TESTBERICHT
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Publikationsdatum
5. September 2021
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Der Streamer Aavik S-180 ist eine Komponente der 180er-Serie von Aavik. Dazu gehören auch drei weitere Komponenten: Ein DA-Wandler, ein Vollverstärker und eine Phono-Vorstufe. Zudem gibt es mit der 280er- und der 580er-Serie noch jeweils zwei grössere Geschwister bei jeder der Komponenten. Die 180er-Serie ist die günstigste Serie, wobei man «günstig» bei einem Preisschild von 6000 CHF für jede Komponente relativieren darf. Wir haben den Vollverstärker Aavik I-180 bereits unter die Lupe genommen.

Der Aavik S-180 ist wie die meisten «High performance»-Streaminggeräte nicht nur auf die Funktion des Streamings beschränkt. Er verfügt auch über einen integrierten DA-Wandler und über ein sehr eigenständiges und gleichermassen auffälliges Display am Gerät. Eine Anzeige also, die an Streaminggeräten immer öfter weggelassen wird, da redundant mit der Anzeige auf der App auf dem jeweiligen Smartgerät. Wozu also noch ein Display?

Jedes Gerät der 180er-Serie verfügt über das identische, grosse LED-Dot-Display und es macht einen umwerfend guten Eindruck. Es vermittelt gerade beim Aavik S-180 einen direkten Bezug zur Musik, die gerade läuft. Das Smartgerät mit der App wird ja gerade nach dem Start einer Playliste gerne zur Seite gelegt. Wenn man dann mit einem Blick den Songtitel und Interpreten am Gerät visuell erfassen kann, ist das ein Vorteil, an den man sich durchaus gewöhnen kann.

Der DA-Wandler macht den Aavik S-180 zur universellen Digital-Quelle. Ein externer Wandler ist nicht zwingend vonnöten, aber gewiss qualitativ vorteilhaft. Wer sich mit dem verfügbaren Budget den passenden DA-Wandler Aavik D-180 oder einen anderen DA-Wandler nicht leisten kann/will, der kommt mit dem S-180 zumindest vorübergehend bestimmt gut zurecht.

Als Speichermedien können externe USB-SSD/HDD-Drives verwendet werden oder natürlich auch Speicherorte im Netzwerk. Eine eingebaute Festplatte sucht man vergebens, wohl auch mit der Überlegung, dass die Nutzung gespeicherter Musik gegenüber der Nutzung hochklassiger Streamingdienste im Abnehmen begriffen ist. Zudem sind USB-Drives mittlerweile keine wirkliche Investition mehr – und sollten sie ihren Dienst einmal versagen, ist deren Austausch viel einfacher.

Es gibt auch Argumente, die für ein integriertes SSD-Drive sprechen: Zum Beispiel benötigt man für dessen Nutzung keine USB-Schnittstelle. Das kann punkto Geschwindigkeit und digitalem Rauschen (Digital Noise) Vorteile bringen, weshalb andere Hersteller darauf schwören. Aavik hat sich für den Verzicht auf eine interne SSD entschieden. Das verwundert nicht, denn sie haben da noch etwas anderes im Köcher. Dazu später mehr.

Beim Digitalausgang vertraut Aavik ausschliesslich auf SPDIF. Dafür stehen ein BNC und ein Toslink-Anschluss bereit. Für externe Speichermedien gibt es 2 USB-Ports und natürlich einen Ethernet-Anschluss. Ohne ihn geht gar nichts.Beim Digitalausgang vertraut Aavik ausschliesslich auf SPDIF. Dafür stehen ein BNC und ein Toslink-Anschluss bereit. Für externe Speichermedien gibt es 2 USB-Ports und natürlich einen Ethernet-Anschluss. Ohne ihn geht gar nichts.

Das Anschlussfeld auf der Geräterückseite offenbart nichts Aussergewöhnliches, ausser vielleicht den Verzicht auf einen asynchronen USB-Digitalausgang. Aavik setzt auf den Sony-Philips-Standard SPDIF mit einem koaxialen BNC-Ausgang und einem optischen Toslink-Ausgang. BNC-Stecker sind ausgezeichnet beleumundet. Der Aavik D-180 DAC verfügt über einen BNC-Eingang. Wer als Spielpartner einen DAC seiner Wahl mit RCA-Cinch-Digitaleingang nutzt, der behelfe sich mit einem entsprechenden Kabel oder einem BNC/RCA-Adapter. Letztere sind viel besser als ihr Ruf. Mit den Digitalausgängen lassen sich 24 Bit bei max. 192 kHz Samplingrate übertragen. Auf «Höheres» wird verzichtet, was ich gut nachvollziehen kann.

Das Gerät verfügt über zwei Trigger-Ausgänge, die man mit weiteren Geräten verbinden kann, z. B. mit dem D-180 DAC und dem Vollverstärker I-180. Man kann dann alle drei Geräte gleichzeitig an einem der drei Geräte ein- und ausschalten.

