Schön verarbeitetes Kleinod
Schon unmittelbar nach dem Auspacken beginnt man diese Kleinbox zu mögen: Nicht nur schmeichelt sich die ASW Gamma dank ihrem gelungen, schlanken Design mit den abgeschrägten Kanten beim wohnästhetischen Betrachter ein. Sie vermag auch mit der rundum liebevollen Verarbeitung Punkte zu sammeln. Spezialität der deutschen Boxenbauer sind schön verlegte Echtholzfurniere in verschiedensten Varianten. So ist die Gamma (ebenso wie der Subwoofer Delta 300) standarmässig in acht verschiedenen Holztönen verfügbar. Gegen Aufpreis von lediglich 180 Franken ist sogar Vogelaugenahorn in vier Varianten sowie eine Klavierlackversion erhältlich.Dass an dieser Kleinbox (Abmessungen 33 x 13 x 26 cm) was dran ist, zeigt schon ihr Gewicht von fast 6 kg. Das Gehäuse macht einen sehr stabilen Eindruck und dürfte dank seines geringen Verlustfaktors für die überraschend kräftige und tiefreichende Basswiedergabe mitverantwortlich sein. Die Münsterländer Boxenbauer arbeiten seit geraumer Zeit mit dem dänischen Qualitätshersteller Peerless zusammen und können hier in puncto Chassismaterial aus dem Vollen schöpfen. Der verwendete 11-cm-Tiefmittetöner ist ein kleines Langhubwunder und erreicht in dem 7-Liter-Gehäuse eine lineare Wiedergabe bis knapp unter 70 Hz. Natürlich hat er keine Probleme, bis zur Übergangsfrequenz von 2500 Hz einwandfrei zu übertragen. Auch ist die horizontale Abstrahlung wegen der schmalen Schallwand durch nichts behindert. Davon profitiert ebenfalls die bekannte 2,5-cm-Gewebekalotte, die bereits mehrfach klangliche Meriten sammeln konnte und durch ihren feinen, unaufdringlichen Klang auffällt.
Die Frequenzweiche wurde in 2. Ordnung ausgelegt und ist mit niederohmigen Spulen sowie MKP-Kondensatoren bestückt. Letzere haben unter Audiophilen einen sehr guten Ruf und gelten als besonders alterungsbeständig. Die Gamma ist für Bi-Wiring ausgelegt und lässt sich mit Bananensteckern, Kabelschuhen oder Litzen (bis 10 mm Querschnitt) belegen.
Aktivsubwoofer mit genialem Handling
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Dank umfassender Anpassungsmöglichkeiten sehr universel einsetzbar- ASW Delta aktiv Subbass
Zwischen 40 und 180 Hz lässt sich der Tiefpass einstellen, wobei man in der Praxis schnell feststellt, dass er bei über 100 Hz schnell einmal zu dröhnen beginnt. In Kombination mit den ASW Gamma legt man den Einsatzpunkt allerdings eh viel tiefer, nämlich auf ca. 60 Hz, was gleich in vierfacher Hinsicht ideal ist. Der Midbassbereich bleibt den in diesem Bereich ausgezeichnet agierenden Satelliten überlassen, und man kann den Subwoofer universell plazieren, da solch tiefe Frequenzen wegen ihrer hohen Wellenlänge in ihrer Herkunft nicht mehr geortet werden können. Und last not least bleibt die Stereowirkung im Bass weitgehend erhalten.
Wer den Subwoofer nicht auf der gleichen Höhe wie die Satelliten platziert, kann allerdings mit Phasenproblemen zu kämpfen haben. Aus diesem Grund besitzt der Delta 300 einen Phasenumkehrschalter. Beim Aktiveinschub hat man nicht gespaart: 120 Watt Sinus- und 200 Watt Impuls versprechen genügend Kraft, um die beiden 20-cm-Tieftöner in durchschnittlichen Wohnräumen mächtig auf Trab zu bringen. Zugunsten eines konturierten Basses sollte man dem Delta 300 wie vorgesehen senkrecht auf den mitgelieferten Spikes plazieren. Aber selbst, wenn man ihn horizontal auf den Boden legt, kann man noch gute Resultate erzielen, zumal man den Pegel dann halt etwas anders einstellt.
