TESTBERICHT
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Publikationsdatum
4. März 2022
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Technics bringt mit dem SB-C600 einen unauffällig wirkenden Lautsprecher im Format Regallautsprecher auf den Markt. Aber eigentlich sind die allermeisten Lautsprecher dieses Formats, egal von welchem Hersteller, unprätentiös. Denn viel Gestaltungsraum lassen 173 x 293 x 283 mm nicht zu. Und in Regalen stehen Lautsprecher dieses Formats auch eher selten. Regale sind in heutigen Wohnräumen nicht mehr so oft anzutreffen wie früher. Die Platzierung auf einem Sideboard ist weit häufiger. Deshalb sollte man sie eigentlich «Sideboard-Lautsprecher» nennen.

Wenn man den SB-C600 aus der Nähe in Augenschein nimmt, fällt die sehr solide Bauweise auf. Gut erkennbar sind die massiven Seitenteile, Ober- und Unterteil und eine Rückwand, die nahtlos eingefügt mit sage und schreibe 13 Inbusschrauben verschraubt wurde. Und was für welche: Das sind diese langen, präzisen Holzschrauben, die man mühelos in die präzisen Holzgewinde einschrauben kann.

Auffällig präsentiert sich auch der Koaxialtreiber mit seinem kunstvoll gestalteten Phaseplug im Zentrum und der sanft ausblendenden Sicke am Rand (nicht diese Standard-Rollsicke, wie man sie kennt). Was ebenfalls auffällt beim «Unboxing», ist das beträchtliche Gewicht von über 6 kg pro Lautsprecher – und das bei einem kleinen Gehäuse.

Die magnetisch haftende und zentrierende Stoffabdeckung wirkt durch ihre fast schwebende Erscheinung sehr ansprechend.Die magnetisch haftende und zentrierende Stoffabdeckung wirkt durch ihre fast schwebende Erscheinung sehr ansprechend.

Ruhe und Dynamik

Die Zielsetzung für den SB-C600-Kompaktlautsprecher von Technics lautet: Dynamik und Ruhe. «Dynamik» soll durch die Neuentwicklung des Koaxial-Treibers oder «Advanced Phase Precision»-Treiber gewährleistet sein, während die «Ruhe» durch eine Gehäusekonstruktion zustande kommt, die eine hohe Steifigkeit, einen niedrigen Schwerpunkt der mechanischen Treiberankopplung sowie eine gleichmässige Schallabstrahlung erzeugt.

Die Entwicklung des SB-C600 Kompaktlautsprechers ist eindrücklich mit grundlegenden CAE-Akustikanalysen dokumentiert. So wurde beim Treiber eine Membrane mit flachem Querschnittsverlauf mit einer ebenso flach verlaufenden (oder auslaufenden) Sicke kombiniert. Im Zentrum sorgt ein sogenannter Linear Phase Plug dafür, dass die Wellenfront den Treiber linearisiert, also sehr gleichmässig und kohärent verlässt. Die Hochtonkalotte sorgt für die Reproduktion von Schallanteilen, die bis 100 kHz reichen sollen. Das macht zwar direkt keinen Sinn, beeindruckt hingegen als Grenzwert. 

Auffällig präsentiert sich der Koaxialtreiber mit seinem kunstvoll gestalteten Phaseplug im Zentrum und der sanft ausblendenden Sicke am Rand.Auffällig präsentiert sich der Koaxialtreiber mit seinem kunstvoll gestalteten Phaseplug im Zentrum und der sanft ausblendenden Sicke am Rand.

Auf die klassische Rollsicke wurde verzichtet. Sie wirkt, obwohl bewährt und in vielen Treiberkonstruktionen nicht hinterfragt, als eine Art Wand, die einer bruchlosen Wellenausbreitung am Rand der Membrane im Weg steht. Mit der neuen, flach auslaufenden Sicke entstand eine harmonische Membrankonstruktion, die weit weniger anfällig ist gegen unerwünschte Schallreflexionen bei der Sicke.

Die Rückwand ist nahtlos eingefügt und mit sage und schreibe 13 Inbusschrauben verschraubt.Die Rückwand ist nahtlos eingefügt und mit sage und schreibe 13 Inbusschrauben verschraubt.

Die Konstruktion des Gehäuses beeindruckt nicht bloss durch Verstärkungen und Streben, wie man sie oft findet, sondern durch eine perfektionierte Befestigung des Lautsprechertreibers, deren Ziel eine Verringerung von Deformationen und Vibrationen war. Auch diese Effekte werden mit CAE-Analysen, welche die Druckverteilung veranschaulichen, nachgewiesen. Der Lautsprechertreiber wird von aussen in die Schallwand eingesetzt und mittels einer speziellen Befestigungsvorrichtung an der dahinterliegenden Zwischenwand befestigt. Er sitzt zwar felsenfest in der Schallwand, ist dort aber nicht verschraubt. Der Schwerpunkt des so «aufgehängten» Treibers ist klug zur Gehäusemitte hin verlagert worden.

Die massive Rückwand ist an einem soliden Rahmen festgeschraubt und trägt die einfache Frequenzweiche. Die rückseitige Öffnung des Bassreflexkanals ist gut bedämpft.Die massive Rückwand ist an einem soliden Rahmen festgeschraubt und trägt die einfache Frequenzweiche. Die rückseitige Öffnung des Bassreflexkanals ist gut bedämpft.

Der Bassreflexkanal ist ein doppelter Konus mit der engsten Stelle in der Mitte, also auf halbem Weg zwischen der Öffnung im Gehäuse und nahe der Rückwand bis zur Austrittsöffnung an der Schallwand. Die Oberfläche ist zudem mit schmalen Streben versehen, die für eine Verwirbelung des Luftstroms sorgen und so dazu beitragen, dass der Luftstrom weitgehend unhörbar bleibt. Die Wirkung dieser Konstruktion des Bassreflexkanals ist mit eindrücklichen CAE-Diagrammen bewiesen, welche das Luftdruckverhalten visualisieren.

Der Coaxial-Treiber ist mit einer durchdachten Vorrichtung an der Zwischenwand verschraubt.Der Coaxial-Treiber ist mit einer durchdachten Vorrichtung an der Zwischenwand verschraubt.
Der Treiber wird von aussen passgenau in die Frontwand eingefügt und dann von hinten/innen verschraubt. Der Aufwand ist bemerkenswert und die Belastungsanalyse der Schallwand dankt es mit hervorragenden Werten.Der Treiber wird von aussen passgenau in die Frontwand eingefügt und dann von hinten/innen verschraubt. Der Aufwand ist bemerkenswert und die Belastungsanalyse der Schallwand dankt es mit hervorragenden Werten.

Der kompakte SB-C600 verfügt also nebst Schallwand, Rückwand, Seitenwänden, Bodenplatte und Topplatte auch noch über zwei sehr solide Zwischenwände mit exakter Funktion. Die einfache Frequenzweiche ist an der Rückwand befestigt. Die Dämmmassnahmen im Gehäuseinneren sind auf bestimmte Wirkungszonen beschränkt.

Der SB-C600 ist trotz seiner kompakten Grösse ausgesprochen präzise durchentwickelt – und das erschliesst sich dem Musikhörer nicht einfach so. Es ist nur schon sehr eindrücklich, wie zum Beispiel hochfrequente Geräusche minimiert wurden, die durch den Luftspalt um die Schwingspule der Tief-Mittelton-Einheit im Bereich des Linear Phase Plugs auftraten.

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