In die Hand genommen
Für den Test stand avguide.ch ein Vorserien-Modell der DC-G9 zur Verfügung. Das heisst, die Kamera ist voll funktionsfähig, nur noch nicht mit der endgültigen Firmware-Version bestückt. So könnten bis zum Verkaufsstart im Januar 2018 noch Menüpunkte ergänzt oder technische Parameter optimiert werden.
Die Bildergebnisse und die neuen Features der G9 fielen davon abgesehen schon sehr vielversprechend aus. Doch zuerst zur Handhabung: Die Kamera lässt sich angenehm und sicher halten. Die Grifffläche geht weiter nach innen als bei der GH5. Dort findet der kleine Finger bei grösseren Händen kaum noch Halt. Erst mit dem zusätzlichen Batteriegriff hält man sicher fest. Bei der G9 wurde die Daumenauflage verbessert, so dass man die Kamera auch ohne Zusatzgriff bestens in der Hand hält.
Die G9 verwendet den BLF19-Akku, also den gleichen Typ wie die GH5. Da der Akku jedoch längs und nicht quer wie bei der GH5 eingeschoben wird, passt der GH5-Batteriegriff nicht an die G9. Auch mit dem GH5-XLR-Audioadapter ist die G9 nicht kompatibel.
Der 7,5 cm grosse Touch-Monitor lässt sich ausklappen und um 270 Grad drehen. Porträtaufnahmen gelingen so ganz entspannt, immer mit Blickkontakt zum Motiv, da kein Auge am Sucher kleben muss. Die Auflösung ist mit 1,04 Millionen Bildpunkten etwas geringer ausgefallen als bei der GH5.
Den sagenhaft scharfen OLED-Sucher der GH5 mit 3,68 Millionen Subpixel hat die G9 zum Glück auch mitbekommen. Mit einer 1,66-fachen Suchervergrösserung übertrifft die G9 sogar die GH5 (1,52-fach) und verfügt damit laut Panasonic über den grössten Sucher ihrer Klasse.
Die Nutzung von OLEDs für den Sucher sorgt für eine flüssige Anzeige mit 120 Bildern pro Sekunde. Das Ansprechverhalten ist sehr schnell und erfolgt laut Panasonic mit einer minimalen Verzögerung von weniger als 0,005 Sekunden. Der 10'000:1-Kontrast sorgt für eine hervorragende Erkennbarkeit. Auch bei Hochgeschwindigkeits-Serienaufnahmen kommt es so nicht zu Blackouts im Bild.
Dieser elektronische Sucher darf meiner Meinung nach durchaus mit einem optischen Sucher verglichen werden. Dies ist bei der DC-G9 umso wichtiger, da sie ja darauf abzielt, möglichst viele eingefleischte Spiegelreflex-Fotografen zu überzeugen. Und dort gilt ein optischer Sucher nach wie vor als Nonplusultra.
Ich habe mich jedenfalls sehr schnell an seine Vorteile wie verschiedene Anzeigemodi und umfangreiche Einblendungen zum Beispiel von einer Wasserwaage oder einer Audio-Pegelanzeige gewöhnt. Und natürlich an die Bildwiedergabe zur Kontrolle in wählbaren Grössen und an die unterschiedlichen Informationsseiten.
Besonders im Sonnenlicht spielt der elektronische Sucher seinen Vorteil aus. Wo auf einem Monitor das eben geschossene Foto höchstens noch zu erahnen ist, zeigt der Sucher der G9 auch noch die kleinsten Details mit bis zu 16-facher Vergrösserung an. Und wenn man sich mal die Position der Wiedergabe-Taste gemerkt hat, geschieht dies alles ganz leicht, ohne das Auge zwischen Aufnahme und Wiedergabe vom Sucher zu nehmen.
Ich habe mir kaum noch einen optischen Sucher zurückgewünscht. Im Gegenteil, zurück an der Spiegelreflexkamera wunderte ich mich immer wieder, wieso denn kein Foto im optischen Sucher erscheint, nachdem ich die Wiedergabetaste gedrückt hatte.
Die Lumix G9 ist mit einem Nachtmodus ausgestattet. Damit werden Monitor- und Sucherbildschirm in Rot angezeigt und die Helligkeit reduziert. So kann nachts oder bei geringer Umgebungsbeleuchtung besser gesehen werden, ohne dass einem der eigene Bildschirm blendet.
