Die hübsche Braut lehnt am Kamin im ehrwürdigen, aber eher düsteren Speisesaal des ehemaligen Rot-Kreuz-Hospizes in Lissabon. Durch das hohe Fenster fällt nur spärlich Tageslicht in den Raum. Fujifilm-X-Photographer Scott Johnson, ein gewiefter Londoner Hochzeitsfotograf und unser Coach für diesen Workshop, ermuntert uns fröhlich: «Lasst den ISO-Wert niedrig und belichtet einfach etwas länger.»
Sein Vertrauen in den eingebauten Bildstabilisator der neuen Fujifilm X-H1 mit Sensor im APS-C-Format scheint unerschütterlich zu sein. «Damit fängt ihr die gediegene Lichtstimmung dieses Raums perfekt ein und blitzt das Ambiente nicht einfach weg.»
Wir fotografieren ohne Stativ, also freihand. Etwas skeptisch drehe ich deshalb an meiner X-H1-Kamera herum, ziele auf die Braut und halte den Atem an. Der Auslöser lässt sich butterweich durchdrücken und das Foto wird mit einer Belichtungszeit von 1/8 Sekunde bei offener Blende und ISO 500 gespeichert.
Das Resultat verblüfft, auch beim Hineinzoomen ins Bild sind weder Unschärfen noch Verwischungen festzustellen. Gut, die Braut hat sich auch kaum bewegt, aber trotzdem: Dieser Bildstabilisator arbeitet sehr gut.
Als erstes Modell der X-Serie verfügt die Fujifilm X-H1 über eine integrierte 5-Achsen-Bildstabilisierung. Sie soll gemäss Hersteller in Kombination mit den meisten Fujinon-XF-Objektiven bis um 5,5 Stufen längere Belichtungszeiten ermöglichen.
Dieses neue Bildstabilisierungssystem (IBIS: In Body Image Stabilization) verfügt über drei axiale Beschleunigungssensoren, drei axiale Gyrosensoren und einen sehr leistungsfähigen Dual-Prozessor, der auf Basis der gemessenen Daten rund 10'000 Berechnungen pro Sekunde durchführt. In Kombination mit dem effektiven Kompensationsmechanismus soll damit eine besonders präzise Bildstabilisierung und eine kompromisslose Bildqualität erreicht werden.
Jetzt ist auch der Bräutigam hinzugekommen, und wir Fotografen – etwas mutiger geworden durch die ersten Bildergebnisse – probieren die unterschiedlichsten Belichtungskombinationen mit der X-H1 aus. An der Kamera ist auch der optionale Batteriehandgriff VPB-XH1 angeschraubt, als Objektiv kommt das Fujifilm XF 16–55 mm F2.8 zum Zug. Auf Kleinbildformat umgerechnet deckt es den Bereich von 24 bis 84 mm ab.
So ausgerüstet wird die Kamera sehr «anhänglich», will heissen: ziemlich schwer (besten Dank an Marcel von Fujifilm Schweiz für diesen Ausdruck). Rund 1780 Gramm trägt man mit sich herum. Die Kamera ist also kein Leichtgewicht, doch Profis nehmen dies gerne in Kauf. Zum Vergleich: Die Vollformat-Kamera Canon EOS 5D Mk IV mit Batteriegriff und 24–70-mm-Objektiv bringt volle 2290 Gramm auf die Waage. Ein gutes Pfund mehr!
Im Vergleich zum bisherigen Star in der X-Serie, der Fujifilm X-T2, hat die H1 einiges an Umfang zugenommen. Zwar nur unwesentlich in Breite und Höhe, aber mit 86 mm ist sie beinahe doppelt so tief wie die T2.
Das Gehäuse der X-H1 besteht aus einer stabilen Magnesiumlegierung, die um 25 Prozent dicker ist als bei der X-T2. Dadurch ist die Kamera zwar deutlich robuster und stabiler, wirkt jedoch auf manche Fotografen etwas klobig und kantiger im Vergleich zur X-T2. Geschmackssache halt.
Die X-H1 ist staub- und spritzwassergeschützt, und auch bei kalten Temperaturen bleibt sie laut Hersteller bis minus 10 Grad Celsius voll funktionstüchtig. Die äussere Beschichtung besitzt aufgrund grösserer Partikel eine Oberflächenhärte von 8H und ist damit besonders unempfindlich gegen Kratzer.
Ein eingebautes Blitzlicht sucht man vergebens. Es wird genau wie bei der X-T2 das kleine Aufsteckblitzgerät EF-X8 mitgeliefert.