TESTBERICHT
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Publikationsdatum
18. Dezember 2025
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Ehrlich gesagt, hatte ich bis anhin die Lautsprecher von Rowen nicht wirklich auf dem Schirm. Klar wusste ich, dass es den Schweizer Lautsprecher aus dem Freiburgischen gibt. Zusammen mit einem anderen Lautsprecherhersteller aus dem Zürichsee-Gebiet sind diese beiden wohl die Schweizer Lautsprecherhersteller schlechthin. Die Highlights der Rowen-Lautsprecher wie Aktivtechnik und bipolare Schallausbreitung waren mir ebenfalls bekannt – viel mehr wusste ich allerdings nicht.

So liess ich mich im beschaulichen Düdingen beim Firmensitz von Dynavox electronics SA vom Mitinhaber Yvo Aebischer kompetent über die Hintergründe des Traditionsunternehmens aufklären und schliesslich vom neuen Rowen-Lautsprecher «Refyn» verführen – mehr dazu später.

Als die Firma Dynavox 1967 ins Leben gerufen wurde, war Anton Aebischer bei der Gründung mit dabei. Vor rund 54 Jahren entwickelte er seinen ersten Vorverstärker unter der Marke Rowen und vor rund 38 Jahren folgten Lautsprecher unter selbem Namen. Mittlerweile wurde der Betrieb an die beiden Söhne, Pascal und Yvo Aebischer übergeben und erfolgreich weitergeführt. Die dritte Generation, Sacha Aebischer, steht bereits in den Startblöcken und unterstützt das Familien-Trio schon heute. Insgesamt hat Dynavox zwölf Mitarbeitenden.

Die Rowen Lautsprecher sind bei dreissig Händlern in der ganzen Schweiz erhältlich. Fünfzehn Fachhändler bieten die Refyn aktuell zur Hörprobe an. Seit 2021 kann man sich die Produkte von Dynavox aber auch im Showroom in Düdingen vorführen lassen. Das Gebäude ist sorgfältig konzipiert und auf hohe Funktionalität ausgerichtet. Diese reicht von den zahlreichen, durchdacht angeordneten Show-Räumen im Erdgeschoss bis zur Servicewerkstatt im Untergeschoss, wo auch der Zugang zum Lager ist.

Eine Besonderheit bildet der runde Testraum. Hier sitzt man auf einer Drehscheibe und wird sanft, karussellartig von Lautsprecher zu Lautsprecher «gedreht». So lassen sich die Unterschiede unmittelbar und nahtlos testen.

Yvo und Sacha Aebischer mit dem neuen Refyn-Lautsprecher.Yvo und Sacha Aebischer mit dem neuen Refyn-Lautsprecher.

«Form follows function»

Der Name Refyn ist ein Kunstwort, das als Synonym für Bewährtes und Neues steht – und damit treffend die Firmenphilosophie von Dynavox spiegelt. Auf den ersten Blick erscheint die Refyn gar nicht als typischer Rowen-Lautsprecher. Die bisherigen Linien wie die Symphonie-Serie waren optisch voluminöser und leicht asymmetrisch gebaut. Mit der Asymmetrie vermied man stehende Wellen im Lautsprechergehäuse.

Die neue Refyn erscheint erstens schlanker, mit einer nach hinten abfallenden Deckplatte – auch hier wieder zur Vermeidung der gefürchteten stehenden Wellen bei schlanken Säulenlautsprechern. Bei den Aebischers gilt nicht zufällig: «Form follows function».

Nach hinten abfallende Deckplatte, Hochmitteltöner LMT.2 und Mittelbass.Nach hinten abfallende Deckplatte, Hochmitteltöner LMT.2 und Mittelbass.

Nimmt man die Stoffabdeckung ab, die es zusammen mit der Blende in verschiedenen RAL- und Sonderfarben gibt, sticht einem das Herzstück der Refyn sofort ins Auge: der Linear Motion Transformer (LMT), jetzt erstmals in der neuen Version LMT.2, die neu mit einem Waveguide ausgestattet wurde.

Der dreidimensional geformte Waveguide ist aus kupferfarbenen High-Tech-Gewebe im 3D-Druckverfahren gefertigt und erfüllt mehrere akustische Schlüsselfunktionen.
Er formt und lenkt die Schallwellen der linear bewegten Membran gezielt, wodurch das vertikale und horizontale Abstrahlverhalten kontrolliert wird. Dies verhindert unerwünschte Reflexionen und sorgt für eine gleichmässige Energieverteilung im Raum.

Der dreidimensional geformte Waveguide des LMT.2 ist aus kupferfarbenen High-Tech-Gewebe verbessert die Ankopplung der Membran an die zu bewegende Luft.Der dreidimensional geformte Waveguide des LMT.2 ist aus kupferfarbenen High-Tech-Gewebe verbessert die Ankopplung der Membran an die zu bewegende Luft.

Zudem verbessert der Waveguide die Ankopplung der Membran an die zu bewegende Luft. Die LMT-Membran bewegt sich extrem schnell, aber Luft ist vergleichsweise träge. Hier entsteht ein Missverhältnis: Die kleine, schnelle Membran muss grosse Luftmengen bewegen. Der Waveguide wirkt wie ein akustischer «Trichter» – er vergrössert schrittweise die Abstrahlfläche. So kann die Membran die Luft leichter in Bewegung setzen, ohne sich dabei zu «quälen». Als Ergebnis arbeitet das LMT.2-System nochmals effizienter und verzerrungsfreier als der Vorgänger.

