Menschen, Tiere, Fahrzeuge
Die Nikon Z 9 unterstützt bei Foto- und Filmaufnahmen den mit der Nikon Z 7II und Nikon Z 6II eingeführten Gesichts/Augen- und Tiererkennungs-Autofokus. Neu hinzugekommen ist die Fahrzeugerkennung.
Die Motiverkennung arbeitet bereits in der «Automatisch»-Einstellung verblüffend treffsicher. Sie ist besonders hilfreich, wenn zwischen verschiedenen Motivarten hin- und hergewechselt wird. Zum Beispiel bei Pferd und Reiter, Fahrer und Fahrzeug.
Wird die «Personen»-Einstellung gewählt, markiert die Z 9 erkannte Gesichter mit einem Rechteck. Kann sie auch noch die Augen identifizieren, wird die Markierung dort angezeigt. Erkennt die Kamera mehrere Gesichter oder Augen, kann per Pfeiltasten das gewünschte ausgewählt werden. Bewegt sich ein erkanntes Gesicht, verfolgt es die Kamera und führt den Fokuspunkt nach.
In den Praxistests gelang die Erkennung bei genügend Licht problemlos und schnell. Die Augen wurden auch beim leichten Wegdrehen des Kopfes zur Kamera und durch Haarsträhnen und Brillen hindurch scharfgestellt. Verlässt ein Gesicht den Bildausschnitt und kommt es wieder zurück, wird es in den meisten Fällen sofort wieder erfasst und «getrackt». Im Vergleich dazu brachten Sony- und Canon-Kameras eine noch etwas zuverlässigere Erkennungsrate.
Optimierte AF-Tiererkennung
Stark verbessert wurde gegenüber der Z 6II und Z 7II die Erkennungsrate bei Tieren. Im Handbuch werden unter der «Tiere»-Einstellung Hunde, Katzen oder Vögel aufgeführt. Während bei meinem Nikon Z 6II-Test vor einem Jahr die Augen gefiederter Motive kaum erkannt wurden, hatte die Z 9 auch bei Enten, Gänsen und Vögeln im Flug wie auch bei Ziegen keine Probleme damit. Hier wurde viel am Augenerkennungs-Algorithmus geschraubt und die Erkennungs-Zuverlässigkeit kann jetzt beinahe mit Mitbewerbern wie Sony oder Canon gleichziehen.
So wurden die Augen bei helleren Katzen und Hunden sehr gut erkannt, sobald jedoch dunkle, getigerte oder «tarnfarbige» Felle vor dem Objektiv erschienen, wurde oft nur noch das Gesicht identifiziert und scharfgestellt. Wird dabei eine kleine Blende gewählt, werden natürlich auch die Augen scharf abgebildet.
Den Nachbarshund erkannte die Kamera jedenfalls problemlos und stellte auf seine Augen scharf. Die Augenerkennung kann auch bei kontinuierlichem Autofokus hinzugeschaltet werden und funktioniert ebenso beim Videofilmen.
Vehikel-Erkennung
Interessant ist auch die «Fahrzeug»-Einstellung. Unter Fahrzeuge fallen laut Handbuch Autos, Motorräder, Züge, Flugzeuge oder Fahrräder. Wie aus gut unterrichteten (englischen) Kreisen verlautete, sollen auch Rasenmäher erkannt werden.
Standardmässig wird das gesamte erkannte Fahrzeug markiert, bei Zügen nur der vorderste Wagen, bzw. die Lok, und bei Flugzeugen der Umriss, die Nase oder das Cockpit, je nach Grösse des Flugzeugs.
Beim Fotografieren von Autos auf einer etwas weiter entfernten Strasse zeigte sich schön, wie die Grösse des Motivs die Zuverlässigkeit von Erkennen und Verfolgen beeinflusst. So wurden Lieferwagen und grössere SUVs immer erkannt und «getrackt». Bei Personenwagen gab es deutlich weniger Treffer. Hier wurden oft nur dunkelfarbige Wagen, die sich deutlich vom Hintergrund abhoben, erkannt. Die Geschwindigkeit der Autos spielte dabei keine Rolle.
Der Autofokus wie die Motiverkennung kann auch komplett ausgeschaltet werden. Die Z 9 unterstützt das manuelle Scharfstellen mit Richtungsanzeigern sowie Kantenhervorhebung («focus peaking») und grüner Im-Fokus-Rechteck-Anzeige in Sucher und Monitor. Zudem lässt sich das Bild für eine genauere Ansicht vergrössert darstellen.
