TESTBERICHT
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Bewegende Bilder

Bereit für Video: Die Panasonic Lumix S1R filmt in 4K sowie Full-HD und besitzt Mikrofon- und Kopfhörer-Buchsen.Bereit für Video: Die Panasonic Lumix S1R filmt in 4K sowie Full-HD und besitzt Mikrofon- und Kopfhörer-Buchsen.

Die Lumix S1R ist in erster Linie eine sehr robuste, sehr schwere und sehr hochauflösende Fotokamera. Dennoch braucht sich ihre Videoabteilung nicht zu verstecken. Sie nimmt 4K/UHD-Videos im MP4-Format und Full-HD-Videos sowohl im MP4- wie auch AVCHD-Standard auf.

Im Unterschied zur Lumix S1 kann sie jedoch kein MP4 HEVC, das höhere Videokompressionsverhältnisse bietet (HEVC/H.265). Damit ist die S1R intern auf eine Farbabtastung von 4:2:0/8 Bit beschränkt, während mit der S1 auch 4:2:0/10 Bit möglich ist. Dies bietet deutlich mehr Bildinformationen und wird für eine professionelle Bearbeitung in bester Bildqualität sehr geschätzt.

Die kontinuierliche Aufnahmedauer ist ebenfalls verschieden. Die S1 erlaubt das Filmen in 4K mit 50 oder 60p bis maximal 30 Minuten, dann muss die Aufnahmetaste erneut gedrückt werden. 4K mit 24, 25 oder 30p sind ohne Zeitlimite möglich. Die Lumix S1R stoppt bei allen 4K-Formaten bereits nach 15 Minuten.

High-Speed-Video ermöglicht eine 2-fach-Zeitlupe bei 60 B/s in 4K und bis zu 6-fach-Zeitlupe in Full-HD mit Bildraten von bis zu 180 Bildern/s. Das Signal kann in der Kamera auf SD- oder XQD-Karte oder extern über den HDMI-Anschluss aufgezeichnet werden.

Als Toneingang dient eine 3,5-mm-Mikrofonbuchse, die Tonaufzeichnung kann über den 3,5-mm-Kopfhöreranschluss überwacht werden. Ein externer XLR-Mikrofon-Adapter (DMW-XLR1) ist als Sonderzubehör erhältlich.

Und Action!

Videos können mit der separaten Videotaste auch im Foto-Modus gestartet werden. Die Belichtung erfolgt dann entweder automatisch oder nach den PASM-Foto-Einstellungen. Erst im kreativen Filmmodus sind ein kompletter manueller Betrieb und weitere Video-Effekte möglich. So lässt sich bestimmen, ob die Foto-Einstellungen auch für Video übernommen oder einzeln konfiguriert werden.

Beim Filmen gibt es einen zuschaltbaren elektronischen Bildstabilisator (I.S.). Er ist meistens nicht nötig, da der Stabilisator im Gehäuse gemeinsam mit dem Objektivstabilisator schon für genügend Ruhe sorgt und er bloss den Blickwinkel schmälert.

In der Praxis funktioniert das kombinierte Stabilisierungssystem der S1R ausgezeichnet. Es lassen sich auch längere Freihandaufnahmen unverwackelt aufnehmen. Gut, das Kameragewicht trägt auch noch einiges dazu bei. Wer übrigens wissen möchte, ob er endgültig mit Trinken und Rauchen aufhören sollte, kann sich sein Zittern auf einer I.S.-Status-Anzeige mit einer grafischen Interpretation der Vibrationen anzeigen lassen.

Mit der sehr nahe am Sucher platzierten leichtgängigen Videotaste hatte ich etwas Mühe. Beim Filmen durch den Sucher musste ich die Kamera meist vom Auge nehmen, damit ich sie noch sicher halten konnte, um mit dem weit gestreckten rechten Daumen die Taste zu erreichen. Einige Male habe ich trotzdem «gefilmt» ohne aufzunehmen, dafür lief sie dann zwischen den «gewollten» Aufnahmen weiter. Mit herrlichen Ansichten von Kies, Bodenplatten, Gras und Füssen.

Schliesslich entdeckte ich die Möglichkeit, eine andere Taste als Videotaste zu belegen, oder noch einfacher, Videoaufnahmen per Smartphone zu starten. Danach ging einiges besser.

Videomenü: Aufnahmequalität
Videomenü: Aufnahmequalität
Individueller AF-C bei Video.
Individueller AF-C bei Video.
AF-C-Geschwindigkeit bei Video.
AF-C-Geschwindigkeit bei Video.
AF-C-Empfindlichkeit bei Video.
AF-C-Empfindlichkeit bei Video.
Wahl des Mikrofon-Anschlusses.
Wahl des Mikrofon-Anschlusses.
Zusätzliche Bildstabilisierung bei Video.
Zusätzliche Bildstabilisierung bei Video.