Eigenentwicklung «Made in House»

Dieser LMT-Mittelhochtöner ist eine Eigenkreation von Rowen und wird im eigenen Haus hergestellt. Hier tüfteln die Entwickler seit geraumer Zeit am optimalen Mittelhochtöner.

Äusserlich ähnelt er zwar Produkten von Dayton Audio oder Mundorf, im Inneren ist er jedoch gänzlich anders konstruiert: Keine «Handorgel-Membran», sondern eine halbzylinderförmige Zellulosemembran «schwebt» förmlich in einem speziell geformten Trichter-Körbchen. Sie wird nur von vier ultrastarken Neodym-Magneten gehalten und bewegt.

Der Halbzylinder wird nur entlang seiner Längsachse belastet. Dadurch verformt sich das Material nicht – die Membran bleibt stabil. Sie kann sich ohne mechanische Aufhängung und ohne akustische Kompression linear bewegen.

Sowohl der Linear Motion Transformer LMT.2 als auch der Midbass sind eine Eigenentwicklung von Rowen.Sowohl der Linear Motion Transformer LMT.2 als auch der Midbass sind eine Eigenentwicklung von Rowen.

Der LMT spielt linear von 28 kHz bis nahe 1 kHz herunter und deckt damit das wichtige Frequenzspektrum der Sprache ab. Danach übernimmt der Mittelbass.

Dieser wird nicht mit Spulen oder Kondensatoren abgeriegelt, sondern trennt rein mechanisch – Purismus pur. Eine genau berechnete Zellulose-Ellipse, die über das Chassis gespannt ist, verbessert die Steifigkeit. Aebischers Purismus bezweckt, dass der Klang durch möglichst wenige elektronische Bauteile gebremst wird.

Die Sicken sind bewusst nicht aus Gummi, das mit der Zeit aushärten und seine Eigenschaften verändern könnte. Stattdessen verwendet man Schaumstoff, der kontinuierlich seinen Dienst mit gleichbleibenden Parametern erfüllt. Sollte sich der Schaumstoff nach Jahrzehnten zersetzen, sorgt der Dynavox-Service für schnellen Ersatz.

Clever platzierte Tiefbässe

Die Aebischers setzen auf seitlich angebrachte, gleichphasig laufende Tiefbässe, die bodennah platziert sind. So legt der Bass zum Boden ähnlich kurze Wege zurück wie zur Rückwand – das ergibt ein konsistentes Klangbild.

Einer der beiden parallel auf jeder Seite angebrachten 20-cm-Tieftöner.Einer der beiden parallel auf jeder Seite angebrachten 20-cm-Tieftöner.

Die beiden Tiefbässe arbeiten in einem geschlossenen Gehäuse – ohne die vielfach übliche Bassreflexöffnung. Das hat drei entscheidende Vorteile. Erstens reagiert der Bass schneller und präziser auf Impulse. Zweitens ist die Gruppenlaufzeit – also die frequenzabhängige Zeitverzögerung – deutlich geringer. Bei Bassreflexsystemen entsteht im Bereich der Helmholtz-Resonanzfrequenz eine Verzögerung, weil der Resonator Zeit zum Einschwingen benötigt. Der Bass «hinkt hinterher». Das geschlossene Gehäuse vermeidet diese Verzögerung. Drittens regt der Lautsprecher den Raum weniger zu unerwünschten Resonanzen an. Das Ergebnis ist ein straffer, kontrollierter Bass.

Klangbalance im ganzen Wohnraum

Das Konzept der Lautsprecher richtet sich nach den Raumverhältnissen der Kunden. Häufig sind moderne Räume rund 40 m² gross und mit viel Beton und Glas versehen. Lautsprecher werden meist wandnah aufgestellt, weil sie weiter im Raum nur stören würden. Klar, wer möchte schon seine Lautsprecher zwei Meter ins Wohnzimmer stellen?

Aber genau so werden die meisten Lautsprechersysteme konstruiert – was letztens zu folgendem Fehlklang zu Hause führt: Der Bass, der sich bekanntlich kugelförmig, also auch nach hinten hin ausbreitet, ist im Vergleich mit den Höhen und Mitten, die nach vorne abstrahlen, bei wandnaher Aufteilung deutlich überhöht. «Bass-Fetischisten» könnten dies auf den ersten Moment noch schätzen, aber oft wird der Bass dadurch unpräziser und dröhnend. Um das auszugleichen, werden bei herkömmlichen Lautsprechern die Höhen künstlich angehoben. Das kann hart und überzeichnet klingen.

Hier setzt das bei der Rowen Refyn angewendete Bipolar-Konzept an: Dank einer rückseitig angebrachten 19-mm-Hochtonkalotte strahlen alle Frequenzen gleichmässig nach vorne und hinten ab – auch die Höhen, die bei konventionellen Lautsprechern nur nach vorne gerichtet sind. Direkter Klang und Raumklang haben dadurch das gleiche Timbre. Das Ergebnis ist ein natürlicher, homogener Klang im gesamten Raum – nicht nur am Sweet Spot.

Bipolar-Abstrahlung mit rückseitiger 19-mm-Kalotte.Bipolar-Abstrahlung mit rückseitiger 19-mm-Kalotte.
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