Fototechnik vom Feinsten
Die GFX 50S ist Fujifilms erste spiegellose Mittelformatkamera ohne Tiefpassfilter. Wie bei Hasselblad kommt auch bei Fujifilm ein CMOS-Sensor mit einer Grösse von 43,8 x 32,9 mm zum Einsatz. Das ist rund 1,7-mal so gross wie ein Kleinbildsensor, gut viermal grösser als ein Sensor im APS-C-Format und 6,4-mal grösser als FourThird. Darauf befinden sich 51,4 Millionen effektive Pixel.
Der Bildwandler ist im 4:3-Seitenverhältnis ausgelegt und liefert maximal 8256 x 6192 Pixel. Mit diesen Abmessungen hat eine JPEG-Datei eine Grösse zwischen 20 und 25 Megabyte, je nach Bildinhalt. RAW-Dateien sind um 110 Megabyte gross. Neben 4:3 sind auch die Seitenverhältnisse 3:2, 16:9, 1:1, 65:24, 5:4 und 7:6 wählbar.
Für eine optimale Schärfe besitzt der Bildwandler kein Tiefpassfilter. Interessanterweise kommt beim Sensor des GFX 50S das übliche Vierermuster (Bayer-Matrix) mit Primärfarbenfilter zur Anwendung, und nicht etwa wie bei der X-T2 das von Fujifilm selbst entwickelte X-Trans-Verfahren mit einem 6 x 6 Raster bei der Farbfilteranordnung.
Die Vorderseite der Kamera wird ganz vom neuen G-Mount-Bajonett dominiert. Es hat einen Durchmesser von 65 mm und ein Auflagemass von nur noch 26,7 mm. Das ist sehr kurz im Vergleich zu herkömmlichen Mittelformat-Spiegelreflex-Kameras und erleichtert die Konstruktion von Adaptern für Objektive von Fremdherstellern. Der Abstand zwischen der Rücklinse des Objektivs und dem Sensor konnte ebenfalls verringert werden, was laut Fujifilm zu einer verbesserten Abbildungsleistung bei Weitwinkelobjektiven führen soll.
Neben dem Objektiv-Entriegelungsknopf links unten befinden sich etwas weiter oben die Funktionstaste Fn2 und links daneben das vordere Einstellrad, rechts vom Bajonett, knapp unter der oberen Kante, gibt es nur noch den Blitz-Synchronanschluss. Oberhalb und unterhalb der grossen Bajonettöffnung ist nicht mehr viel Platz vorhanden. Ein Zeichen dafür, dass Fujifilm das Gehäuse der 50S so kompakt wie möglich halten möchte.
Auf der Oberseite befinden sich links und rechts des Suchers die beiden Einstellräder, zahlreiche Tasten und ganz rechts, unterhalb des Ein/Aus-Schalters, ein monochromes LCD-Zusatzdisplay. Dieses hat keine fest eingravierten Symbole, die auf vielen anderen Kameras zu finden sind. Die Anzeigen, Texte wie Symbole, sind flexibel und lassen sich vom Benutzer anpassen. Sie sind zudem auch ohne Brille und draussen in der Sonne gut ablesbar.
Die linke Rückseite wird vom aufklappbaren Monitor eingenommen. Rechts davon sind drei weitere Funktionstasten, ein Joystick-ähnlicher Fokushebel, die Pfeiltasten mit Menü/OK-Taste in der Mitte, die Display- sowie die Quickmenü-Knöpfe untergebracht. Der Fokusmodusschalter, die Wiedergabe- und die Löschen-Taste sind gleich oberhalb des Monitors, noch in dessen breiten, etwas hervorstehenden Gehäuseumrandung, eingelassen.
Eine geniale Lösung ist Fujifilm beim Sucher eingefallen. Dieser lässt sich abnehmen, auf den optional erhältlichen Gelenkadapter EVF-TL1 einrasten und damit um ±45 Grad nach links oder rechts sowie zwischen 0 und 90 Grad nach oben schwenken.
