reduziert die Anfälligkeit für Farbmoirés, die auftreten, wenn sich zwei regelmässige Strukturen (die des Motivs und die des Sensors) überlagern.
Beim Betrachten der X-H1-Aufnahmen an einem 4K-Monitor fielen mir die satten Farben, die exakte Farbwiedergabe und der grosse Kontrastumfang auf. Vor allem die genaue Wiedergabe von Hauttönen überzeugte. Das beinahe völlige Fehlen von blaugrünen oder pinken Farbsäumen an starken Hell/Dunkel-Übergängen im Bild (chromatische Aberrationen) erstaunte ebenfalls.
In dunkeln Szenen, fotografiert mit hohen ISO-Werten, hielt sich das Rauschen angenehm zurück. Da kaum Farbrauschen vorhanden war, wirkte das Helligkeitsrauschen sehr natürlich.
Alle Beispielbilder stammen direkt und unverändert aus der X-H1, wurden mit der Standard-Filmsimulation «Provia» aufgenommen und nur in der Grösse reduziert. Fotografiert wurde immer aus freier Hand.
Kurz gefasst: Wer mit der X-H1 überlegt und korrekt belichtet, kann die JPEG-Fotos direkt aus der Kamera ohne weitere Bearbeitung verwenden. Diese Arbeitsweise hat sich auch unser englischer Coach und Hochzeitsfotograf angeeignet. Sein Motto: Wer an einem Event mehrere hundert Fotos schiesst, erspart sich damit Stunden an zusätzlicher Arbeit mit Raw-Entwickeln am Computer.
Natürlich darf man mit der Kamera auch im Raw-Format fotografieren. Dann lassen sich neben vielen anderen Einstellungen nachträglich auch die Filmsimulationen ändern und das Foto als neue JPEG-Datei speichern. Dies geht zum einen in der Kamera selbst, zum andern – und viel komfortabler – in einer Raw-Konverter-Software.
Dazu gibt es die neue Software Fujifilm X Raw Studio, die via USB-Kabel den Bildprozessor der X-H1 nutzt, um Raw-Dateien schnell und in hoher Bildqualität in JPEG-Bilder umzuwandeln.
Wer Adobes Photoshop oder Lightroom besitzt, wird auch im dazu gehörenden Raw-Konverter fündig. Die Filmsimulationen lassen sich dort über die Kamera-Kalibrierung auswählen. Allerdings sind einige Fotografen von den Umwandlungs-Resultaten der Fujifilm-Raw-Dateien in der Adobe-Software nicht besonders begeistert.
Angebunden oder drahtlos
Das «Tethered Shooting» ist mit der X-H1 ebenfalls möglich. Um die Kamera drahtlos oder via USB verbinden und steuern zu können, ist eine entsprechende, teils kostenpflichtige Software von Fujifilm (Tethered Shooting Software HS-V5) oder von Drittfirmen wie Adobe (Fujifilm Tether Shooting Plug-in) nötig.
Eine Nummer kleiner gehts mit der kostenlosen App Fujifilm Camera Remote. Sie steuert viele Kameraeinstellungen drahtlos per Smartphone oder Tablet und eignet sich ideal für Gruppenfotos oder Selbstporträts.
Neben der drahtlosen Foto- oder Videoaufnahme lassen sich auch Bilder aus der Kamera ins Smartphone übertragen oder die Koordinaten des Aufnahme-Standorts dem Foto zuordnen (Geotagging). Manchmal hakt es noch etwas bei der Verbindungsaufnahme oder bei der Rückmeldung von der Kamera.