TESTBERICHT
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Filmen mit beschränkter Länge

Bewegungsfreudig: Der ausklappbare Touchscreen der G9 ermöglicht nicht nur interessante Blickwinkel ohne sich gross zu verrenken, mit ihm lässt sich auch gut unbemerkt fotografieren und filmen.Bewegungsfreudig: Der ausklappbare Touchscreen der G9 ermöglicht nicht nur interessante Blickwinkel ohne sich gross zu verrenken, mit ihm lässt sich auch gut unbemerkt fotografieren und filmen.

Obwohl die Lumix DC-G9 vor allem als Fotokamera angepriesen wird, braucht sie sich mit ihren Videomöglichkeiten nicht zu verstecken. Hier ist sie sogar besser ausgestattet als die meisten Spiegelreflexkameras oder ihre spiegellosen Rivalen.

Der GH5 kann sie zwar nicht das Wasser reichen, doch verfügt sie über ziemlich alles, was auch seriösere Filmemacher benötigen. Sie benutzt wie die GH5 den gesamten MFT-Sensorbereich bei 4K-Video und rechnet die Daten kameraintern herunter. So gibt es keine Brennweiten-Verlängerung beim Filmen.

Die Kamera nimmt 4K/UHD- und Full-HD-Videos im MP4-Format mit maximal 60 Vollbildern pro Sekunde (60p) auf. Die 4K/UHD-Videogrösse ist auf 3840 x 2160 Pixel beschränkt. Cinema 4K mit 4096 x 2160 Pixel gibt es nicht. Bei der Aufnahmebildrate kann zwischen 60, 50, 30, 25 oder 24 Vollbildern gewählt werden. Die maximale Datenrate bei 4K/UHD-60p-Videoaufnahmen beträgt 150 Megabit pro Sekunde.

Für Full-HD-Videos (1920 x 1080 Pixel) steht auch noch der AVCHD-Standard mit einer Datenrate von 28 Mbps zur Auswahl. Für 4K/UHD-Aufnahmen empfiehlt Panasonic eine Karte der UHS-Geschwindigkeitsklasse 3. Alle Videos werden im Format 4:2:0, 8 Bit Long GOP aufgenommen.

Abgespeckt: Die Auswahl an Videoformaten ist gegenüber der GH5 etwas kleiner geworden. Es sind jedoch noch immer genügend übrig, um auch anspruchsvolle Filmemacher zufriedenzustellen.Abgespeckt: Die Auswahl an Videoformaten ist gegenüber der GH5 etwas kleiner geworden. Es sind jedoch noch immer genügend übrig, um auch anspruchsvolle Filmemacher zufriedenzustellen.

Gegenüber der zeitlich unbeschränkten, ununterbrochenen Videoaufnahme der GH5 wurde bei der G9 die Aufnahmedauer stark eingeschränkt. Bei Full-HD-Video und 4K/UHD mit 30p, 25p oder 24p darf noch maximal 30 Minuten kontinuierlich gefilmt werden. Bei 4K/UHD mit 60p oder 50p ist nach 10 Minuten Schluss.

Audio gibt es in Stereo, 3,5-mm-Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen sind vorhanden. Der Tonpegel kann eingeblendet werden, lässt sich in 19 Stufen regeln und mit einem Limiter begrenzen.

Videofilmen ist in allen Foto-Modi möglich. Durch Drücken der Videotaste startet die Aufnahme direkt in der aktuell eingestellten Videoauflösung und den übrigen Foto-Einstellungen. Nur die ISO-Empfindlichkeit wird automatisch geregelt. Möchte ich zum Beispiel das Bild etwas dunkler haben und schliesse die Blende manuell, so sehe ich zwar das dunklere Bild in der Vorschau. Sobald ich jedoch die Videoaufnahme starte, stellt mir die ISO-Automatik wieder ein korrekt belichtetes Bild ein.

Möchte ich auch den ISO-Wert selbst bestimmen, muss ich in den kreativen Filmmodus wechseln. Dann lassen sich auch während des Filmens Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert einstellen, ohne dass eine Automatik wieder dagegenregelt. Nur im kreativen Filmmodus sind auch die Video-Menüs für Zeitlupeneffekt und 4K-Live-Schneiden erreichbar.

Beim Live-Schneiden kann während einer 4K/UHD-Videoansicht mit einem Ausschnitt in Full-HD-Grösse geschwenkt und gezoomt werden, ohne dass sich die Kamera dabei bewegt. Die Einzelbildpositionen und -grössen werden gespeichert, während der Aufnahme abgefahren und als Full-HD-Video mit 30p oder 25p aufgenommen.

