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Publikationsdatum
19. September 2025
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Menschen richten sich zuhause so ein, dass sie sich wohlfühlen. Neben der Ästhetik spielt auch eine angenehme Akustik mit, etwa damit man sich gut verständlich unterhalten kann. Mag sein, dass moderne, minimalistische Wohntrends mit kahlen Wänden mehr Wert auf die stylische Bühne des modernen Lebens setzen und durch die allgegenwärtige Nutzung des Smartphones und Kopfhörer die Akustik eine untergeordnete Rolle spielt. Für highfidele Menschen, welche dieses Magazin lesen, wird aber die gute Akustik wichtig sein. Sie ist auch für eine wohlklingende Wiedergabe der Musikanlage unabdingbar. Dabei orientiert man sich gerne am Ideal einer Tonregie, jedoch mit etwas mehr Nachhall, damit man sich nicht wie in einem Cocon fühlt.

Kollege Daniel Weiss hat darüber in einem Artikel ausführlich berichtet.

Akustik im Wohnraum

Grob lässt sich die Akustik in einem Wohnraum in einen Frequenzbereich oberhalb und einen Bereich unterhalb der Schröderfrequenz aufteilen. Bei üblichen Wohnräumen liegt die Frequenz im Bereich um 100 bis 250 Hz.
Schröderfrequenz ≈ 2000 * √ (Nachhallzeit / Raumvolumen).

Oberhalb verhalten sich die Schallwellen ähnlich wie Lichtstrahlen und werden an den Begrenzungsflächen gespiegelt, somit bei zahlreich vorhandenen Flächen wie Möbeln und Dekoelementen diffus verteilt. Unterhalb der Frequenz dominieren Raummoden. Der Schall kann sich nicht mehr natürlich ausbreiten und schaukelt sich zwischen Begrenzungsflächen (Wände, Boden-Decke) zu einer akustischen Berg- und Tallandschaft auf.

Raumantwort unterhalb 250 Hz.Raumantwort unterhalb 250 Hz.

Lautsprecher strahlen oberhalb der Schröderfrequenz direkt auf den Hörer, aber auch diffus reflektiert in den Raum. Der Räumlichkeit einer Musikaufnahme wird somit die Räumlichkeit des Raumes übergestülpt. Die Wahrnehmung der Räumlichkeit einer Aufnahme wird vor allem durch den Direktschallanteil geprägt. Eine geringere Hördistanz und eine stärkere Absorption im Raum erhöhen diesen Anteil.

Man spricht vom Hallradius innerhalb dessen der Anteil von Direkt- zu Diffusschall gleich hoch ist. In einem Wohnraum von 30 m2 und einer Nachhallzeit von 1 s liegt er für eine kugelförmige Schallquelle nur etwa bei 1,5 m. Ausserhalb dominiert der Diffusschall.

Raumantwort bei 500 Hz.Raumantwort bei 500 Hz.

Unterhalb der Schröderfrequenz, also im Grundton- und Bassbereich, regen Lautsprecher die Raummoden an. Diese sind durch die Geometrie des Raumes definiert. Die Art der Anregung ändert sich je nach Aufstellung der Lautsprecher, deren Bassabstimmung und danach, ob das Gehäuse geschlossen, eine Bassreflexbox oder eine offene Schallwand ist. Man hört im Bass immer ein Gemisch von Lautsprecher und Raummoden.

Oft klingt das Gemisch unangenehm. Es ändert sich auch, wenn der Raum selbst im Bass eher absorbiert (Holzbau, Leichtbau) oder nur reflektiert (Massivbau). Die Raummoden können dank passiven oder aktiven Bassabsorbern geglättet und bedämpft werden. Interessant sind etwa die aktiven Bassabsorber von PSI Audio.

Eine speziell in Heimkinos mit quaderförmigen Räumen interessante Methode sind nach Berechnungen verteilte Subwoofer-Gitter an der Front- und Rückwand (Double Bass-Array, oder DBA), wobei Letztere zeitverzögert so abstrahlen, dass die Moden weitgehend neutralisiert werden.

Raumantwort bei diversen Positionen und Frequenzen.Raumantwort bei diversen Positionen und Frequenzen.
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