Phase und Aufstellung
avguide.ch: Welche Kriterien müssen ein Lautsprecher und seine Aufstellung erfüllen, um eine perfekte Raumbeschallung zu ermöglichen?
Markus Thomann: Die Phasenrichtigkeit ist eminent für eine perfekte räumliche Darstellung, vor allem wenn man wirklich eine 60°-Aufstellung verwirklicht, das gleichseitige Dreieck also, was selten gemacht wird. Die meisten Musikhörer trauen dem Effekt der Phantomquelle nicht und stellen die Lautsprecher viel näher zusammen. Es ist ihnen nicht geheuer. Wenn Lautsprecher zeitrichtig arbeiten, kann man mit dieser Aufstellung eine perfekte Raumillusion erzeugen.
avguide.ch: Die Ella ist ja ein Aktivlautsprecher. Wie hast du die Phasenrichtigkeit bei der Ella verwirklicht?
Markus Thomann: Die Elektronik stammt von Relec und wurde bereits vor 20 Jahren für deren Studiomonitore (PSI-Audio) entwickelt und arbeitet rein analog. Sie wollten einen Lautsprecher entwickeln, der ein Rechtecksignal abbilden kann, was nur aktiv denkbar ist. Die Elektronik kontrolliert Ein- und Ausschwingvorgang über eine Linearisierung des Phasenverhaltens, sowie über eine Steuerung der Membranbewegung. Ich habe das Glück, dass sie mir diese Technologie angeboten und auf die Ella massgeschneidert haben.
avguide.ch: Wie funktioniert das bei deinen passiven Lautsprechern?
Markus Thomann: Da hat man weniger Möglichkeiten, die Phasenrichtigkeit umzusetzen. Man erreicht eine gute Annäherung in Teilbereichen mit einem möglichst schlichten Aufbau mit wenigen Komponenten. Dort hat ein Passivlautsprecher für mich seine Berechtigung: schlichte 2-Weg-Systeme mit einfachem Aufbau und wenigen Komponenten. Das mir wichtige Abstrahlverhalten kann man auch passiv sauber umsetzen. Es gibt Hersteller, die mit 3- oder 4-Weg-Systemen sehr gute Resultate erzielen. Wenn man aber sieht, welchen Aufwand bei diesen Frequenzweichen betrieben wird, dann muss man sich fragen, weshalb sie nicht eine Elektronik bauen und somit aktive Lautsprecher. Der Aufwand ist nicht gerechtfertigt, weil man passiv die grundsätzlichen Probleme nicht lösen kann, und das lässt sich hören. Man kann zwar immer verbessern, schleppt aber die Probleme mit.
avguide.ch: Ist die Fixierung auf diese Fehler richtig? Viele Audiophile interessiert die Fehlerfreiheit nicht, sagen sie. Es muss einfach schön klingen. – Auch Messresultate interessieren sie nicht.
Markus Thomann: Für mich ist die Behebung solcher Fehler das Pflichtprogramm, und dann kommt die Kür. Bei Relec nennen sie das "le travail objectif et le travail subjectif". Deshalb ist es wichtig, das Messequipment zu Rate zu ziehen. Dass unser Gehör allein taugt, um das Pflichtprogramm zu bewältigen, das glaube ich nicht. Beim finalen Schliff ist der Spielraum dann immer noch gross genug und reicht für langwieriges Feintuning.