Stabilisator und Autofokus

Die Lumix G9 kann entweder den Bildstabilisator des Objektivs oder den Bildstabilisator des Gehäuses oder beide zugleich aktivieren und Erschütterungen so noch wirksamer verringern (Dual-I.S.-Modus). Wird auch noch der elektronische 5-Achsen-Stabilisator hinzugeschaltet, lässt es sich verblüffend ruhig aus der Hand filmen.

Mit etwas Übung sind auch kurze Kamerafahrten und Gehen mit der Kamera möglich. Diese doppelte Stabilisierung darf durchaus mit jener in richtigen Camcordern verglichen werden. Besonders wenn man bedenkt, dass sie mit unterschiedlichen Objektiven zusammenarbeiten muss. Einzige Einschränkung beim Zuschalten des elektronischen Stabilisators ist eine Verkleinerung des Bildwinkels, was jedoch zu verkraften ist.

Der kontinuierliche Autofokus beim Filmen mit der G9 ist eine besondere Angelegenheit, die schon bei der GH5 für zahlreiche Diskussionen sorgte. Fakt ist, dass der Autofokus in den meisten Fällen gut arbeitet. Fakt ist aber auch, dass er sich dafür Zeit lässt und oft über den Fokuspunkt hinausfährt und wieder zurückkehrt oder gar nicht mehr fokussiert. Das sieht dann gar nicht professionell aus, ist aber nun mal der eingesetzten Technik zuzuschreiben.

Bei meinen Videoaufnahmen erzielte ich bei allgemeinen Wald-und-Wiesen-Motiven bei ausreichend Licht mit dem 225-Feld Autofokus die besten Resultate. Je nach Schnelligkeit, Grösse und direkter Sichtbarkeit des Motivs habe ich auch in multi-individuellen Modi in angepasster AF-Feldgrösse gefilmt.

Bei ungünstigen Lichtverhältnissen ist es vorgekommen, dass der AF bei Schwenken auf die unterschiedlich entfernten Motive scharfgestellt hat, bei Zurückschwenken das gleiche Motiv jedoch nicht mehr fokussieren konnte.

Das Tückische daran: Der AF reagiert nicht immer gleich. Einmal «springt» er direkt in die Schärfe, beim nächsten Mal fährt er beim gleichen Motiv hin und zurück. Hier spielen die Lichtstärke des verwendeten Objektivs, das Umgebungslicht sowie die Motivgrösse wichtige Rollen. Wird dies vor der Aufnahme berücksichtigt, lässt sich damit einigermassen leben.

Wer mit der G9 szenisch filmen möchte, einzelne Einstellungen im Voraus plant und genügend Zeit mitbringt, wird die Schärfe ohnehin manuell einstellen. Dabei helfen eine Ausschnittsvergrösserung und das «Fokus-Peaking», eine farbige Hervorhebung der scharfen Kanten.

Weitere Unterstützung gibt es durch ein einblendbares «Zebra»-Muster gegen Überbelichtung, ein Histogramm für ausgewogene Belichtung sowie ein «Tilt-Sensor» im Cockpit-Stil, um die Kamera waagrecht zu halten und «im Wasser» zu bleiben. Zudem kann man sich den Aufnahmebildschirm in Schwarzweiss anzeigen lassen.

Die umfangreichste Kontrolle erhält der Filmer, wenn er den kreativen Filme-Modus auf manuell stellt. Dann lassen sich während des Filmens Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert verstellen.

Geschieht dies über die Drehrädchen und Tasten, ist es klar und deutlich im Film zu hören. Besser und geräuschlos geht es über das Register auf der rechten Seite des Touch-Displays. Ein leichter Druck auf das Filmkamera-Symbol – und schon lassen sich die Werte per Fingertipp aufs entsprechende Symbol lautlos anpassen.

Die G9 wurde als Fotokamera konzipiert. Beim Fotografieren liegt sie deshalb optimal in der Hand. Beim Filmen – besonders durch den Sucher – kommt sie in der Handhabung jedoch nicht an einen richtigen Camcorder heran.

Die wenigsten MFT-Wechselobjektive haben eine motorische Brennweitenverstellung. So ist es schwierig bis beinahe unmöglich, per Hand während der Videoaufnahme ruhig und gleichmässig manuell zu zoomen. Profis verzichten eh darauf. Auch eingebaute optische ND-Filter für erweiterte Belichtungsanpassung sucht man bei der G9 vergeblich. Diese müssen auf das Objektiv geschraubt oder in eine zusätzliche Filterhalterung geschoben werden.