Der Aavik S-180 (unten) lässt sich genau wie der DA-Wandler Aavik D-180 (oben) mit drei Tasten verblüffend einfach am Gerät bedienen.Der Aavik S-180 (unten) lässt sich genau wie der DA-Wandler Aavik D-180 (oben) mit drei Tasten verblüffend einfach am Gerät bedienen.

Mit den drei Funktionstasten kann man nach eingehendem Studium der Betriebsanleitung sehr viel bewirken: Standby ein und aus, Stummschaltung, das Koppeln mit einer IR-Fernbedienung von Apple und den Zugang zu verschiedenen Menufunktionen (Settings).

Die wichtigsten Settings seien kurz aufgezählt: Playback-Information wie Format, Quelle und Samplingrate, Helligkeit des Displays, fixe oder variable Lautstärke, Gapeless-Wiedergabe ja/nein und Einstellungen für MQA decoding, je nach MQA-Unterstützung des DA-Wandlers. Ferner auch DSD-Modus DoP oder PCM, Netzwerk-Status, Firmware-Update und verschiedene Funktionen im Zusammenhang mit WiFi etc.

Das grosszügige und recht einmalige Display erfordert eine sehr aufwändige Platine.Das grosszügige und recht einmalige Display erfordert eine sehr aufwändige Platine.

Wie im Bild oben ersichtlich, benötigt das aufwändige LED-Dot-Display eine komplexe Platine hinter der Front. Die Platine ist bei allen Geräten identisch. Die kreisförmige Aussparung links wird nur bei den Vollverstärkern für den Drehgeber benötigt und hat beim Aavik-S-180-Streamer keine Funktion.

Streaming-Platine, DAC und die Stromversorgung rechts: Es kommen 2 gekapselte Netzteile zum Einsatz.Streaming-Platine, DAC und die Stromversorgung rechts: Es kommen 2 gekapselte Netzteile zum Einsatz.

Die etwas unscheinbar wirkenden Schaltnetzteile (rechte Bildhälfte) für die sechs verschiedenen Pfade der Stromversorgung haben es in sich. Aavik verwendet sogenannte Resonant Mode Power Supplies. Deren Takt ist nicht wie üblich ein Rechteck-Puls, sondern eine Sinuswelle. Damit wird die Entstehung hochfrequenter Störsignale im Schaltnetzteil deutlich verringert.

Aavik verwendet ein Gehäuse aus natürlichen Komposit-Materialien, um Verzerrungen, die von mechanischen Resonanzen verursacht werden, zu verringern. Da diese Materialien nicht leiten, ist eine aufwändige Abschirmung eingebaut, die im Unterschied zu einem Vollmetallgehäuse eine wesentlich geringere Masse aufweist.

Geheimnisvoll: Die von Aavik propagierte Noise-Cancelling-Technologie, mit sogenannten Tesla Coils soll unerwünschte HF-Energie wirkungsvoll unterdrücken. Schaden tut es bestimmt nicht, aber es kostet.Geheimnisvoll: Die von Aavik propagierte Noise-Cancelling-Technologie, mit sogenannten Tesla Coils soll unerwünschte HF-Energie wirkungsvoll unterdrücken. Schaden tut es bestimmt nicht, aber es kostet.

Ansuz Acoustics, die Schwesterfirma von Aavik, hat sich auf Komponenten und Geräte spezialisiert, die der Kompensation von Störsignalen bei Musikstreaming-Systemen und Netzwerken dienen. Diese sogenannte Noise-Cancelling-Technologie wird im Aavik S-180 ebenfalls eingesetzt. Sie soll einen einwandfreien, weil störungsfreien Signalfluss bewirken und sowohl leitungsgebundenen als auch ausgestrahlten Interferenzen den Garaus machen. Dazu werden insgesamt drei Dutzend Tesla Coils eingesetzt. Sie sind im Gerät gut sichtbar auf einer eigenen Platine versorgt. Dazu kommen noch 92 aktive Tesla Coils und auch noch 5 sogenannte Dither-Schaltungen.

Für mich ist das insofern etwas problematisch, als dass ich mir unter einer Tesla-Spule etwas ganz anderes vorstelle, als was ich hier sehe. Auch das mögliche Konzept einer aktiven Tesla-Spule erschliesst sich mir nicht. Und unter «Dithering» verstehe ich eine Methode, die in der digitalen Audiotechnik die Wirkung von Quantisierungsfehlern abmildern kann. Die von Aavik und Ansuz propagierten «bahnbrechenden» Technologien sind für mich elektrotechnisch und physikalisch nicht einsehbar.

Der Hersteller ist nicht verpflichtet, über die exakte Funktionsweise solcher Innovationen zu informieren. Wir sind aber auch nicht verpflichtet, alles für bare Münze zu nehmen. Wir können einfach zur Kenntnis nehmen, dass Aavik und Ansuz sehr viel unternommen haben, den Signalfluss mit proprietärer Technologie zu perfektionieren.

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