Eigene Videoabteilung
Bei der EOS R7 haben Fotografieren wie Videofilmen denselben Stellenwert. Das zeigt bereits der Einschalter, der Foto- und Videomodus voneinander trennt. Damit stehen auch alle Positionen des Modi-Wahlrads zur Verfügung und es kann in Vollautomatik, Halbautomatik oder mit manuellen Einstellungen gefilmt werden. Canon spricht übrigens nicht von Video oder Videofilmen, sondern von Movie-Aufnahmen.
Durch den neuen Digic-X-Prozessor wurden die Videoformate und -funktionen gegenüber einer EOS 7D Mark II gehörig aufgebohrt. Filmte diese Kamera noch maximal in Full-HD mit 1920 x 1080 Pixel, gibt es bei der EOS R7 gleich drei 4K/UHD-Varianten mit 3840 x 2160 Pixel.
Im 4K-Fine-Modus wird die gesamte Sensorfläche (6960 x 3904 Pixel bei 16:9 Seitenverhältnis) für das Downsampling auf 4K genutzt, um besonders detailreiche Aufnahmen zu erhalten. Dieser Modus ist sehr rechenintensiv und auf maximal 30 Bilder pro Sekunde beschränkt. Beim 4K-Standardmodus wird nicht so aufwendig heruntergerechnet, dafür sind hier bis 60 Bilder pro Sekunde möglich.
Der dritte Modus heisst 4K-Crop und arbeitet pixelgenau. Aus der gesamten Sensorfläche werden dabei «nur» die für 4K/UHD benötigten 3840 x 2160 Pixel genommen. Dies führt zu einem deutlich engerem Bildwinkel, sprich mehr Telebrennweite, und ist eher für Filmer von Vorteil, die sehr weit entfernte Motive ablichten wollen.
Im Full-HD-Format sind mit der EOS R7 Aufnahmen mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde und damit eine vierfache Zeitlupenwiedergabe möglich. Die maximale ununterbrochene Aufnahmezeit ist bei dieser hohen Bildrate auf eine Stunde und 30 Minuten beschränkt. Beim Filmen ohne hohe Bildrate beträgt die maximale Aufnahmezeit bis zu sechs Stunden.
Möchte man im filmischen «Kino-Look» von 24, bzw. 23,98 Bildern pro Sekunde aufnehmen, muss im Menü das Videosystem auf NTSC eingestellt werden.
Die Videobildqualität der EOS R7 ist für eine APS-C-Kamera bereits im Standard-Profil mit 8 Bit Farbtiefe (256 Abstufungen) und 4:2:0 Farbsampling sehr gut. Wer die maximale Dynamik in den Aufnahmen benötigt oder bei sehr grossen Helligkeitsunterschieden filmen muss, kann auf HDR (High Dynamik Range)- oder Log-Profile zurückgreifen. Das sind professionelle Videofunktionen und es ist schon erstaunlich, dass sich diese in einer günstigen «Einsteiger»-Kamera wie die EOS R7 befinden. Ein Wolf im Schafspelz eben.
Zu den Profi-Features gehören auch eine anpassbare zweistufige Zebra-Anzeige, die Timecode-Funktion sowie die Möglichkeit, bei RF-Objektiven mit 1/8 eine feinere Blendenabstufung als die im Fotomodus üblichen 1/3- oder 1/2-Stufen einzustellen. Dadurch fallen Helligkeitssprünge beim Anpassen der Blende während des Drehs (was man möglichst vermeiden sollte) weniger auf.
Logisch
Filmt man mit der EOS R7 im Profi-Format Canon Log 3 (C.LOG3), werden die Eigenschaften des Bildsensors voll ausgeschöpft, um einen möglichst grossen Dynamikumfang einzufangen. Damit hat man mehr Möglichkeiten in der Nachbearbeitung und beim Color Grading (Farbkorrektur). Man erhält minimale Detailverluste in Schatten und Lichtern und die visuellen Informationen bleiben über den gesamten Dynamikumfang erhalten.
Um mit Canon-Log-Movies in der Postproduktion zu arbeiten, kann man sogenannte Lookup-Tabellen (LUTs) anwenden. Diese LUT-Daten können von der Canon-Website heruntergeladen werden.
Die C.LOG3-Einstellung der EOS R7 aktiviert die 10-Bit-Aufzeichnung (1024 Abstufungen) mit YCbCr 4:2:2-Farbabtastung und man kann zwischen den Farbräumen BT.709, BT.2020 oder Cinema Gamut wählen. Die Movies können auf der Speicherkarte in der Kamera oder auf externen Geräten aufgezeichnet werden.
Da bei der Log-Aufnahme ein flaches Gamma-Profil zum Tragen kommt, wirken die Bilder am Sucher und Monitor kontrastlos, sehr flau und milchig. Um eine bessere Detailansicht und ein ungefähres Bild vom Endprodukt zu erhalten, lässt sich ein «Assistent» mit einem simulierten Bildstil einblenden. Auf das aufgezeichnete Videosignal wirkt er sich natürlich nicht aus.