Auch punkto Anschlussmöglichkeiten hat man bei ASW vorgesorgt. So kann man direkt vom Lautsprecherausgang eines Verstärkers auf den Subwoofer gehen und die Satelliten an letzterem anschliessen. Interessanter ist allerdings die Möglichkeit, von einer Vorstufe aus mit Line-Pegel auf den Cinch-Eingang zu gehen und dann ein (bei 60 Hz) hochpassgefiltertes Signal zur Endstufe für die Satelliten weiterzuführen. Letzere werden in dieser Variante im Tiefbass thermisch entlastet, wo sie sowieso keinen Strahlungswiderstand mehr aufweisen. Die Gesamtlautstärke wird im übrigen ganz normal beim Vorverstärker eingestellt.
Linearitätswunder
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Sauber in Klang und Design - ASW Gamma
Grosser Hörspass mit und ohne Tiefbassunterstützung
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So hat die Gamma den richtigen Swing und bringt akustischen Jazz mit enormer Spielfreude und herrlich "knurrigen" oberen Kontrabasslagen rüber. Percussion bringt sie rhythmisch stimmig und sehr gut definiert, genauso wie Bläser enorme Strahlkraft aufweisen, ohne im mindesten lästig zu werden. Sogar ein so "grossartiges" Instrument wie den Flügel bildet diese kleine Box erstaunlich authentisch ab. Hier schon zeigt sie, dass sie prinzipbedingt zur einer besonders guten Abbildung des Musikgeschehens fähig ist: Ein Jazzcombo präsentiert sich perfekt aufgefächert und mit räumlich greifbaren Einzelinstrumenten.
Bei klassischer Musik sammelt die Gamma wiederum Punkte mit ihrer hohen Verfärbungsfreiheit und einer sehr stimmigen, niemals lästigen Hochtonwiedergabe. Instrumental- und Vokalmusik profitiert von der transparenten und offenen Gangart, die auch bei Fortissimostellen nicht verhärtet.Der räumliche Eindruck ist exzellent, wobei die Abbildung in die Tiefe beim Anschluss des Subwoofers nochmal dazugewinnt. Dies verwundert nicht, besitzt die Akustik grosser Konzertsääle doch ausgeprägte tieffrequente Anteile, welche den grossartigen Raumeindruck mitbestimmen. Bei Pop und Rock gefällt die Gamma mit ihrem quicklebendigen, brillanten Charakter, welcher auch vor härteren Gangarten nicht zurückschreckt.
Bis zu einem bestimmten Pegel vermag sie tieftonreiche Musik erstaunlich gut zu verkraften, und der kleine Tieftöner leistet sich enorme Auslenkungen, ohne anzuschlagen. Allerdings vermag auch die Gamma nicht die Grenzen der Physik zu sprengen. Richtige Tieftonorgien zeigen dann doch, dass Membranfläche durch nichts zu ersetzen ist.
Fazit
Angesichts des gelungenen Solo-Abschneidens der Kleinbox waren natürlich gewisse Zweifel angebracht, ob die Kombination mit dem Subwoofer nicht auf Kosten der Homogenität gehen würde.Aber weit gefehlt: Der Delta 300 lässt sich so feinfühlig und korrekt anpassen, dass man bewusst überhaupt keinen Eingriff in die Klangbalance wahrnimmt. Der tonale Charakter bleibt völlig identisch, nur mit dem Unterschied, dass nach unten hin ein Oktave mehr übertragen wird.
Dadurch hat man es plötzlich mit einer audiophilen Kombination zu tun, welche man im Subwoofer/Satelliten-Bereich sonst nur selten findet. Besitzer von Vollverstärkern, die mit den ASWs liebäugeln, können im übrigen beruhigt davon ausgehen, dass die Gamma trotz fehlendem Hochpass selbst in mittelgrossen Räumen erstaunlich pegelfest bleibt, wenn man nicht gerade zu den Bassfetischisten gehört.
Besitzer von Vor- und Endstufen können die Kleinboxen mittels im Subwoofer eingebauten Filter entlasten und so noch mehr Standfestigkeit im Frequenkeller realisieren. In beiden Fällen kommt man mit dieser Kombination in puncto Hörspass voll auf seine Kosten...