Bildqualität und Fazit
Die getestete Lumix DC-G9 war noch mit einer Vorserien-Firmware bestückt. Deshalb wäre es verfrüht, schon ein endgültiges Urteil zur Bildqualität abzugeben. Dennoch haben mich die Fotos aus der G9 beeindruckt. Ich habe vor allem im Bildstil «natürlich» fotografiert. Im Vergleich zu den JPEG-Aufnahmen aus der GH5 waren für mich die G9-Fotos in den Farben noch etwas authentischer, realitätsnäher.
Gemäss Panasonic soll die G9 die beste Bildqualität aller bisherigen Lumix-G-DSLM-Kameras erzielen und detailreiche, differenzierte und natürliche Bilder liefern. Eine optimale Gradationseinstellung, abgestimmt auf die Charakteristik des Sensors, sorgt für einen grösseren Dynamikbereich mit gleichmässiger Gradation. Dies ist mir auch bei den Aufnahmen am Strand aufgefallen, wo die Kamera sowohl die hellen, weissen Bereiche wie auch Schattenflächen noch gut strukturiert wiedergab. Die Durchzeichnung des Himmels war ebenso zu erkennen wie die natürlichen Texturen bei Pferd und Reiter.
Bei den Porträtaufnahmen wurden die Farbtöne und Abstufungen der menschlichen Haut sehr natürlich wiedergegeben. Die bunte Kopfbedeckung des Modells kam satt und kräftig herüber, ohne die filigranen Stoffmuster zu verwischen.
Und ewig rauschen die Bilder
Wer erinnert sich noch: Es begann 2003 mit dem Four-Thirds-System und fünf Megapixel auf einer Sensorfläche von 17,3 x 13 mm. Heute finden bei der Lumix G9 auf gleicher Fläche mit über 20 Megapixel gleich vier Mal mehr Pixel Platz. Das bedeutet weniger Lichtaufnahme pro Element und mehr Rauschen bei höheren ISO-Werten.
Doch die Sensortechnik wie auch die Bildprozessoren und damit die Bildqualität und der Dynamikumfang sind inzwischen deutlich verbessert worden. Aber die physikalischen Gesetzmässigkeiten eines kleinen Sensors bleiben trotzdem noch dieselben. Um es kurz zu machen: Mit ISO 200 aufgenommene JPEG-Bilder aus der G9 können auch beim Rauschen absolut überzeugen.
Wie schon bei der GH5 zeigt Panasonic damit eindrücklich, welche Qualität sich aus dem kleinen MFT-Sensor herausholen lässt. Auch Bilder bei wenig Licht und ISO-Werten bis rund 3200 sind je nach Motiv noch gut zu gebrauchen.
Damit kratzt die G9 schon gefährlich an APS-C- und Vollformat-Kameras mit ihren grösseren Bildsensoren. Bei optimalen Aufnahmebedingungen und ISO 200 sind im Vergleich zu APS-C keine Unterschiede mehr sichtbar. Erst bei schwächeren Lichtsituationen spielen die grossen Sensoren ihren Vorteil aus. Trotzdem war ich verblüfft, wie gut die G9 hier noch abschneidet.
Bei höheren ISO-Werten entscheidet oft der Bildinhalt, die Grösse von Ausdrucken wie auch der Betrachtungsabstand, ob das Rauschen schon als störend wahrgenommen oder als «natürliches Korn» empfunden wird. Je nach persönlichen Ansprüchen wird man bei ISO 1600 oder 3200 seine Grenze ziehen und auch die Auto-ISO-Einstellung auf diesen Wert beschränken.
ISO-Werte über 3200 sind eher für Notfälle gedacht und sollten unbedingt nachbearbeitet werden. Wer hier im RAW-Format aufnimmt, kann der nachlassenden Detailschärfe noch gut entgegenwirken.
Bei der Bildverarbeitung greift die G9 im Vergleich zur GH5 meiner Meinung nach nicht so kräftig ein. Etwaiges Rauschen wird weniger stark «plattgewalzt», Kanten werden diffiziler verstärkt. Die berüchtigten Farbsäume an Hell-Dunkel-Übergängen sind kaum sichtbar. Hier leistet der Bildprozessor ganze Arbeit. Kurz gesagt, die G9 liefert in der Tat die beste Bildqualität bei Micro-Four-Thirds-Kameras – Vorserien-Modell hin oder her.