Während der rückseitige 3,2 Zoll (8,1 cm) grosse Monitor schon über scharfe 2,36 Millionen Bildpunkte verfügt, liegt der 0,5 Zoll (1,3 cm) grosse OLED-Sucher mit seinen rund 3,69 Millionen Punkten nochmals eine Klasse höher. Damit schlägt er auch den Hasselblad-Sucher mit seinen 2,35 Megapixel deutlich – nicht nur in der Auflösung, auch bei der Bildwiederholungsrate.
Die zwei SD-Speicherkarten-Einschübe an der rechten Kameraseite sind beide UHS-II-kompatibel und können auf verschiedene Weise genutzt werden. In der Standardeinstellung wird auf die zweite Karte gespeichert, wenn die erste voll ist. Im Sicherungsmodus wird jedes Bild auf beiden Karten gespeichert, und bei «Sequenziell» die RAW- und JPEG-Aufnahmen getrennt auf eine Karte geschrieben.
An der linken Seite wurden alle Anschlüsse und das Akkufach untergebracht. Die Kamera verfügt über einen Micro-HDMI- und Micro-USB-Anschluss, Fernauslöserbuchse und Gleichstromeingang, ein Mikrofon- und ein Kopfhöreranschluss ist ebenfalls vorhanden. Das Gehäuse der GFX 50S ist staub- und spritzwassergeschützt und bis -10 Grad kälteresistent.
Verschluss-Sache
Während die Hasselblad X1D auf den Zentralverschluss im jeweiligen Objektiv vertraut, setzt Fujifilm auf einen Schlitzverschluss in der Kamera. Damit sind kurze Verschlusszeiten bis zu 1/4000 Sekunde möglich. Noch kürzere Zeiten von bis zu 1/16'000 Sekunde erlaubt der rein elektronische Verschluss oder eine Kombination von mechanischem und elektronischem Verschluss.
Die kürzeste Blitzsynchronzeit der GFX 50S liegt bei 1/125 Sekunde. Hier ermöglicht die X1D dank Zentralverschluss uneingeschränkte Blitzsynchronisation. Doch Fujifilm hat weitergedacht. Beim Verwenden eines Objektivs mit eingebautem Verschluss, z.B. von Hasselblad, kann gewählt werden, ob der Verschluss in der Kamera oder im Objektiv zum Einsatz kommen soll. Irgendwie clever, nicht.
Zurzeit sind von Fujifilm sechs GF-Objektive mit Brennweiten zwischen 23 und 120 mm erhältlich (Stand November 2017). Beim Umrechnen auf die Kleinbildformat-Brennweite gibt es hier keine Verlängerung. Durch den grösseren Sensor der 50S werden die Optiken im Gegenteil um den Faktor 0,79 «kürzer». So entspricht das Fujinon GF 63mm F2.8 R WR der Standard-KB-Brennweite von 50 mm, das Fujinon GF 23mm F4.0 R LM WR einem 18er-Weitwinkel und das GF 110mm F2.0 R LM WR einem idealen Porträt-Objektiv mit 87 mm KB-Brennweite.
Dies sind alles Festbrennweiten, auch das GF 120mm F4 R LM OIS WR Macro und das kürzlich erschienene GF 45mm F2.8 R WR gehören in diese Kategorie. Wer sich damit sein Motiv näher heranholen möchte, muss mit dem Turnschuh-Zoom vorliebnehmen, also mit seinen eigenen Füssen. Das einzige Zoom-Objektiv bislang in der GF-Reihe ist das Fujinon GF 32-64mm F4 R LM WR, das einer KB-Brennweite von 25 bis 51 mm entspricht.
Die GF-Objektive haben einen Blendenring mit Auto- und C(ommand)-Position. Damit lassen sich Blendeneinstellungen mit den Einstellrädern an der Kamera ändern. Die Objektive sind laut Fujifilm für eine Auflösung von bis zu 100 Megapixeln gerechnet. Alle Objektive sind wie die Kamera staub- und spritzwassergeschützt.