
Die Fujifilm X-T2 ist eine spiegellose Systemkamera mit 24,3 Megapixel grossem Sensor im APS-C-Format. Wie das Vorgängermodell X-T1 kommt sie im Stil einer Spiegelreflexkamera daher, hat aber nicht nur mehr Pixel erhalten, sondern ist auch schneller geworden bei Autofokus, Serienbildern und Sucherbild-Refresh.
Für den Test stand uns die Kombination von X-T2 und dem Fujinon-Objektiv XF 16-55mm F2.8 R LM WR zur Verfügung. Auf Kleinbildformat umgerechnet deckt diese Optik den Bereich von 24 bis 84 mm ab. Auch der neue «Power-Booster-Handgriff» VPB-XT2 konnten wir schon unter die Kamera schrauben.
So ausgerüstet wiegt die Kamera gut 1600 Gramm. Ohne Batteriegriff sind es noch 1255 Gramm. Die X-T2 ist somit nicht unbedingt ein Leichtgewicht, doch man «fühlt» förmlich ein wertiges Teil in seiner Hand. Das Gehäuse ist vollständig aus einer Magnesiumlegierung gefertigt. Dadurch ist es trotz seiner Kompaktheit auch sehr solide und robust.
Die Kamera ist an 63 Stellen abgedichtet und gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Zudem soll sie kälteresistent bis zu einer Temperatur von minus zehn Grad sein, was wir angesichts der warmen Herbsttemperaturen nicht überprüften.
Zusammen mit dem Batteriegriff und einigen Fujinon-XF-Objektiven, die ebenfalls wetter- und kältegeschützt sind, darf man die X-T2 auch bei schlechten Wetter mit ruhigem Gewissen nach draussen nehmen.
In den «Power-Booster-Handgriff» passen zwei Akkus, so dass insgesamt drei Batterien, inklusive derjenigen in der Kamera, gleichzeitig verwendet werden können. Die Akkuleistung reicht dann für bis zu 1000 Bilder im «Normal-Modus».
Der Batteriegriff ist zudem sehr praxisbezogen konstruiert. So dient er auch als Schnellladegerät für die eingelegten Akkus. Diese lassen sich rasch und bequem herausnehmen, auch wenn sich die Kamera auf einem Stativ befindet.

Die Bedienung der Kamera erfolgt hauptsächlich über zwei mechanische Wahlräder, die komplett aus Aluminium gefertigt sind, doppelt übereinander lagern und mit einem «Lock-&-Release-Mechanismus» verriegelt werden können. Mit ihnen werden Verschlusszeit, ISO-Empfindlichkeit, Belichtungsmessmethode und Aufnahmebetriebsart eingestellt. Für die Belichtungskorrektur steht ein drittes Rad, ohne Überlagerung, zur Verfügung.
Die Einstellwerte auf allen Rädern sind etwas vertieft aufgebracht und sollten dadurch auch nach längerer, intensiver Nutzung noch gut ablesbar sein. Die Drehräder sind seitlich geriffelt und die oberen Funktionen gut einstellbar. Die unteren Einstellräder gehen etwas harziger, und wenn sie sich in ihren Endpositionen nahe am Sucheraufbau befinden braucht es spitzige Finger, um sie wieder zurückzustellen.
Das Display lässt sich nicht nur nach oben und unten kippen, sondern zum ersten Mal bei der X-Serie auch seitlich ausschwenken. Dies erleichtert das Fotografieren aus ungewöhnlichen Perspektiven und speziell im Hochformat erheblich. Der Bildschirm kann jedoch nicht vollständig hoch- oder umgeklappt werden. Als Selfie-Maschine ist die Kamera weniger geeignet.
Die X-T2 ist mit einem zweifachen SD-Karten-Slot ausgestattet. Beide Speicherkartenplätze unterstützen den schnellen UHS-II-Standard. Neu ist auch die USB-3.0-Schnittstelle. Auf einen eingebauten Bildstabilisator muss der Fujifilm-Fotograf auch bei der X-T2 weiterhin verzichten. Genauso wie auf ein integriertes Blitzlicht. Es wird ein kleines Aufsteckblitzgerät mitgeliefert.

