TESTBERICHT
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Publikationsdatum
22. Juli 2022
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Waschechte Aktiv-Wirelesslautsprecher in HiFi- oder gar High-End-Qualität sind erstaunlicherweise immer noch Mangelware. Dies im Gegensatz zu preisgünstigen Modellen, die immer mehr Verbreitung finden. Schaut man sich im oberen Preissegment um, so findet man etwa das Modell Formation Duo von Bowers & Wilkins, die Wireless-Modelle von Piega oder KEF oder dann dezidierte Design-Modelle wie Beosound 2 und Devialet Phantom. Mit dem Modell Cell Alpha lancierte das in Los Angeles beheimatete Unternehmen Syng vergangenes Jahr einen veritablen Kugellautsprecher, der mit durchdachtem Aufbau, innovativer Technik und einnehmenden Rundumklang punktet.

Syng wurde von ehemaligen Apple-Mitarbeitern gegründet. Für das Design des Cell Alpha zeichnet der bekannte ehemalige Apple-Designer Christopher Stringer verantwortlich. Angesichts der Apple-Provenienz verwundert auch es nicht, dass Cell Alpha vorab für das kabellose Musikstreamen mittels Airplay 2 gedacht ist. Die Bedien-App «Syng Space» gibt es derzeit nur für iOS; Android soll jedoch bis Ende des Jahres folgen. Für die Technik und Entwicklung hat Syng renommierte Leute mit an Bord. So etwa den renommierten DSP-Spezialisten Chris Kyriakakis, der bereits die Entwicklung des Raum-Einmesssystems Audyssey mitgestaltete.

Interessanterweise kann man den Cell Alpha als Single-Lautsprecher, im Duo oder auch im Trio (und mehr) einsetzen. Dies mit ganz unterschiedlichen Klangperspektiven. Wir probierten den Cell Alpha in der Solo-Version aus und waren ganz angetan.

Veritabler Kugellautsprecher: Der Cell Alpha beherbergt nicht weniger als acht Treiber sowie aufwändige Digitaltechnik.Veritabler Kugellautsprecher: Der Cell Alpha beherbergt nicht weniger als acht Treiber sowie aufwändige Digitaltechnik.

Kugelform und DSP

Ein Lautsprecher in Kugelform sieht zunächst natürlich sehr schön aus. Richtig interessant wird es allerdings erst, wenn damit eine echte Rundum-Abstrahlung realisiert wird wie beim Cell Alpha. Es handelt sich um ein veritables Wunderwerk an integrierter Technik.

Syng propagiert Cell Alpha als «World's first Triphonic speaker». Tatsächlich beinhaltet er drei Mittelhochton-Einheiten, bestehend aus je einem Koaxialchassis mit integrierter Hochtonkalotte, die über speziell geformte, hornähnliche Schallführungen rundum in drei verschiedene Richtungen in einer definierten Charakteristik (120 Grad) abstrahlen.

Unterstützung erhält dieses Konzept durch zwei 16,5-cm-Tieftöner: Einer strahlt nach oben hin, der andere nach unten hin ab. Um die Kugel auf einem Ständer platzieren zu können, ist im Zentrum des unteren Tieftöners eine Öffnung eingelassen, worin man wahlweise einen kurzen Tisch- oder einen längeren Bodenstandfuss einschrauben kann.

Wunderwerk an hochintegrierter Technik: Der Cell Alpha beherbergt eine Fülle an Zutaten.Wunderwerk an hochintegrierter Technik: Der Cell Alpha beherbergt eine Fülle an Zutaten.

Angetrieben wird das Konzept durch effiziente Verstärker in Class-D-Technik. Syng schweigt sich über die Anzahl der Verstärkerzweige und Ausgangsleistung aus, aber bekanntermassen kann man mit dieser Technologie sehr kompakte aktive Mehrwegesysteme herstellen. Das Ganze wird durch eine aufwändige DSP (Digitale Signalverarbeitung)-Einheit gesteuert. Sie soll das spezielle «Triphonic Audio»-Hörerlebnis erst ermöglichen. Im Cell Alpha integriert sind nämlich drei Mikrofone, über welche die DSP den vorliegenden Hörraum – insbesondere auch den Abstand des Cell Alpha zu den Seitenwänden – akustisch ausmisst.

Die DSP nutzt die Messung unter anderem dazu, den Frequenzgang zu linearisieren und das resultierende Klangfeld zur Mitte des Hörraums hin zu orientieren. Auch werden etwaige Bassresonanzen (wie sie in den meisten Räumen auftreten) entschärft. Beim Einsatz von mehreren Cell Alpha wird deren Arbeitsweise untereinander optimiert, indem die Distanz und der Abstrahlwinkel jedes einzelnen erfasst und berücksichtigt werden.

An der Unterseite findet sich ein USB-C-Eingang, über den man Musik ab PC oder Notebook abspielen kann. Über den Drehring darunter kann man manuell die Lautstärke regulieren oder Play/Pause wählen.An der Unterseite findet sich ein USB-C-Eingang, über den man Musik ab PC oder Notebook abspielen kann. Über den Drehring darunter kann man manuell die Lautstärke regulieren oder Play/Pause wählen.

Airplay 2, Spotify Connect, USB und HDMI

Primär ist Cell Alpha natürlich als Wireless-Lautsprecher konzipiert. Syng setzt bei der kabellosen Wiedergabe auf Airplay 2. Spotify Connect wird ebenfalls unterstützt. Bluetooth wird nur zur Einbindung des Cell Alpha ins Heimnetzwerk angewandt. Die Musikübertragung läuft via WiFi (unterstützt werden 2,4 GHz oder 5 GHz Dual Band); die zeitliche Synchronisierung soll besser als ±5µs sein. Dieser Parameter ist wichtig beim Einsatz mehrerer Cell Alpha im gleichen Raum, da winzige Zeitverzögerungen dem Ohr unweigerlich auffallen. Man kann Cell Alpha auch in unterschiedlichen Räumen platzieren und via Syng Space App individuell mit dem gewünschten Musikprogramm versorgen.

Syng hat aber auch an Leute gedacht, die Musik ab PC oder Notebook abspielen möchten: Dazu findet sich unten an der Kugel ein USB-C-Anschluss. Zudem eignet sich Cell Alpha für die Wiedergabe von TV-Ton: Er ist eARC (Enhanced Audio Return Channel)-kompatibel und kann via HDMI mit dem Fernseher Kontakt aufnehmen. Dazu benötigt man freilich das spezielle «Syng Link»-Kabel (3 m Länge, Preis CHF 79), welches auf der einen Seite einen USB-C-Stecker aufweist. Dafür ist unten an der Kugel neben dem Stromanschluss eine passende Buchse vorhanden. Somit kann das HDMI-USB-C-Kabel (genauso wie das Netzkabel) unter den Sockel und durch das hohle Standrohr geführt werden und fällt im Wohnalltag nicht gross auf.

eARC ermöglicht es, dass sich ein (oder mehrere) Cell-Alpha-Lautsprecher synchron zum TV-Gerät ein-/ausschaltet und den TV-Ton wiedergibt. Sehr schön: Sogar Dolby-Digital-Sound (2.0 oder 5.1) wird unterstützt. Viele HiFi-Komponenten mit eARC akzeptieren ja nur TV-Ton im PCM-Format. Mit Cell-Alpha-Lautsprechern soll man hingegen ein veritables Heimkino-Surroundsystem aufbauen können. Laut Syng funktioniert dies bereits mit zwei Exemplaren. Dolby Atmos oder gar DTS werden jedoch nicht unterstützt.

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