Die Geschichte des Château Palmer geht weit ins 17. Jahrhundert zurück. Das berühmte Weingut und Schloss, das neben dem noch berühmteren Château Margaux liegt, erhielt seinen heutigen Namen erst 1814, als ein Engländer namens Charles Palmer das gesamte Gut erwarb.
In der ruhigen Atmosphäre des Schlosses entstanden Anfang Juni 2024 die vorliegenden Aufnahmen. Es war die zweite Zusammenarbeit von ACT und dem Château Palmer.
Es war auch das zweite Mal für den Bassisten Lars Danielsson, der für dieses Projekt seinen langjährigen britischen Weggefährten John Parricelli und den finnischen Trompeter Verneri Pohjola begeistern konnte.
Die Musiker
Am Bass und für die Hälfte der Kompositionen verantwortlich ist der Schwede Lars Danielsson (Jahrgang 1958). Er spielt auf einigen Stücken zusätzlich Cello. Danielsson hat schon mit Jazzgrössen wie John Scofield, Jack DeJohnette, Mike Stern, Billy Hart, Charles Lloyd, Alex Acuña und vielen mehr gespielt und Aufnahmen gemacht.
John Parricelli (Jahrgang 1959) ist ein britischer Gitarrist, der vorwiegend auf Jazzproduktionen (mit Lars Danielsson), jedoch auch auf britischen Pop-Alben zu hören ist: u.a. bei Gary Barlow, Jamie Cullum, Emma Bunton und Toni Braxon.
Der jüngste im Trio ist der finnische Trompeter und Komponist Juho Verneri Pohjola (Jahrgang 1977). Zwar hat er bis anhin mit keinen internationalen Jazzgrössen gespielt, doch hat er sich in Finnland in diversen Musikstilen etabliert, wurde 2004 am Pori Jazzfestival zum Künstler des Jahres gewählt und erhielt 2009 für sein Album «Aurora» einen Jazz-Emma.
«TRIO» – Edition Palmer II
Querflöte? Wer spielt denn Querflöte auf diesem Album? Verneri Pohjola! Nur spielt er nicht wirklich Querflöte, sondern lässt seine Trompete klingen wie eine. Unglaublich zärtlich, luftig. Er kann auch anders, doch seine Trompetenklänge sind nie schrill und laut, wirken immer einschmeichelnd sanft.
«Le Calme au Château» heisst das Eröffnungsstück von Lars Danielsson – er hat deren sechs für diese Produktion geschaffen – und versetzt uns direkt in die entspannte Stimmung, die dieses Album prägt.
Doch die zwölf Stücke weisen auch einen mehrheitlich traurigen Zug auf, sind bis auf wenige Ausnahmen in Moll-Tonarten gesetzt. Und sogar bei den Stücken in Dur schwingt eine Traurigkeit mit, die zwar entspannend wirken, jedoch auch Depressionen fördern kann.
Einzige Ausnahme – und deshalb irgendwie nicht ins Konzept passend – ist die Ellington-Komposition «Mood Indigo», die mir schon beim ersten Durchhören als «Odd man out» aufgefallen war.
Es ist ohnehin überraschend: Je nach eigener Stimmung löst das «TRIO»-Album völlig andere Gefühle aus. Das erste Mal (nach Entspannung suchend) empfand ich es als meditativ, beruhigend. Doch bei jedem weiteren Anhören reagierte ich anders.
Fazit
Es ist äusserst schwierig, eine wirklich persönliche Beurteilung abzugeben, da man diese Musik je nach momentaner Situation völlig unterschiedlich wahrnehmen kann. So waren es zu Beginn die Überraschung des aussergewöhnlichen Trompetenklangs und der beruhigende Effekt der Musik.
Etwas später fand ich es eher langweilig, zu schön, es fehlten mir die Ecken und Kanten, aber auch das Positive, Aufstellende. Doch nach ein paar Tagen benötigte ich erneut etwas zum Herunterfahren. Und da war «TRIO» wiederum gerade richtig.
«TRIO» ist im richtigen Moment, wenn man schöne Entspannung benötigt, hervorragend. Für den täglichen Konsum finde ich das Album weniger geeignet.