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Kurt Scheuch zur Technik der MLS

Kurt Scheuch mit seinem neusten WerkKurt Scheuch mit seinem neusten Werk

avguide.ch: Bitte beschreiben Sie uns kurz, was die Master Line Source, auch MLS genannt, eigentlich ist und weshalb sie diesen stattlichen Preis fordert.

Scheuch: Die MLS ist ein Lautsprechersystem, welches als Line Source mit dipoler Abstrahlcharakteristik konstruiert wurde. Das Prinzip der Line Source hat den Vorteil einer grossen Anzahl einzelner Chassis, was zur Folge hat, dass alle Nichtlinearitäten dramatisch reduziert werden. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Material- und Fertigungsaufwand sehr hoch ist und deshalb ein Preis für das gesamte System von 195`000.-- Franken resultiert.

avguide.ch: Vom Prinzip her scheint ihre MLS haargenau einer legendären Infinity Reference Standard aus den siebziger Jahren zu entsprechen. Stimmt das? Und wenn nicht, wo liegen die Unterschiede?

Scheuch: Parallelen zur IRS liegen natürlich auf der Hand. Allerdings ist diese Technologie von damals nach so vielen Jahren veraltet und es erschien uns angezeigt, auf dem heutigen Stand der Technik zu zeigen, was möglich ist.

avguide.ch: Wieso müssen diese Dinger so ungeheuer gross sein?

Scheuch: Eine Line Source ist ja idealerweise eine Linienquelle die vom Boden bis zur Decke geht. Deshalb ist das immer ein grosser Lautsprecher.

avguide.ch: Wird es dereinst auch mal eine kleinere MLS geben, die sich auch Nicht-Ölfelder-Besitzer leisten können?

Scheuch: Das Projekt MLS verlangte von uns während der Entwicklungszeit eine uneingeschränkte Konzentration unserer Kräfte auf die wesentlichen Punkte des Systems. Wenn unsere "geistigen Ressourcen" wieder freie Kapazitäten haben, sind Gedanken zu einem kleineren MLS natürlich naheliegend. Aktuell sind aber noch keine Überlegungen gemacht worden.

avguide.ch: Wie gross muss denn ein Abhörraum für die MLS sein?

Scheuch: Für den Betrieb des Systems empfiehlt sich eine Raumgrösse ab vielleicht 50 qm. Fast wichtiger ist aber, dass die Lautsprecher bis zur Rückwand mindestens zwei Meter Abstand haben. Wie bei jedem Dipol ist der Aufstellung der Lautsprecher im Raum Beachtung zu schenken.

avguide.ch: Rund die Hälfte des Schalls kommt ja hinten heraus. Wie muss denn die Rückwand des Raumes beschaffen sein?

Scheuch: Die Wand auf der Rückseite der Lautsprecher sollte den Schall nicht zu stark absorbieren, sondern reflektieren. Davon lebt ja ein Dipol.

avguide.ch: Ist das Mittel-Hochtonpanel nun ein Dipol- oder en Bipol-Strahler?

Scheuch: Da streiten sich die Gelehrten, und es gibt im allgemeinen Sprachgebrauch verschiedene Auslegungen der Begriffe. Wir sprechen von einem Dipol.

avguide.ch:  Wieso müssen das vier Säulen und nicht nur zwei oder gar drei sein?

Scheuch: Das liegt am Konzept der Lautsprecher: Zwei Dipol-Schallwände als Mittelhochtoneinheit und zwei Basssäulen für die Tieftonwiedergabe. Theoretisch sind aber natürlich auch andere Konfigurationen denkbar.

avguide.ch: Bitte geben Sie uns einige Infos über die Bestückung dieser Systeme.

Scheuch: Im Hochtonbereich finden 24 Stück LDR 2642 MKII Hochtöner Verwendung, der Mitteltonbereich wird von 9 Stück MLS-Mittelton-Bändchen 110-100 als Dipol abgedeckt und im Bassbereich kommen pro Seite sechs dynamische Basstreiber auf Basis der 22 MOM Plattform zum Einsatz.

avguide.ch: Wo werden die Gehäuse und wo die Chassis hergestellt?

Scheuch: Die Gehäuse werden in Stans gefräst und in den Oberflächen veredelt, die Bändchen Treiber werden bei uns in Horgen hergestellt und die Bass Treiber fertigt ein langjähriger Zulieferer in Dänemark für uns.

avguide.ch: Wieviel Entwicklungszeit brauchten sie, um die MLS so wie heute aufspielen zu lassen?

Scheuch: Die MLS hat uns rund vier Jahre beschäftigt.

avguide.ch: Wer entwickelte die MLS?

Scheuch: Daniel Raymann und meine Wenigkeit. Natürlich haben wir aber in vielen Fragen immer wieder die Diskussion mit weiteren Personen gesucht.

avguide.ch: Wieviele Mann-Stunden stecken in einem MLS-System?

Scheuch: Die reine Montagezeit eines MLS Systems benötigt ca. 160 Mannstunden. Die Herstellung der einzelnen Komponenten wie Bändchen, Treiber, Gehäuse etc. benötigt nochmals ein Vielfaches davon.

avguide.ch: Was kostet diese Entwicklung ihre Firma?

Scheuch: Die reinen Material- und Fremdkosten der Entwicklung bewegen sich im sechsstelligen Bereich. Unsere Arbeitszeit rechnen wir aber nicht in die Kalkulation ein. Entwicklung ist unsere Hauptaufgabe.

avguide.ch: Werden Sie damit mal Geld verdienen, oder ist das ein reines Image-Produkt?

Scheuch: Das Projekt verfolgt primär keine kommerzielle Ziele. Wir sehen das vor allem als Statement und sind bereits zufrieden, wenn am Schluss alle Kosten gedeckt sind.

avguide.ch: Besten Dank Herr Scheuch für die hochinteressanten Infos.