Wird im Canon Log 3 gefilmt, erhöht die EOS R7 die native ISO-Empfindlichkeit auf ISO 800, was bei Tageslicht viel zu empfindlich ist. Hier ist ein ND-Filter ein Muss – selbst mit den beiden relativ lichtschwachen RF-S-Objektiven – damit bei den niedrigen Videoverschlusszeiten das Bild nicht überbelichtet wird.
Mit meinen «alten» EF-Optiken war ich dabei fein raus. Ich konnte einfach am EF-RF-Adapter mit variablem ND-Filterrad die gewünschte Lichtmenge fein dosieren und damit auch mit grosser Blendenöffnung filmen, um die gewünschte Hintergrund-Unschärfe zu erhalten.
Der Tonpegel für das interne oder ein extern angeschlossenes Mikrofon wird automatisch geregelt oder lässt sich manuell einstellen. Eine zuschaltbare Audiorauschunterdrückung und ein Windfilter wirken sich jeweils nur auf das eingebaute Mikrofon aus. Der Ton lässt sich über den regelbaren Kopfhörereingang akustisch überprüfen.
Autofokus beim Filmen
Wie schon in der Fotoabteilung können auch beim Filmen die AF-Geschwindigkeit und die Empfindlichkeit für den Movie-Servo-AF festgelegt werden. Bei meinem Standardtest zur Fokusverlagerung «sprang» mir der Autofokus zu schnell auf die neue AF-Ebene. Eine Änderung der Übergangsgeschwindigkeit von 0 auf minus 2 verlangsamte die Verlagerung und wirkte nun viel angenehmer.
Neben der Geschwindigkeit lässt sich auch die Reaktion des Autofokus beim Filmen auf eine von sieben Stufen einstellen. Dies wirkt sich auf die Empfindlichkeit aus, wenn das Motiv während des Movie-Servo-AF vom AF-Messfeld abweicht. Zum Beispiel, wenn sich störende Objekte oder sonstige Hindernisse über die AF-Messfelder bewegen oder wenn die Kamera geschwenkt wird.
Im Minusbereich der Einstellung ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass die Kamera ein anderes Motiv verfolgt. Je näher die Einstellung zum Plussymbol (+) kommt, desto schneller reagiert die Kamera. Der Plusbereich ist nützlich, wenn man bewegliche Motive in wechselnder Entfernung zur Kamera verfolgen oder schnell auf ein anderes Motiv fokussieren möchte.
In den nächsten beiden Beispielen lässt sich die Autofokus-Nachführung der EOS R7 auch durch neue Motive im Vorder- oder Hintergrund nicht ablenken. Im ersten Video werden Kopf und Augen der Warzenente so lange verfolgt, bis die Blätter das Bildfeld zum grössten Teil beherrschen.
Im zweiten Video bleibt der Autofokus durch unscharfe Blätter im Vordergrund hindurch auf der Graugans und lässt sich auch durch die weisse Hausgans nicht ablenken. Erst als ich gegen Ende kurz nach unten schwenke, wird diese ins «AF-Visier» genommen.
Zweifache Bildberuhigung
Für ruhige Aufnahmen beim Filmen aus der Hand kann die EOS R7 mit einem beweglichen Kamerasensor (IBIS) und einem zweistufigen elektronischen Stabilisator (Movie Digital-IS) aufwarten. Die optische Stabilisierung durch den IBIS genügte mir meistens – besonders dann, wenn auch das Objektiv über einen eigenen Bildstabilisator (bei Canon als «IS» auf den Objektiven abgekürzt) verfügte.
Wird die digitale Stabilisierung hinzugeschaltet, erhält man einen leicht vergrösserten Bildausschnitt (Crop). Die Aufnahmen sind dann noch etwas ruhiger, aber beim Schwenken erkennt man ein deutliches Nachziehen des Bildes. Noch enger wird der Bildwinkel und noch stärker die Stabilisierung und das Nachziehen, wenn in den «Enhanced»-Modus des «Movie Digital-IS» gewechselt wird. Dieser sollte nur in Ausnahmefällen benutzt werden, zum Beispiel wenn man unbedingt absolut ruhige Aufnahmen benötigt, jedoch kein Stativ zur Verfügung steht.
Der Schwenk aus der Hand im folgenden Video ist zwar nicht perfekt, doch er zeigt die verblüffend gute Stabilisierung durch die Kombination der Objektiv-Stabilisierung und des Kamerainternen IBIS. Zum Einsatz kam hier wieder mein «altes» EF-Objektiv 70–200 mm f/4L IS USM mit zusätzlichem 1,4-fachen Tele-Konverter. Zusammen ergibt sich auf Kleinbildformat umgerechnet am Teleanschlag eine Brennweite von 200 x 1,6 x 1,4, also total 448 mm.