Schärfe lieber manuell

Wie beim Fotografieren kann auch beim Filmen im kreativen Videomodus das Verhalten des kontinuierlichen Autofokus (Dauer-AF) der Aufnahmesituation angepasst werden. Die AF-Geschwindigkeit und -Empfindlichkeit können in mehreren Stufen verändert werden.

Beim Dauer-AF lässt sich bestimmen, ob er automatisch während der Aufnahme weiter scharfstellen soll oder ob die aktuelle Fokusposition von Beginn der Aufnahme weg beibehalten wird. Drückt man den Auslöser während einer Videoaufnahme halb herunter, wird der Fokus neu angepasst.

Während der ersten Testaufnahmen hatte ich den Fokusmodus auf AF-S (Einzelfokus) stehen und liess die Kamera mich (beim Suchen im S1R-Handbuch) im kreativen Filmmodus filmen. Dies brachte die S1R jedoch gehörig aus dem AF-Konzept, bzw. ins Schärfepumpen, das nicht mehr aufhörte. Lag dies vielleicht noch an der jungen Firmware des Testmodells? Ich weiss es nicht.

Bei den weiteren Videoaufnahmen hatte ich dann ein Déjà-vu-Erlebnis. Wie schon bei der Lumix GH5 und G9 wurde die Autofokus-Schärfe beim Kameraschwenken wie auch bei feststehendem Bild durch Fokus-Tippen auf den Monitor schön und zuverlässig verlagert, zumindest das eine Mal. Das nächste Mal beim selben Motiv dann wieder nicht, oder die Schärfe blieb einfach «hängen» und fand die neue Schärfenebene nicht. Oder erst nach längerer Wartezeit. Manchmal half auch nur noch ein manuelles Eingreifen.

Das Ausprobieren mit den verschiedenen AF-Feldgrössen (am besten war noch die quadratische oder ovale Zone oder das Ein-AF-Feld in Bildmitte) und AF-Parametern (Geschwindigkeit und Empfindlichkeit) hatten keinen grossen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Scharfstellung.

Es nervt einfach, wenn man sich nicht auf den Autofokus verlassen kann. Andere Marken sind da einiges zuverlässiger. Da hilft dann nur noch beim Filmen gleich manuell zu fokussieren, was für Profis eh nichts Neues ist. Eigentlich ein Armutszeugnis für eine teure, professionelle Kamera. Und sehr schade, denn die Videobildqualität überzeugt voll und ganz. Vielleicht bringt ein Firmware-Update Verbesserung?

Wer mit der Lumix S1R szenisch filmen möchte, einzelne Einstellungen im Voraus plant und genügend Zeit mitbringt, wird die Schärfe sowieso manuell fahren. Dabei helfen ihm eine Ausschnittsvergrösserung und das «Fokus-Peaking», eine farbige Hervorhebung der scharfen Kanten.

Weitere Unterstützung gibt es durch ein einblendbares «Zebra»-Muster gegen Überbelichtung, einem Histogramm für ausgewogene Belichtung sowie einem «Tilt-Sensor» im Cockpit-Stil, um mit der Kamera «im Wasser» zu bleiben. Zudem kann man sich den Aufnahmebildschirm in Schwarzweiss anzeigen lassen.

Die umfangreichste Kontrolle erhält der Filmer, wenn er den kreativen Filme-Modus auf manuell stellt. Dann lassen sich während des Filmens Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert verstellen. Geschieht dies über die Drehrädchen und Tasten, ist es klar und deutlich im Film zu hören. Besser und geräuschlos geht es über das Register auf der rechten Seite des Touch-Displays. Ein leichter Druck auf das Filmkamera-Symbol, und schon lassen sich die Werte per Fingertipp aufs entsprechende Symbol lautlos anpassen.

Videoqualität vom Feinsten

Die Videoaufnahmen stehen den Fotos in der Bildqualität in keiner Weise nach. Sie zeigen bereits im Bildstil «Standard» sehr natürliche Farben und eine hohe Detailgenauigkeit. Die Bildqualität kann für jeden Bildstil nach eigenen Wünschen angepasst werden.

Die Kamera bietet eine Vielzahl von Gammakurven, darunter Industriestandards wie Cinelike D/V und Like709. Um die Nachbearbeitung zu verkürzen, gibt es einen Flat-Modus mit weniger Kontrast und Sättigung für einen vielseitigen Einsatz. Das neue Hybrid Log Gamma (HLG)-Profil ermöglicht auch bei Video die Aufnahme in einem noch grösseren Dynamikbereich mit satten Farben (Like2100), um die Fähigkeiten des menschlichen Auges nachzuahmen.

Die ruckfreien Bilder beim Filmen von fahrenden Motiven oder bei langsamen Schwenks sind auch in 4K/UHD dank 50 Vollbilder pro Sekunde ein wahrer Augenschmaus.

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