Für die am häufigsten gebrauchten Anpassungen wie Weissabgleich, ISO-Wert, Belichtungsausgleich, Fokus, AF- und AE-Sperrung sowie Sucher/Monitor-Anzeigen stehen eigene Tasten bereit. Das Ändern der Werte erfolgt entweder über die Direkttasten und Einstellrädchen oder per Fingerdruck auf die Menüfelder auf dem Touchscreen. Oder man kombiniert alles zusammen.
Der geniale Joystick rechts neben dem Sucher lässt sich in alle Richtungen bewegen und mittig eindrücken. Er liegt optimal unter dem Daumen und steuert manche Funktionen, für die man sonst mehrere Tasten betätigen müsste. Besonders das Verschieben der Fokusfelder gelingt damit blitzschnell.
Durch das Zusammenlegen von Belichtungsmodi- und Drive-Schalter gelingt meiner Meinung nach die Bedienung der G9 irgendwie intuitiver und schneller. Die «Bedienungswege» sind kürzer als bei der GH5. Und mit den neuen Elementen an der Vorderseite der Kamera stehen einem zwei zusätzliche Direkttasten zur Verfügung.
Wie bei der GH5 lässt sich die Standardbelegung der Funktionstasten nach eigenem Gusto umprogrammieren. Die Anpassung selbst funktioniert simpel: Einfach die gewünschte Funktions-Taste etwas länger gedrückt halten, und schon wird die aktuelle Tasteneinstellung mit ihren Belegungsoptionen angezeigt.
Neben den physischen Tasten am Gehäuse gibt es noch fünf weitere Funktionstasten, die als Touch-Symbole am rechten Rand des Aufnahmebildschirms erscheinen und geändert werden können. Die Cursor-Tasten, der neue Umschalter auf der Vorderseite sowie der Joystick lassen sich ebenfalls vom Benutzer neu belegen.
Falls diese Anpassungen nicht ausreichen, kann man im Hauptmenü unter «Mein Menü» seine häufig verwendeten Menüs zusammenstellen. Reicht dies immer noch nicht aus, lässt sich auch das «Quick-Menü» mit seinen persönlichen Einstellungen zusammensetzen.
Wer sich durch das Hauptmenü mit allen Untermenüs schlängelt, wird von den umfangreichen Parametern und deren Kombinationen beinahe erschlagen. Wer oft zwischen unterschiedlichen Foto- und Videoaufgaben wechselt, freut sich umso mehr über die fünf Benutzer-Speicherplätze, die sich mit eigenen «Setups» belegen lassen.
Neben einer HDMI-Buchse in Standardgrösse sind ein USB-3.0-SuperSpeed-Micro-B Anschluss, eine 3.5-mm-Mikrofon- und Kopfhörer-Buchse sowie ein 2.5-mm-Fernsteuereingang vorhanden. Dank USB-Auflademöglichkeit, zum Beispiel über ein USB-Powerpack, ist die Kamera zudem unabhängig von einem festen Stromnetz. So sind auch längere, unterbruchsfreie Outdoor-Fotoexkursionen kein Problem.
Die beiden Karteneinschübe lassen sich mit unterschiedlichen Speicheroptionen konfigurieren. Beide akzeptieren SDHC- und SDXC-Speicherkarten mit der UHS-I- und der schnellen UHS-II-Geschwindigkeitsklasse.
Eine Blitztaste sucht man an der G9 vergebens. Es sieht zwar so aus, als ob sich hinter dem Lumix-Schriftzug ein aufklappbares Blitzgerät befindet, doch dies wurde schlicht weggelassen. Der Kamera liegt auch kein separater «Stummelblitz» wie etwa bei der Olympus E-M1 Mark II bei. Wer blitzen möchte, muss sich ein externes Blitzgerät anschaffen.
Wie es sich für eine Kamera mit Profi-Ambitionen gehört, bestehen der vordere und hintere Rahmen des Gehäuses aus einer Magnesiumlegierung. Die staub- und spritzwassergeschützte Konstruktion ist zudem frostsicher bis minus 10 Grad Celsius.