Wo ist das Programm-Wahlrad?

Ich gebe es zu. Der erste Kontakt mit der neuen X-T2 fiel nicht gerade vielversprechend aus. Bislang konnte ich noch jede Kamera nach kurzer Zeit mehr oder weniger intuitiv bedienen, trotz unterschiedlichen Bedienungsphilosophien. Bei der neuen Fujifilm musste ich erstmals das Handbuch für die ersten Schritte zu Hilfe nehmen.
Klar, wer bereits eine Kamera aus der X-T- oder X-Pro-Serie besitzt, wird auch mit der X-T2 gleich loslegen können. Doch Foto-Einsteiger oder -Umsteiger von anderen Systemen müssen sich erst mit dem etwas anderen Konzept anfreunden.
Den On/Off-Schalter unterhalb des Auslöseknopfes habe ich noch problemlos gefunden. Doch wo ist jetzt das Programmwahlrad mit P, S, A und M? Gibt es nicht. Und eine «grüne» Taste für die Doofen? Oder wenigstens die «Esels-Taste», also die intelligente Automatik, meistens mit «i.A.» bezeichnet? Nichts, keine Spur von alldem.
Ich finde auch keine Symbole für Porträts, Landschaften oder Sport. Nicht mal das «Blüemli» für Makroaufnahmen isch ume. Die X-T2 möchte also ganz klassisch bedient werden. Dazu stehen fünf mechanische Wählräder auf der Kameraoberseite, je ein Einstellrad auf der Vorder- und Rückseite und sechs frei belegbare Funktionstasten zur Verfügung.
Der Fotograf kann damit die Einstellungen direkt ändern, ohne das Auge vom Sucher nehmen zu müssen. Auch die Menü-Navigation lässt sich so ausführen, denn die X-T2 hat einen wirklich guten OLED-Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten eingebaut. Damit kann auch gleich das eben geschossene Foto betrachtet werden, ohne die Kamera von der Nase zu nehmen und aufs Display zu schauen.
Weiterer Vorteil: Die Fotos lassen sich auch unter strahlender Sonne sicher im Sucher beurteilen. Wer dies schon mal auf einem Display versucht hat, wird diese Möglichkeit sehr zu schätzen wissen. Der Sucher ist zudem etwas heller geworden als beim Vorgängermodell. Das zahlt sich vor allem beim Fotografieren bei wenig Licht aus.
Apropos Display: Darüber streichle ich mal ganz liebevoll. Keine Reaktion. Das bedeutet, es gibt keinen Touchscreen. Menüauswahlen erfolgen ausschliesslich über Tasten und Wahlräder. Zufällig drücke ich oberhalb der Menü-Taste auf einen kleinen Knubbel und kann damit gleich den Fokusbereich am Bildschirm herumschieben. Ein Dreh am vorderen oder hinteren Rädchen, und der Bereich lässt sich vergrössern oder verkleinern. Einfach und genial und eine Neuerung gegenüber dem Vorgänger X-T1.

Inzwischen habe ich die «ersten Schritte» im Handbuch gelesen. Es gibt keine allgemeine Automatik. Am nächsten kommt die Programmautomatik, eben der Modus P. Logischerweise stehen dann auch die Modi S, A und M zur Auswahl.
In den P Modus gelangt man, indem das Belichtungsrad auf der Kameraoberseite und der Blendenring am Objektiv auf A gedreht werden. Nun erscheint ein P im Display und man kann wie gewohnt weitere Zeit-Blenden-Kombinationen, die die gleiche Belichtung bewirken, per Drehrad auswählen (Programm-Shift).
Durch die entsprechenden Einstellungen an Blendenring und Belichtungsrad werden so auch die übrigen Modi erreicht. Belichtungskorrekturen gelingen über das separate Einstellrad, «mechanisch» umfasst der Korrekturbetrag +/- drei Lichtwerte.
