Test Moon Neo 230 HAD
Moon ist das High-End-Label des kanadischen Hersteller Simaudio. Tatsächlich ist der Neo 230 HAD vollständig in Kanada gefertigt – und dies in sehr hochwertiger Qualität. So gefällt die massive Aluminium-Frontplatte. Weniger hingegen der vibrationsanfällige Gehäusedeckel, der bei Anregung zum «Klingeln» neigt.
Die mitgelieferte Systemfernbedienung ist ebenfalls kein Ruhmesblatt. So fehlen Direktwahltasten für die vier Digital- und zwei Analogeingänge. Man muss entsprechend oft auf einen Knopf drücken, bis der gewünschte Eingang durchgeschaltet wird. Der einzige visuelle Anhaltspunkt dabei sind kleine LEDs auf der Gerätefront, nebst winzigen Beschriftungen (D1 bis D4, A1 und MP), die aus der Ferne kaum ablesbar sind.
Dennoch hat man das Gerät nach kurzer Eingewöhnungszeit sicher im Griff und schätzt sowohl die fernbedienbare Lautstärke wie auch Ein-/Ausschaltung. Die Anschlussperipherie kann sich mit insgesamt sechs Eingängen sehen lassen. Sinn machen auch die doppelt vorhandenen Cinch-Ausgänge – ein Paar mit fixem Pegel, das andere Paar regelbar. Das Fehlen von symmetrischen XLR-Ausgängen ist sicher verschmerzbar. Hingegen hätte sich manch einer einen zweiten Kopfhörerausgang gewünscht. Im Unterschied etwa zum Audiolab werden die Cinch-Ausgänge beim Einstöpseln des Kopfhörers nicht stumm geschaltet.
Punkto Technik und Innenleben kann sich der Neo 230 HAD wahrlich sehen lassen. Wie von Moon nicht anders gewohnt: ein blitzsaubere Aufbau wie aus dem High-End-Bilderbuch. Das aufwändige Linearnetzteil punktet mit gekapseltem Trafo und einer Filterkapazität von über 13‘000 µF. Die mit bipolaren Transistoren diskret aufgebaute Ausgangsstufe hat dank einer Ausgangsimpedanz von nur 1,3 Ohm auch niederohmige Hörer bestens im Griff. Als DAC kommt ein Sabre 9018K2M aus der „Reference“-Serie von ESS zum Einsatz. Moon verzichtet auf variable Digitalfilter.
Im Vergleich profilierte sich der Neo 230 HAD als wahres Dynamikwunder. So brachte er feinste Klangdetails akzentuiert auf den Punkt, schälte die Konturen von Stimmen und Instrumenten sehr schön heraus. Solisten standen auf der Bühne stets im Vordergrund. Auch punkto Durchhörbarkeit und räumliche Transparenz kann man dem Kanadier ein hervorragendes Zeugnis ausstellen, auch wenn er weniger die Tiefe des Raums ausleuchtet, als vielmehr das klangliche Geschehen auf den Punkt bringt.
«Müde» Wiedergabeketten dürften von seinem quicklebendigen, im positiven Sinne analytischen Charakter deutlich profitieren. Auch im Tieftonbereich lässt der Moon nichts anbrennen und zeigt sich ebenso druckvoll konturiert wie tiefreichend. Insgesamt verhilft er der Musik zu expressiver Ausdrucksstärke, und dies ohne dass Anmut und feine Zwischentöne darunter leiden würden.
Von der Qualität des Kopfhörerausgangs kann man nur schwärmen: Alle drei im Hörtest verwendeten Hörer (AKG K701, Fidelio X1 und Beyerdynamic T90) liefen über den Neo 230 HAD zur Höchstform auf und zeigten ein erfreuliches, von den anderen Testteilnehmern nicht erreichtes Ausmass an detaillreicher Spielfreude. Kontrolle und Schub im Bass sind auch an niederohmigen Hörern suberb.
Insgesamt trumpft der Neo 230 HAD klanglich ganz gross auf. Bezüglich der Qualität des Kopfhörerausgangs konnte in diesem Vergleich nur der Teac ansatzweise mithalten. Auch als Vorstufe in direkter Verbindung zu Endstufen oder Aktivlautsprechern braucht man keine audiophilen Einschränkungen zu befürchten. Beim Einsatz als DAC wird der Moon klanglich nur vom Matrix (dank dessen wählbaren Digitalfiltern) eingeholt, auch hier kann man ihm sehr hohe Klangqualität attestieren.