Das Beste aus zwei Welten
Viele Fujifilm-Fans und Gerüchteköche hatten einen Nachfolger der X-T2 erwartet. Statt einer X-T2s oder X-T3 ist dann die X-H1 gekommen, eine Kombination aus der Mittelformatkamera GFX-50S und der X-T2.
So erinnert die Rückseite der H1 stark an die T2. Nur einige Knöpfe wurden umplatziert. Zum Beispiel die Q-Taste, die jetzt wie bei der 50S in der Daumenauflage sitzt. Die beiden Einstellräder auf der Oberseite stammen ebenfalls von der T2 ab, das zusätzliche Schulterdisplay hingegen von der Mittelformatkamera. Bei einer Grösse von 3,25 cm (1,28 Zoll) lassen sich die wichtigsten Aufnahmeparameter darauf jederzeit gut ablesen.
Das 7,6 cm (3 Zoll) grosse Touch-Display verfügt über 1,04 Millionen Bildpunkte. Es lässt sich nicht nur nach oben und unten kippen, sondern auch seitlich ausschwenken. Dies erleichtert das Fotografieren speziell im Hochformat erheblich.
Youtuber und Selfie-Fans werden jedoch keine Freude daran haben. Der Bildschirm kann nicht vollständig hoch- oder umgeklappt werden. Dafür lässt er sich einfacher und schneller als noch bei der T2 seitlich aufklappen. Hier wurde nachgebessert.
Die beiden mechanischen Wahlräder, komplett aus Aluminium gefertigt, sind doppelstöckig und können mit einem «Lock & Release»-Mechanismus verriegelt werden. Mit ihnen werden Verschlusszeit, ISO-Empfindlichkeit, Belichtungsmessmethode und Aufnahmebetriebsart eingestellt. Das für die Belichtungskorrektur zuständige dritte Drehrad, das an der T2 noch vorhanden war, musste bei der H1 dem Schulterdisplay weichen und wurde durch eine kleine Taste vorne neben dem Auslöser ersetzt.
Die Drehräder sind seitlich geriffelt, die oberen Funktionen sind gut einstellbar. Die unteren Rädchen gehen etwas harziger, und wenn sie sich in ihren Endpositionen nahe am Sucheraufbau befinden, braucht es spitzige Finger, um sie wieder zurückzustellen.
Auf der Vorderseite der X-H1 fällt vor allem der gegenüber einer X-T2 deutlich verlängerte Handgriff auf. Die Kamera lässt sich besser und sicherer halten. Der griffige Fokuswahlschalter befindet sich wie bei der T2 vorne rechts neben dem Bajonett.
An der rechten Kameraseite stehen zwei Karteneinschübe für SD-Speicherkarten bereit. Beide lassen sich mit UHS-II-Karten benutzen und können unterschiedlich konfiguriert werden. Standard ist das Schreiben auf die zweite Karte, wenn die erste voll ist. Zur Sicherheit kann auch auf beiden Karten gespeichert werden, oder auf einer die JPG-Dateien und auf der anderen das RAW-Format.
An der linken Kameraseite befinden sich die Anschlüsse für Mikrofon (3,5 mm), Micro-USB, Fernsteuerung und HDMI, leider nur in Micro-Ausführung. Hier wünschte ich mir die Standardgrösse, vor allem beim Videofilmen für den Anschluss eines Monitors oder eines externen Recorders. Ein Micro-HDMI-Anschluss ist immer eine Fummelei und so gar nicht professionell, finde ich.
Wer mit der H1 filmen möchte, kommt auch kaum um den optionalen Batteriehandgriff VBP-XH1 herum. Zum einen verbessert er per «Boost»-Schalter die Auslösereaktion und die Bildrate bei Serienaufnahmen mit mechanischem Auslöser, zum andern wird bei 4K-Filmaufnahmen die Aufnahmedauer auf rund 30 Minuten verlängert. Und schliesslich gibt es nur an ihm einen Kopfhöreranschluss.
In den Handgriff passen zwei Akkus, so dass insgesamt drei Batterien, inklusive derjenigen in der Kamera, gleichzeitig verwendet werden können. Die Akkuleistung soll damit für bis zu 900 Bilder reichen, nachgezählt habe ich nicht.
Der Batteriegriff ist zudem sehr praxisbezogen konstruiert. So dient er auch als Schnellladegerät für die beiden eingelegten Akkus. Diese lassen sich rasch und bequem herausnehmen, auch wenn sich die Kamera auf einem Stativ befindet.
Der Griff ist ebenfalls staub- und spritzwassergeschützt und bleibt bis zu -10 Grad Celsius einsatzbereit. So ausgerüstet ist die X-H1 auch für Sport- und Action-Fotografen eine seriöse Überlegung wert.