Das Herzstück
Die Membran ist das technische und optische Herzstück des Wandlers, der eine Art Solitär in der weiten Welt der Lautsprecher-Typen ist. Gut, vom sprichwörtlichen Sand am Meer dürfte es mehr geben. Doch es gibt immer noch reichlich viele verschiedene Arten von Lautsprechern. Aktiv, passiv, Stand- oder Kompaktlautsprecher, Breitbänder, Zwei-, Drei-, Vier- oder Nochmehrwege-Lautsprecher, Direkt- Bipol-, Dipol- oder Rundstrahler, dynamische, elektrostatische, magnetostatische oder Bändchen-Wandler.
Geht man zurück auf das Prinzip, wie aus den vom Verstärker gelieferten Wechselspannungen wieder Schall, also bewegte Luft erzeugt wird, wird es übersichtlicher. Die mit Abstand meisten Schallwandler sind heute elektrodynamischer Natur: Eine Schwingspule in einem Magnetfeld schwingt im Takt der Wechselspannungen vom Verstärker und regt dadurch eine trichterförmige (Konus, meist für tiefe und mittlere Frequenzen) oder halbkugelförmige (Kalotte, meist für höhere und höchste Frequenzen) Membran zum Schwingen an. Das wiederum bewegt die Luft, so dass Schall entsteht. Dann kommt noch ein Gehäuse drumherum, eine Frequenzweiche davor, und gut ist.
Gar nichts ist gut. Jedenfalls nicht so richtig gut. Josef W. Manger störte das Hin- und Herschwingen der nie ideal kolbenförmigen Bewegungen konventioneller Wandler. Er setzte auf das Prinzip der Biegewellen, die auf einer weichen – alle «normalen» Chassis streben ja nach möglichst steifen Materialen – Membran von innen nach aussen laufen und diese dabei im Takt der Schallwellen verbiegen. Ähnliches passiert, bei einer Wasseroberfläche, nachdem man einen Stein ins Wasser geworfen hat.
Hohe Frequenzen laufen im Inneren der Membran bald aus, tiefe laufen bis zum Rand, wo sie in der sternförmigen Bedämpfung absorbiert werden und kein Unheil mehr durch Interferenzen mit der ursprünglichen Welle mehr anstellen können. Die 19 Zentimeter durchmessende Membran kann dadurch fast den gesamten relevanten Frequenzbereich von 80 bis 40'000 Hertz übernehmen, ohne dass eine Frequenzweiche und unterschiedliche Chassis den für das menschliche Hören so wichtigen Bereich zwischen 2000 und 5000 Hertz teilen müssen – und deshalb immer für Phasenprobleme sorgen.
Bestimmte, für das Erkennen etwa von Instrumenten oder Stimmen sehr wichtige Obertöne werden zeitversetzt zu ihren Grundtönen und ersten Obertönen abgestrahlt, was beim Hörer immer eine indifferente Unzufriedenheit, ein Gefühl «unnatürlicher» Wiedergabe weckt. Das wird beim «Ein-Membran»-Manger-Wandler von vornherein vermieden. Weshalb auch viele Aufnahmestudios gerne auf Mangers als Abhörmonitore zurückgreifen.
Ein weiterer Pluspunkt ist die mit 13 Millionstel Sekunden enorm schnelle Anstiegszeit, was natürlich der Impulswiedergabe dient. Inzwischen dürfte auch dank leichter Schwingspule und starker Magnete der Wirkungsgrad – kleiner Schwachpunkt früherer Generationen – mit 91 dB/W/m in unkritische Bereiche gerückt sein. Ein Manger-Lautsprecher «kann» längst auch mit Röhrenverstärkern, so er nicht sowieso aktiv betrieben wird. Den grösseren Lautsprechern – siehe die Bildergalerie der Manger-Modelle – hilft in den unteren Oktaven ein normaler Konus aus, der mit hochwertig bestückten, natürlich selbst entwickelten Frequenzweichen angekoppelt wird. Diese werden, wie übrigens auch die Gehäuse, zugeliefert. Denn eine eigene Platinen-Bestückung und eine Schreinerei würden dann doch die Kapazitäten des KMU Manger Audio überfordern.