Die Furcht vor den Wänden
avguide.ch: Woher kam diese Idee?
Markus Thomann: Von Jürg Jecklin (Beschallungsidee ausserhalb des 60°-Dreiecks) und vor allem von Harold Beveridge in den 1970er Jahren (Elektrostat mit Akustiklinse). Beide propagierten eine Aufstellungsgeometrie, welche die Platzierung an den Seitenwänden begünstigt. Das leuchtete mir ein, und ich experimentierte mit Lautsprechern, indem ich sie gegeneinander richtete, und nicht auf mich und zudem in einer gewissen Distanz zur Wand vor mir. Wenn ich den Kopf seitlich bewegte, kam ich vom Schallfeld des einen Lautsprechers in das des anderen. Die Reflexionen von der Wand vor mir kompensierten das zu einem gewissen Grad. Ich hörte mehr reflektierten Schall aus der Richtung aus der ich den Schall erwartete. So merkte ich, dass ich damit etwas Neues machen kann, Lautsprecher, die man an der Seitenwand platzieren muss.
avguide.ch: Kam das bei Kunden an?
Nur, wenn sie die Räumlichkeiten dazu hatten und nicht auf übliche Aufstellungen fixiert waren. Deshalb begann ich Formen zu bauen, mit denen auch übliche Aufstellungsmöglichkeiten funktionieren. Deshalb sind die aktuellen Modelle wie die Ella, im Gegensatz zur Onda, nicht mehr so explizit hinsichtlich Seitenwand-Platzierung geformt.
avguide.ch: Fürchten sich Musikhörer zu stark vor den Seitenwänden? – Obwohl deren Reflexionen ja kanalrichtig stattfinden und bei wandnaher Aufstellung praktisch zeitgleich?
Markus Thomann: Ja. Man sucht eigentlich die akustische Weite, die durch Wände akustisch, aber auch optisch blockiert wird. Ich suche immer nach Lösungen, die dahin tendieren, dass man in einem Raum nahe der Rückwand sitzt und vor sich viel akustischen und visuellen Raum hat. Dann kommen die Reflexionen stark zeitverzögert alle etwa aus derselben Richtung, aus der man den Schall erwartet. Das hat in vielen Fällen hervorragende Resultate gebracht. Auch Dipol-Lautsprecher, z.B. Elektrostate,n lassen sich gut an die Seitenwände platzieren. Der Schall-Schatten quer zum Dipol (der Schall hebt sich dort auf) ermöglicht es, sie stirnseitig praktisch an die Wand zu stellen.