Autofokus-Tuning
Das 493-Autofokus-Messfeld-System der Z 9 umfasst 405 automatische AF-Messfelder. Das sind fünfmal mehr als bei der Z 7II. Hinzu kommen 10 AF-Messfeldmodi zur optimalen AF-Einstellung für jede Aufgabe. Eine «Deep-Learning-KI» ermöglicht laut Nikon die fortschrittlichste gleichzeitige Erkennung von bis zu neun verschiedenen Motivtypen.
Das Verhalten der automatischen Scharfstellung lässt sich dem Aufnahmeobjekt anpassen. Einzel- oder Dauerfokus, Art und Grösse des Messfelds, automatische oder selbst gewählte Objekterkennung und Verfolgung sowie Tracking-Empfindlichkeit können bestimmt werden. So sorgt zum Beispiel die AF-Messfeldsteuerung «Grosses Messfeld (L)» durch die Beschränkung des fokussierten Bereichs für eine saubere Erfassung von Augen und Gesichtern.
Wer die Nikon Z 9 im Sportbereich einsetzen möchte, liest am besten erst mal den 25-seitigen «Professional Setting Guide – Sports AF Edition» durch. Dort werden neben den grundlegenden Autofokus-Einstellungen auch Empfehlungen für einzelne Sportarten erläutert. Die Auswahl reicht von Fussball, Bodenturnen, Schwebebalken, Ringen, Barren, Sprint, Hoch-, Weit- und Dreisprung, Hürden, Marathon, Hammer- und Diskuswerfen über Schwimmen, Tauchen, Tischtennis, Skateboarding bis hin zu Motorsport.
Wichtig ist vor allem die Unterscheidung zwischen Einzel- und Teamsportart für die Wahl des AF-Bereichs. Das 3D-Tracking wird für die Verfolgung von meist freistehenden Einzelpersonen empfohlen. Der dynamische AF-Bereich ermöglicht dagegen bei Mannschaftssport das schnelle Wechseln von einem zum anderen Spieler.
Dann lässt sich noch feintunen, wie schnell die AF-Verfolgung auf sich bewegende Motive und Hindernisse dazwischen reagieren soll. Schliesslich lässt sich ein AF-Bereich vorbestimmen und während der Aufnahmen zwischen ihm und dem aktuellen Bereich umschalten.
Zu guter Letzt kann auch die AF-Bereichswahl eingeschränkt werden, damit man in der Hitze der Aufnahme nicht ungewollt eine nicht passende Option anwählt.
Viele dieser Empfehlungen kann man auch für die Aufnahme von Wildtieren, Vögeln oder anderen sich schnell und unvorhersehbar bewegender Motiven ausprobieren. Ich erzielte damit beim «Tracken» von Enten gute Erfolge.
Dauerfeuer
Die Nikon Z 9 schiesst mit bis zu 20 Bildern pro Sekunde im JPEG- und RAW-Format und mit Fokus- und Belichtungs-Nachführung. Dies genügt für die meisten schnellen Motive im Sportbereich, ist aber auch bei Pressekonferenzen von Vorteil, um genau den passenden Gesichtsausdruck eines Redners zu zeigen.
Für diese Serienbilder-Zahl darf die Belichtungszeit nicht länger als 1/250 Sekunde betragen. Geht man darunter, sinkt auch die Anzahl Bilder pro Sekunde etwas.
Noch etwas schneller geht es, wenn nur JPEGs in voller Auflösung genügen. Dann kann auch mit 30 Bildern pro Sekunde fotografiert werden, oder in reduzierter 11 Megapixelgrösse sogar mit irrwitzigen 120 Bildern pro Sekunde. Damit lässt sich jede Tröpfchen-Bewegung einfrieren. Von der in kürzester Zeit anfallenden Datenmenge und Zeit für die Bilderauswahl schweigen wir jetzt mal höflich.
Verblüffend war für mich, wie es die Z 9 schaffte, eine handtellergrosse graue Drohne im Flug in perfekter Schärfe des Drohnenkörpers und mit der «richtigen» Unschärfe der rotierenden Propeller einzufangen. Vor einem blauen Himmel ist dies ja relativ einfach, aber hier war der Hintergrund dunkel und ungleichmässig.
Für eine optimale Verarbeitung und Speicherung der Serienbilder empfiehlt Nikon CFexpress- oder XQD-Karten mit einer Gesamtdatenübertragungsrate von mindestens 250 MB/s. Für normale Videoaufnahmen reichen auch 45 MB/s (300x) und für höhere Videoauflösungen oder -datenraten ist man mit 250 MB/s auf der sicheren Seite.
Nikon selbst verwendet für die Angaben von Karten- und Buffer-Kapazität bei verschiedenen Bildqualitäten in NEF RAW und JPEG eine «ProGrade Digital COBALT 1700R 325 GB»-Speicherkarte.