Schalter, Tasten und Rädchen
Für den Test stand uns neben der Kamera auch das neue Sony-Objektiv FE 24–105 mm f/4 G OSS zur Verfügung. Es sieht zwar etwas voluminös aus an dem eher schlanken Kameragehäuse, die Kombination liegt aber angenehm ausgewogen in der Hand und ist immer noch deutlich kleiner als eine vergleichbare Spiegelreflexkamera.
Die Alpha 7R III misst 126,9 x 95,6 x 73,7 mm und ist damit etwas grösser und mit 657 Gramm auch etwas schwerer als das Vorgängermodell. Auch das FE 24–105-mm-Objektiv wiegt mit 663 Gramm etwas mehr als die 7R III. Zusammen bringt das Gespann 1320 Gramm auf die Waage.
Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist dadurch robust und leicht. Zudem ist es staub- und spritzwassergeschützt. Im Vergleich zur 7R II hat sich beim Gehäuselayout nicht viel verändert. Durch den leicht vergrösserten Griff lässt sich die Neue aber besser festhalten.
Vorne befinden sich bis auf den Objektiventriegelungsknopf weiterhin keine Tasten. Das vordere Einstellrad wurde in den Griff integriert, gleich darüber liegt der Fotoauslöser mit Ein/Ausschalter. Dahinter sind zwei Benutzertasten (C1 und C2), das Programmwählrad und die Belichtungskorrektur positioniert. Einige Millimeter links davon wurde das hintere Einstellrad untergebracht.
Die grössten Änderungen gibt es auf der Rückseite. Der AF-/MF- und AEL-Wählschalter des Vorgängers ist ganz weggefallen. Hier hat Sony den neuen Joystick eingebaut. Damit verschiebt man schnell das Autofokus-Messfeld, wählt Einstellungen aus und navigiert durch die Menüs.
Joysticks von anderen Kameraherstellern fühlen sich wie richtige kleine Steuerknüppel an. Die Sony-Version hingegen ist eher wie ein zu klein geratenes Cursor-Kreuz mit schwammigen Druckpunkt geraten. So genial die Idee auch ist, ich habe die Einstellungen lieber über die Tasten des weiter unten liegenden Steuerkreuzes vorgenommen.
Ganz links oben an der Rückseite gibt es die dritte Benutzertaste (C3), daneben die Menütaste und rechts vom Sucher wurde der Videoauslöser versenkt eingebaut. Dort ist er viel besser aufgehoben als an der Alpha 7R II, wo er ungünstig an der Seite platziert wurde. Rechts davon befinden sich die AF-ON-Taste und weiter aussen die Taste zur Belichtungsspeicherung (AEL). Zwischen Joystick und Steuerkranz kann mit der Funktionstaste (Fn) ein Schnellmenü aufgerufen werden. Bis zu zwölf häufig benutzte Funktionen können der Fn-Taste zugewiesen werden.
Menüsystem und Benutzerspeicher
Unter dem Steuerkreuz gibt es die Wiedergabe-Taste sowie eine vierte Benutzertaste (C4), die mit der Löschfunktion vorbelegt ist. Neben den vier Benutzertasten lassen sich auch den anderen Knöpfen eigene Funktionen zuweisen – mit Ausnahme von Videoauslöser und Wiedergabe, aber inklusive Joystick und Cursor-Tasten des Steuerkreuzes. Wenn gewünscht, ist dies sogar getrennt für Foto-, Video- und Wiedergabemodus möglich.
Im Hauptmenü unter «Mein Menü» darf sich der Benutzer auch noch seine eigenen, häufig benötigten, maximal 30 Optionen zusammenstellen. Wem das nicht ausreicht, belegt noch die drei Speicherplätze auf dem Programmwählrad. Wer noch mehr benötigt, kann zusätzlich vier Kamerakonfigurationen auf einer Speicherkarte ablegen und bei Bedarf einlesen. Und wem auch dies noch nicht genügt, hat die Möglichkeit, auf einer Benutzertaste im Voraus bis zu drei temporäre Optionen zu registrieren und diese durch Gedrückthalten der Taste vorübergehend abzurufen.