Steht das Rad auf C (für benutzerdefiniert), lässt sich die Belichtungskorrektur mittels Drehrädchen auf Werte zwischen –5 und +5 LW in 1/3-Lichtwertschritten erweitern. Auch die Verschlusszeit wählt man «mechanisch» vor und bestimmt per Drehrad elektronisch die Zwischenwerte.
Steht das ISO-Drehrad auf Position A (Auto), ist eine von drei selbst bestimmbaren ISO-Limiten aktiv und passt die Werte automatisch den Aufnahmebedingungen an. Manuell dürfen Werte zwischen 200 bis 12'800 ISO gewählt werden. Für Spezialfälle stehen noch 25'600 oder 51'200 (high) und 100 (low) bereit.
Analogfilm-Simulation
Anstelle der Motivprogramme treten bei Fujifilms X-Serie-Kameras die Analogfilm-Simulationen. Dies sind Nachbildungen analoger Klassiker wie etwa «Velvia» oder «Provia», der bei der X-T2 für die Standard-Farbwiedergabe steht. «Velvia» umfasst eine kontrastreiche Palette satter Farben und ist für Naturaufnahmen geeignet.
«Astia» erweitert die Palette von Hauttönen bei Porträtaufnahmen und erhält die leuchtenden Blautöne des Himmels bei Tageslicht. Diese Einstellung wird deshalb für Porträtaufnahmen im Freien empfohlen. «Classic Chrome» bringt den Reportage-Look mit weichen Farben und verstärkten Schattenkontrasten für eine ruhige Optik.
«Pro Neg. Hi» und «Pro Neg. Std.» werden für Porträts empfohlen. Der erste bietet etwas mehr Kontrast als der «Std.», der erweitert dafür die Bandbreite der Hauttöne, zeichnet etwas weich und ist gut für Porträtaufnahmen im Studio geeignet.
Mit der Filmsimulation «Acros» bietet die X-T2 einen neuen Schwarz-Weiss-Modus. Er ermöglicht sehr fein abgestimmte Tonwertabstufungen, tiefe Schwarztöne und eine sehr gute Detailwiedergabe. Bei «Acros» wie auch bei der «Schwarz-Weiss»-Standard-Simulation lassen sich noch Gelb-, Rot- und Grün-Filter hinzurechnen. «Sepia» schliesslich gibt monochromen Bilder einen Sepia-Ton.
Mit dem neuen Effekt «Filmkorn» lässt sich den Aufnahmen der X-T2 ein typischer Analogfilm-Charakter verleihen. Dieser Effekt kommt besonders bei Ausdrucken deutlich zur Geltung.
Wer mit der X-T2 im Raw-Format fotografiert, kann neben vielen anderen Einstellungen auch die Filmsimulationen nachträglich ändern und das Foto als neue JPEG-Datei speichern. Dies geht zum einen in der Kamera selbst, zum anderen und viel komfortabler in einer Raw-Konverter-Software. Fujifilms Handbuch empfiehlt, dazu den kostenlosen «Raw File Converter Silkypix» herunterzuladen. Wer Adobes Photoshop oder Lightroom besitzt, wird jedoch auch im dortigen Raw-Konverter fündig. Die Filmsimulationen lassen sich über die Kamerakalibrierung auswählen.
Beim Betrachten der ersten Testaufnahmen an einem 4K-Monitor fielen mir die satten Farben, die exakte Farbwiedergabe und der grosse Kontrastumfang auf. Vor allem die akkurate Wiedergabe von Hauttönen überzeugte. So etwas hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Auch das beinahe völlige Fehlen von blaugrünen oder pinken Farbsäumen an starken Hell/Dunkel-Übergängen im Bild (chromatische Aberrationen) erstaunte.
