TESTBERICHT
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Publikationsdatum
5. November 2022
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MEDIEN

Das Fahrrad fährt in Schlangenlinien auf mich zu. Die Canon EOS R7 lässt sich davon nicht beeindrucken und fokussiert weiter auf Gesicht und Augen der Fahrerin. Die Autofokus-Technik dazu stammt aus Canons Spitzenmodellen. Dank «Deep-Learning» und dem Dual-Pixel-CMOS-AF II werden dynamische Motive wie Fahrzeuge, Tiere und Menschen erkannt und mit präziser Kopf-, Gesichts- und Augenerkennung über die gesamte Sensorfläche verfolgt.

Die Canon EOS R7 ist neben der etwas abgespeckten EOS R10 die erste spiegellose Kamera mit APS-C-Sensor im EOS-R-System. Dies erkennt man vor allem am grossen RF-Bajonett, über das bisher nur die spiegellosen Vollformat-Kameras von Canon verfügten.

Von diesen hat die EOS R7 viele gute Eigenschaften übernommen. Neben dem Autofokus mit Motiverkennung auch den kamerainternen Bildstabilisator IBIS (In-Body Image Stabilizer), ein Serienbildmodus mit 15 Bildern pro Sekunde mit mechanischem Verschluss, ein RAW-Burst-Modus mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde sowie Videoaufnahmen mit Unterstützung von Canon Log 3 und Cinema Gamut, was einen flexibleren Bearbeitungsprozess ermöglicht.

Zum ersten Mal bei EOS-Kameras überhaupt verwendet die R7 das Bildstabilisierungs-System, um den Horizont zu nivellieren, wenn die Funktion «Automatische Wasserwaage» aktiviert ist. Damit gehören schiefe Bilder bzw. schräge Horizonte und auslaufende Meere im Foto der Vergangenheit an.

Eine «PreRec»-Funktion ermöglicht es ausserdem, bereits 0,5 Sekunden vor Beginn der Aufnahme aufzunehmen. Damit verpasst man keinen Startmoment eines Ereignisses mehr. Diese beiden Möglichkeiten besitzen nicht mal die Canon Spitzenkameras R5 und R3. Und die sind um einiges teurer als eine EOS R7, deren Gehäuse gerade mal 1439 Franken kostet!

Grössenvergleich: Vollformat Canon EOS R5 (links) und EOS R7. Das RF-Bajonett ist gleich gross, der Unterschied zum kleineren APS-C-Sensor der Canon R7 ist deutlich sichtbar.Grössenvergleich: Vollformat Canon EOS R5 (links) und EOS R7. Das RF-Bajonett ist gleich gross, der Unterschied zum kleineren APS-C-Sensor der Canon R7 ist deutlich sichtbar.

Kompakt trotz RF-Bajonett

Mit einem Gewicht von nur 612 Gramm mit Akku und Karte und Abmessungen von 13,2 x 9 x 9,1 Zentimeter ist die R7 um einiges leichter und kleiner als eine APS-C-Spiegelreflexkamera wie etwa die Canon EOS 7D (14,8 x 11,2 x 7,8 cm, 910 Gramm). Und mit dieser muss sich die R7 schon von der Bezeichnung her vergleichen lassen.

Das Gehäuse der EOS R7 ist extrem robust, witterungsgeschützt und eignet sich damit für Aufnahmen unter schwierigen Wetterbedingungen. Trotz des grossen RF-Bajonetts bleibt die R7 kompakt und handlich und bietet dieselben Bedienungselemente wie die «grossen» Modelle.

Das Display der R7 lässt sich zur Seite ausklappen und nach vorne drehen. Damit sind auch alle Selfie-Fans, Vlogger und Youtuber zufriedengestellt. Auch bei den Anschlüssen kann die R7 mithalten. Es gibt eine Mikrofon- und Kopfhörerbuchse, einen Anschluss für eine Kabelfernbedienung, USB-C (USB 3.2 Gen 2) sowie HDMI. Letzterer leider nur in der störanfälligen Micro-Variante.

Die Canon EOS R7 ist mit zwei SD-Kartensteckplätzen ausgestattet. Beide unterstützen zwar die schnelle UHS-II-Übertragungsnorm, können jedoch mit den Geschwindigkeiten von CFexpress-Karten nicht mithalten. Das hat entsprechende Einschränkungen bei der Videoaufnahme zur Folge.

Im Gegensatz zur Spiegelreflexkamera EOS 7D besitzt die EOS R7 kein eingebautes Blitzgerät. Externe Blitze lassen sich über den Zubehörschuh anschliessen. Er ist multifunktionskompatibel und erlaubt zum Beispiel das direkte Anschliessen von Canon-Mikrofonen oder Fremdzubehör wie den XLR-Audioadapter der Firma Tascam.

Standardspeicher: Die Canon EOS R7 setzt mit zwei SD-Kartenschächten auf Bewährtes, verzichtet auf teure CFexpress-Karten und damit auch auf den schnellsten Datendurchsatz.Standardspeicher: Die Canon EOS R7 setzt mit zwei SD-Kartenschächten auf Bewährtes, verzichtet auf teure CFexpress-Karten und damit auch auf den schnellsten Datendurchsatz.

Zur Stromversorgung kommt der neue Akku vom Typ LP-E6NH zum Einsatz. Ältere Modelle wie der LP-E6N (1865 mAh) oder der bewährte «Urahn» LP-E6 (1800 mAh) können ebenfalls eingesetzt werden, halten jedoch nicht so lange durch wie der neue mit seiner 2130-mAh-Kapazität. Ein separates Akku-Ladegerät wird mitgeliefert.

Altbewährtes

Um die Kosten für die Kamera tief zu halten, griff Canon auf Bewährtes, sprich nicht allerneuste, sondern eh schon vorhandene Technik zurück. So unterstützt der Bildsensor zwar Dual-Pixel-CMOS-Autofokus und bringt mit rund 32,5 Megapixel eine sehr grosse Auflösung im APS-C-Bereich. Er ist jedoch weder rückwärtig belichtet (BSI «Back Side Illuminated») noch gestapelt («stacked»). Diese aktuellen Techniken maximieren die Lichtausbeute und bieten eine besonders hohe Geschwindigkeit beim Auslesen des Sensors und damit weniger «Rolling Shutter»-Effekte bei bewegten Aufnahmen.

Auch bei der Auflösung des OLED-Suchers (2,36 Millionen Punkte) sowie des Farbdisplays (1,62 Millionen Punkte) bleibt die EOS R7 im «normalen Bereich». Will heissen: Sucher und Display stammen von der EOS R6. Wer keinen direkten Vergleich mit anderen Kameras kennt, wird dennoch gut damit zurechtkommen.

Die ersten beiden für das RF-Bajonett erhältlichen Objektive, das RF-S 18–150 mm F3.5-6.3 IS STM und das RF-S 18–45 mm F4.5-6.3 IS STM, wird Fotografen, die mit dem Canon APS-C-System EF-M unterwegs sind, sehr bekannt vorkommen. Beim 18–150 mm stimmt sogar die Bezeichnung auf den Buchstaben genau überein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Mangelware: Noch gibt es für die Canon EOS R7 erst zwei APS-C-Objektive: das RF-S 18–45 mm und das RF-S 18–150 mm. Zum Glück lassen sich auch RF- und über Adapter EF- und EF-S-Optiken anschliessen.Mangelware: Noch gibt es für die Canon EOS R7 erst zwei APS-C-Objektive: das RF-S 18–45 mm und das RF-S 18–150 mm. Zum Glück lassen sich auch RF- und über Adapter EF- und EF-S-Optiken anschliessen.
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