Die Alpha 7R III hat viele Funktionen, sehr viele sogar. Dagegen habe ich im Allgemeinen nichts einzuwenden, aber wenn sie sich über sechs Hauptmenüs mit total 35 Unterseiten – Seiten, nicht Menüpunkten! – mit durchschnittlich vier bis sechs Menüpositionen verteilen, ist dies einfach zu viel des Guten. Die über 150 Einstellmöglichkeiten bieten dann nochmals zahlreiche Unterpunkte, die es unnötig schwer machen, schnell mal einen bestimmten Parameter auszuwählen.
Apropos Auswahl: Wer eine Benutzertaste belegen möchte, darf sich durch 23 Seiten mit jeweils 6 möglichen Funktionen hangeln. Was auch aufgefallen ist: Die sechs Reiter des Hauptmenüs sind zur besseren Orientierung in unterschiedlichen Farben gehalten. Das nützt jedoch überhaupt nichts, wenn dann alle einzelnen Menüpunkte durchs Band weg wieder im Sony-typischen orange hinterlegt werden. Und was soll eine Menüposition mit der Frage: «Generell ist die Einstellung nicht notwendig. Einstellen?»
«Aküfi»
Ich habe schon einige Menüsysteme kennengelernt, doch bin ich immer wieder erstaunt, wie kreativ Sony bei den Abkürzungen seiner Menüpunkte vorgeht. Was ist wohl gemeint mit «Einst. GesPrior b. AF», «Belich.einst.-Anleit.», «Anf.faktor vergröß.», «Dynamikb.Opt. (DRO)» oder mein Favorit «StO.infoVerknEinst»?
Dieser kryptische Abkürzungsfimmel (Aküfi) versteht kein Mensch. Da hilft auch die Dokumentation nicht viel weiter. Sie ist oft mehr verwirrend als hilfreich.
Der Alpha 7R III wird eine Kurzanleitung sowie eine 715 Seiten starke Gebrauchsanleitung in 14 Sprachen beigelegt. 96 Seiten davon sind in Deutsch. Wer Genaueres wissen möchte, findet auf der Sony-Webseite eine Online-Hilfe, die als PDF-Datei heruntergeladen weitere 665 Seiten umfasst. Wenigstens lässt sich dort per Mausklick auf einzelne Erklärungen springen. Dennoch ist wohl ein längeres Studium nötig, bis man die intimsten Menüeinstellungen der 7R III begreift.
Vermutlich hat der Schöpfer dieses – drücken wir es mal höflich aus – gewöhnungsbedürftigen Menükonzepts mit der Kamera noch nie selber fotografiert. Ähnliches gilt auch für den Übersetzer. Da heisst ein Menüpunkt «Finder/Monitor», gleich darunter wird wieder vom «Sucher» gesprochen, es gibt den «BenutzerKey» und im «Menüposten» «Mein Menü-Einstellung» (kein Tippfehler) werden «Einheiten» hinzugefügt oder sortiert. Einmal heisst es «Bildprofil», dann wieder «Fotoprofil» oder abgekürzt «PP». Und wieso die Alpha 7R III in der Anleitung oft als «das Produkt» bezeichnet wird, weiss wohl nur Sony («Stellen Sie das Produkt auf die zu registrierende Einstellung ein.»).
Das der englische Hinweis auf der Titelseite der Gebrauchsanleitung «Check out the Help Guide!» mit «Überprüfen Sie die Hilfe!» übersetzt wurde, ist dann auch nicht mehr weiter verwunderlich.
Das mögen vielleicht Kleinigkeiten sein, aber ein knapp 4000-fränkiges Gerät sollte doch einigermassen professionell daherkommen, auch bei der Bedienung und Dokumentation. So, genug gelästert, beginnen wir zu fotografieren.