Die Beispielfotos wurden im Stil «natürlich» und mit dem Kit-Objektiv Lumix G Vario 12–60 mm, f/3,5 – 5.6 ASPH oder mit dem neuen Leica DG Elmarit 200 mm, f/2.8 aufgenommen. Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien nur in der Grösse reduziert, sonst nicht verändert (ausser gut erkennbare Gesichter und Fahrzeugschilder verpixelt ;-) ).
Für Videofilmer hat die G9 auch einiges zu bieten. Sie verfügt zwar nicht über alle Features einer GH5, doch kann sie mit einem exzellenten Bildstabilisator und 4K/UHD-Aufnahmen mit 50 oder 60 Vollbilder pro Sekunde gegenüber so manchem Mitbewerber auftrumpfen.
Die Qualität der Videoaufnahmen sind wie schon bei der GH5 ausgezeichnet. Es entstehen detailreiche Bilder mit ausgewogenen Farben. Moiré- oder Kompressions-Artefakte sind kaum auszumachen. Auch den Rolling-Shutter-Effekt bei schnellen Schwenks hat die Kamera gut im Griff.
Die manuellen Einstellmöglichkeiten im kreativen Filmmodus, das ausklappbare Touch-Display und die Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen vermögen auch anspruchsvolle Videofilmer zu überzeugen. Wer nicht gerade Theateraufführungen oder Modeschauen aufzeichnet, wird sich auch mit den zeitlich limitierten Videoaufnahmen der G9 abfinden können.
Richtung Fotoprofi
Mit einer verblüffenden Serienbildleistung, die auch viel teureren DSLR-Boliden in nichts nachsteht, mit einer hervorragenden Bildstabilisierung, einem schnellen AF beim Fotografieren, dem robusten und wettergeschützten Gehäuse, zwei Speicherkartenfächern, schneller Bilderwiedergabe und zügiger Menüsteuerung über einen genialen Joystick kann die neue Lumix DC-G9 problemlos mit den Spitzenreitern in der Profiliga mitspielen. Auch die Ergonomie der Kamera gehört zum Besten, was mir jemals in die Hände gekommen ist.
Kann die Bildqualität des Micro-Four-Thirds-Systems da mithalten? Hier entscheidet ganz einfach der Kunde, ob er mit den Bildresultaten einer G9 zufrieden ist oder nicht. Und es gibt eine ganze Menge Fotografen, die mit einer MFT-Ausrüstung ihren Lebensunterhalt verdienen.
Doch neben einer zuverlässigen Ausrüstung erwartet ein Profi im Berufsleben auch einen professionellen Service. Während Canon und Nikon schon länger Dienstleistungen für Berufsfotografen anbieten, hat dieses Jahr auch Olympus in diesem Bereich aufgerüstet. Besitzer einer OM-D E-M1 Mark II erhalten die Möglichkeit, zwischen drei verschiedenen Service-Paketen aus dem neu konzipierten Olympus-Pro-Serviceangebot zu wählen.
Bei Panasonic gibt es in Deutschland einen Premium-Service. In der Schweiz ist zurzeit noch nichts Ähnliches geplant. Auch ist noch nicht endgültig entschieden, ob der Premium-Service auf weitere Länder ausgeweitet wird.
Ich erwähne dies hier besonders, weil die Panasonic Lumix DC-G9 bei den MFT-Systemkameras in direktem Wettbewerb zur Olympus OM-D E-M1 Mark II steht. Die Entscheidung für eine der beiden Kameras wird wohl vielen Interessenten schwerfallen. Da zählt neben der Geräteausstattung und dem Zubehör auch das Umfeld, wie etwa das Serviceangebot.
Mit ihren hervorragenden Leistungen betritt die DC-G9 neue Arenen und kann durchaus auch Interessenten einer Fujifilm X-T2 oder einer Sony A7 ins Grübeln bringen. Diese spielen zwar in einer anderen Liga, werden durch die G9 bei der einen oder anderen Fähigkeit dennoch deutlich übertroffen. Wenn man dazu noch die Preise vergleicht ...
Im eigenen Lager wird die Lumix DC-G9 zusammen mit der Olympus OM-D E-M1 Mark II die Messlatte für zukünftige Micro-Four-Thirds-Produkte sein. Im MFT-Videobereich bleibt nach wie vor die Lumix DC-GH5 der Champion.
Die Lumix DC-G9 kommt im Januar 2018 in Schwarz in den Handel. Die unverbindliche Preisempfehlung für das Gehäuse liegt bei 2099 Franken. Für die Kit-Variante mit dem 12–60mm-Leica-Objektiv zahlt man 2849 Franken, das Kit mit der 12–60mm-Panasonic-Optik gibt es für 2349 Franken.