Dies mag zum einen am guten Objektiv liegen, zum andern leistet hier der von Fujifilm selbst entwickelte X-Trans-CMOS-Sensor in APS-C-Grösse ganze Arbeit. Die Besonderheit dieses Sensors liegt daran, dass statt des sonst üblichen Vierermusters (Bayer-Matrix) ein 6 x 6 Raster bei der Farbfilteranordnung verwendet wird. Dies soll die Anfälligkeit für Farbmoirés reduzieren, die auftreten, wenn sich zwei regelmässige Strukturen (die des Motivs und die des Sensors) überlagern.
Dadurch kann Fujifilm auf ein auflösungsverminderndes Tiefpassfilter verzichten, das von anderen Herstellern zur Reduzierung von Moirés eingesetzt wird.
Auch andere Personen mit langjähriger Fotografie-Erfahrung waren von der Wiedergabe-Qualität der neuen X-T2 begeistert. Die Bilder wirkten irgendwie natürlicher, kamen nicht so «elektronisch» daher. Es ist schwierig, dies in Worte zu fassen. Jedenfalls werde ich es mir zweimal überlegen, ob mein nächster Fotoapparat wieder eine gewichtige Vollformat-Spiegelreflex-Kamera sein wird.
Verdammt schnell und präzise

Neben der Bildqualität sollte auch die übrige Technik mithalten können. Und hier hat sich gegenüber dem Vorgänger einiges getan. So wurde die Schnelligkeit der X-T2 in allen Bereichen verbessert.
Vor allem der Hybrid-Autofokus wurde weiterentwickelt und die Anzahl der Fokuspunkte von 49 in früheren Modellen auf 91 erhöht (7x13-Raster). Sie sind sogar bis auf 325 Punkte (13x25-Raster) im Einzel-AF-Modus erweiterbar. Auf etwa 40 Prozent der Bildfläche sind schnelle und präzise AF-Phasendetektionsfelder verfügbar, die auch bei schnellen Bewegungen für ein verlässliches Scharfstellen sorgen sollen. Soweit die Theorie.
Im Test funktionierte der Autofokus tatsächlich sehr schnell. Das Bewegen des Fokusfeldes über den Fokushebel, der «Knubbel» oberhalb der Menü-Taste, gelingt sehr zügig und genau. Dabei bleibt man mit dem Auge dauernd am Sucher und stellt auch weitere Funktionen mit den rechten Fingern ein. Die linke Hand am Objektiv kann sich ganz auf die Wahl des Bildausschnitts konzentrieren.
Eine intelligente Gesichtserkennung greift Porträtfotografen unter die Arme. Sie stellt Schärfe und Belichtung für Gesichter von Menschen an beliebiger Stelle im Bild ein und verhindert, dass die Kamera bei Gruppenporträts auf den Hintergrund scharfstellt.
Der Fotograf kann dabei bestimmen, ob die Kamera automatisch auf ein Auge scharfstellt oder dem linken oder rechten Auge den Vorzug gibt.
Bei Serienbildern ist nicht nur eine möglichst schnelle Bildfolge gewünscht, sondern jedes einzelne Foto sollte auch noch knackscharf sein. Auch hier enttäuscht die neue X-T2 nicht. Vorausgesetzt, man studiert die zahlreichen Parameter und passt sie an die jeweilige Aufnahmesituation an.
So gibt es beim kontinuierlichen Autofokus benutzerdefinierte Einstellungen für unterschiedliche Arten sich bewegender Objekte. Diese Einstellungen kombinieren drei Parameter. 1. Verfolgungs-Empfindlichkeit: Wie lange soll die Kamera abwarten, bis der Fokus neu ermittelt wird? 2. Beschleunigungs-Erfassung: Wie empfindlich reagiert die Verfolgung auf Änderung der Geschwindigkeit des Objektes? 3. Zonen-Bereichsumschaltung: Bestimmt, welcher Fokussierbereich im AF-Modus «Zone» Vorrang hat. Objekte in der Zonenmitte, solche mit dem kürzesten Abstand zur Kamera, oder automatische Wahl durch die Kamera.
