Tausend Bilder pro Sekunde
Beim Videofilmen nimmt es die Sony RX100 VI locker mit Profis auf. Zumindest bei den vielen Videoformaten. Die Handhabung der Kamera beim Filmen ist eine andere Sache.
Die beste Videoqualität bringt die 4K/UHD-Auflösung mit 3840 x 2160 Pixel bei 30 Vollbilder pro Sekunde (30p) und einer Datenrate von 100 Megabit. 25p und 24p stehen auch zur Auswahl, ebenso eine geringere Datenrate von 60 Megabit. Aufgenommen wird im Sony-eigenen Datenformat XAVC S 4K.
Full-HD-Video (1920 x 1080 Pixel) gibt es mit 60, 50, 30, 25 und 24p und einem Hochgeschwindigkeitsmodus mit 120p oder 100p. Das Datenformat ist XAVC S HD. Auf die speziellen HFR-Aufnahmen (Hohe Bildfrequenz) mit bis zu 1000 Bildern pro Sekunde komme ich gleich.
Vollständigkeitshalber sei hier noch das AVCHD-Format (1920 x 1080 Pixel) erwähnt, das die Kamera nur interlaced mit 60i und 50i (i = Halbbilder) beherrscht.
Richtig professionell wird es mit den Bildprofilen. Die Sony RX100 VI ist die erste Cyber-shot-Kamera, die 4K-HDR-Videos direkt aus der Kamera ermöglicht. Sie verfügt dafür über das HLG-Bildprofil (Hybrid Log-Gamma) mit HDR-Direktworkflow-Lösung. Damit werden ohne vorheriges externes Bearbeiten am Computer auf HDR-tauglichen Fernsehern und Monitoren extrem realistische 4K-HDR-Bilder mit grossem Kontrastumfang dargestellt.
Durch Auswählen von vordefinierten Bildprofilen kann die Bildqualität bestimmten Gamma-Kurven (ITU.709, Sony Cine, S-Log, HLG) und Detail-Einstellungen angepasst werden. Die Parameter der einzelnen Profile (Schwarzwert, Gamma-Kurve, Knie, Farbmodus, Sättigung, Farbphase, Tiefe, Sättigung, Detail) dürfen auch nach eigenem Gusto verändert werden und bieten eine grosse Experimentier-Spielwiese für Videofreaks. Dem unlogischen Menüsystem entsprechend sind die Bildprofile für die Videoeinstellungen unter dem Kamera-Symbol bei den Fotoprofilen zu finden.
Der «Fast-Hybrid-Phasen-Autofokus» garantiert auch beim Filmen zuverlässig und schnell scharfe Bilder. Im Menü kann die Reaktionsempfindlichkeit des Autofokus und der Objektverfolgung beliebig angepasst werden. Überhaupt scheint sich der Sony-Autofokus langsam ans Niveau von Camcordern zu nähern. AF-Systeme anderer Kamerahersteller, vor allem mit noch kleineren Sensoren, haben da mehr Mühe.
Beim manuellen Fokussieren helfen Bild-Vergrösserung und farbige Kantenanhebung für einfache Schärfeverlagerungen. Sauberes, ruckfreies Zoomen während der Aufnahme sollte man vorher einige Male üben oder ganz darauf verzichten. Das kleine Kameragehäuse bietet einfach zu wenig Grifffläche für ruhigen Halt, besonders wenn man noch durch den ausgefahrenen Sucher blickt. Immerhin ist der Zoom-Motor kaum auf den Aufnahmen zu hören.
Unter dem Menüpunkt «Proxy-Aufnahme» wird festgelegt, ob bei der Aufnahme von XAVC-S-Filmen gleichzeitig Proxy-Filme mit niedriger Bitrate aufgezeichnet werden. Diese haben eine kleine Dateigrösse und eignen sich für die Übertragung zu Smartphones oder zum Hochladen auf Websites.
Hochgeschwindigkeit
Die RX100 VI ermöglicht das Aufnehmen von Super-Zeitlupen-Filmen. Dazu wird mit einer viel höheren Bildfrequenz als das Aufnahmeformat gefilmt. Bei der schnellsten Frequenz mit 1000 Bildern pro Sekunde ergibt dies bei 25 Aufnahmebildern eine ruckfreie 40-mal langsamere Wiedergabe (1000 geteilt durch 25). Bei einer 500er-Frequenz wäre die Wiedergabe 20-mal langsamer.
Die Bildfrequenz bestimmt auch die Bild-Auflösung und Länge der Aufnahme. Bei der 1000er-Frequenz werden nur noch 1244 x 420 Pixel des Sensors ausgelesen und auf die Full-HD-Auflösung von 1920 x 1080 hochgerechnet. Die Aufnahme kann hier maximal drei Sekunden dauern.
Man darf somit von der Qualität nicht allzu viel erwarten. Dennoch sind die Aufnahmen in dieser extremen Super-Zeitlupe faszinierend und begeistern bei der Wiedergabe.
Damit der richtige Zeitpunkt erwischt wird, kann die Kamera entweder die Zeit zwischen Aufnahme-Start und -Stopp als HFR-Sequenz abspeichern, oder es wird in Aufnahmebereitschaft dauernd ein Puffer gefüllt und erst nach Druck auf die Videotaste die vorherige Aufnahme als HFR-Film gespeichert.
Je höher die Frequenz, desto mehr Licht wird für eine ansprechende Zeitlupen-Aufnahme benötigt. Unter künstlichem Licht kann zudem ein Flimmer-Effekt auftreten.
Die Beispiele der Wassertropfen und Wespen entstanden unter freiem Himmel am Dorfbrunnen und das Streichholz mit Scheinwerfer-Licht.
Sonys Hitzeproblem
Das ärgerliche Überhitzen der Sony-Kameras beim Filmen trifft auch voll auf die RX100 VI zu. Man könnte meinen, dass Sony hier endlich Abhilfe geschaffen hat, leider ist dem nicht so.
Die Firma gibt eine kontinuierliche Filmaufnahme für maximal 29 Minuten bei Full-HD und für nur 5 Minuten bei 4K/UHD an. Mir streikte die RX100 VI jedoch schon bei der Full-HD-Aufnahme mit 50p nach einigen Minuten.
Man kann zwar die Aufnahme-Taste gleich wieder drücken, sieht aber nur noch die Hitze-Warnung auf dem Display. Oder die Kamera verabschiedet sich gleich in den «Abkühlmodus». Wer viel mit Zeitlupen-Aufnahmen experimentiert, wird Ähnliches erleben. Auch für eine längere Theater-Aufzeichnung auf Video ist die RX100 VI somit eine denkbar schlechte Wahl.
Sony begründet das Hitzeproblem im Hilfe-Handbuch lapidar als «produktspezifische Grenze». Das Problem wird sich bei den aktuellen hochsommerlichen Temperaturen noch verschlimmern. In der Kurzanleitung warnt Sony sogar von Symptomen einer Niedertemperaturverbrennung wie Rötung oder Blasenbildung, die auftreten können, wenn man über einen langen Zeitraum mit der Kamera in Berührung kommt.
Zur Videobild-Qualität gibt es nicht viel zu sagen. Wie schon bei den Fotoaufnahmen überzeugt die kleine Kamera auch beim Filmen mit klaren und scharfen Bildern. Im 4K-Modus liest die RX100 VI zudem alle Pixel aus, ohne Pixel-Binning (Zusammenzug benachbarter Bildelemente). So bleiben auch die kleinsten Details in 4K-Videos erhalten.