Top-Verarbeitung
Äusserlich kommt der T1 eher diskret daher – insbesondere, wenn man ihn mit dem futuristisch gestalteten HD800 von Sennheiser vergleicht. Punkto Materialanmutung muss er sich jedoch nicht verstecken. Die Vollmetallmuschel hinterlässt nicht nur beim Anfassen einen wertigen Eindruck. Ihre hohe Stabilität sorgt auch für Resonanzarmut sowie – in Zusammenarbeit mit den straffen, aber dennoch bequemen Polstern – für einen sauberen und druckvollen Bass. Nicht nur für Lautsprecherboxen gilt, dass sich eine reduzierte Schwingneigung und damit ein geringerer Verlustfaktor des Gehäuses in verschiedener Hinsicht positiv auswirkt. Davon profitieren auch beim Kopfhörer die Verfärbungsfreiheit und das Impulsverhalten.
Der Tragekomfort, den der T1 offeriert, ist hoch: Wenn man die Muscheln justiert, haben die Ohren genügend Luft, um nicht allzu schnell heiss zu laufen. Trotz dem relativ hohen Gewicht – zu dem der grosszügige Querschnitt des Anschlusskabels beiträgt – erlaubt die gelungene Kombination aus passendem Anpressdruck und komfortablem Bügelpolster längeres ermüdungsfreies Hören.
Klanglich Spitzenklasse
Zunächst durfte sich der T1 mit der bewährten Oberklasse der Hi-Fi-Kopfhörer messen. Im Vergleich zum K701 von AKG und – noch deutlicher – mit dem HD650 von Sennheiser zeigte sich sehr schnell, dass der T1 in einer anderen Liga spielt. Der HD650 klingt vergleichsweise flach; aber auch der schon sehr gute K701 hat Mühe, eine so schön aufgefächerte Stereoperspektive aufzubauen. Ausserdem klingt der T1 schon bei geringer Lautstärke deutlich kraftvoller und lebendiger. Seine Stärke liegt zweifellos in einer ausgezeichneten Feindynamik: Man muss mit ihm gar nicht laut hören, um ein gehaltvolles Musikerlebnis geboten zu bekommen.
Punkto Verfärbungsfreiheit kann man dem T1 ebenfalls beste Noten verleihen: Er gehört zu den wenigen Hörern, mit denen man auch im Vergleich zu einem sehr guten Abhörlautsprecher ohne das Gefühl, punkto Hi-Fi Abstriche machen zu müssen, gerne länger Musik hört. Dazu trägt eine ermüdungsfreie tonale Abstimmung bei, bei der auf die sonst übliche Akzentuierung des Hochtonbereichs verzichtet wurde.
Interessant ist der Vergleich mit dem HD800 von Sennheiser: Dieser klingt auf Anhieb etwas effektvoller, was er aber auch einem prägnanteren Hochtonbereich verdankt. Der T1 erweist sich demgegenüber als unkritischer bei der Wiedergabe weniger guter Aufnahmen. Auch er gefällt mit sehr hoher räumlicher Transparenz, wobei der Sennheiser eine noch bessere Vorne-Ortung des musikalischen Geschehens schafft. Dennoch werden auch über den Beyerdynamic gute Opern-Liveaufnahmen zum veritablen Musikerlebnis. Bei beiden Spitzenhörern ist das räumliche Imaginationsvermögen des Musikliebhabers gefragt: Man muss sich Sänger und Musiker auf der Bühne vorstellen, was über beide Hörer leicht gelingt.
Der T1 klingt insbesondere bei intimer Kammermusik betörend schön, hier kann er sich mit seinem straffen sowie druckvollen Grund- und Tieftonbereich eindrucksvoll in Szene setzen. Orgelaufnahmen ertönen weiträumig und körperlich spürbar, man fühlt sich in das Kirchenschiff hinein versetzt. Vokalmusik profitiert ebenso von der ausgewogenen tonalen Abstimmung: Männerstimmen erklingen mit angemessenem Brustvolumen, Frauenstimmen mit schönem Timbre.
Bei Jazz und Rock überzeugte der T1 mit kraftvollen Bassläufen und einer genauso relaxten wie rhythmischen Spielweise, die auch härtere musikalische Gangarten zum Genuss werden lassen. Gerade hier erweist es sich als Vorteil, dass man nicht gesundheitsschädigend laut aufdrehen muss, um auf seine Kosten zu kommen.