Die X-T2 hat bereits fünf Voreinstellungen und eine frei definierbare Einstellung gespeichert, um dem Fotografen die Entscheidung zu erleichtern. In der Bildstrecke sind die einzelnen Einstellungen erklärt.
Die höchste Bildrate von sagenhaften 14 Bildern pro Sekunde erreicht die X-T2, wenn die Verschlusswahl auf «nur elektronisch» steht. Dazu ist der Batteriegriff übrigens nicht nötig. Er dient vor allem zur Unterstützung der Stromversorgung der Kamera und als bequemer Handgriff für Hochformataufnahmen. Zusätzlich verkürzt er im Leistungsmodus die Auslöseverzögerung und erhöht die Bildrate bei Serienaufnahmen mit dem mechanischen Verschluss.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei Serienaufnahmen ist die Wahl der Rahmengrösse bei der «AF-Zone». Die Kamera stellt dann auf ein Objekt in der gewählten Fokuszone scharf. Fokuszonen beinhalten mehrere Fokussierpunkte, um das Fokussieren auf Objekte in Bewegung zu erleichtern. Eine zu grosse Zone bei kleinen Motiven erschwert das Scharfstellen, da zu viele andere Dinge miteinbezogen werden. Während bei einer zu kleinen Zonenwahl auf Bewegungen von grösseren Motiven (Autos, Sportler etc.) zu spät reagiert wird.
Die Einzelbilder aus Serienaufnahmen bei einem Handballspiel konnten voll und ganz überzeugen. Die Spieler schienen wie in der Luft festgenagelt, knackscharf und auch hier mit sehr präziser Farbwiedergabe und kaum sichtbarem Bildrauschen bei immerhin ISO 6400.
Dasselbe bei den Sprüngen von Jugendlichen im Skater Park. Der Fokus sass klar auf dem Skater, die Kamera-Scharfstellung liess sich vom viel grösseren Bereich des dahinterliegenden Gitters nicht ablenken. Auch hier überzeugen die natürlichen Farben.

Wer gerne manuell scharfstellt, dem stellt die X-T2 drei Hilfen zur Verfügung: ein schwarz-weisses oder farbiges Schnittbild in der Mitte des Bildfelds, dessen vier Teile sich bei korrekter Fokussierung in Übereinstimmung befinden. Oder es werden scharfgestellte kontrastreiche Konturen farbig hervorgehoben. Das deutsche Handbuch bezeichnet dies etwas unglücklich als «Max. Glanzlicht-Fokus».
Schliesslich lässt sich der gewählte Fokussierbereich automatisch vergrössern, wenn der Scharfstellring im manuellen Fokusmodus gedreht wird. Bei Einzelpunkt-Fokus ist dabei der Zoomfaktor (2,5- oder 6-fach) mit dem hinteren Einstellrad wählbar. Zusammen mit der Konturhervorhebung lässt sich sehr rasch und genau manuell scharfstellen. Die Schnittbild-Methode lag mir nicht so besonders.
Bracketing, Anpassung und WiFi-Verbindung

Mit der X-T2 lassen sich neben Serienbildern auch Automatikreihen erstellen. Bei diesem «Bracketing» variiert die Kamera während einer Serie von Bildern automatisch bestimmte Einstellungen. So gibt es Automatikreihen für Belichtung, ISO, Weissabgleich, Dynamik und sogar für Filmsimulationen.
Mehrfachbelichtungen, Fotos mit Filtereffekten, Panoramabilder und Intervallaufnahmen mit Timer stehen ebenfalls im Repertoire der X-T2.
Dadurch besitzt die neue Kamera sehr viele Einstellmöglichkeiten, was sich auch im Umfang des 356-seitigen Handbuchs niederschlägt. Oft benötigte Funktionen lassen sich vom Benutzer auf verschiedene Arten zusammenfassen, um schneller darauf zuzugreifen.
