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Fakten und Mythen Bit für Bit

avguide.ch im Gespräch mit Daniel Weiss.avguide.ch im Gespräch mit Daniel Weiss.

avguide.ch (Christian Wenger): Weiss ist seit 1985 bekannt für Geräte, die im Mastering-Bereich eingesetzt werden. Was waren die Beweggründe für Weiss Engineering, im Jahr 2000 mit High-End-Produkten zu starten?
Daniel Weiss: Die Kunden im professionellen Mastering haben oberkritische Ohren. Wir dachten, dass sich die audiophilen Musikhörer ebenfalls für solche Geräte interessieren könnten. So starteten wir mit DA-Konvertern, um damit einen neuen Markt zu erschliessen.

Ticken die Audiophilen ähnlich wie die Mastering-Leute?Durchaus. Sie sind ähnlich kritisch und sie wollten auch vermehrt eine hohe Auflösung, hohe Wortbreiten und Samplingraten.

Wie haben sich die Märkte entwickelt?
Asien ist im High-End der wichtigste Markt für uns, aber das geht allen exportierenden Herstellern so. Die Kunden in Asien sind technikaffin und wollen immer das Neuste und das Beste. Das ist spannend, hat aber auch Nachteile, wie dass ein grosser Secondhand-Markt entstanden ist.

Wie sehen die Märkte bei den Mastering-Produkten aus?
Dort ist die Verteilung ganz anders. Asien spielt eine untergeordnete Rolle. Hauptmarkt sind die USA. Dort wurde Mastering quasi erfunden. Wir haben uns aber in den letzten Jahren stark auf das High-End-Audio-Geschäft konzentriert und Mastering etwas vernachlässigt. Wir sind daran, wieder etwas Neues auf diesen Markt zu bringen. Dazu kommt, dass wir für Mastering vor allem digitale Equalizer und Dynamik-Prozessoren herstellen. Diese Funktionen bekommt man mittlerweile auch als Software, als Plugin. Viele Kunden wollen trotzdem unseren Gerätetyp. Es gibt davon viele Varianten, und die Geschmäcker sind verschieden, wie im High-End-Audio.

Weiss produziert in der Schweiz?
Ja und vollständig. Wir haben hier in Uster zwei Bestückungsfirmen, welche die Platinen bestücken. Die Montage, Endkontrolle etc. erfolgt hier bei uns.

Es gibt mittlerweile eine Menge Digitalformate. Dazu gehört auch das wiederentdeckte DSD. Du hast dich bisher nicht gerade als DSD-Fan entpuppt.
Ja, aber nicht wegen der Klangqualität. DSD lässt sich digital nicht bearbeiten. Dazu muss man DSD in PCM wandeln und dann wieder in DSD. Das ist mühsam und daher bin ich nicht so begeistert davon. Trotzdem bieten wir Produkte an, die DSD-Wiedergabe ermöglichen.

DSD soll eine reine Marketingidee von Sony gewesen sein. Ein Archivformat.
Es gab verschiedene Motive für DSD, die nichts mit Klangqualität zu tun hatten. Die SACD umging Lizenzen usw. Es war absehbar, dass der SACD kein Erfolg beschieden sein würde. Die Anwender hatten keine eindeutigen Vorteile, im Gegenteil. Nun gibt es DSD als Downloads und man kann die SACD umgehen. Als Aufnahmeformat ist DSD relativ ungeeignet. Natives DSD ohne Umwandlung in PCM ist nur möglich, wenn man eine direkte DSD-Aufnahme macht, speichert und ohne Bearbeitung auskommt. Man berührt PCM nicht. Das ist bei den meisten Aufnahmen nicht möglich. Es gibt Live-Aufnahmen, die so gemacht wurden. Da muss aber bei der Aufnahme alles perfekt sein und die Musiker dürfen auch keine Fehler machen.