Die Post geht ab
Bereits die ersten paar Takte mit rockiger Musik machen es klar: Der Sound dieses Hörers ist vorwärtsgerichtet, präsent und sehr dynamisch. Ja, dieser Klang ist nichts für Warmduscher und Freunde sanfter und wohlig warmer Klänge. Wenn die Aufnahme es verlangt, geht hier tüchtig die Post ab. Wer sich auf einen gigantischen Bass eingestellt hat, wird erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass der Tiefenbereich wohl abgrundtief hinunterreicht, aber keinesfalls dominiert.
So gehört beim 2017 in den Montecristo Studios Solothurn exzellent aufgenommenen Album «Big Rocks», in welchem Krokus mit ungeheurem Druck und umwerfender Dynamik aufspielt. Gleich bei den ersten paar Drum-Impulsen ist klar: Das ist echter Marshall-Sound! Da kommt was über die Bühne. Kristallklar und breit aufgefächert braust die Band daher, und die unglaubliche Kraft dieser alten Knaben haut einem doch glatt aus den Socken. Wie der Monitor II in den Tracks «Wild Thing» und «Jumpin' Jack Flash» die Gitarren im typischen Tube-Softclipping-Sound erklingen lässt, ist ein begeisterndes Erlebnis.
Nicht ganz so brachial, ja sogar eher soft und besinnlich geht es beim Album «Tracker» mit Mark Knopfler zu und her. Hier überrascht das Format von 192 kHz / 24 Bit, welches über Bluetooth natürlich etwas dezimiert wird. Doch auch so fasziniert der Klang, an dem Knopfler unglaublich lange getüftelt hat und bei dem man glaubt, in die Welt des Vinyls versetzt zu werden. Ja das sind warme, wunderschöne aber gleichzeitig auch unglaublich vitale Klänge, die begeistern können. Knopflers charaktervolle Stimme kommt mit ihrem ganz speziellen Klangtimbre schön zur Geltung. Unterlegt von einem wohldosierten und lupenreinen Bass erscheinen hochbrisante perkussive Instrumente. Und Knopflers Gitarrensounds erfreuen das Gehör mit sagenhaft differenzierten Klangfarben.
Auch Charly Antolinis legendäre Aufnahme «Knock Out 2000», welche das ganze Klangspektrum eines Schlagzeuges samt Elektrobass aufzeigt, bringt der Monitor II mit überzeugendem Punch. Hier sind hochfrequente Kicks und Bass-Drum-Impulse zu hören, die für einen Bluetooth-Kopfhörer unglaublich schnell ein- und ausschwingen. Bei drastisch erhöhtem Schallpegel verzerrt der Hörer kaum und bleibt auch bei Gewaltsimpulsen verblüffend sauber. Wer sein kostbares Gehör nicht schädigen will, geniesse solche Pegelorgien nur kurzzeitig ...
Dass der Monitor II in der Lage ist, auch sehr verschiedenartige Stimmen differenziert und charaktervoll zur Geltung zu bringen, zeigt sich bei dem Album «There's a Time» mit Blues-Legende Doug MacLeod und der am Anfang ihrer Karriere noch sehr natürlichen Stimme von Rebecca Pidgeon. Beispiel ist das 1998 erschienene Album «Four Marys», das auch heute noch ein hartes Prüfstück für Wiedergabeanlagen jeglicher Art ist. Während MacLeods Stimme mit ihrem typisch rauchigen Klangtimbre erscheint, betört bei der Rebecca-Pidgeon-Aufnahme eine traumhaft schöne und glockenreine Mädchen-Stimme.