Er kann Kameraeinstellungen für wiederkehrende Aufnahmesituationen in sieben unterschiedlichen Kombinationen speichern. Weiter stehen acht frei belegbare Funktionstasten zur Verfügung. Dann darf er noch einen eigenen Menüpunkt mit bis zu 16 Elementen erstellen. Und auch das eigene «Quickmenü» lässt sich aus 24 Menü-Optionen zusammenschustern.
Die Tasten an der Kamera sind sehr praxistauglich angeordnet und die meisten können mit der rechten Hand bedient werden. Eine Ausnahme davon ist die manuelle ISO-Werteinstellung mit dem Einstellrad auf der linken Kameraoberseite. Diese Funktion lässt sich auch keiner anderen Taste zuordnen. Da sich die ISO-Werte auch nicht im Menü oder über eine Quicktaste ändern lassen, ist man gezwungen, dazu die linke Hand zu nehmen, die zum Beispiel gerade ein schweres Teleobjektiv unterstützt.
Andere Details wurden hingegen sehr gut umgesetzt. Ein längerer Druck auf bestimmte Tasten führt direkt zu Funktionen, die sonst nur über den Umweg ins Menü zu erreichen wären. Eine weitere, für mich aber wichtige Kleinigkeit: Bei kompakten Kameras drücke ich mit meinen relativ grossen Fingern oft ungewollt auf die Menüsteuertasten und löse die entsprechende Funktion aus. Bei der X-T2 genügt ein längerer Druck auf die Menütaste, um sie zusammen mit den Steuertasten und dem Quickmenü zu sperren.
Die App «Fujifilm Camera Remote» steuert viele Kameraeinstellungen drahtlos per Smartphone oder Tablet und eignet sich ideal für Gruppenfotos oder Selbstporträts. Während die Verbindungsaufnahme via Android zügig klappte, brauchten iPhone oder iPad schon etwas mehr Geduld.
Dafür werden Werteänderungen über die Apple-Software schneller zurückgemeldet als bei Android, wo zum Beispiel das Drehen am Blendenring des Objektivs in der Remote-Software überhaupt nicht nachgeführt wurde. Sie musste neu gestartet werden.

Und Action! Videofilmen mit Fujifilm

Eine Fujifilm-X-Kamera ist ein fotografisches Gerät. So lautet kurz und klar die Philosophie. Will heissen, Videofunktionen sind zwar dabei, haben aber keine so grosse Priorität.
Auf einer englischen Website gibt die Firma auch unumwunden zu, dass Video nie zu den Stärken der X-Serie gehörte und deshalb – nun ja, sagen wir mal, nicht besonders erwähnenswert war. Tönt irgendwie sympathisch, finde ich.
Die X-T2 könnte dies ändern, ist sie doch die erste X-Kamera, die Video auch in 4K/UHD-Qualität mit 3840 x 2160 Pixeln und maximal 30 Bildern pro Sekunde (genau 29.97) aufnimmt. Und über den HDMI-Ausgang kann sogar mit einer «F-log»-Gamma-Option aufgezeichnet werden, um den Vorteil des grossen Dynamikumfangs des Sensors zu nutzen sowie einen erweiterten Farbraum für die Videoproduktion zu ermöglichen. Das sind dann schon Videoprofi-Features.
Es gibt ein eigenes Menü für Videoaufnahmen, einen 3,5-mm-Mikrofonanschluss und eine Tonpegelanzeige im Display. Die Kopfhörerbuchse zur Tonkontrolle befindet sich im Batteriegriff. Dieser wird dadurch für ernsthafte Filmer zum obligatorischen Zubehör. Erst durch ihn sind auch längere, durchgehende Videoaufnahmen in 4K-Qualität bis maximal 30 Minuten möglich. Ohne Griff ist bei 4K schon nach 10 Minuten Schluss, bei Full-HD 1080p nach 15 und bei HD 720p nach 30 Minuten.
