Die Historie
Dennoch bleibt eine extreme, selten gewordene Fertigungstiefe und Knowhow-Ansammlung im Betrieb, in dem Daniela Manger vier Menschen (drei in der Fertigung und einen im Büro) sowie zwei weitere «fakultativ» auf den etwa 250 Quadratmetern Firmenfläche beschäftigt. Doch wie kam der Gründer eigentlich auf diese besonderen Lautsprecher?
Nach dem Zweiten Weltkrieg und nach einem dreijährigen Australien-Aufenthalt übernahm Josef Wilhelm Manger von seinen Eltern das Elektro-, später Radio/Fernseh-Ladengeschäft in Arnstein bei Würzburg. Er importierte als einziger in der ganzen Gegend schon in den frühen 1960er-Jahren die berühmten Gitarren und Gitarrenverstärker von Fender, dazu die legendären Amps von Marshall. Auf die war jeder Musiker im heraufdräuenden Beat- und Rockzeitalter scharf – und so entwickelten sich enge Kontakte zur Musikszene.
Dabei schaukelte sich die Unzufriedenheit mit der Musikwiedergabe der damals zeitgenössischen HiFi-Lautsprecher immer weiter auf. Und so begann Josef Manger zu tüfteln, las auch angelsächsische Fachliteratur, brachte sich selbst eine Menge Grundlagen bei und stiess bei den Erfindern des Kolbenlautsprechers, Rice and Kellogg, auf die Anmerkung, dass «die Membran mit idealem Widerstand im Unterschied zum Masse-Feder-Typ der einzige Typ ist, bei dem die ausgeübte elektrodynamische Kraft direkt proportional zur erwünschten Membrangeschwindigkeit ist». Und genau eine solche Membran plus entsprechendem Lautsprecher wollte er bauen. Dazu musste er viele unkonventionelle, verschlungene und stolpersteinreiche Wege gehen. Per «trial and error» suchte und fand er Werk- und Klebstoffe, Masse und Materialien.
Vor exakt 50 Jahren, 1968, bekam er sein erstes Patent auf die Schwingspule. 1972 folgte der Wandler mit der typisch flachen Scheibenmembran. Der erste «richtige» Manger-Lautsprecher, der legendäre «Diskus», erregte erstmals auf einer HiFi-Messe in Deutschland grosses Aufsehen. Dies nicht nur aufgrund der aussergewöhnlichen Form, sondern eben auch aufgrund seiner aussergewöhnlichen Technik.
Um die Produkte «an den Mann» zu bringen, fehlte es dem konfliktfreudigen und meinungsstarken Franken zuweilen an diplomatischem Geschick und Fingerspitzengefühl. Aber, so ist seine Tochter Daniela, die oft genug schon in ihrer Jugend vermittelnd eingreifen musste, überzeugt: «Wenn diese Idee in einer grösseren Firma geboren wäre, wären wir heute nicht da, wo wir stehen.»