Wer das erste Mal gemäss Handbuch die Videoeinstellungen vornimmt, wird enttäuscht feststellen, dass der Autofokus gar nicht nachgeführt wird. Die Anleitung empfiehlt, den Fokus-Schalter auf Einzel-AF zu schieben, vergisst jedoch zu erwähnen, die Gesichtserkennung einzuschalten. Erst dann wird bei Personenaufnahmen, bzw. Gesichtern, die Schärfe nachgeregelt.
Besser ist es jedoch, gleich den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) zu wählen. Dann wird dauernd fokussiert, nicht so schnell und genau wie beim Fotografieren, aber für ruhige Szenen immerhin genügend rasch. Echte Cineasten-Filmer werden die Schärfe ausschliesslich manuell fahren. Dazu lässt sich die X-T2 genau wie andere filmende Fotokameras mit umfangreichen Hilfsvorrichtungen aufmotzen.
Bei meinem Test begnügte ich mich mit einem externen Mikrofon und stabilem Stativ. Dies ist vor allem bei 4K/UHD-Aufnahmen empfehlenswert, da die X-T2 keinen internen Bildstabilisator besitzt und kleinste Verwacklungen dank 4K umso mehr auffallen.
Full-HD und 4K werden mit einer Bitrate von 100 Mbps im H.264-Standard mit Stereoton als MOV-Dateien gespeichert. Die beeindruckende Videobildqualität mit wenig Moiré und minimalen Kompressionsartefakten wird dadurch erzielt, indem der Sensor mehr Informationen als nötig aufnimmt («Over-Sampling») und auf die gewünschte Auflösung herunterrechnet. Für Videofreaks: ohne «Pixel-Binning» oder «Line-Skipping».
Die Filmsimulationen können auch für Videoaufnahmen verwendet werden und durch die Einstellungen «Lichter», «Schatten», «Farbe» und «Schärfe» noch feiner abgestimmt werden. Eine spezielle Taste für Videoaufnahmen wie beim Vorgänger gibt es bei der X-T2 nicht mehr. Steht die Betriebsart auf Video, wird mit dem gewöhnlichen Auslöser gestartet.

Fazit

Zu Beginn war ich skeptisch. Eine Fujifilm-X-Kamera? Habe noch kaum etwas von dieser Marke gehört. Mit APS-C-Sensor, neuartiger Bedienung und statt gewohnten Motivprogrammen die Simulation analoger Filme. Doch nach und nach ist mir die X-T2 so richtig ans Herz gewachsen.
Sie liegt gut in der Hand, das schwenkbare Display für Hochformataufnahmen ist mal etwas anderes und sehr hilfreich, die Bedienung über Tasten und Drehräder geht flott vonstatten, sobald man sich daran gewöhnt hat, und die Ausstattung für eine Allround-Kamera ist sehr umfassend.
Das Wichtigste ist die Bildqualität, und hier hat die X-T2 mich und auch andere völlig begeistert. Hinzu kommt noch die sagenhafte Leistung bei Serienaufnahmen. Nicht nur die Geschwindigkeit, auch die Treffsicherheit bei der Scharfstellung können voll und ganz überzeugen, wenn man gewillt ist, sich etwas genauer mit den vielen Einstellungen zu beschäftigen.
Bei der X-T2 meint es Fujifilm mit der vorher eher vernachlässigten Videofunktion ernst. Das 4K/UHD-Format und die «F-log»-Option weisen darauf hin.
Zurzeit ist die Fujifilm-X-Serie eher noch ein Geheimtipp. Doch mit der Verbreitung der X-T2 wird sie es nicht mehr lange sein. Für den Gelegenheitsknipser ist die X-T2 eigentlich zu schade.
Das Fujifilm-X-T2-Gehäuse kostet 1899 Franken, das Fujinon-Objektiv XF 16-55mm F2.8 R LM WR 1269 Franken und der «Power-Booster-Handgriff» VPB-XT2 279 Franken. Das Kit-Angebot mit Objektiv XF 18-55mm ist für 2199 Franken erhältlich.